DOI Heft:
Hefte 31-35, August 1903
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.2283#0415
%l. 31
(Berlin, den 2. August 1903
lvi. Jahrgang
Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage.
Man bestellt bei de» Postanstaltcn des In- »nd Auslandes,
sowie in den Biichhandliingc».
Der vierteljährliche Bezugspreis für dieses Blatt mit sämmtlichen
Beilage» beträgt für In- und Ausland 2 M. 25 Pf. ohne Porto.
Einzelne Nummer 20 Pf.
Alle N-chl- für Iä»ii»lliche Anll-l und Illuttranonen o°rb-l,ane».
Zommsr Legierung
war der Jreiberr v. ßanimerstein, j Hier gibt das nötbige Seid? Mach! euch
1 ln Schlesien wollt’ er den Schaden
Besehen sich, wo allzu stark
Das lüetler sich entladen.
Ihr braucht drum lange noch nicht beim Staat
Zu betteln und zu borgen.
kr kam und sab und sagte: „ki,
Jlrg bat's euch mitgenommen!
Nicht Menschen nur. nein ßäuser auch
Und Brücken sind weggeschwommen.
Wobltbätigkeit ward stets geübt,
Man übt sie auch noch beute.
Glaubt mir, es gibt noch immer im Reich
Genug barmherzige Leute.
Muss doch zuletzt noch hellen der Staat,
So hin ich gern erbötig,
Das zu vermitteln, doch glaube ich,
ks wird gewiss nicht nölbig.“
kr spracb’s, dinierte und fuhr nach Raus
Und dachte der Noch nicht weiter:
Bewusstsein wohl erfüllter Pflicht
Macht leicht den Sinn und heiter.
Da dürfen wir nicht müssig sein,
Wir müssen ohne Säumen
Erwägen, wie mit der Unordnung
Jim schnellsten ist aufzuräumen.
Jim schnellsten verschaffen wir uns das Geld
Durch Sammlungen und Bazare;
Glaubt mir, die sind in solchem Jall
Noch immer das einzig Wahre.
Bei seiner Zigarre dacht' er still:
„Da klagen die Philister
ln unserm Zolleg, oft bab’ es jetzt
Recht schwer ein Staatsminister.
Mit desinficierenden Mitteln dann
Ist kräftig vorzugeben,
Weil sonst die schönsten Epidemien
In solchem Sali entstehen.
Gibt Biilow ein Zigeunerfest
In seinem herrlichen Garten,
Gibt Posadowsky eins, so braucht
Nicht lang' ihr auf Geld zu warten.
Ich bin ein andrer Mann und weiss
Uon Sorgen nichts und Beschwerden,
kin guter Minister zu sein, das ist
Das Leichteste doch auf Erden!"
Kladderadatsch
(Berlin, den 2. August 1903
lvi. Jahrgang
Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage.
Man bestellt bei de» Postanstaltcn des In- »nd Auslandes,
sowie in den Biichhandliingc».
Der vierteljährliche Bezugspreis für dieses Blatt mit sämmtlichen
Beilage» beträgt für In- und Ausland 2 M. 25 Pf. ohne Porto.
Einzelne Nummer 20 Pf.
Alle N-chl- für Iä»ii»lliche Anll-l und Illuttranonen o°rb-l,ane».
Zommsr Legierung
war der Jreiberr v. ßanimerstein, j Hier gibt das nötbige Seid? Mach! euch
1 ln Schlesien wollt’ er den Schaden
Besehen sich, wo allzu stark
Das lüetler sich entladen.
Ihr braucht drum lange noch nicht beim Staat
Zu betteln und zu borgen.
kr kam und sab und sagte: „ki,
Jlrg bat's euch mitgenommen!
Nicht Menschen nur. nein ßäuser auch
Und Brücken sind weggeschwommen.
Wobltbätigkeit ward stets geübt,
Man übt sie auch noch beute.
Glaubt mir, es gibt noch immer im Reich
Genug barmherzige Leute.
Muss doch zuletzt noch hellen der Staat,
So hin ich gern erbötig,
Das zu vermitteln, doch glaube ich,
ks wird gewiss nicht nölbig.“
kr spracb’s, dinierte und fuhr nach Raus
Und dachte der Noch nicht weiter:
Bewusstsein wohl erfüllter Pflicht
Macht leicht den Sinn und heiter.
Da dürfen wir nicht müssig sein,
Wir müssen ohne Säumen
Erwägen, wie mit der Unordnung
Jim schnellsten ist aufzuräumen.
Jim schnellsten verschaffen wir uns das Geld
Durch Sammlungen und Bazare;
Glaubt mir, die sind in solchem Jall
Noch immer das einzig Wahre.
Bei seiner Zigarre dacht' er still:
„Da klagen die Philister
ln unserm Zolleg, oft bab’ es jetzt
Recht schwer ein Staatsminister.
Mit desinficierenden Mitteln dann
Ist kräftig vorzugeben,
Weil sonst die schönsten Epidemien
In solchem Sali entstehen.
Gibt Biilow ein Zigeunerfest
In seinem herrlichen Garten,
Gibt Posadowsky eins, so braucht
Nicht lang' ihr auf Geld zu warten.
Ich bin ein andrer Mann und weiss
Uon Sorgen nichts und Beschwerden,
kin guter Minister zu sein, das ist
Das Leichteste doch auf Erden!"
Kladderadatsch