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Kladderadatsch: Humoristisch-satirisches Wochenblatt — 30.1877

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Hefte 31-35, Juli 1877
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aarioirt) Kr. 31.

Berlin, den I.Mi 1877.

XXX. Jahrgang.

Machenlialmder.

Donnerstag, den 5. Juli.

Das ■turne- Srcin'c erbietet sich, ;u billigem
Preise die Ausrüstung der Briefträger mit Zün d-
nadelgewehren zu übernebmeu.

Freitag, den l


Sonnabend, den 7. Juli.

Im Interesse sowohl der Sicherheit des
öffentlichen Verkehrs als im persönlichen der
Briefträger lollen die Poftboten nie anders als
in Bigleitnng einer Compagnie Soldaten
ausgehen.

Kladderadatsch.

ijuimiriflifdj=salLnsches lüocfjcnöfaft

| Mit dieser Nummer beginnt ein neues Abonnement auf den Kladderadatsch mit 2 M. 25 Pf. für In- und Ausland. — Wir bitten

um rechtzeitige Erneuerung des Abonnements, da wir später nicht dafür einstchcn können, die bereits erschienenen Nummern noch vollständig
^ nachzüliefcrn. — Einzelne Nummern, soweit dieselben noch vorräthig, ü 25 Pf. Oie verlagshandUmg. A. ISofniami & Co. in Berlin.

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arum thu' auf, mein Lohn, die schleusen deines
Gehörgangs und öffne den Rasten deines Dirns der
Weisheit, so ich dir verkünde; denn sie ist schwer.
ffi> Denn nichts ist schwerer zu begreifen als die
Dummheit; Dummheit aber ist es, wovon ich dir
reden will: deine Dummheit und meine. Dmn
wir sind dumm, alle Beide, und fasten nicht, was
eines Rindes verstand begreift, und wissen nicht einmal, was
Mafestätsbeleidigung ist.

Denn so Liner legt seine Worte auf die Wage und schilt
den Dreikaiferbund, der gar nicht existirt und ist nirgend
in der Welt zu finden, so ist dieses Mafestätsbeleidigung.
wir aber können es nicht begreifen um unserer Du mm heit willen.

Darum, mein Lohn, so du schauest die blauen Rornblumen
auf dem Leide, sprichst du vielleicht: sie haben keinen Geruch.
Gder so du einen rothen Dummer stehest auf der Tafel und
hast einen ungebildeten Geschmack, sagest du wohl: das ist ein
schlechtes Esten! Gder du trinkest Lmfer Lrähnchcn und denkest
heimlich bei dir: er schmeckt nicht fein —

Gewiß, du hast's nicht bös gemeint, der Andre
aber geht und klagt,; denn Rlagen ist seines Amtes und
Berufs und thuet nichts weiter denn klagen, obwohl er kein
Klageweib ist, sondern genennet wird der Staatsanwalt.

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Und die Lindenstraße ist lang und breit, und stehet darin
das Rammergericht, und sttzcn darinnen fünf Richter, deren
Weisheit ist fast wie die Salomonis, doch nicht größer; denn
Salomo war ein Rönig, und spräche ich, sie sei größer, so
müßte ich fürchten, der Mafestätsbeleidigung geziehen zu
werden.

Die fünf Richter aber werden sprechen: weißt du nicht, daß
deinDerr und Rönig die Rornblumen liebt und den Dummer
gern isset und trinket Lins er Rrähnchcn! So du nun d i e s e D r e i
oder Lines ihrer schmähest, bist du der Masestätsbcleidigung
schuldig und wirst gebüßet um drei Monden deiner Lreiheit.
von Rechts wegen.

Darum, mein Sohn, hüte dich zu schreiben in die Blätter;
dmn du hast noch nicht oder doch zu wenig gegessen vom Baume
der Lrkenntniß,lund obsdu die Worte auch legest auf die Wage,
so bist du dennoch zu dumm, als daß du verstehen solltest das
Lrkenntniß, was Mafestäts-Bcleidigung ist.

Und ob du weiß wärest wie frischer Schnee, so mußt du
dennoch sitzen, bis du schwarz wirst, um unserer Dummheit
willen. Denn du bist dumm, und ich bin dumm, und wir
find es Beide und können nichts begreifen, und — il-y-a dea
juges ä Berlin.

fünft&cratratfcb,
 
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