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Wein." Tie Berechnung der verkauften Getränke
nach dem Flächenmaß ist schwer verständlich.
Mindestens müsste dazu doch die Tiefe an-
gegeben sein. — E. S.: Mit Dank abgelehnt.

Siegen. R.: Im „Sicgencr Volksblatt"
vom 16. Juli wird zmn Festessen bei
Gelegenheit der Wiedereinweihung der Nikolai-
kirche in Siegen eingeladen und dazu bemerkt:
..Preis des G e d e rt c ö o li n c W c i n 2,50 P f g."
Wenn der Preis des Gedeckes 2l/2 Pfennige
beträgt, braucht eigentlich nicht hinzngesügt
ZN werden: „ohne Wein."

Spa. I. C.: „lluticfe" heisst ursprünglich
eine seichte Stelle im Wasser, neuerdings wird
damit auch nach Analogie von „Unmasse" und
„Unzahl" eine übermäßige Tiefe bezeichnet.
Besser wird der Gebrauch des Wortes in diesem
Sinne gemieden.

Straßburg i. E. E.: Im „Sonntagsblatt,"
Unterhaltungsbeilage der ..Neuesten Nachrichten"
(Nr. 60) wird etwas berichtet über einen
„Einbruch mit Musikbekleidung." Wo gibt es
leine Sachsen? — G.: In der „Straßburger
Post" vom 23. Juli ist ein Gedicht „Dämmer-
stunde" von Art er veröffentlicht. Die erste
Strophe lautet:

„Im Garten blühn die Rosen,

Springen duften darein,

Man trägt noch zwei Paar Hosen,
Schneeglöckchen blühn im Hain."

Das muß ein ordentlicher Dichter wissen,
daß Rosen. Syringen und Schneeglöckchen nicht
zugleich blühen. Wer das nicht weiß, beschränke
sich auf Hosen.

Travemünde. H. R.: Im „Lübeckischen
Anzeiger" vom 16. Juli wird über den ..Wert
der Insel Sachalin für die Japaner"
gesprochen und dabei gesagt: „Man behauptet,
daß Sachalin reich an Kohle und Petroleum
ist. doch ist der Reichtum bei den russischen
Zuständen noch nicht erwiesen und ganz
hypothekarisch." Wäre nicht ..hypothetisch"
zutreffender?

Wandsbeck. A. D.: Vom „Wandsbecker
Boten" (Nr. 171) lvird berichtet: „Die kirch-

liche Trauung eines Drillingspaares,
den Söhnen der Großgrundbesißerswitwe
Kruinford in Plugow fand dieser Tage
gemeinsam mit ihren drei Bräuten, den Töchtern
angesehener Familien, statt." Dazu muß be-
merkt werden, daß Drillinge nicht ein Paar,
sondern ein Kollegium sind. Ferner inuß es
heißen „der Söhne." Endlich ist es selbst-
verständlich. daß in solchem Fall dieBräutigannne
mit den Bräuten zusammen getraut iverden,
es ist deshalb überflüssig, die Gemeinsamkeit
besonders zu betonen.

Weimar. H. K.: Die „Tribüne. Sozial-
demokratisches Organ für die Wahlkreise
Erfurt, Nordhansen. Weimar, Eisenach. Jena.
Sondershaufen und Mühlhausen," (Nr. 163)
meldet: „Nach erheblichen Bemühungen ist es
uns gelungen, das gesunkene französische Unter-
seeboot „Farfadet" ans dein Schlamm frei-
znmachen." Bravo. Socis! Da habt ihr doch
einmal etwas Gutes und Nützliches fertig
gebracht.

Werden. A. K.: In dem Roman „Über-
trumpft" von Marie Waller (f. ..Werdener
Zeitung" vom 19. Juli) heißt es: „Die
Hochzeitstafel bot einen feenhaften Anblick.
Sic war in verschwenderischer Fülle mit den
herrlichsten Blmnen geschmückt; die seltensten
Früchte prangten in silbernen Schalen und
tausendfältig spiegelte sich das Licht der Herzen
und Kronleuchter in dem blitzenden Kristall
der Gläser und Aufsätze." Wieder etwas Neues!
Die Herzen werden von innen elektrisch er-
leuchtet und sind dann so hell, daß sie durch
den Brustkasten hindurch scheinen. Alle Falsch-
heit konnnt dabei an den Tag.

Westerland auf Sylt. H. B.: Sie schreiben
uns: „Als ich gestern am Slrande spazieren
ging, fand ich folgende außen am Damenvade
angeschlagene Bekanntmachung: „Das Be-

schreiben oder Bemalen der Badezellen ist nach
§ 303 R. St. G. B. als Sachbeschädigung ver-
boten und soweit der Inhalt der Schrist oder
Zeichnung ein unzüchtiger ist. gleichzeitig nach
§ 284 R. St. G. B. mit Strafe bedroht. Die
Badedirektion." Weder am Familien- noch am

Herrenbade war eine gleiche öffentliche Er-
mahnung angeschlagen. Natürlich ist die
Badedirektion unschuldig daran. Irgend ei»
Böselvicht und Weiberhasser hat die Bekannt-
machung. die er am Herrenbade angeschlagen
fand, dort abgelöst und um Mitternacht am
Damenbade befestigt. Wir haben den allen
N. N. in Verdacht.

Wilhelmshöhe. v. D.: Im „Kasseler Tage-
blatt" vom 13. Juli lvird aus Sachsen mit-
geteilt: „Die Einführung einer Kirchensteuer hat
sich, lvie der „Sachs. Post" geschrieben lvird. in
Sebnitz sehr gut bewährt. Es hätten sich bei
der Durchführung der Steuer gar keine Schwierig-
keiten ergeben und eine Zunahme der nützlichen
Vögel sei bereits festzustellen" Natürlich hat
das ein Spaßvogel geschrieben, mit solchen
Dingen, lvie Kirchensteuern sind, ist aber garnicht
zu spaßen.

Wisset (Bz. Bromberg). H. Sch.: Der,.Ost-
deutfchen Rundschau" (Nr. 157) lvird aus
Lobsens berichtet: „Im Alter von 74 Jahren
starb in Czaycze die pensionierte Wirtschafterin
Friederike Doge, die in der Familie des
Grafen v. d. Goltz 74 Jahre ununterbrochen im
Dienst lvar." Also müssen in Ostelbien die
eben erst geborenen Kinder in Dienst gehen.
Stände das nicht gedruckt da, so würde man
es nicht glauben.

Zainingen. A. B.: In der „Sieg-Zeilung"
(Nr. 164) lvird über das Stiftungsfest des
St. Aloysiusvereins berichtet und dabei gesagt:
„Möge das so schön verlaufene Stiftungsfest
ein Ansporn sein, daß alle der Schule ent-
wachsenen Knaben in den Aloysiusverein ein«
treten, denn liier findeil sie Schutz vor den
Gefahren der Tugend." Mein Gott, was lvird
der heilige Aloysius zu dieser entsetzlichen
Verdächtigung sagen?

Bei der groben Menge der an uns gerichtclen Zuiendungen
ifi die Beantwortung einer jeden uns ebenso unmöglich, wie die
Aufbewahrung der uns unverlangt zugehenden Maimskripte.
Rücksendung der leereren erfolgt nur, wenn der Sendung
das erforderliche Porto in Briefmarken bcigefügt ist.

RedaklionSschlnb: 26. Juli 1905.

Die Redaktion des kladderadatsch.

ln unserem Verläge erschien;

Berliner Luft!

Weltstadt-Geschichten
von Benno Jacobson

12 Bogen. Preis broschiert 1,50 Mk.

Benno Jacobson, auch als erfolgreicher Theater-Schriftsteller bekannt, gilt gegenwärtig als einer der
besten literarischen Vertreter des Berliner Humors und als feinster Kenner des Berliner Lebens. Mit ge-
schultem Blick hat er das Leben der Hauptstadt in seiner Reichhaltigkeit und Mannigfaltigkeit erschaut
und kennen gelernt, und aus dem reichen Stoff, der sich seinem Kennerauge bot, hat er die ernsten, wie
die heiteren Seiten des Weltstadtgetriebes in kurzen Skizzen und Novelletten dargestellt, die jedem Freunde,
ja auch dem Feinde des Großstadtlebens Stunden frohen Behagens, doch auch Gelegenheit zu ernsten Be-
trachtungen geben werden. Seine witzige Feder aber hat dafür gesorgt, daß jeder, der das Buch liest, Freude
daran haben wird. — Der stattliche Band ist in allen Buchhandlungen zu haben und kostet nur 1,50 Mk.

Aus dem Inhalt:

Aus einer kleinen Konditorei — Die Beine weg! — „Ach, Quatsch!“ — Zwei Luft-Schöpfer —
Das neue Fräulein — Der Rundreise-Frack — Die Hof-Equipage — Nacht-Asyl — Herr Leise-
«lhl — Eine Konferenz im „Trikot-Theater“ — Auf dem Witwen-Ball — Die Reichstags-Mieze — Die fliegenden Händler —
Wie sie die Feste feiern ! — Olga mit ’n Hopser — Die grosse Überschwemmung — Die Nlxen-Grotte — Ludi — Zwei Ehen —
Der Bierhallen-Dichter — Zu Hause — Verein „Euterpe“ — „Kuschelmann, jeh* nich bei de Meechensl“ — Mein Volontär

Berlin SW. 12.

A. Hof mann & Comp.

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verantwortlicher Redakteur: I. Trojan. — Verantwortlich für den Anzeigenteil: Willi Möbert, Berlin - Friedenau. - Verlag von A. Hofmann & Comp.. Berlin SW., Zimiiieiür.

Druck von Hempel & Co. G. m. b. H., Berlin SW., Zimmerstr. 7.8.
 
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