Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
/

s

können Sie „Kombella“ venvenden,
um Ihren kostbaren Teint gegen
Frost, Kälte, Sturm und Wetter zu
schützen. „Kombella“ ist die erste
und einzige nicht fettende Hautcreme,
der vollwertige Ersatz für die alten
öligen Fettsalben. Ein untrügliches
Mittel gegen rote, rissige, aufge-
sprungene, rauhe Haut! „Kombella“
hat den inneren wissenschaftlichen
Wert und es hat schon Tausenden
reichliche Früchte gebracht,
Brechen auch Sie die Früchte!
Pflegen Sie Ihre Haut mit „Kombella“!
In Tuben ä 60 Pf. u. 1 M. zu haben
in allen Jlpotheken, Drogerien und
Parfümerien.

„Kombella“-Seife „Kombella“-Puder
Stück 60 Pf. Schachtel 1 M.

Komtiella-Fahriken Georg Häntzsclißl

Dresden und Bodenbach

Schlüssel oder nicht?
oder Die gelbe Nachtigall und die blaue Lerche

Zwei Kritiker verlassen das Theater; sie haben der
ersten Aufführung der Exzentrik-Komödie „Die blaue
Lerche" von Hermann dem Cherusker beigewohnt. Der
Held des Stückes heißt Arminius Pump, ist Schriftsteller
in Wien. Intendant in München und Dramaturg in Berlin.
In den Pausen stritt man heftig, ob das Stück ein Schlüssel-
stück ist oder nicht. Die Mehrheit behauptete, der Held sei
niemand anderes als Hermann Bahr mit seiner gelben
Nachtigall. Nein, sagte die Minderheit. Ein Dichter von
der Bedeutung Hermanns des Cheruskers schreibt keine
Schlüsselstücke; er hat an den Hermann Bahr gar nicht
gedacht. Wie sollte er auch? Der Held heisst ja gar nicht
Hermann Vahr, sondern Arminius Pump. Dieser
Streit setzte sich auch zwischen den beiden Kritikern fort.
Der eine nimmt den Dichter in Schutz und sagt: „Er hat
niemanden kopiert. Die Figuren und die Ideen sind sein'"
— „Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage", erwiderte
der kritischere Kritiker. — „Das ist keine Frage. Die blaue
Lerche ist nicht die gelbe Nachtigall." — „Es ist die
Nachtigall und nicht die Lerche." — „Übrigens, ob Schlüffel-
stück oder nicht, schlafen Sie wohl. Auf Wiedersehen bei
der nächsten Premiere!" — „Bei Philippi sehen wir uns
wieder."

Das in Pelplin erscheinende Weltblatt „Pielgrzym"
schimpft ganz fürchterlich auf die „schamlose Polenfresser-
bande", auf die ins Irrenhaus gehörende „Horde" und die
„hakatistische Pest." Die ganze, furchterregende Wut des
edlen Polacken ist durch das Gerücht entfacht, in der Ent-
eignungskommission sei der Vorschlag gemacht worden, alle
Polen nach den ostafrikanischen Kolonien zu verschicken.
Dieser Vorschlag ist, wie wir feststellen konnten, nicht nur
gemacht, sondern sogar zum Beschluß erhoben worden.
Leider wird er trotzdem nicht ausgeführt werden, weil sich
seit seinem Bekanntwerden in Afrika die entsetzten Einge-
borenen zu Tausenden nach Europa einschiffen, um der
drohenden Gefahr zu entgehen.

Die Verfeinerung der Gerichtsverha-—-—-

Je mehr sich unsere gute und beste- Gesellsch.
regen kriminellen Leben der Jetztzeit beteiligt, de,.-^
wird der Ton unserer Gerichtsverhandlungen. Es
nur noch: „der Herr Angeklagte", „die Frau Zeugin .
„der Herr Nebenkläger" usw., und bei manchen Staats-
anwaltschaften hat man schon die ganzen Anklageformulare
öcinau) Umdrucken lassen. Auch die Vernehmungen gehen
aus einer anderen Tonart. Wo man z. V. früher gesagt
hätte: „Unterstehen Sie sich noch, das zu leugnen, Ange-
klagter?" würde es jetzt heißen müssen: „Ohne der Erklärung
des Herrn Angeklagten vorgreifen zu wollen, gebe ich ihm
zu erwägen, ob er in der Lage ist, diese Tatsachen zu be-
streiten." — Im Zeugenzimmer drängen sich die Grafen,
Barone, Exzellenzen und Geheimräte; man kann sich nirgends
in befferer Gesellschaft befinden. Auch der Reichskanzler
erscheint von Zeit zu Zeit und wird, da er auf Zeugen-
gebühren zu verzichten pflegt, bei Gericht stets gern gesehen.
Hohe Militärs sind hier fast mehr zu Hause als auf den
Kommandanturen und Paradeplätzen, hohe Beamte erledigen
ihr Dezernat meist nur noch im Zeugenzimmer. Wozu man
solchen Zeugen gegenüber noch ein Zeugniszwangsverfahren
braucht, ist in der Tat nicht abzusehen, und der „Herr Zeuge
v. Bülow" möchte es deshalb ja auch ausheben. Wer die
Zierden des Gothaer Almanachs gern persönlich kennen
lernen will, muß in die Gerichtssäle kommen — schade nur.
daß gerade immer dann, wenn die höchste Aristokratie aus-
zieht, die Öffentlichkeit ausgeschloffen werden muß! Aber
etwas Exklusivität muß doch wohl sein. Auch Süd-
deutschland bleibt erfreulicherweise nicht zurück; es hat sogar
kürzlich noch einen Freiherrn zu drei Jahren Gefängnis
verurteilt. Wie würde sich der Herr Gefangene freuen,
wenn er seine Strafzeit mit dem Grafen Pückler und der
Fürstin Wrede abmachen könnte! Aber leider machen hier
die Sanatorien und Kaltwasserheilanstalten unseren Straf-
anstalten starke Konkurrenz; sie schnappen ihnen gerade die
feinsten Kunden weg und verhindern so eine der Eerichts-
verfeinerung entsprechende Veredlung des Eefängnislebens.
Das müßte noch abgestellt werden.

Verantwortlicher Redakteur: I. Trojan. - Verantwortlich für den Anzeigenteil Gustav Gillhausen. Berlin. — Verlag von A. Hoimann L Comp., Berlin SW., Ziminerstr. 8.

Druck von Hempel & Co.. G. m. b. £>., Berlin SW., Zimmerstr. 7/8.
 
Annotationen