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Der monfenegrinifche ßcmdeisDerfrcig

nun blaff, ihr Urompefen, ihr Zijmbelm erschallt,
Huri jubelt, ihr Männer und Frauen,

Ulit Sliwowifj füllet die Gläfer alsbald,

Und die Herzen erfülle Vertrauen!

Hurra, er ilt unter — o glücklicker Cag l —

Der monfenegrinifche Handelsvertrag!

Dem Vaterland fiel, ach, ein Stein von der Bruft,
Es jubelte freudig: Willkommen,

Willkommen im Reiche! 0 herrliche hulf!

Was haben wir Gutes vernommen!

Er hat uns befreiet von Sorge und Plag’,

Der monfenegrinifche Handelsvertrag!

Was alles Ceffinje zu uns importiert,

Das geht nicht herauf auf 'ne Kuhhaut.

Der Handel in Deutschland wird gleich ruiniert.
Sobald Montenegro mal zuhaut.

3efjf hat uns gerettet mit kräftigem Schlag
Der monfenegrinifche Handelsvertrag!

Fürlt Nikolaus ilt uns ja freundlick gesinnt.
Er ilt uns kein Neider und Haller.

3n Nikolaus Adern Monarckenblut rinnt.

Und Blut ilt ja dicker als Waller.

Es blüh' und gedeihe stets, komme, was mag,
Der monfenegrinifche Handelsvertrag!

Es bricht nun ein seliges Zeitalter an,

Wir kommen zum ewigen Frieden.

Der Deutsche iff wieder ein glücklicher Mann,
Weil ihm fo ein Freund ilt befchieden.

Das ilt ein Vertrag von gar feinem Gefchmack,
Der monfenegrinifche Handelsvertrag!

Singt jubelnde Nieder, ob arm ihr, ob reich,
Gon fuoco, vivace, allegro!

Es lebe das treu uns verbündete Reich,

Es lebe das Reich Montenegro!

Er iff nun einmal von besonderem Schlag,

Der montenegrinifcke Handelsvertrag!

Ehret die Frauen!

Nach den unerhörten Skandalszenen, die die englischeil
Suffragettes in der letzten Zeit heroorgerufen haben, haben
einige Mitglieder des englischen Kabinetts erklärt, sie würden
in keine Verhandlung kommen, zu der Frauen zugelassen
würden; sie würden nur dann reden, wenn die Männer
ganz unter sich wären.

Darauf ist sofort die Einladung eines Berliner Komitees
an die englischen Minister erfolgt, in einer Berliner Ver-
sammlung zu reden. Die Einladung trägt die Unterschrift:
Dr. Magnus Hirschfeld.

Andererseits haben die Frauen zur Selbsthilfe ge-
griffen. Sie wollen diejenigen Suffragettes, die sich wie
betrunkene Pennbrüder benehmen, nicht länger in ihren
Reihen dulden. Diese Unweiber sollen mit dem Verlust
der weiblichen Ehrenrechte bestraft und entweder zu Ehren-
männern erklärt oder wenigstens a la suite der Männer-
schaft gestellt werden.

Die Baronin Adolph Rothschild, die vor kurzem in
Paris gestorben ist, hat ein Vermögen hinterlassen, für das
20 Millionen Francs Erbschaftssteuer zu zahlen sind.

Das fällt nun alles dem Schweizer Fiskus in die
Hände. Wäre es denn gar nicht möglich gewesen, die Ba-
ronin rechtzeitig, etwa durch Anbietung hoher Ehren, zur
Übersiedlung nach Deutschland zu veranlassen? Wenn sie
z. V. in Frankfurt a. D., das so hübsch liegt, sich nieder-
gelassen hätte, welchen großen Vorteil würden wir davon
gehabt haben.

„Infolge baupolizeilicher Anordnung" sind die Studieren-
den der Heidelberger Universität durch Anschlagam Schwarzen
Brett ersucht worden, den üblichen Gruß vor und nach der
Vorlesung, der bekanntlich in Trampeln besteht, zu unter-
lassen. Sehr weise! Man sieht doch, daß auch der Heidel-
berger Baupolizei mal etwas einfallen kann.



Hns Vaterland, ans teure, fdiliei}’ dich an.
Das halte feit! . . .
 
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