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SO'd

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Bacillus phosphor escen s-

Der

Äist als Badegast dem feuchten
Reich der ThetiS du genaht,

Hast du wohl am Meeresleuchten
Dich erfteut ain Abend spat.

Zögernd bliebst in schwülen Nächten
Du am Strande lange steh'n,

Dir, indeß die Freunde zechten,

Diesen Vorgang anzuseh'n.

Und sahst du im Sturze der schäumenden Wellen
Aufzucke» am' Ufer den Schimmer, den Hellen,
So riefst du begeistert: „Wie reizend, wie schön!"

Was der Laie als ein prächtig
Schauspiel harmlos froh begafft,
Räthsclhaft und höchst verdächtig
Schien es längst der Wiffenschaft.

Jüngst hat im Studiergcmachc
Sich an'S Mikroskop gesetzt
Ein Gelehrter, und der Sache
Kam er auf den Grund zuletzt.

Es sanken des Schleiers verhüllende Falten:

Was man für ein winziges Thierchen gehalten,
Entpuppt als ein muntrer Bacillus sich jetzt.

Laßt in ein Gefäß uns füllen,
Mcereswaffer stisch »nd rein.

Einen Tropfen mit Bacillen
Spritzt der Forscher jetzt hinein.

Dieses Tröpfchen kann enthalten
Der Bacillen nicht gar viel,

Doch es wird sich gleich entfalten
Der Vermehrung reges Spiel.

Wie schnell beimBacill sichvollziehtdieVermehrung,
Darüber bedarf kaum ein Kind der Belehrung,
Kaninchen erscheinen dagegen steril.

Schließt die Läden, daß das Zimmer
Sei erfüllt von tiefer Nacht.

Seht, o seht, wie schon ein Schimmer
In dem Waffer sich entfacht!

Stärker wird er — die Natur ist
Groß! Du magst vom Zifferblatt
Deutlich lesen, was die Uhr ist,

Bleibt der Schein auch etwas matt.

Nie wird der Bacillus an Leuchtkraft erreiche»
Das Glühlicht, doch darf er beinah' sich vergleichen
Dem GaS, das man brennt in den Straßen derStadt.

Stets umgeben von Bacillen
Ist der Erde schwacher Sohn,

Und er haßt sie, die im Stillen
Allerorten ihn umdroh'n.

Unsichtbar in ihrer Kleinheit
Stellen sie den. Armen nach,

Nach dem Leben voll Gemeinheit
Trachten sie ihm Tag für Tag.

Heil uns, daß man endlich jetzt einen gefunden,
Von dem, wie verläßliche Blätter bekunden,

Der Forscher nichts Schlechtes zu sagen vermag.

Nicht in schattigen Gedärmen
Haust er seinen Brüdern gleich,

Nein, er liebt cs, froh zu schwärmen
In der Salzfluth klarem Reich.

Harmlos auf den feuchten Pfaden
Zieht er seine lichte Spur.

Keinem Menschen will er schaden,

Lust und Freude weckt er nur.

Drum siehst du ihn spielen im nächtlichen Dunkel,
So schaue vergnüglich sein sprühend Gefunkel
Und preise die gütige Mutter Natur!

Zerstreute gedanke».

Seitdem in der französische» Kammer von den Forderungen dc-s
Ministers Bvulanger für die Armee so viele Abstriche gemacht wurden, ist
in Paris die Parole: Ersparniffc.

Bei den Damenhüten haben sic angefangen, die jetzt zu reinen Kopf-
bedeckungen zusammengcschrumpft sind, und haben sich dann auf die Tournüre
geworfen. Diese schwindet zusehends und wird wohl das neue Jahre nicht
erleben. Nun werden auch wieder zur Saison an de» Gesellschasts- »nd Ball-
Toiletten der Damen die Ersparniffc von oben anfangen. Erna Plissä.

Der Kawaß, welcher das Georgskreuz erhalten hat, sollte angewiesen
werden, daffelbe auf dem Rücken zu tragen, damit jeder gleich sehen kann,
wie er dazu gekommen ist. Herold.

Wenn die orientalische Frage durch eine geistreiche Antwort plötz-
lich aus der Welt geschafft werde» könnte, wäre es vielleicht ein großer Ver-
lust für die Geschichte, weil dadurch blutige Kriege verhütet würde», aber
durch die große Vereinfachung ein bedeutender Gewinn sür die Geographie
und hauptsächlich die Kartographie. Kiepert.

Daß Deutschland die Präscnzziffer seines Heeres nach der Zu-
nahme der Bevölkerung regeln will, legen uns einige französische Blälter als
Furcht aus. Wenn Deutschland im Bewußtsein seiner Kraft einmal auf
den Gedanken käme, abzurüsten, würden die Franzosen dies gewiß für ein
Zeichen unserer Verachtung sür sie halten und sofort über uns herfallc».

Wie soll man cs ihnen recht machen? Moltke junior.

Entwöder haben sü in Rußland keune Höchte, oder ös war nur
eun müßlungöner Versuch, daß sü eunen Kaulbarsch ün dön bulgarüschen
Karpfenteuch sötzten. Der bökannte Uechthüologe.

Daß der Circus Krembser ganz von Eisen hergestellt ist, hat doch
auch seine bedenklichen Seiten. Bekanntlich dehnen sich alle Metalle in der
Wärme aus und' ziehen sich in der Kälte zusammen. Nu» ist es ja von
Dortheil für die Kaffe, wenn bei ausverkauftem Hause, nachdem Tausende
zurückgewiesen werden niußten, nach dem erwärmenden ersten Theile der Vor-
stellung der CircuS sich so ausgedehnt hat, daß noch Hunderte Platz finden;
aber entsetzlich wäre es doch, wenn ini überfüllten Circus einmal durch einen
plötzlichen Zug solche Abkühlung einträte, daß die Wände einliesen, und viele
Menschen erdrückt würden. Carus Sternecker.

_Die Zusammensetzung des Reichstags ist so wenig homogen, daß

ein geringfügiger Zusatz von Septennat mit etwas Heeresvorlage im Stande
sein könnte, ihn sofort in seineBestandtheile aufzulösen.k Gestundheilsamt.

Wenn Kfinder nach ihren Eltern schlagen, sind diese meistentheils stolz
darauf. Im?'umgekehrten Falle aber beklagen sich die Kinder regelmäßig
»nd weinen darüber oft bitterlich. sAttavus.

gT- Wenn jemand zwischen eine vorzügliche Marke französischen RothweinS
und einen russischen Caviar prima gualite gestellt wird, so hat er allerdings
zwei Fronten. Denn beide zusammen paffen nicht. Empfehle daher zum
Caviar einen feinen Rheinwein. Vormals Hiller.

ü » z e i g e.

Mit nächstem Jahr fangen meine Vorbereitungscurse wieder an. Die-
selben dauern 3, bei Herren, die schon zwei Mal durch das Assessor-Examen
gefallen sind, nur 2 Jahre. Schnitze,

Vorbereltec für das Cchuljen-Examen.

Dem General Kaulbars denken die russischen Nihilisten' feierlich ihren
Dank dafür auszudrücken, daß er sich in Bulgarien als ein so eifriger Ver-
fechtcr ihrer Principien gezeigt hat. Eine große Ovation für ihn wird vor-
bereitet.

Citfcrnrtfdjer Dcufioers.

Frau Wilhelmiiie bestieg vergnügt den Zug nach demWeste»,
Und nach der Lurlei drauf dampfte sie fröhlich dahin.

Kindergarten sür greise.

Der erste Kindergarten für Greise soll inr nächsten Monat in Berlin
eröffnet werden. Der Zweck ist, alten Herren, die nicht wiffen, was sie
machen sollen, durch ergetzliche BeschäfligungSspiele, wie Stäbchenlegen, Flecht-
arbeiten, Kümmelblättchen, blinde Kuh, Bäumchenvcrwechseln, CognacauS-
rathen und anderes der Art auf angenehme Weise die Zeit zu vertreiben.
Das Institut, an deffen Spitze ein früherer Aufsichtsrath steht, scheint im
hohen Grade empfehlenswerth.

Ütlzeit voran.

Die Freisinnigen sind die Ersten gewesen,
Die wieder unsterblichen Ruhnr sich schufen;

Sie haben, wie in den Berichten zu lesen,
Gleich bei der Eröffnung „hört! hört!" gerufen.

Fürsorge für die Rade».

Es fällt auf. daß in neuerer Zeit die Zahl der Raben stark abgenoinmen
hat. Die Ursache ist offenbar die, daß eS ihnen an geeigneter Nahrung fehlt.
Auf Grund dieser nicht wegzuleugnenden Thatsache hat sich ei» Verein ge-
bildet, welcher auf Wiedireinführnng der Rabensteine hinwirken will. Der-
selbe spricht sich lebhaft gegen die Feuerbestattung aus.
 
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