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IDas Qlücksschujcin

(Sö half nichts, ec muffte geopfert werden, das be-
rühmte „Schwein der Sozialdemokratie"; denn es war der
Partei nicht treu geblieben, es liebäugelte mit den Bour-
geois. ja. es hatte die Anweisung Bebels, der Partei 20
neue Wahlsitze zu verschaffen, direkt in ihr Gegenteil ver-
dreht. Nun heißt es aber bei den Genoffen: „Wer nicht
pariert, der fliegt." Fliegen konnte das Schwein nicht, also
mußte es ins Gras beißen. Der heimtückische Singer
schlug vor. es mit Lysol-Eicheln zu vergiften, Arrur Stadt-
hagen wollte es in der Pauke ersäufen, Nosa Luxem-
burg es durch eine Bombe zum Platzen bringen. Aber
Bebel erklärte kategorisch: „Dummes Geseire!" Das Tier
stirbt einen ehrlichen Schweinetod. es wird geschlachtet und
zu Wurst gemacht — halt's Maul, Artur! Konfessionelle
Rücksichten gelten hier nicht. Konfession ist Privatsache." —
Leider war nun in der Partei kein Schlächter, da der
Abg. Kobelt noch immer seinen Beitritt verweigerte; des-
halb muße Bebel das Schwein, dem die gefühlvolle Nosa
noch ein rotes Bändchen um den Hals geschlungen hatte,
persönlich zur Schlachtbank führen. Wehmütig blickte er auf
das einst so treue Tier, während er einen von seiner
Kaisergeburtstagsfeier übriggebliebenen Sektpfropfen aus
der Tasche holte und sein Messer daran abrieb; die um-
stehenden Genossen dagegen sahen gierig drein, und jeder

wartete schon auf sein „suum cuique“. Aber da verlangte
Genosse Mehring, noch eine ..Abschiedspauke" an das Opfer
halten zu dürfen, und da dies für das Schwein so gut war
wie eine letzte Beichte, konnte es füglich nicht abgeschlagen
werden. Kaum hatte er jedoch sein Geschimpfe begonnen,
da geschah etwas Unerwartetes: Das Schwein, das vorher
so gleichgültig dagestanden hatte, als ob es wirklich schon
Wurst wäre, wurde sichtlich unruhig, es riß die kleinen
Augen auf. schlug mit dem Schwänzchen, grunzte Protest,
sträubte die Borsten, und plötzlich, bei einem besonders aus-
drucksvollen Satze des Redners, schwang es sich mit einem
Riesensprunge — ja. man staune nur! — über die Häupter
der Umstehenden hinweg, so hoch, daß es kaum noch die
Ballonmützen berührte, und verschwand im nahen Grune-
wald! Dort lebt es noch heute und ist seitdem so ver-
wildert^ daß es in den königlichen Wildsauenbestand aus-
genommen ist, sodaß alle Züge halten müssen, wenn es über
die Schienen läuft!

Sprachlos starrten die Genossen dem Flüchtling nach,
nur Artur stammelte: „Heiliger Pod, das Schwein

fliegt!" — Aber August fand die richtige Lösung: „So
mußte es kommen", brummte er. „denn den Genossen
Mehring schimpfen zu hören — das kann auf die Dauer
kein Schwein nushalten!" —

Von Öer hohen Obrigkeit

3n Zabrze in dem Preußenlanbe
Da sah ein Ulann mit Trauer ein,
mit seines Wassermessers Stanbe
Da müsse was nicht richtig sein.

Er zahlte mehr als sich gehörte,
Weshalb er, weil ihm dies fatal.

Zu der ßehörbe sprach: „Verehrte,

Prüft meinen Wassermesser mal!"

llnb sieh, man war auch gleich zur Stelle,
man prüft' unb sprach: „Sie haben Recht!
Ihr Wassermesser geht zu schnelle,

Sie haben viel zu viel geblecht.

Es werben fünf Mark fünfunbbreißig
Für Sie im nächsten Vierteljahr
Zurückgerechnet, weil zu fleißig,
mein Herr, Ihr Wassermesser war!

Ein Messer, den wir selbst vergaben,
War fehlerhaft, ja, bas ist stark! —
Indessen für die Prüfung haben
Zu zahlen Sie sogleich sechs mark!"

Unb solches ist geschehn soeben
Im hochgelobten Preußenlanb:

0 heil’ge Einfalt, bu sollst leben,

Unb auch der Zabrzer Ortsvorstanb!

Uneinige *

d.i Rudi

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