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pir frniku kr pfiiiglMfitmfiilirt. d

Tie Hinfahrt bereits gibt eine» kleinen Borgcschinack des
zu erwartenden Vergnügens.

§iu Vergnügen eigner Art
Ist doch die Pfingst-Extrafahrt.

Abends geht's gewöhnlich los.

Bahnhof wimmelt, Andrang groß.

Alles stürzt in die Coupes
Mit entsetzlichem Getös'.

Kinder viele, Plätze knapp —

Endlich pfcift's, der Zug geht ad.

O wie sitzt inan eingeprcmst,

Und wie häufig wird gebremst,

Und wie oft hält an der Zug!

Ach, er hat ja Zeit genug.

Eine fürchterliche Nacht
Wird mit Fluchen zugebrackst.

Morgenluft weht schaurig kühl,

AlS es heißt: Wir sind am Ziel.

Tas angenchme Gefühl, nach fchiaftefcr Nacht sich außer
Veite nnd i»i Freien z» befinde», IS in sich nicht leicht

Wunderbar ist die Natur
Morgens gegen sieben Uhr.

Angenehmer liegt es dann
Nur im Belt sich alS im Tann.

Zubclnd wirft man sich inS Gras,

Das vom Than noch tüchtig naß.

O wie wohlig sichs da liegt!

Nestel brennt und Spinne kriecht.

I» Berlin hat man das nicht!

Aincis beißt und Mücke sticht.

Am Ende aber wellen der Magen und die Kehle auch zu
ihrem Rechte kcminc».

Herrlich ist's im grünen Klee,

Wenn ein Wirthshaus in der Näh',
.Köstlich auch im Thymian,

Wenn man kann ein Frühstück Han.

Selbst wo Cactus blühend prunkt.

Zst der Durst ein dunkler Punkt.

Der Vcrgnügnngszügler auch
Lebt nicht nur von Schall nnd Rauch.

Ach, nach Speise lechzt er sehr,

Und der Durst plagt ihn noch mehr.
Zunge klebt am Gaumen, Hais
Zst vertrocknet ebenfalls.

Leider zeigt fich, dag die Stillung des Hungers mit nicht
geringen Schwierigkeiten bcrbnndcn ist.

Ha! Erreicht ist das Local,

Aber da beginnt die Qual.

Andrang groß nnd Vorrath klein,

Kellner gar nicht zu crschrei'n.

Gerne für ein Cotclctt

Gab' ein Königreich, ivcr'S hält',

Für ein Beefsteak deren zwei,
Herzogthümer für ein Ei.

Portefeuilles mit frohem Sinn
Gäbe man um Stullen hin.

TaS nngefiüme Verlangen, den Tnrft zu löschen, unter-
drückt alle Regungen höherer Menfchlichkeit.
Wüthend wie ein wildes Thier
Kämpft der Mensch um dünnes Bier.
Puffend, knuffend fürchterlich
Drängt man um den Ansschank sich,
Nnbarmherzig rücksichtslos,

Schiebt mit Ellcubogcnstoß
Schwiegerväter selbst zur Seit'

Ohne Spur von Menschlichkeit.

.vnü man dann, ohn Unterlaß
Kämpfend, sich erkämpft ein Glas,

Trägt inan's im Triumphe fort,

Wie der Lindivurm einen Hort.

Die Familie mit Hurrah
Grüßt das Bier und den Papa.

Ihn uinringt die zarte Brut:

„Vater, gib was ab! Sei gut!"

Aber er — wie hochgcmei»! —

Trinkt das ganze Glas allein.

Für den Nachmittag, wenn cS anfangt gcniklhlich zu
werden, bereitet die Natur gewöhnlich einen kleinen

O wie gerne mvcht man ruhn,

Unbemerkt ein Schläfchen thuu
Unter einem Schattendach!

Und man legt sich hin, doch ach,

Schwarz aus Westen zieht's herauf,
Donner weckt den Schläfer auf.

Blitze zucken, Sturmwind schnaubt,

Regen klascht auf kahles Haupt.

Fahnen werden cingcwcicht,

Kinder gehn verloren leidit.

Musiker zerstieben blaß,

Gänsebraten werden naß,

Saure Aale schwinimcn fort,
Wehgeschrei tönt hier und dort.
Alles stürzt mit einem Mal,
Deckung suchend, ins Local.

Dort in drangvoll granser Eng'
Staut sich die Vcrgnügnngsmeng'.

Tic Rückfahrt übertrifft die Hinfahrt gewöhnlich neck- um
ein Bedeutendes an Reizen und Annehmlichkeiten.
Endlich als erlösend Wort
Schallt c-s: Ha! wir müssen fort!

Und mit Hast durch Dick und Dünn
Strömt zum Bahnhof alles- hin,

Und mit Tosen nnd mit Schrei'»

Drängt man fich und steigt man ein.

O wie sitzt man eingcprcmst,

Und wie häufig wird gebremst,

Und wie oft hält an der Zug!

Ach, er hat ja Zeit genug.

Welch ein Kneller ivird gepafft,
Uebermenschlich-schauderhaft!

O wie ist die Stimmung flau!

Dieser schiiarcht, der macht Radau,

Und die Zeit will nicht entflieh» -
Endlich, endlich kommt Berlin.

Warum aber auch in die Ferne schweifen, da doch das
Gute so nahe liegt?

Der Familienvater spricht:

Dies noch einmal ihn ich nicht.

Nächstes Jahr für unser Geld
Fahren wir aufS Rieselfeld,

Wo der Kohl zum 'Himmel schießt.

Wie man in der Zeitung liest —
Balsamduft die Lust erfüllt,

Silbcrquell aus Röhren quillt,

Muntrer Nicsellcrckicnchor
Singt dem Magistrat was vor;

Gilten Zoll in der Secund'

Wächst das-Gras in weiter Rund',

Und das Wachsen ist so laut,

Daß beinah dem Menschen graut.

Dort bequem auf grüner Flur
Freuen mir uns der Natur,

Esten im NachniittagSlauf
Mitgebrachte Stullen auf.

Dorthin, Kinder, lasst nnS gehn:

Zn der Heimat ist cs schön.

Ln die Lusstettung für fjifftgc TU"o()unng-sciurid)tungcn.

Alles sehr schön nnd praktisch, aber uns nicht elegant genug. Es fragt
sich, ob sich für dastclbc Geld nicht folgende Gegenstände Herstellen ließen:
Ein Pianino, ein EiSschrauk, ei» Aquarium, ein Blumentisch,
eine Voliere, ei» Faullenzer, etwas Majolika, ei» paar Oeldruck-
bilder, eine Gipsbüste, ein Regulator, ei» Schankelsluhl, ein
Barometer, eine Mausefalle und ein Stiefelknecht.

Man könnte dann auf der Diele schlafen und das Pianino als Tisch
benutzen, wäre übrigens aber elegant und stilvoll eingerichtet, worauf doch
viel Werth zu legen ist. Hochachtungsvoll

August und Luise,
int Begriff zu hcirathcn.

Ter czechischc akademische Lesevercin zu Prag crnannlc den von
Kraszewski zu seinem Ehrenmitgliedc, die Behörde hat jedoch diesen Be-
schluß fofort annullirt.

Die Behörde that recht daran. Es liegt kein Grund vor, den alten
Mann eine doppelte Sstafc erleiden zu lasten.

A. «o geht's! Kaum ist der Verein gegen de» Mißbrauch geistiger
Getränke weg, so sind die Liqiieur-Fabrikanten und Branntweinbrenner da.
8. Aber ehrliche Lcutc sind es.

lk. Sie sagen, daß sic zu dem Mißbrauch-Verein keine Stellung nehmen
können.

A. Ein Branntweinbrenner hat überhaupt nur einen Paragraphen, zu
dein er Stellung nimmt.

Ik. Und der ist?

iffBjj f a u 0 f i rij.

2» den eleganten Räumen der Frau v. .V. war vor wenigen Tagen eine
zahlreiche Gesellschaft versammelt. Man verbrachte de» ganzen Abend in
uci lebendigsten Unterhaltung imo amüsirte sich vortrefflich, ohne daß der
Name der Frau v. Kolemine auch nur einmal genannt worden wäre.
 
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