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Kladderadatsch: Humoristisch-satirisches Wochenblatt — 48.1895

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Hefte 22-26, Juni 1895
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WAZ Briefkasten.


^lmsterdani. (5: ..Ittck- in« s van ,I,m !
,ln^" vom 21. Juni theilt seinen Geiern das Menu
des Hamburger Festniahls mil. (5s lautet:
,,I'rüI>Iiu§S3Nppo.
Vor^eriellt,.
Ltoinlnitd.
Ir,-l>i-i8c1t68 /.xvisoItenAoritllt.
Kummer.
Konlarckon eie."
Also Kummer war auch dabei, und zwar kam
er nach dem „Rehrischen Zwischcngcricht."
Arolsen. k.: Im schönsten Neporlerstil wird
der „Waldeckschen 'Rundschau" vom 10 Juni aus
Marburg über einen Unfall berichtet: „Mil einem
Schnitzmesser an der Stange beschäftig!, war die-
selbe von einem Gestell hernntergefallen und Halle
dem Jungen den rechten Oberschenkel zerschmettert."
Berlin. H.: In dem von der „Post" (Nr. 102)
veröffentlichten Programm für die Feierlichkeiten
zur Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals heißt
es u. a. „8 Uhr Abends. Ballfest in der Marine-
Akademie. Die Damen erscheinen halbhoch ohne
Out." Für die Damen dürste diese Art
des Erscheinens doch mir Schwierigkeiten ver-
bunden sein. — I. k.: Die „Sonntagsbeilage"
Nr. 25 zur „Vossischen Zeitung" bringt einen
Artikel „Hungersnot!) in Nnstland." Darin heißt
es: „Ta man von dem umfassenden Elend durch
die immerhin in den lebten Zeilen gesteigerte
Thäligkcit der Presse mehr erfuhr, da die Verkehrs-
mittel der Hilfsbereitschaft mehr Spielraum boten,
konnte der Altruismus sich bethäügen." Wozu
das greuliche neumodische Fremdwort „Alt-
ruismus"? Es fehlt doch nicht an deutschen
Ausdrücken für das, was gemeint ist.
Braunschwcig. S.: Im letzten Märzhcst der
„Sphinx" begegnen wir einer „Kriegsprophezeinng
für Deutschland." Bei einer im Winter 1882
abgehaltenen spiritisuschen Sitzung offenbarte sich
durch Klopftöne eine Intelligenz, die sich als
Prinz Heinrich. Bruder Friedrichs des
Großen ansgab. Der Geist sagte: „Ter nächste
große Krieg wird beginnen am 18. Juni 1895
durch Kriegserklärung Nußlands im Bunde mil
Frankreich. Auf der andern Seite steht der
Dreibund, verbunden mil der Türkei." Obgleich
dann noch vorausgcsagl wird, daß der Krieg ein
glückliches Ende iür Deutschland nehmen wird, ist
es doch gut, daß Prinz Heinrich sich geirrt hat
und die Kieler Feier nicht gestört worden ist.
Bremen. A. D.: Ein Niese von ganz un-
gewöhnlicher Größe wird in der Person des
Matrosen Fischer von dem Kommando S. M. S.
„Jagd" verfolgt. In dem Signalement (siehe
„Bremer Nachrichten" Nr. 109) wird angegeben:
„Größe 101 Meter 5 Eentimeter." Danach ist
der hierauf folgende Zusatz ..Gestalt groß" eigent-
lich überflüssig.
Eharlottenburg. Zwei Backfische: Wir
glauben nicht, daß Ihnen das noch schaden könnte.
— E. L.: Tie „Vossische Zeitung" vom 25. Juni
spricht in ihrem Leitartikel von dem „Ephcu, der
die Eiche nicht stützt, sondern aussaugt." Das
ist falsch, der Epheu sangt nicht aus, er ist keine
Schmarotzerpflanze. Die „Tante" verwechselt ihn
wahrscheinlich mit der Mistel. — O. H.: Nach
der „National-Zeitung" vom 20. Juni befindet
sich im Berliner Aquarium „eine etwa handlange
und etwa 5 Kilometer breite Alt der Gattung
der Secraupe." Bequemer würde cs für die
Naupe. sein, wenn sie eine Hand breit und
5 Kilometer lang wäre. Sie könnte sich dann
auch wohl leichter zusammenrollen, um im
Aguarium Platz zu haben.
Ehemnitz. P.: Die „Chemnitzer Neuesten
Nachrichten" (Nr. 143) erzählen von einem Herrn,
der Unter den Linden in Berlin dadurch Aufsehen
erregte, daß er „im Knopfloch die Abzeichen eines
höheren Ordens und einen Gummizugstiefel trug."
Es scheint sich um die Einführung einer neuen
Herrenmode zu handeln.
Dessau. A. W: Zu hart.
Dresden. 3t. B.: Aus Potschappel wird
den „Dresdener Neuesten Nachrichten" gemeldet:
„Abermals ertönte gestern Nachmittag im Nachbar-
orte Döhlen dieSteuerglocke." In Döhlen scheint
in Bezug auf Slcucrhebnng eine milde Praxis
zu walten. Wenn vorher durch Glockengcläute
gewarnt wird, kann man doch rechtzeitig noch
die Flucht ergreifen.
Eickel. A. Z.: Der „Eickeler Zeitung" vom
II. Juni wird ans Bocholt gemeldet: „Der
Omnibus von Terborg nach Dinxperlo, welcher

auch die Postsachen befördert, wurde in einer ver-
letzten Nächte von einer Horde sechs betrunkencr
Männer angefallen. Da aber ein handfester
Mann im Wagen saß, so war die Trunkenheit
jener die Ursache, daß sie nicht viel ansrichten
konnten." Selten begegnet man bei Zeitunts-
berichterstattern einer so gewählten Ausdrucks-
Weise.
Falkcusteiu i. Taunus. St.: Dem Pariser
„Figaro" vom 18. Juni wird aus Berlin ge-
schrieben: -Ko IU'i<:h8im/.oi'n<.i-, s,' vanx «lira
I«- .jonriml ol'li<-i,'l. an publirml oetto not,- (die
bekannte Notiz des „Ncichsanzeigers" mit dem
kaiserlichen Schreiben an Herrn von Boetticher
ist vorher mitgetheilt) vwo dirm-lomonl 1e prinee
<1o lii siiinr, lc. l'o n'i'M c-n otl',>l. 1» prämier«'
toi que lo olnmeellier a appliqns ü )l. da
ttoeltielier I'epillleto cko ..Keil,er" (eollant.
xluant, vwtjuoux).- Nun wissen die Leser des
^Figaro", was man inTeutschland unter -i<«-II,.-r"
versteht.
F-riedbcrg in Oberbayern. S.: Mit Dank
abgclehnt.
Glalz. E. Th. M: Den „PctcrSwaldauer
Nachrichten" vom 22 Juni wird ans Berlin
geschrieben: „Großfürst Al er iS von Nußland,
der Vertreter des Nord-Ostsce-Kanals, welcher
vom Kaiser Wilhelm bereits m Potsdam
empfangen worden ist, überbrachte einen Brief des
Kaisers Nikolaus." Wie in aller Welt kommt
der Großfürst Al er iS zu dem Titel „Vertreter
des Nord-Ostsee-.kanals"?
Göppingen. F S: In Mar von We ißen-
thurns Noman „Goldene Kelten" (s. „Göppmgcr
Wochcnblatl" vom 21. Juni) lesen wir: „Aber
mein Gott, Sie selbst waren es doch, der mir
den Freiherr» von Eandia volstellre!" gab
Olympia unbesonnen alle ihre Karten aus der
Hand" — ferner: „Gewiß that ich das", kops-
nickle er" — und: „Das trenne ich von einem
Mädchen äußerste vernünftig gesprochen!" tauschte
er dabei einen festen.Blick mtt ihr." Wie kann
man sich eine so fürchterliche Schreibweise an-
gewöhnen!
Göttingen. M. G.: In dem Bericht über
die Ankunft des Kaisers in Hamburg schreibt der
„Göttinger Anzeiger" vom 20. Juni: „Im
nächsten Wagen saßen der Kronprinz und Prinz
Eiiel Friedrich: ein dritter Wagen brachte die
Prinzen Adalbert und August Wilhelm von
Preußen, die Admirale und das Gefolge." Der
dritte Wagen scheint ein großer Omnibus ge-
wesen zu sein.
Grosz - Wartenberg. N. N.: In einem
Artikel über die Kieler Feier sagt der „Groß-
WartenbergcrStadt- undkrcisbole" vom 19.Iuni:
„Keine verderbenbringenden Geschosse, sondern
fröhlicvcr Sulat entflieht dem ehernen Munde
der Geschütze." Sott natürlich „Salat" heißen.
Hamburg. V.: Der „Hamburgischc Corre-
spondenl" (Nr. 429) erhält aus Westpreußen die
Mittheilung: „Im Torfbruch zwischen Gorrenschin
und Ostritz ist ein 71 m langer Schädel des Ur-
rindes mit daransitzenden mächtigen Hornzapfen
ausgesunden." Das Ilrrind muß, nach der Länge
des Schädels zu urthcilen, ein recht stattliches
Thier gewesen sein.
Heidelberg. E. W.: Von einem jungen
Mann, der in Kopenhagen durch Selbstmord
endete, sagt der „Neue General-Anzeiger für
Heidelberg und Umgegend" (Nr. 113): „Seme
Verhältnisse waren gut, er war nicht verlobt."
Ist denn das Vcrlobtsein ein Grund zum Selbst-
mord?
Helmstedt. O.: Das „Helmstedter Kreis-
blalt" vom 25. Juni berichtet: „Die feierliche
Einweihung des neuen Ncichstagsgebäudeö in
Leipzig findet voraussichtlich am 20. Oktober in
Gegenwart des Kaisers und der sämmtlichcn
deutschen Bundesfürsten statt." Die Nachricht
kommt überraschend. Soll nun der Neichstag
ganz nach Leipzig verlegt werden oder umschichtig
in Leipzig und in Berlin tagen?
Hornburg. Leser und Verehrer: In
dem uns zugesandten Verzeichnis; der „Speisen
und Getränke" zum Schützenfest „Hornburg"
ist zu lesen: „Filcet mit Champions" Abgesehen
von dem Filect, das ein e zu viel hat. ist es ein
wahres Vergnügen, einmal Champions für
Champignons gedruckt zu sehen. Es findet sonst
immer das Umgekehrte statt.
Karlsruhe. F. N.: Die „Badische Presse"
(Nr. 143) meldet aus Aachen: „'Wie verlautet,

wird Geb. Sanilälsraih l)r. Kribben von seinem
Amte als PolizettArzr zurückgctrcten." Das
scheint keine leichte Arbeit zu sein.
München. Paludia: Von einem armen
Dienstmädchen erzählt der „General-Anzeiger der
Stadt Frankfurt a. M." (Nr. 142): „In Folge
der schweren Last, die das Dienstmädchen längere
Zeit an mehreren Fingern Zit tragen hatte, wurde
demselben der kleine Finger ausgerissen und mußte
schwer verletzt sogleich nach dem Vorfall in das
Heiliggeisthowital befördert werden " Hoffentlich
wurde das Dienstmädchen mit dem Finger mit-
besördert.
Oldenburg. N.: Tie „OldcnburgischeVolks-
zettnng" vom 20. Juni schreibt: „Bekannt ist,
daß im Jahre 1020 auch Wallenstein als „General
der ganzen kaiserlichen Schiffsamanda zu Meer,
wie auch des ozeanischen und baltischen Meeres
General, eine Verbindung zwischen 'Nordsee und
Ostsee plante." Von der „Schiffsamanda" möchten
wir gern noch etwas mehr erfahren.
Potsdam. N.: Folgende Neuheiten sind
uns zugegangen: „Die nationale Einigung
der Deutschen und die Entwickelung des
NcicheS Festschrift zur 25jährigen Jubelfeier
des ncuerstandencn Deutschen Reiches. Von
I),-. Otto Henne am Nhyn." Hannover, Ver-
lag von Carl Meyer (Gustav Prior). —
„Die Huldigungsfahrt der deutschen
Studenten zum Fürsten Bismarck am
l. April 1895. Herausgcgcben vom Ausschuß
der deutschen Studentenschaft" Berlin, Verlag
von Julius Becker. — „Wolfgang Müller
von königSwinler. Sein Leben und die
Bedeutung seiner Werke für das deutsche Volk.
Von 1)r. .sur. I. Jonstey." Kölner Verlags-
anstall und Druckerei, A.-G. — „Umlaujts
Werke. Gesammelt. herauSgegcben und mil
Anmerkungen versehen von einem Verehrer des
Dichters." Verlag von Adolf Lemme in
Eberswalde. Umlauft ist ein noch lange nicht
genug bekannter Meister der Dichtkunst, ein
Geistesverwandter der berühmten Friederike
Kcmpner.-
Pösneck. K.: Das „Pößnecker Tageblatt"
vom 12. Juni enthält folgendes Inserat: „Der
schwarze Regenschirm, welcher am 4. Feiertage
im Hotel „Preußischer Hof" in Krölpa entwendet
worden ist, und der Dieb ermittelt, wird ersucht,
solchen innerhalb 3 Tagen im „Preußischen Hof"
abzugcben, widrigen Falls gerichtliche Strafe
nicht ausbleibt. Der Eigenthümer." Anscheinend
wird der 'Regenschirm ersucht, den Dieb abzugeben.
Wenn er's nur thut!
Schleswig. N. D.: Die „Schleswiger Nach-
richten" (Nr. 142- lassen sich aus Kiel schreiben:
„Später sah man den Kaiser auf einem von
schmucken Matrosen pfeilschnell geruderten Boote
dem stattlichen Panzer „Kurfürst Friedrich
Wilhelm" znrollcn." Man müßte doch auch iu
Schleswig wissen,' daß die Boote unserer Marine
nicht auf Nädern laufen.
Schönebeck. E. L.: Nach der „Magde-
burgischen Zeitung" (Nr. 313) hat die Maschinen-
und Armaturenfabrik vorm. C. Louis
Strube zu Magdeburg-Buckan ihren „Ge-
schäftsbericht für 1794-95" herauSgegeben. Das
hätte wohl etwas früher geschehen können.
Spiekeroog. T.: Sehr hübsch wird in dem
Kieler Festbcricht der „Täglichen Nundschau" vom
23. Juni gesagt: „In die Klänge der Märsche
spielenden Musikkapellen mischten sich die viel-
tausendköpfigen donnernden Hurrahs der An-
wesenden."
Westcregeln. I. M.: Der „Schaumburg-
Lippische Kriegerverdand" hat in Altenhagen
seinen 13. ordentlichen Verbandskriegertag ab-
gehalten. lieber das Festessen wird in Nr. 142
der ..Schaumburg - Lipptschen Landes - Zeitung"
berichtet: „Das gemeinsame Mahl bot eine Fülle
vortrefflich mundender Speisen, denen vorzügliche
Weine ebenbürtig zur Seite standen. Es wurde
gewürzt durch ernste und traurige Reden und
Vorträge der GesangSabtheilungen des Alten-
hagencr und Steinhuder Kriegervcreins." Es
zeugt von dem gesunden Appetit der alten Krieger,
daß sie sich trotzdem die Speisen vortrefflich haben
munden lassen.
Btl der großen Menge der an uns gcrichleren Znsendniigc!-.
ist die Beinilwonniig einer jeden nnS ebenso uninögliw
die Ansbewahrnng der nn» nnverlangl zugel,enden Mannscnvle.
Wicsscndnnti der letzteren erfolg: nur. wenn der Sendung oae
ersorder.iche Pono in Briefniarlen beigesngr ist.
 
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