widmet dem verstorbenen Fürsten Heinrich XXH.
von Neuß ä. L. einen wahren Panegyrikus und
rühmt seine Neichstreue, „an der nur der
„Kladderadatsch" zweifeln konnte". Nun. seine
Neichstreue bestand darin, das; er das deutsche
Reich und dessen Gründer zum Kuckuck wünschte.
Den schwarzen Adlerordcn hatte er allerdings
bekommen, aber was bekommt den nicht? Sonst
war er ja harmlos.
. - Freden. H.: Die „Fredener Zeitung" (Nr. 44)
schreibt: „Einem Telegramm aus London zu
Folge wird officicll angekündigt, das; König
Eduard, der sich an Bord der Dachten
„Victoria' und „Albert" ans einer Kreuz-
fahrt besindet, beute .Nachmittag wieder in
London eingelroffen ist." König Eduard ist
wohl für eine Dacht zu dick und zu schwer ge-
worden und muß deshalb auf den beiden Fahr-
zeugen stehen wie ein Kunstreiter auf zwei
Pferden. Das ist aber doch für den Dicken
gewiß eiiw recht anstrengende Lkreuzfahrt ge-
wesen.
Geltungen. L.: Die „Berliner Abendpost"
(Nr. 87) meldet aus London: „Für gestern war
eine Cabinetssitzung angcsaut, über deren Ver-
lauf jedoch nähere Nachrichten noch nicht vor-
liegen." Auch in einer Correspondenz. die über
Vorgänge in England berichtet, sollte man Aus-
drücke wie „angcsaut" vermeiden.
Gießen. G.: Sehr hübsch heißt es in einer
Besprechung von Ibsens „Nosmersholm"
km welchem Blatt, ist aus dem übersandten
Ausschnitt nicht zu ersehen): „Deutlich sehen
wir, daß seine (Sud er man ns) kranke Beate
eine Tochter der kinderlosen kranken Beate
Ibsens ist."
Güttingen. H. H.: In der „Göttinger
Zeitung" vom 9. April wird von dem steck-
brieflich verfolgten Studiosus und Leutnant a.D.
v. d. Decken gesagt: ,.v. d. Decken, der sich
angeblich verborgen hält, ist am 8. April 867
zu Ningelheim im Kreise Goslar geboren". Es
ist sehr zu bedauern, daß ein Student im
mindestens 2030sten Semester, der noch dazu
Leutnant a. D. ist, sich etwas zu Schulden
kommen läßt, das zu seiner steckbrieflichen Ver-
folgung Anlaß gibt.
Guben. K.: In der „Gubencr Zeitung"
(Nr. 84) wird angezcigt: „Ein schwarzer Dachs-
hund, Gubener Hundemarke, ist mir auf der
Brieskower Feldmark entlaufen. Finder wird
um Mittheilung gebeten, um den Hund gegen
Finderlohn und Erstattung von Unkosten abzu-
holen. Neichelt,Negierungsbaumeister,Guben."
Herr Neichelt- scheint doch schon wieder im
Besitz deS Hundes zu sein, wenn der. Finder
das Thier bei ihm abholen kann.
Hagenbach. H.: Die „Pfälzische Presse"
(Nr. 105) macht ihren Lesern klar, worüber die
Schweiz in eine Differenz mit Italien gerathen
ist. und sagt dann allerliebst: ..Das ist das
punkium Italiens der Streitfrage."
Hamburg. Ein Kasselancr: In den
„Meteorologischen Beobachtungen" des „Ham-
burgischen Eorrespondenten" (Nr. 174) ist unter
„Wind und Wetter" für Kassel vermerkt: ,.O,
schwach, halbbedeckt. See leicht bewegt." Unter
„See" wird entweder der sog. „Lac" auf Wil-
helmshöhe oder das „Bassin" in der Karlsaue
zu verstehen sein.
Hannover. B.: In den „Hannoverschen
TageS-Nachrichten" (Nr. 159) liest man: „Nesi-
denz-Theater. Die gestrige Aufführung der
„Räuber" stand unter einem günstigen Stern.
Der „Franz" ist eine erstklassige Paraderolle
deö Herrn Kainz und weicht ab von allen
anderen Darstellungen dieses Scheusals." ES
schwärint ja nicht jeder für Herrn Kainz, wenn
man ihn aber ein Scheusal nennt, so ist das
doch wohl ein bischen zu stark.
Köln. E. M.: In der „Kölner Zeitung"
macht der Vorstand des Krankenkassenverbandes
für den Aussichtsbezirk Stadt Köln bekannt:
„Der Vorstand des Kölner Apotheker-Vereins
hat bei Unterzeichnetem Vorstand Klage darüber
geführt, daß Seitens derKrankcnkassenärzte immer
noch Neceptblätter benutzt werden, die einen Hin-
weis auf bestimmte Apotheken bezw. Drogucrieen
als Lieferanten enthalten. Da die Benutzung
solcher Neceptblätter dem mit dem Kölner Apo-
theker-Verein abgeschlossenen Vertrage wider-
spricht, werden die Herren Krankenkassenärztc
ersucht, die etwa noch vorhandenen Herren
Neceptblätter, welche den oben erwähnten Ver-
merk tragen, weiterhin nicht mehr zu benutzen."
„Die.Herren Neceptblätter" ist entschieden zu
weit getriebene Höflichkeit.
Leipzig. B.: In L6on de TinseauS von
Hedwig Jahn übersetztem Roman „Soll man
lieben?" (s. Leipziger Neueste Nachrichten" vom
8. April) ist zu lesen: „Nun! nun!" machte sie
(die schöne Gräfin), indem sie die Schultern in
die Höhe zog. die nur durch ein schmales Band
am Kleide festgehalten wurden " Solche schmalen
Bänder sind bedenklich. Immerhin ist es besser,
die Schultern fallen herunter, als daß es daS
Kleid thut.
Lennep. H. 5: Im „Lenneper Tageblatt"
vom 24. März macht die Wegepolizei von Nen-
hückeswagen bekannt: „AuS Anlaß der Wetter-
führung der durch das Feldbachthal gebauten
Wege nach der Provinzialstraße bei der Krä-
winklcrbrücke wird der jetzt von Kräwinklerbrücke
nach Felbeckerhammer führende Kommunalweg
UI. Klasse unentbehrlich und soll aufgehoben
werden." In diesem Erlaß macht sich die Nähe
von Krawinkel nur zu sehr bemerkbar.
London. H. W.: Die Wetterwarte der
„Kölnischen Zeitung" vom 8. April meldet:
„In der Straße von Calais herrscht Ostwind
bei nördlichen Winden und unruhiger See."
Es ist begreiflich, daß die See nicht ruhig bleibt,
wenn verschiedene Winde zu gleicher Zeit wehen.
Ludwigshasen. L.: In dem Bericht über
die Einweihung des neuen Vörsengebäudes in
Mannheim schreibt der Mannheimer „General-
Anzeiger" vom 6. April: „Nach der Rede des
Herrn Geh. Commerzieiiraths.Diffens wurden
durch zwei reizende blondgelockte Mädchen, die
Töchter des ausgezeichneten WirtheS Herrn
Heilige ndorf, Veilchensträußchen in der
badischen Landesfarbe herumgereicht." ES muß
gar nicht so leicht gewesen sein, Veilchen in den
badischen Landesfarben zu züchten.
Magdeburg. D.: In Victor v. NheinS-
bergs Roman „Die Hofdame" (s. „Magde-
burgische Zeitung" vom 10. April) ist zu lesen:
„Es ist ein grauer, frostiger Decembertag. aber
noch liegt kein Schnee auf den Feldern. Weißer
Nebel kriecht an den Schneefeldern herum." Es
ist gauz unglaublich, wie vergeßlich die Noman-
schreiber sind.
Malnz. C. G.: Mit Dank abgelehnt.
Metz. A. H.: Die „Metzer Zeitung" vom
18. April enthält folgendes Inserat: „Ver-
liebt UI Zwei junge, chice Damen, Aus-
länderinnen. wünschen Herren - Bekanntschaften.
Briefe unter „Darling 5480" an die Ausgabe-
stelle bis Mittwoch." „Chice" klingt nicht ganz
gut, wird aber auch in der Fleischivaaren-
handlung der Tante Voß als empfehlendes
Beiwort gebraucht.
Mülhausen. S.: Ueber ein Experiment, das
man in dein Pariser AntialkoholiSmns-Verein
»ba pr05p6rii6" angestellt hat, wird Ihrem
„Expreß" (Nr. 61) geschrieben: „Man hatte zu
Anfang der Sitzung mehreren Meerschweinchen
je zwec Cubikmetcr Malaga, bezw. reinen Sprit,
bezw. Absinth u. s. w. und einem dieselbe
Qualität „reines" Wasser aus einem dem Ver-
sammlungslokale gegenüberliegenden Spring-
brunnen eingespritzt". Wenn weiter berichtet
wird, die mit den Spirituosen behandelten
Meerschweinchen seien nach einiger Zeit noch
sehr munter gewesen, das mit Wasser gefüllte
dagegen habe regungslos am Boden gelegen,
so ist das purer Schwindel. Die Thierchen
müssen doch sämmtlich während des sinnlosen
Einsvritzens geplatzt sein.
München. I.: Hübsch heißt es in Heinrich
Lees Roman „Ein Pistolenschuß"
(s. „Münchner Neueste Nachrichten" vom
14. April): „Ihre Aufregung, nämlich die noch
nicht verrauchte Aufregung über die nichts-
würdige Insinuation des Kreisphysikns von
vorhin — rang nach einem Ventil, nach Lust."
Hoffentlich hat sie Luft bekommen.
Nienburg. H. H.: In der „Harke" vom
15. April findet sich eine Bekanntmachung deS
Nienburger Magistrats, in der auf die Gefähr-
lichkeit von Natteuteichen aufmerksam gemacht
und ermahnt wird, dafür zu sorgen, „daß
Menschen, Hunde und andere Hauslhicre nicht
mit denselben in Berührung kommen". Ein
armer Hund ist ja auch der Mensch, zu den
Hanöthieren aber zählt inan ihn doch gewöhnlich
nicht.
Oggersheim. X. D. Z.: In der Stadtraths-
sitzung zu Oggersheim stand die Wahl einer
katholischen Schulverweserin auf der Tages-
ordnung. Da geschah eS, daß im Stadtrath
nicht die Bestbenotete, sondern die Schlechtest-
benotere zur Wahl empfohlen und auch gewählt
wurde mit der Motivirung: „Die Schlechten
bleiben hier, und die Guten gehen wieder fort".
DaS läßt sich ja schon hören, im Hintergründe
aber stand wohl noch die Erwägung: Die
Schlechtesten find am billigsten.
Osterholz. M.: Im „Kreisblatt für den
Kreis Osterholz" (Nr. 41) liest man: „Scharm-
b eck, 7. April. „In der Generalversammlung
des Kriegervereins wurde nichts verhandelt und
beschlossen. Die Tagesordnung lautete: „An-
meldung neuer Kameraden und Verschiedenes".
Es waren keine Kameraden angemeldet und
unter „Verschiedenes" war nichts zu berichten."
Möchte sich doch unser Reichstag diese Körper-
schaft zum Vorbild nehmen!
. Pforzheim. R.: Im „General-Anzeiger für
Pforzheim und Umgebung" (?kr. 85) liest man:
„Ein jugendlicher Astronom. Aus Peters-
burg wird geschrieben: Andrei Vorissjak,
Quintaner des fünften Gymnasiums in Kiew,
hat, einen neuen Stern in Persien entdeckt.
Kaiser Nikolaus hat ihm dafür ein Fernrohr
geschenkt, das dem Schüler vom Leiter der
Anstalt vor versammeltem Volke feierlichst über-
reicht wurde." Ein Quintaner braucht ja noch
nicht zu wissen, daß Persien keine besonderen
Sterne hat, aber den erwachsenen Russen müßte
das doch bekannt sein.
Pleß. C. W.: Ganz nett, kommt aber zu
spät.
Sao Paulo (Brasilien). B. H.: Ihre
„Deutsche Zeitung" vom 18. März meldet:
„Petersburg. Ekngetroffen sind an 500 Per-
sonen. die letzthin ans Island verhaftet wurden,
wo sie der Nujsifieirnng in angeblich tumultuoser
Weise entgegenarbeitetcn. Sie sollen als warnen-
des Veisviel nach Sibirien verschickt werden."
Was für ein geographisches Wirrwarr gibt sich
in dieser Notiz kundl
Schwerin i. M. Paulus: Die „Marlowcr
Nachrichten" vom 10. April melden: „Sülze.
Heute, als am Geburtstag seiner Königlichen
Hoheit des Großherzogs, wurde auf dem
hiesigen Amtsgericht ein Prnfungstermin über
angemeldete Forderungen im Concursverfahren
über das Vermögen des weil. Gutsbesitzers
Grapen gieß er zu Kucksdorf abgehalten." Eine
merkwürdige, aber echt mecklenburgische Art, den
Geburtstag deS Landesherrn zu feiern. Es
handelt sich dabei um einen altehrwürdigcn
Brauch aus der Zeit Pribislaws des Ge-
müthlichen.
Serkowitz. vr. O.: Die „Chemiker-Zeiiuug"
(Nr. 10) sagt von dem branntwcinartigen
chinesischen Naiionalgetränk Chanschin, das
aus Sorghum, Reis oder Gerste hergestellt wird:
„Die Wirkung deö Getränks ist eine eigenthüm-
liche, sie ist Zweimal berauschend, denn nach dem
Genuß größerer Mengen stellt sich Trunkenheit
ein, der nach längerer Zeit ein heftiger Dursi
folgt. Wird dieser durch Trinken von Wasser
befriedigt, so tritt eine ziveite Trunkenheit als
Nachwirkung ein". Herr stuck. Biermörder,
dem wir aus Ihren Wunsch den Artikel vor-
gelegt haben, intcressirt sich sehr für diesen
Doppelransch und möchte das Getränk gern
selbst einmal probiren. Nur die Einschiebung
deS Wassers gefällt ihm nicht, er meint aber,
und darin hat er wohl Recht, ein gutes echtes
Bier werde dasselbe leisten.
SLerkrade. A. V.: Der „Sterkrader Zeitung"
vom 10. April wird aus Mülheim a. d. Ruhr
berichtet: „Der König hat dem Schlosserlehrling
Joseph Müh lens Hierselbst, der am 17. Juni
v. I. den Arbeiter Wilh. Vungard unter-
eigener Lebensgefahr vom Tode des Ertrinkens
rettete, eine Belobigung zu Theil werden und
ihm mittheilen lassen, mit dem vollendeten
18. Lebensjahre werde ihm das Verdienstehren-
zeichen für Rettung ans Trunksucht verliehen
werden." Vorausgesetzt ist doch wohl, daß
Joseph MühlcuS bis zu diesem Termin eineu
trunksüchtigen Menschen zur Mäßigkeit bekehrt.
Stuttgart. A. E.: Mit Dank abgelehut.
Wiesbaden. V.: Nach dem „Wicsbadener
Tagblatt" (Nr. 171) ist am 13. April im Kgl.
Schauspielbause in der Vorstellung der „Meister-
singer" auch Walther von der Vogel-
weide ausgetreten. Er ist wohl der Meinung
gewesen, der „Tauhäuser" würde gegeben,
und hat dann, da er einmal im Theater war.
mitgejungen.
Bei der groben Menge der an inrS gerichteten Zusendungen
ist die Beantwortung emcr jeden uns ebenso unmöglich, wie die
Tlnsbcwahrung der uns unverlangt zugehenden Manuskripte.
Rücksendung der letzteren erfolg: nur, wenn der Sendung
dar erforderliche Porto in Briefmarken beigefüa! ist.
NedactlonSschluß: 24. April 1902.
- Die Redaction deS Kladderadatsch
Verantw. ReLseL r I.Trojan. — Vrrams. fürdenArqttgenth.rL. v. WallgorSki. — Berl. von L. Hofmann L.Lomp., Zimmers». 8. — Druck von Hempel L To. E.M-b.H. — ELmmtlich ln Berlin.
von Neuß ä. L. einen wahren Panegyrikus und
rühmt seine Neichstreue, „an der nur der
„Kladderadatsch" zweifeln konnte". Nun. seine
Neichstreue bestand darin, das; er das deutsche
Reich und dessen Gründer zum Kuckuck wünschte.
Den schwarzen Adlerordcn hatte er allerdings
bekommen, aber was bekommt den nicht? Sonst
war er ja harmlos.
. - Freden. H.: Die „Fredener Zeitung" (Nr. 44)
schreibt: „Einem Telegramm aus London zu
Folge wird officicll angekündigt, das; König
Eduard, der sich an Bord der Dachten
„Victoria' und „Albert" ans einer Kreuz-
fahrt besindet, beute .Nachmittag wieder in
London eingelroffen ist." König Eduard ist
wohl für eine Dacht zu dick und zu schwer ge-
worden und muß deshalb auf den beiden Fahr-
zeugen stehen wie ein Kunstreiter auf zwei
Pferden. Das ist aber doch für den Dicken
gewiß eiiw recht anstrengende Lkreuzfahrt ge-
wesen.
Geltungen. L.: Die „Berliner Abendpost"
(Nr. 87) meldet aus London: „Für gestern war
eine Cabinetssitzung angcsaut, über deren Ver-
lauf jedoch nähere Nachrichten noch nicht vor-
liegen." Auch in einer Correspondenz. die über
Vorgänge in England berichtet, sollte man Aus-
drücke wie „angcsaut" vermeiden.
Gießen. G.: Sehr hübsch heißt es in einer
Besprechung von Ibsens „Nosmersholm"
km welchem Blatt, ist aus dem übersandten
Ausschnitt nicht zu ersehen): „Deutlich sehen
wir, daß seine (Sud er man ns) kranke Beate
eine Tochter der kinderlosen kranken Beate
Ibsens ist."
Güttingen. H. H.: In der „Göttinger
Zeitung" vom 9. April wird von dem steck-
brieflich verfolgten Studiosus und Leutnant a.D.
v. d. Decken gesagt: ,.v. d. Decken, der sich
angeblich verborgen hält, ist am 8. April 867
zu Ningelheim im Kreise Goslar geboren". Es
ist sehr zu bedauern, daß ein Student im
mindestens 2030sten Semester, der noch dazu
Leutnant a. D. ist, sich etwas zu Schulden
kommen läßt, das zu seiner steckbrieflichen Ver-
folgung Anlaß gibt.
Guben. K.: In der „Gubencr Zeitung"
(Nr. 84) wird angezcigt: „Ein schwarzer Dachs-
hund, Gubener Hundemarke, ist mir auf der
Brieskower Feldmark entlaufen. Finder wird
um Mittheilung gebeten, um den Hund gegen
Finderlohn und Erstattung von Unkosten abzu-
holen. Neichelt,Negierungsbaumeister,Guben."
Herr Neichelt- scheint doch schon wieder im
Besitz deS Hundes zu sein, wenn der. Finder
das Thier bei ihm abholen kann.
Hagenbach. H.: Die „Pfälzische Presse"
(Nr. 105) macht ihren Lesern klar, worüber die
Schweiz in eine Differenz mit Italien gerathen
ist. und sagt dann allerliebst: ..Das ist das
punkium Italiens der Streitfrage."
Hamburg. Ein Kasselancr: In den
„Meteorologischen Beobachtungen" des „Ham-
burgischen Eorrespondenten" (Nr. 174) ist unter
„Wind und Wetter" für Kassel vermerkt: ,.O,
schwach, halbbedeckt. See leicht bewegt." Unter
„See" wird entweder der sog. „Lac" auf Wil-
helmshöhe oder das „Bassin" in der Karlsaue
zu verstehen sein.
Hannover. B.: In den „Hannoverschen
TageS-Nachrichten" (Nr. 159) liest man: „Nesi-
denz-Theater. Die gestrige Aufführung der
„Räuber" stand unter einem günstigen Stern.
Der „Franz" ist eine erstklassige Paraderolle
deö Herrn Kainz und weicht ab von allen
anderen Darstellungen dieses Scheusals." ES
schwärint ja nicht jeder für Herrn Kainz, wenn
man ihn aber ein Scheusal nennt, so ist das
doch wohl ein bischen zu stark.
Köln. E. M.: In der „Kölner Zeitung"
macht der Vorstand des Krankenkassenverbandes
für den Aussichtsbezirk Stadt Köln bekannt:
„Der Vorstand des Kölner Apotheker-Vereins
hat bei Unterzeichnetem Vorstand Klage darüber
geführt, daß Seitens derKrankcnkassenärzte immer
noch Neceptblätter benutzt werden, die einen Hin-
weis auf bestimmte Apotheken bezw. Drogucrieen
als Lieferanten enthalten. Da die Benutzung
solcher Neceptblätter dem mit dem Kölner Apo-
theker-Verein abgeschlossenen Vertrage wider-
spricht, werden die Herren Krankenkassenärztc
ersucht, die etwa noch vorhandenen Herren
Neceptblätter, welche den oben erwähnten Ver-
merk tragen, weiterhin nicht mehr zu benutzen."
„Die.Herren Neceptblätter" ist entschieden zu
weit getriebene Höflichkeit.
Leipzig. B.: In L6on de TinseauS von
Hedwig Jahn übersetztem Roman „Soll man
lieben?" (s. Leipziger Neueste Nachrichten" vom
8. April) ist zu lesen: „Nun! nun!" machte sie
(die schöne Gräfin), indem sie die Schultern in
die Höhe zog. die nur durch ein schmales Band
am Kleide festgehalten wurden " Solche schmalen
Bänder sind bedenklich. Immerhin ist es besser,
die Schultern fallen herunter, als daß es daS
Kleid thut.
Lennep. H. 5: Im „Lenneper Tageblatt"
vom 24. März macht die Wegepolizei von Nen-
hückeswagen bekannt: „AuS Anlaß der Wetter-
führung der durch das Feldbachthal gebauten
Wege nach der Provinzialstraße bei der Krä-
winklcrbrücke wird der jetzt von Kräwinklerbrücke
nach Felbeckerhammer führende Kommunalweg
UI. Klasse unentbehrlich und soll aufgehoben
werden." In diesem Erlaß macht sich die Nähe
von Krawinkel nur zu sehr bemerkbar.
London. H. W.: Die Wetterwarte der
„Kölnischen Zeitung" vom 8. April meldet:
„In der Straße von Calais herrscht Ostwind
bei nördlichen Winden und unruhiger See."
Es ist begreiflich, daß die See nicht ruhig bleibt,
wenn verschiedene Winde zu gleicher Zeit wehen.
Ludwigshasen. L.: In dem Bericht über
die Einweihung des neuen Vörsengebäudes in
Mannheim schreibt der Mannheimer „General-
Anzeiger" vom 6. April: „Nach der Rede des
Herrn Geh. Commerzieiiraths.Diffens wurden
durch zwei reizende blondgelockte Mädchen, die
Töchter des ausgezeichneten WirtheS Herrn
Heilige ndorf, Veilchensträußchen in der
badischen Landesfarbe herumgereicht." ES muß
gar nicht so leicht gewesen sein, Veilchen in den
badischen Landesfarben zu züchten.
Magdeburg. D.: In Victor v. NheinS-
bergs Roman „Die Hofdame" (s. „Magde-
burgische Zeitung" vom 10. April) ist zu lesen:
„Es ist ein grauer, frostiger Decembertag. aber
noch liegt kein Schnee auf den Feldern. Weißer
Nebel kriecht an den Schneefeldern herum." Es
ist gauz unglaublich, wie vergeßlich die Noman-
schreiber sind.
Malnz. C. G.: Mit Dank abgelehnt.
Metz. A. H.: Die „Metzer Zeitung" vom
18. April enthält folgendes Inserat: „Ver-
liebt UI Zwei junge, chice Damen, Aus-
länderinnen. wünschen Herren - Bekanntschaften.
Briefe unter „Darling 5480" an die Ausgabe-
stelle bis Mittwoch." „Chice" klingt nicht ganz
gut, wird aber auch in der Fleischivaaren-
handlung der Tante Voß als empfehlendes
Beiwort gebraucht.
Mülhausen. S.: Ueber ein Experiment, das
man in dein Pariser AntialkoholiSmns-Verein
»ba pr05p6rii6" angestellt hat, wird Ihrem
„Expreß" (Nr. 61) geschrieben: „Man hatte zu
Anfang der Sitzung mehreren Meerschweinchen
je zwec Cubikmetcr Malaga, bezw. reinen Sprit,
bezw. Absinth u. s. w. und einem dieselbe
Qualität „reines" Wasser aus einem dem Ver-
sammlungslokale gegenüberliegenden Spring-
brunnen eingespritzt". Wenn weiter berichtet
wird, die mit den Spirituosen behandelten
Meerschweinchen seien nach einiger Zeit noch
sehr munter gewesen, das mit Wasser gefüllte
dagegen habe regungslos am Boden gelegen,
so ist das purer Schwindel. Die Thierchen
müssen doch sämmtlich während des sinnlosen
Einsvritzens geplatzt sein.
München. I.: Hübsch heißt es in Heinrich
Lees Roman „Ein Pistolenschuß"
(s. „Münchner Neueste Nachrichten" vom
14. April): „Ihre Aufregung, nämlich die noch
nicht verrauchte Aufregung über die nichts-
würdige Insinuation des Kreisphysikns von
vorhin — rang nach einem Ventil, nach Lust."
Hoffentlich hat sie Luft bekommen.
Nienburg. H. H.: In der „Harke" vom
15. April findet sich eine Bekanntmachung deS
Nienburger Magistrats, in der auf die Gefähr-
lichkeit von Natteuteichen aufmerksam gemacht
und ermahnt wird, dafür zu sorgen, „daß
Menschen, Hunde und andere Hauslhicre nicht
mit denselben in Berührung kommen". Ein
armer Hund ist ja auch der Mensch, zu den
Hanöthieren aber zählt inan ihn doch gewöhnlich
nicht.
Oggersheim. X. D. Z.: In der Stadtraths-
sitzung zu Oggersheim stand die Wahl einer
katholischen Schulverweserin auf der Tages-
ordnung. Da geschah eS, daß im Stadtrath
nicht die Bestbenotete, sondern die Schlechtest-
benotere zur Wahl empfohlen und auch gewählt
wurde mit der Motivirung: „Die Schlechten
bleiben hier, und die Guten gehen wieder fort".
DaS läßt sich ja schon hören, im Hintergründe
aber stand wohl noch die Erwägung: Die
Schlechtesten find am billigsten.
Osterholz. M.: Im „Kreisblatt für den
Kreis Osterholz" (Nr. 41) liest man: „Scharm-
b eck, 7. April. „In der Generalversammlung
des Kriegervereins wurde nichts verhandelt und
beschlossen. Die Tagesordnung lautete: „An-
meldung neuer Kameraden und Verschiedenes".
Es waren keine Kameraden angemeldet und
unter „Verschiedenes" war nichts zu berichten."
Möchte sich doch unser Reichstag diese Körper-
schaft zum Vorbild nehmen!
. Pforzheim. R.: Im „General-Anzeiger für
Pforzheim und Umgebung" (?kr. 85) liest man:
„Ein jugendlicher Astronom. Aus Peters-
burg wird geschrieben: Andrei Vorissjak,
Quintaner des fünften Gymnasiums in Kiew,
hat, einen neuen Stern in Persien entdeckt.
Kaiser Nikolaus hat ihm dafür ein Fernrohr
geschenkt, das dem Schüler vom Leiter der
Anstalt vor versammeltem Volke feierlichst über-
reicht wurde." Ein Quintaner braucht ja noch
nicht zu wissen, daß Persien keine besonderen
Sterne hat, aber den erwachsenen Russen müßte
das doch bekannt sein.
Pleß. C. W.: Ganz nett, kommt aber zu
spät.
Sao Paulo (Brasilien). B. H.: Ihre
„Deutsche Zeitung" vom 18. März meldet:
„Petersburg. Ekngetroffen sind an 500 Per-
sonen. die letzthin ans Island verhaftet wurden,
wo sie der Nujsifieirnng in angeblich tumultuoser
Weise entgegenarbeitetcn. Sie sollen als warnen-
des Veisviel nach Sibirien verschickt werden."
Was für ein geographisches Wirrwarr gibt sich
in dieser Notiz kundl
Schwerin i. M. Paulus: Die „Marlowcr
Nachrichten" vom 10. April melden: „Sülze.
Heute, als am Geburtstag seiner Königlichen
Hoheit des Großherzogs, wurde auf dem
hiesigen Amtsgericht ein Prnfungstermin über
angemeldete Forderungen im Concursverfahren
über das Vermögen des weil. Gutsbesitzers
Grapen gieß er zu Kucksdorf abgehalten." Eine
merkwürdige, aber echt mecklenburgische Art, den
Geburtstag deS Landesherrn zu feiern. Es
handelt sich dabei um einen altehrwürdigcn
Brauch aus der Zeit Pribislaws des Ge-
müthlichen.
Serkowitz. vr. O.: Die „Chemiker-Zeiiuug"
(Nr. 10) sagt von dem branntwcinartigen
chinesischen Naiionalgetränk Chanschin, das
aus Sorghum, Reis oder Gerste hergestellt wird:
„Die Wirkung deö Getränks ist eine eigenthüm-
liche, sie ist Zweimal berauschend, denn nach dem
Genuß größerer Mengen stellt sich Trunkenheit
ein, der nach längerer Zeit ein heftiger Dursi
folgt. Wird dieser durch Trinken von Wasser
befriedigt, so tritt eine ziveite Trunkenheit als
Nachwirkung ein". Herr stuck. Biermörder,
dem wir aus Ihren Wunsch den Artikel vor-
gelegt haben, intcressirt sich sehr für diesen
Doppelransch und möchte das Getränk gern
selbst einmal probiren. Nur die Einschiebung
deS Wassers gefällt ihm nicht, er meint aber,
und darin hat er wohl Recht, ein gutes echtes
Bier werde dasselbe leisten.
SLerkrade. A. V.: Der „Sterkrader Zeitung"
vom 10. April wird aus Mülheim a. d. Ruhr
berichtet: „Der König hat dem Schlosserlehrling
Joseph Müh lens Hierselbst, der am 17. Juni
v. I. den Arbeiter Wilh. Vungard unter-
eigener Lebensgefahr vom Tode des Ertrinkens
rettete, eine Belobigung zu Theil werden und
ihm mittheilen lassen, mit dem vollendeten
18. Lebensjahre werde ihm das Verdienstehren-
zeichen für Rettung ans Trunksucht verliehen
werden." Vorausgesetzt ist doch wohl, daß
Joseph MühlcuS bis zu diesem Termin eineu
trunksüchtigen Menschen zur Mäßigkeit bekehrt.
Stuttgart. A. E.: Mit Dank abgelehut.
Wiesbaden. V.: Nach dem „Wicsbadener
Tagblatt" (Nr. 171) ist am 13. April im Kgl.
Schauspielbause in der Vorstellung der „Meister-
singer" auch Walther von der Vogel-
weide ausgetreten. Er ist wohl der Meinung
gewesen, der „Tauhäuser" würde gegeben,
und hat dann, da er einmal im Theater war.
mitgejungen.
Bei der groben Menge der an inrS gerichteten Zusendungen
ist die Beantwortung emcr jeden uns ebenso unmöglich, wie die
Tlnsbcwahrung der uns unverlangt zugehenden Manuskripte.
Rücksendung der letzteren erfolg: nur, wenn der Sendung
dar erforderliche Porto in Briefmarken beigefüa! ist.
NedactlonSschluß: 24. April 1902.
- Die Redaction deS Kladderadatsch
Verantw. ReLseL r I.Trojan. — Vrrams. fürdenArqttgenth.rL. v. WallgorSki. — Berl. von L. Hofmann L.Lomp., Zimmers». 8. — Druck von Hempel L To. E.M-b.H. — ELmmtlich ln Berlin.