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Bajohren (Kr. Memel). Dr. L.: Tic Glas-
malereien für das Märkische Museum in
Berlin sind einer Mannheiiner Firma übertragen
worden. Die „Welt am Montag" (Nr. 8) findet
das ungerecht, weil cs in Berlin sehr angesehene
Glasmalereijirmen gibt, und bemerkt dazu:
„Warum also, wenn es nicht notwendig ist,
Arbeiten für ein märkisches Museum Bauern
übertragen?" Früher lag Mannheim im Groß-
herzogtnm Baden. Seil wann ist es nach
Bayern verlegt worden?

Bensheiin. B.: Im „Bergstraßer Anzeige-
blatt" voni 1«. Febr. macht die Grösst,. Biirgcr-
meijterei Gadernheim bekannt: ..Der Raidel-
bachcr Gemeindesassel soll, weil untren geworden,
möglichst bald aus freier Hand verkauft werden.
Liebhaber »vollen sich deshalb bei uns ein-
finden." „Fasset" (richtiger „Fasel" geschrieben)
oder ,.Faselochs" ist der Zuchtstier oder Bulle.
Von dem wird sonst doch nicht verlangt, daß
er einer Kuh treu bleibt.

Berlin. H. M.: Die „National-Zeüung"
(Nr. 129) berichtet: „Gestern 7‘/2 Uhr abends
versuchte ein unbekannt gebliebener, etwa
20 Jahre alter Manu beim Umtausch von
Waren, die er kurz vorher gekauft hatte, die
Inhaberin des im Hanse Bülowslr. 06 sich be-
findenden Weisgvaren-Geschäfcs. die nnverehelichrc

50 Jahre alte Therese Lesser zu ertvürgen.
Fräulein Lesser klopfte sofort ait die Holz-
wand, die ihren Raum vom Nebcnladen trennt,
schrie um Hilfe und wehrte den Angreifer durch
einen Stuhl ab, der darauf die Flucht ergriff
und entkam." Als der Strolch sah, daß der
Stuhl die Fluch: ergriff, ist er natürlich, von
Entsetzen gepacti. selbst ausgerissen. — U. D.:
Das „Kleine Journal" vom 28. Febr. schreibt:
..Rußland hat einen Flächeninhalt von 20 Mill.
Quadratmeter." Fal,ch! Schlecht gerechnet ist
Rußland mindestens doppelt so groß. — E. I.:
Die „Bossische Zeitung" vom 7. März zitiert in
ihrem Leitartikel:

„Nicht wo die goldene Ceres lacht

Hub der friedliche Pan, der Flnren Gebieter,

Wo das Eisen wächst in der Berge Schacht.

Da erstehen der Erde Gebieter."

Bei Schiller wird Pait der „Fluren-
behüter" genannt, und der Erde Gebieter ..er-
stehen" bei ihm nicht, sondern „entspringen".
Gerade jetzt, da alles schon zur Schillerfeier
rüstet, sollte die Tante doch etwas mehr Scheu
vor dem großen Dichter habe»» und seine Verse
nicht so stephanysieren.j

Bochum. A.: Der „Boclmmer Anzeiger"
(Nr. 42) zitiert aus einer Entscheidung des
Finanzministcrs: „Da Sie die ge,etzliche Frist
zur Zahlung der Einkommensteuer für das
22. Quartal ds. Js. verstreichen ließen, haben
Sie selbst Anlaß zur Ausfertigung des Mahn-
zettels gegeben." Will Frhr. v. Rheinbaben
jetzt wirklich aus einem Jahre zweinndzwanzig
Quartale herausrechnen? Schön wäre es ja
für den Finanzminister, aber lucim es ginge,
wäre Miguel schon darauf getommen.

Borberg. L.: In Noighcim hat, wie der
„Bauländer Bote" (Nr. 43) mitteilt, der IO jährige
Sohn eines Landwirts bei dem lcidigenHocbzcits-
fchießcn mir einer Nevolverpatrone so unge,chickt
hantierr, daß ihm der Schuß ins Gesicht ge-
gangen ist. „Das eine Auge ist verloren, ebenso
ist der Unglückliche an der einen Hand uub_ am
Halse verletzt. Der junge Mann, ein sonst
braver Mensch, wird allgemein bedauert." Das
„sonst" klingt doch recht herzlos. Ist denn der
arme Bursche durch die eine Unvorsichtigkeit, die
er. und zwar er allein so scknver büßen muß,
plötzlich zum Verbrecher geworden?

Bremen. H. G.: In einem Inserat der
„Woche" (Nr. 8) stellt Herr Georg Müller
in Br. . . einem von den Herren Hering
& Richard in Ronneburg gelieferten 0 PS
Rex Simplerwagen ein sehr gutes Zeugnis
aus. Er schreibt: „Seil dieser Zeit (der Motor-
wagen-Ausstellung in Frankfurt a. M.) ist der
Wagen täglich bei Wind und Weiter ca.
8—10 000 km benutzt worden, und geht er heute
noch genau so ruhig, erschüticrnngsfrei und mit
ganz geringem Benzinverbrauch, wie zu Anfang."
Herr Georg Müller in Br . . . hat es zu
gut gemeint und Kilonieterzahlen angegeben,
die andere Kauflustige stutzig und mißtrauisch
machen müssen. 2—3000 Kilometer pro Tag
hätten cs auch getan, den», das ist schon eine
ungewöhnliche Leistung.

^rief&cißen

Breslau. M. K.: Unter „Von der Oder" |
berichtet die „Breslauer Morgen-Zeitung" vom
23. Febr.: „Das anhaltende Tauwetter hat

die Eisbahnen aus dem Stadtgraben, in Scheitnig
und dem Südpark fast völlig vernichtet. A n
Sonntag tumineltcn sich die Schlurschuhläiiier
zum letztenmal, mm sind sic verödet und für
dieses Jahr wohl unwiederbringlich dahin."
Verdrießen muß es ja die Schlittschuhläufer,
wenn es mit ihrem Sport io rasch ein Ende
nimmt, aber ganz hin brauchten sic deswegen
nicht zu sein.' Es gibt doch noch andere Ver-
gnügungen für junge Leute, z. B. Skatjpielcn.
Würfeln, Tanzen und Trinken. — A. Z.: Im
„Breslauer Generalanzeiger" vom 19. Febr.
werden gesucht „Mädchen auf gute Hosen."
Gute Hosen sind ja etwas sehr Gutes, aber
allein auf gute Hosen hin kann man noch kein
Mädchen verlangen. Man n»uß außerdem noch
ein Herz haben und etwas zu leben.

Carlsseld. D.: In den „Leipziger Neuesten
Nachrichten" wird angezeigt: „Heute Sonntag
von 4 Uhr an: Bockbierfest und Kappenball
ausgeführl vom Kgl. S. Jns.-Ngt. König Georg
Nr. 100. Es ladet ergebenst ein R. Graul."
Herr Graul mutz ein großes Lokal besitzen,
wenn außer dem ganzen Jnfanteriereginient noch
andere Leute darin Platz haben.

Coblenz. H.: Im „Eoblenzer General-

Anzeiger" (Nr. 45) zeigen Gottfried Eisele
und Frau „die hoch erfreuliche Geburt
eines glücklichen Mädchens" an. Endlich
einmal ein wirklich glückliches Wesen! Hoffent-
lich bleibt es glücklich.

Cüstrin. St: In der „Frankfurter Oder-
Zeitung" (Nr. 341 wird angezeigt: „Suche eine
Remise mit breitem Eingang, park., und eine
Wohnung von 2 Zimmern und Küche sofort.
Off. u. Nr. 72 099 a. d. GeschäftSst. d. Ztg. erb."
Eine Remise im ersten Stock ist entschieden vor-
nehmer als eine parterre liegende, aber diese
ist doch wohl besser zu verwenden.

Dortmund. S.: Dem „Dortmunder Tage-
blatt" (Nr. 43) wird aus Petersburg telegraphiert:
..In einer Plenarsitzung des russischen Nihilistcn-
komitees, die am 10. Februar in Zarskoje Selo
abgehalteu ivurde, ist die Frage der Einberufung
einer Volksvertretung im Prinzip entschieden
worden." Barmherziger Gott! So haben sich
die Nihilisten schon in Zarskoje Selo eingenistet
und anscheinend die Negierung übernommen.
Wir schwärmen ja nicht für Nikolaus, aber
allmählich lut er einem leid.

Dresden, v. G.: Die „Niederschlesische Ztg."
(Nr. 43) entnimmt der „Nazione" einen Bericht
aus Florenz, der ivie eine Räubergejchichre klingt.
Danach hätte Herr Justizrat Körner mit drei
anderen Männern eine Nackt hindurch vor der
Villa Papiniano ans eine günstige Gelegenheit
zur Entführung der Prinzessin Moni ca ge-
wartet, ohne daß cttvaS aus der Sache geworden
wäre. „Es wurde kälter und kälter, aber man
hielt aus dem Posten aus, bis die Sonne empor-
stieg. Daun rammelte der Justizrat seine Truppen,
den ProfessorD e b e a ux, ben Ingenieur Fa h r c n -
st öwer und den Kammerdiener, und erteilte den
Befehl zum Abmarsch." Er „rammelte" soll
wohl soviel heißen luie „er schüttelte kräftig".
Es ist begreiflich, daß die Herren in der kalten
Nacht sich steif gestanden halten und dickt vor
dem Einschlafen waren. — Dr. S.: Der „Kluge
HanS" hat sich in das Privatleben zurückgezogen,
und es scheint nnS gut, ihn ungestört zu lassen.

Elberfeld. Stammtisch: In der „Deutschen
Bergwerks-Zeitung" (Nr. 35) wird mirgcteilt:
„Verleihung von Bergwerkscigen'ium."
Zufolge eingelegter Mutung ist das Bcrgwerks-
eigcnlnm unter Grundstücken des Kreises Dessau
an Dr. Rob. Sauer in Berlin für 5 Felder zu
je 4 Millionen Qliadratmeier verliehen worden."
Die Meier sind doch an Ticke luie an Länge
sehr verschieden, deshalb sind sic eigentlich nicht
gul als Maßstab zu verwenden.

Freiberg. H.: In einem kurzen Bericht, den
die „Leipziger Neuesten Nachrichten" (Nr. 55)
über ben Auszug der Hannoverschen Studenten
nach Hildesheim bringen, heißt es: „Sie be-
stiegen dann die bercitstehenden ^irahcnbabn-
wagen. die mit den Emblemen der Korps-
rationen und mit Fähnchen geschmückt waren."
Unter den „Korpsrationen" können dock nur
bestimmte Quanta von Getränken verstanden
sein. Wenn mau bedenkt, daß es schon nach
anderthalb Stunden in Hildesheim lvicder was

zu trinken gab, so erkennt man. mit welcher
Umsicht der Auszug ins Werk gesetzt worden ist.

Gera. K.: Mi't Dank abgelehnt.

Gütersloh. L.: Die „Neue Gütcrsloher Ztg."
(Nr. 23) schreibt: „Gütersloh, 23. Februar.
(S eit c u e r B c s u ch.) Am Dienstag dieser Woche
weilte der Präsident der Kaiserlichen Obcr-
Postdirektiou Minden, der Geheime Ober-Postrat
Kempte, zur Revision in unserer Stadt. Der
hohe Herr, welcher nur kurze Zeit hier weilte,
kam um 8 Uhr 39 Min. von Minden und fuhr
um 11 Uhr 18 Min. nach Rheda weiter." Und
wenn eine Majestät nach Gütersloh kommt, ivie
wird die tituliert? „Hoher Herr" reicht dann
doch nicht hin.

Halberstadt. O. M.: Unverständlich.

Halle. W.: In Ihrer „Allgemeinen Zeitg."
(Nr. 98) ist zu lesen: „Dem serbischen Provinzial-
landtag. der zum 12. März nach Breslau cin-
berufen ist. ging außer der Vorlage betreffend
Bewilligung von 40000 Mark zu einem Hochzeils-
geichenk für den Kronprinzen auch ciue Vorlage
zu. 100000 Mark zur Errichtung einer wohl-
tätigen Slifiung anläßlich der bevorstehenden
Silberhochzeit des Kaiserpaares zu bewilligen."
Die Meldung Hingt unwahrscheinlich. Wenn
der serbische Provinziallandlag auch wirklich
einmal in Breslau zusaminenläme, um ganz
ungestört beraten zu können, so hätte er doch
zu Bewilligungen dieser Art weder einen ge-
nügenden Anlaß noch das nötige Geld.

'Hannover. E. B.: Unter der Überschrift:
„Die Uniersnchnng der französischen
Marine" berichtet der „Hannov. Courier" vom
25. Februar: „Dresden. 24. Februar. Die
„Dresd. Nachr." erfahren von angeblich gut
unterrichteter Seite, es sei bedeutungslos, für
das Verhalten der Gräfin Montignoso, daß
deren Tante die Fürstin Isen bürg-Birstein,
die Billa der Gräfin verlassen habe. Die Fürstin
sei dieser voll Aufopferung ergeben, „doch nicht
tolerant genug, um den lockeren Lebenswandel
der Gräfin zu übersehen." Was hat denn das mit
der Untersuchung der französischen Marine zu tun?

Kaiserslautern. S.: Das „Pfälzer Volks-
blatt" (Nr. 43) teilt mit: „Der humoristische
Abend des Naturheilvereins im Marhoffer'schen
Konzertsaale erfreute sich gestern Abend eines
starken Besuches. Die aufgejührten Schwänke
sowohl wie die vorgetragenen Kuplets trugen
durch ihre gelungene Wiedergabe sehr zur all-
gemeineu Animosität bei." Die Stimmung im
Saale scheint nicht besonders gut geivesen zu sein,

Kassel. H. H.: In der in Bremen er-
scheinenden „Lloyd-Zeitung" (Nr. 95) wird vom
Schwarzwald gejagt: „Von den Gipfeln der
höchsten Berge, die teilweise eine Höhe bis zu
5000 Fuß erreichen, genießt mau eine weile
Aussicht über einen großen Teil Süddeutschlands,
aus die Schweizer Alpen, soivie über die Täler
des Rheins und Mains, Würzburger Duft steigt
aus den tiefdunkeln Tannenwäldern aus, die
dem Lande den Namen geben." Bei Würzburg
wachsen die Leisten- und Sleinweine, wodurch
dieser Ort in einen besonders guten Geruch ge-
kommen ist. So erklären mir uns den „Würz-
burger Duft".

Leipzig. M. I.: Die ..Rigasche Rundschau"
vom 9. (22.) Febr. schreibt: „Angestellte der
Moskau—Kasan-Eisenbahn haben eine Petition
beschlossen, in der auch die Wiederaufnahme
der ansständigen Telegraphisten gefordert wurde.
Wenn die ausgestellten Forderungen bis zum
31. Februar nicht erfüllt werden, wollen sämt-
liche Bahnbeamte Moskaus und der dort ein-
mündenden Linien in den Ansstand treten."
Forderungen, die erst am 31. Februar fällig
tverdcn, haben wenig Aussicht auf Erfüllung.
— 91.: In Weimar sind drei Einakter von
Robert Misch ausgeführl worden. Den
„Leipziger Neuesten Nachrichten" (Nr. 51) wird
darüber geschrieben: „Das erste Stück, „Tiger
Borgia", nennt der Verfasser einen „Renaissance-
Akt." Es demonstriert den herrschsüchtigen und
blutdürstigen Zensor Borgia, der den Gemahl
seiner Schwester Lncretia ermorden läßt."
Wir haben niemals etwas davon gehört, daß
Cäsar Borgia als Zensor tätig gewesen
wäre: er würde auch einer so langweiligen Be-
schäftigung bald überdrüssig geworden sein.
Der wüste Bursche ging nickt mit Büchern,
sondern mir Menschen rücksichtslos um.

Magdeburg. H. H.: Unter „Hof- und
Pcrsonalnachrichten" schreibt die „Magde-
 
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