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Altona. H. M.: Im „Hamburger Freu,-
denblatt" vom 30. Aug. ist zu lesen: „Die
Fahrdienstleister bezw. Bezirksaufsichtsbe-
amten der Königs. Eisenbahndirektion zu
Altona sind seitens der Vorgesetzten Behörde
aufgesoroert worden, strenge daraus zu achten,
dast den Lokomotivführern, die das kürzlich
erlassene Qualmverbot übertreten, das
Qualmen untersagt wird." Nun ja, das hat
ja etwas für sich, weil sie ihrer Gesundheit
damit schaden können. In mäßigem Tempo
aber eine leichte Zigarre oder Zigarette zu
rauchen, wird hoffentlich auch den Lokomotiv-
führern immer noch gestattet bleiben. Man
-denke doch daran, wie schwer ihr Dienst ist!

Berlin. 6. W.: 2n der „Vossischen Ztg."
vom 2!). Aug. heißt es unter „Theater und
Musik": „2m kgl. Opernhause findet morgen.
Freitag, eine Ausführung von P. Mas-
cagnis „Cavalleria Rusticana" statt. — Es
folgt hierauf „Coppelia". Ballett in 3 Auf-
zügen. — 2m zweiten Akt Kolo.'National-
tanz der Skokazen <?) wie er im Herbst 1903
von Se. Majestät dem Kaiser im Bade ge-
tanzt wurde." Die „Tante Votz" ist doch
manchmal — es tut uns leid, das sagen zu
müssen — ganz von Gott verlassen. Hier
liegt wieder ein solcher Fall vor. — B.:
Der „Jungdroyist", Beilage zur Zeitschrift
„Der Drogenhändler" enthält einen Bericht
über den VII. Gautag. den die Vereine
junger Drogisten von 'Braunschweig, Han-
nover und Hildesheim am 11. August in
Braunschweig abhielten. Darin heißt es zum
Schluß: „Vereint zogen wir zur Bahn, und
mit dem Gesang des schönen Liedes „Muß
i denn, muß i denn" setzte sich das Dampf-
roß langsam in Bewegung, den heimatlichen
Gefilden entgegen." Ein Dampfroß, das ein
Lied singt! Das bringt das gewöhnliche Roß
nicht fertig. Selbst der kluge Hans denkt
zwar nach, aber er singt nicht. — H. H.: 2n
dem Gedicht „Grundsätze" (s. erstes Bei-
blatt unserer vorigen Nummer) soll es in
der vierten Zeile der ersten Strophe „meist"
heißen statt „nicht". Es hat für uns allemal
etwas Beruhigendes, wenn auch im „Kladde-
radatsch" ein Druckfehler stehengeblieben
ist. Wir möchten doch nicht das einzige
Blatt der Welt sein, dem dergleichen Miß-
geschick nicht begegnet. — Ur. K.: Die
„Marienburger Zeitung" vom 29. August
meldet aus Elbing: „Dr. theol. Hugo Weiß,
der außerordentliche Professor für alttesta-
mentliche Exzesse am Lyceum Hosianum in
Braunsberg, ist zum Domherrn in Frauen-
burg in Aussicht genommen." Also gab es
doch in Braunsberg am Lyceum Hosianum
einen Professor für „alttestamentliche Ex-
zesse"? Das überrascht uns nicht sehr, man
ging aber damit doch, meinen wir. etwas
zu weit. Auch der Antisemitismus muß seine
Grenze haben.

Braunsberg. V. A.: In der „Erm-
ländischen Zeitung" vom 25. Aug. wird be-
richtet. daß in einer Fabrik zu Straßburg i.E.
das Einbringen von Alkohol streng unter-
sagt ist. und dazu bemerkt: „Die guten
Wirkungen zeigten sich sofort in der erheb-
lichen Steigerung der Erzeugung und in der
Dankbarkeit der Ehefrauen." Das klingt
ja sehr gut. bei Steigerung der Erzeugung
erscheint aber auch eine Zunahme des Ver-
dienstes sehr wünschenswert.

Bräunsdorf b. Freiberg (5.) E. U.:

2n der „Chemnitzer Allgemeinen Zeitung"
vom 25. Aug. wird berichtet: „Gelenau.
Eine Überfüllung der Volksschullehrer macht
sich zurzeit selbst in den Landgemeinden
geltend." Na. was redet man denn noch
davon, daß sie nicht genug zu essen haben!
Jetzt kommt es heraus, daß sie überfüllt sind.

Lasse!. C. H. S.: Das „Casfeler Tage-
blatt" vom 10. Aug. bringt einen Bericht
über den Besuch des Kaiserpaares mit dem
König von England in Bebberbeck. Es wird
geschildert, wie die jungen Pferde aus den
Ställen in den Park gelassen werden und
dann einen Berg herabgestürmt kommen, ge-

rade auf die Allerhöchsten Herrschaften zu.
„Am Fuße des Berges stutzten die Pferde
vor dem ungewohnten Anblick der Auto-
mobile. teilten sich in zwei Teile und stürmten
an den Allerhöchsten Herrschaften vorbei."
Das war so jedenfalls besser, als wenn sie
durch die Automobile in zwei Teile geteilt
worden wären.

Dresden. A.: In den „Dresdn. Neuest.
Nachrichten" (Nr. 236) wird unter „Lokalem"
über die Familienbäder gesagt: „Allerdings
ist im Familienbade die „grande kenne" —
horribile dictu! — für beide Geschlechter nur
ein schlichter Badeanzug, der aber laut fitten-
polizeilicher Genehmigung bis oben sittsam
geschlossen — dem vorschriftsmäßigen tiefen
Dekollete der Hofbälle und Premieren find
wir also sittenpolizeilich nicht unterworfen!
— und aus unsichtbarem Stoffe sein muß."
Wäre nicht aus Sittlichkeitsgründen, wenn
denn einmal alles zu sehen sein soll, dem
unsichtbaren Stoff die paradiesische Splitter-
nacktheit vorzuziehen? Gerade die Bedeckung
mit unsichtbarem oder, was wohl gemeint
ist. durchsichtigem Stoff, wie das Altertum
ihn schon in Form der „kölschen" Gewänder
kannte, halten wir für unsittlich. — E M.:
2m „Dresdner Anzeiger" vom 24. August
findet sich ein Artikel über die Bedeutung
des Molkereiwesens in Sachsen. Darin wird
u. a. gesagt: „Es kamen 1900 nach der Stück-
zahl auf einen Quadratkilometer der Landes-
fläche in Sachsen 40,00 0 Rindvieh, im Reiche
35,00'0. Auf 100 Einwohner entfielen in
Sachsen 16.4 Rindvieh, im Reiche 33,6"
Wir haben es ja immer gesagt, daß die
Sachsen besonders helle sind. — S.: Im
„Dresdner Anzeiger" (Nr. 240) vom 30. Aug.
wird über den Besuch unseres Kaisers in
Münster u. a. berichtet: „Besonders begrüßte
der Oberbürgermeister den Kaiser als den
Neubegründer und Schöpfer der Universität
und bat ihn zum Schlüsse, aus dem goldenen
Pokal, dem historischen Ehrenbecher der Stadt
Münster, den Ehrentrunk entgegenzunehmen.
Der Kaiser ergriff den alten Ehrenbecher,
der die Form eines silbernen Hahnes zeigt,
antwortete mit dankenden Worten und trank
auf das Wohl der Stadt." Außer den roten,
die auf Dächer gesetzt werden, gibt es silberne
und goldene Hähne. Daß dies ein goldener
war. ist dem Reporter — so wenig passen
solche Leute auf — entgangen, oder er hat
es vielmehr beim Aufschreiben wieder ver-
gessen, denn zuerst spricht er doch von einem
„goldenen" Pokal. — S.: Der „Leipziger
Zeitung" vom 24. Aug. wird geschrieben:
„Köln. 23. Aug. Wie die „Kölnische Ztg."
aus Wilhelmshöhe meldet, hat der König von
England der deutschen Kaiserin aus Anlaß
ihres Unfalles ein äußerlich herzlich gehal-
tenes Telegramm gesandt." Ganz Eduard!

Elbing. G.: Der „Elbinger Zeitung"
vom 22. Aug. wird aus Marienbad vom 19.
geschrieben: „Mit der Ankunft des Königs
Eduard in Marienbad. wohin er in diesem
Jahre bereits zum siebenten Male kommt,
hat sich hier auch eine seltsame Spezies von
Kurgästen eingefunden, nämlich die Mode-
jäger." So kommt, was noch so fein ge-
sponnen ist, doch ans Licht der Sonnen. Also
sechsmal vorher war Eduard in diesem Jahre
schon in Marienbad! Es muß etwas un-
gewöhnlich Schönes sein, was ihn dahin zieht.
Natürlich steckt Amors Bogen dahinter.

Emmendingen. E. H.: 2n einem
Artikel über den Halleyschen Kometen (siehe
„Deutsche Warte" vom 27. August) wird ge-
sagt: „Der Halleysche Komet beschreibt eine
elyptische Bahn um die Sonne, dieselbe
wurde zuerst berechnet von dem nach ihm
benannten Astronomen Halley." Der Komet
also hieß schon Halley. als er entdeckt
wurde, und nach ihm wurde sein Entdecker,
der vorher anders, etwa Müller oder
Schultze. geheißen hat, benannt. Das ist
interepant zu erfahren. Übrigens heißt es
„elliptisch" und nicht „elyptisch". Bei letz-
terem Wort hat Schreiber des Artikels wohl
an „egyptisch" gedacht.

Endingen. H.: 2m „General-Anzeiger
der Stadt Mannheim und Umgebung" vom
27. Aug. wird ein „Cellophon-Konzert" an-
gekündigt. das am 28. August im Rosen-
garten -Musensaal stattfinden sollte. 2m
zweiten Teil des Programms lautet Nr. 11:
„Sieh, mein Herr erschießet sich" aus „Sam-
son und Dalila." Unsinn! Um die Zeit
Samsons und Dalilas gab es noch keine
Schießgewehre. Man wurde auch ohne solche
miteinander fertig.

Frankfurt a. M. Dr. G. E.: 2n einem
„Reklame-Zirkular" für „BellthalMosel-
Sprudel" heißt es: „Bekanntlich ist das
ganze Gebiet der Mosel und des Rheins
reich an kleinen Säuerlingen, und viele
Orte haben so ihre eigene Gemeindepuelle."
Puella heißt Mädchen, es käme also heraus
auf ein „Gemeindemädchen". O pfui!
Wer wird so etwas behaupten! — E. H.:
2n K. Lubowskys Roman „Um der Ehre
willen" (j. Frankfurter Kurier vom 22. Aug.)
heißt es: „So überlegten sie und ängstigten
sich vor der Zukunft, der Gott aber, der das
goldene Licht zur Zeit ansteckte, fuhr just zu
der nämlichen Stunde mit schwerem, donnern-
dem Geschütz über die Brücke des Baues,
die das Vertrauen zwischen Vater und Sohn
zusammenhielt, und als es so eilig dahin-
rollte. lag auf diesem Wege .ein kleiner
zuckender Gegenstand das war das Herz
des alten Grasen Klaus. Und mitten über
das Herz fuhr das schwere Geschütz." Un-
vergleichlich schön gesagt!

Glauchau. A. P.: 2n der „Glauchauer
Zeilg." (Nr. 194) macht Berg m a n n (Rothen-
burg) bekannt: „Vorgestern Abend sind von
einigen Kavalieren 2 Flaschen Likör aus
meinem Buffet gestohlen worden, falls diese
binnen 24 Stunden nicht zurückerstattet oder
bezahlt sind. inkl. dieses Inserat, werde ich
Anzeige erstatten." Bergmann sollte sich
nicht törichten Hoffnungen hingeben. Wo
„Kavaliere" einmal Likör gemaust haben,
da ist auf Wiederbringen oder Bezahlen in
dieser Zeitlichkeit nicht zu rechnen.

Göppingen. E. E.: Mit Dank abgelehnt.

Greifswald. H. H.: 2n der „Greifs-
walder Zeitung" ist zu lesen: „Ein vielfach
vorbestrafter Arbeiter belästigte gestern abend
in trunkenem Zustande einen Herrn in der
Fleischerstraße und bedrohte ihn auch mit
einem Stocke. Der rote Patron wurde fest-
genommen." Es ist nicht hübsch, einen
solchen Unhold ohne weiteres als Roten
oder Sozialdemokraten zu bezeichnen. Er
kann ebensogut einer andern Partei, z. B.
dem Zentrum, angehören. Am Ende ist es
sogar ein Nationalliberaler gewesen.

Hamburg. W. G.: In der „Neuen
Hamburger Zeitung" vom 27. Aug. wird
„zur Ausstandsbewegung im Vugsierbetriebe"
mitgeteilt: „Es sind umkehrende Vorkeh-

rungen getroffen worden, um aus den Hafen-
städten an der Ostsee Maschinisten heran-
zuziehen." Unter „umkehrenden Vorkeh-
rungen" können wir uns leider etwas Ver-
nünftiges und Abhilfe Versprechendes nicht
vor stellen.

Haspe. C. V.: 2n der „Hasper Zei.
tung" vom 27. Aug. wird berichtet: „Der
deutsche Katholikentag in Würzburg sandte
Begrüßungstelegramme an den Kaiser, den
Prinz-Agenten Luitpold von Bayern und
natürlich an den Papst, und erhielt Dank-
antworten." War das eine Begrüßungs-
telegramm wirklich adressiert an den Prinz-
Agenten Luitpold? Bei der stark erhöhten
Stimmung, die in Würzburg herrschte, war
ja all dergleichen möglich. Nett war es
von Luitpold, daß er trotzdem sich bedankte.

Herrenalb (Württbg. Schwarzwald).

W. F.: Dem „Schwarzwälder Boten" wird
geschrieben: „Ulm, 22. Aug Das K. Be-
zirksamt Neu-Ulm macht bekannt, daß bis
auf Weiteres die Erlaubnis zur Abhaltung
öffentlicher Tanzmusiken nicht mehr erteilt
wird, da im Bezirk die Maul- und Klauen-
 
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