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Parlamentsbericht

von Morih Krojanker, parlamentarischem Äpezialbcrichlerstatter der „Äamotschiner Nachrichten"

Der Reichstag liest noch immer die
Wehrvorlage.

Abg. Len sch (Soz.): Der

Kollege Erzberger ist ein Platz-
regen von Worten, gegen die
^44$^ kein Regenschirm hilft. Die Kom-
mandogewalt ist das Feigenblatt
des Absolutismus, wogegen der
„Vorwärts" das Blatt der Tapferen ist.

Abg. Müller-Meiningen (Vp.): Wenn man die

sozialdemokratischen Anträge in den Darm der Wehrvorlage
hineinstopfen will, so kommt nicht ein Wehrgesetz, sondern
eine Wurst heraus, die der Regierung ein solches Gesetz ist.
Ebenso . gut könnte man das Burschenwesen in ein Gesetz
über die unehelichen Kinder hineinstopfen. — Wir haben
adlige Regimenter, das geht nicht. Mobilisierte Regimenter
lasse ich mir gefallen, nobilisierte aber nicht.

Abg. von Graefe (!.): Wenn der Reichstag der

Negierung einen Antrag aufzwingen will, so ist dies
Erpressung. Mordversuch, Blutschande, Urkundenfälschung,
Körperverletzung. Abtreibung und Ehebruch; das sage ich
Ihnen, ich. einer der Edelsten der Nation. Die v. Graefes
haben schon zur Zeit Hermanns des Eheruskers auf die
Juden geschimpft.

Abg. Schöpslin (Soz.): Wie wenig die Garde taugt,
sehen Sie an dem Abg. Stadthagen, der bei der Garde
gedient hat.

Abg. Zu beil (Soz.): Im Jahre 736 v. Ehr. Geb. hat
ein adliger preußischer Offizier seinen Burschen mit einem
Revolver erschossen.

Kriegsminister von Heeringen: Das ist nicht wahr.

Abg. Zubeil (Soz.): Das schadet nichts.

Abg. Heine (Soz.): Gädke, Czerny, Liliencron

und andere Sozialisten sind gemaßregelt worden.' Das
ist eine Ehre für die Maßregel, aber eine Schande für
die Welt.

Abg. Frank (Soz.): Der militärische Boykott ist un-
erhört. Ein Sozialdemokrat erkundigte sich einmal im
Reisebureau von Stangen nach einer Zugverbindung. Sofort
wurden alle Korsettgeschäste der Stadt vom Militär boy-
kottiert, weil sie in den Korsetten Stangen führten.

Abg. Liesching (Vp.): Der General von Deimling
boykottiert die Straßen von Straßburg nicht, sondern läßt
jeden Pflasterstein mit einem Kavalleristen besetzen. In
den Straßen liegen die Pferdeäpfel schon so hoch, daß die
Hausfrauen daraus Pferdeapfelmus kochen.

Abg. Werner-Gießen (Wirtsch. Vergg.): Der Abge-
ordnete von Graefe hat eine antisemitische Rede gehalten.
Ich weiß nicht, wie er dazu kommt. Der Antisemitismus
ist meine Sache. Der allein echte Antisemitismus ist nur
bei mir zu haben, der von Graefesche ist nur eine wertlose
Nachahmung.

Abg. Erzberger (Z.): Wenn der Kriegsminister
4000 Offiziere mehr anstellen will, so muß er erst den
Duellzwang abschaffen, dem jährlich 4000 Offiziere zum
Opfer fallen.

Abg. Liebknecht (Soz.): Auf Bajonetten kann man
nicht sitzen, wenn man kitzlig ist.

Abg. von Calker (nl.): Die Rechtskenntnisse im

Heere lasten zu wünschen übrig, deshalb sollte man eine
militärische Rechtsakademie gründen, bevor uns die Sozial-
demokraten mit einer militärischen Linksakademie zuvor-
kommen.

Abg. Müller-Meiningen (Vp.): Die Offiziere sind
sehr exklusiv, sie schließen alles aus, sogar die Öffentlichkeit
der Gerichtsverhandlungen.

Abg. Kunert (Soz.): Das Volk ist ein Packesel.

Präsident Kaempf: Sie dürfen das deutsche Volk
nicht einen Esel nennen.

Der Kriegsminister, der Abg. Müller-Meiningen und
die Sozialdemokraten reden weiter. Ein Ende ist bei Leb-
zeiten dieser Herren nicht abzusehen. m. fr.

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In ulkigen Knüttelversen geißelt der Verfasser die ..Welt von heute", den
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irkultur und
um sich

mannigfachen Schäden unserer Zjit aufmerksam, unter deren Hyperk
wissenschaftlicher wie sozialer Obertünche gar mancher Wurmfraß
greift. Die zahlreichen Bildchen, die Krüger zu dem Bändchen geschaffen hat,
atmen denselben Humor wie der Text und lassen bei aller Einfachheit den
tüchtigen Künstler erkennen. „fränkischer Kurier*.

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