Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


2/t

Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage. Man
bestellt bei den Postanstalten des 3n- und Auslandes, sowie in allen
Buchhandlungen. Zcitungsspeditionen und beim Verlag.

Der Vierteljahr!. Bezugspreis für d. Blatt mit sämtl. Beilagen beträgt sür
In- u.Ausland 2,50 M., bei Zusendung unter Kreuzbd. für Deutschland u.
Österreich 3M., sür alle andern Länder 3,50M. Einzelne Nummer 25 Pf.

Alle Rechte für sämtliche Artikel und SQuflrallonen Vorbehalten.

Wochenkalender

Montag, den 7. April

Mama Europa mlt dem Zopf.

Die schüttelt ihren wetten Kops —

Sie spricht: .Ich wlll's, so soll es sein!'
Da spricht Niklta trotzig: .Nein!"

Dienstag, den 8. April

Heut droht mit der geballten Fault
Europa, daß ihr selber graust.

Sie schreit: .Du frecher Lümmel, du!"
Niklta lächelt still dazu.

Mittwoch, den 9. April

Europa spricht: .Sieh', du bist klein.
Und ich bin groß. sich' das doch ein.
Sch bin jetzt müde des Genarrs!"
Niklta spricht: ..l-ex mihi mars!“

Wochenkalender

Donnerstag, den 10. April

Heut lallet seine Hände still
Europa: .Nun, «vle Gott es will!

Zeit wirb es. daß man etwas ruht.'

Niklta spricht: .Schlaf gut. lchsas' gut!'

Freitag, den II. April

Europa, wieder aufgewachl.

Spricht: .Liebes Söhnchen. habe achl!

Set gut. tu ,nir zuliebe das!'

NIKita grinst: .Sch hüll' dir was!"

Honnabend, den 12. April

Europa schreit: .So soll es sein'''

Da spricht Nikita trotzig: .Ncin'"

Europa fd>üttcll stumm den Kops
Und wackelt traurig mit dem Zops!

P. W. Kladderadatsch

Gpser um Opfer!

Am Freitag sank die dunkle Nacht
Auf die Gefilde von Berlin.

Das Tagewerk, es war vollbracht,

Man sah die Bürger heimwärts zieh».
Die Glocken schlugen in der Runde,

Es war die zehnte Abendstunde.

Auf einmal, seht, da stammt es hell
In einem großen, weilen Haus,

Und flinke Boten eilen schnell
Und tragen weiße Blätter aus.

Und alles liest beim -Lampenscheine
Erregt die Norddeutsch-Allgemeine.

Da steht es endlich schwarz auf weiß,
Was wir so lang' erwartet schon.

Das Wehrgeseh und, ach, sein Preis
Für unsre deutsche Nation,

Die Bähe auch der Gpsersteuer,

Die uns zwar lieb ist, doch auch lener.

Es gilt das deutsche VaterlandI
Da heißt es gleich den Beutel ziehn,
Da öffne schnell sich jede Hand
Und keine darf das Gpser sliehn,

Nein, keine Hand, auch nicht die tote!
Allein, wo sieht man deren Guote?

Von allem, was der Bürger hat,

Muß steuern er, ob arm. ob reich.

Gb aus dem -Land, ob in der -Stadt.

Das ist dem Fiskus doch wohl gleich?
Macht er selbst heute Unterschiede,

Dann lebe wohl, o Völkersriede!

Wenn dir ein Grundstück ist beschert,

Dann schätze man 311 dieser Frist
Nach gleichen Bähen seinen Wert,

Gb -Städter du, ob Bündler bist.

Der, den man zu der andern Ärger
Bevorzugt, ist ein Drückeberger!

Allein wer gleiche Pflichten hat,

Dem ist sein gleiches Recht auch lieb,
Drum gebt des Volkes Wünschen statt,
Denn „wenn du nehmen willst, so gib".
Der Kasten -Schranken sollen krachen
Auch sonst, nicht bloß in -Steuersachen!

Der Bürger und der Krieger soll
Den Dünkel meiden und den Wahn,

Auch wenn ein Abteil etwas voll
-Sein sollte auf der Eisenbahn!

Biht man dort auch nicht wie im Maien,
Bo sind das keine Bchweinereien!

Kladderadatsch
M. Fr.
 
Annotationen