DOI Heft:
Hefte 1-5, Januar 1914
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.2294#0063
Müller. Aaste von den Preußentag jelesen?
Schultze. Na ob!
Müller. Un det der Dokter Rocke jesagt hat, er wolle nich
verlangen, det Elsaß-Lothringen der preuß'schen
Monarchie einverleibt werde?
Schultze. Jewiß doch!
Müller. Weeßte, den müßten se als Obermimen nach
Straßburg schicken!
Schultze. Woso denn?
Müller: Paß mal uff, wie bald die Elsässer denn det
kriegten, wodruff es ankommt: Respekt vor
dem Rocke! w.
Müller. Heere mal, det is doch ooch sone Sache mit den
Pechmann!
Schultze. Ick verstehe dir nich!
Müller. Ra, det Or. Rocke dem Herrn von Pechmann
jrade det Iejenteil von dem in den Mund jelegt
hat, wat er jesagt hat. —
Schultze. Stimmt! Aber nu hat sich Rocke doch janz zu
ihm bekehrt.
Müller. Woso denn?
Schultze. Ra, er is doch selbst der reene Pech-Mann
jeworden! v.
Müller. Ru heeßt et, Tirpitz soll Reichskanzler werden.
Komisch! wat soll een Mann for't Land, der bloß
uff't Wasser Bescheid weeß.
Schultze. Ra, vielleicht wird die janze Jeschichte zu Wasser.
- m. 1.
Rudolf Genee f
Rach weitem Wege fandest du,
Du rüstiger Wanderer, Ziel und Ruh,
Von lindem Schlaf bist du umfangen;
Längst lag das Leben hinter dir —
Und dennoch, heute fühlen wir:
Ein lieber Mensch ist fortgegangen!
Kladderadatsch
Die Abschaffung der Rangordnung
(Aus dem Tagebuche von Karlchen Mießnick.)
Indem der Revolver jetzt bei uns sehr locker sitzt und
der Primus von Sekunda, weil er Sekundus wurde, darüber
sehr geladen war, sein Revolver aber auch, und sich gleich
totgeschossen hat, was aber bei mir nicht Vorkommen könnte,
weil ich immer nur der Primus von unten bin und das
meinetwegen auch ein anderer werden könnte, so hat das
Schulkollegium, damit sich nicht auch die übrigen Sekundusse
totschießen, die Rangordnung überhaupt abgeschafft, und die
Letzten werden nun die Ersten sein, umgekehrt aber auch
Und wie ich das zu Hause erzähle, hat Onkel Fritz zu Papa
gesagt, „zum Himmeldonnerwetter!", hat er gesaotz weil er
nämlich reden kann wie ein Gras, und was das für eine
geniale Idee von den Paukern wäre, wie ja auch die Ärzte,
wenn einer Leibschmerzen hat, ihm gleich den ganzen Blind- g
darm wegschnitten und in dem neuen Strafgesetzbuch die 8
Urkunden abgeschafft werden sollten, womit die ewigen §
Urkundenfälschungen auf einmal aufhörten, weswegen H
Bethmann schon damit umginge, nächstens den Reichstag
abzuschaffen, und dieser ihm dann kein Mißtrauensvotum
mehr aufbrummen könnte, wozu aber Mama meinte, daß
doch die armen Jungens eigentlich gar nichts mehr lernen
sollten, damit sie auch nichts vergessen könnten, und Papa
sagte, der Bethmann hätte auch nichts gelernt und nichts
vergessen. Weil er aber doch der Oberste in der Rang-
ordnung geworden ist und man ihn nicht abschaffen kann,
so will ich, wenn ich zu Ostern nicht versetzt werde, auch
Reichskanzler werden und habe mir den kleinen Kant zu
Weihnachten schenken lassen, kann ihn aber noch nicht.
Ruhig Blut!
Der von Wrochem, der von Kracht,
Haben sich mal Luft gemacht;
Ebenso der Roesicke
Und der Rocke auch, o weh!
Und die frömmste Geistlichkeit,
Die war eben auch nicht weit.
Keinem war so recht es klar,
Daß auch Bismarck Preuße war.
Keinem war das Lied zur Hand
Von dem Arndtschen Vaterland.
Bismarck, kämst du doch herbei,
Schlügst entzwei die Litanei!
Stopftest solcher Helden Mund:
Raus mit diesem „Preußenbund"!!
Denn vom Rhyn bis an den Rhein
Wollen wir nur Deutsche sein.
Doch, ihr Bayern, Sachsen, Schwaben,
Und die sonst gerungen haben
Einst in heißer blutiger Schlacht,
Tut das Reich nicht in die Acht!
Haltet fest, was unser, euer,
Was uns heilig ist und teuer.
Laßt sie schwatzen, laßt sie rasen.
Wenn es riecht nach Streit und Zank,
Haltet zu vor dem Gestank
Euch die Rasen!
Ja — und lacht!
Der von Wrochem, der von Kracht,
Haben sich mal Luft gemacht! w.
Schlimme feiten, schlimme Zeiten!
Hier ne Plerte. da zwei Pleiten,
Und von Vesffung ^"ine Spur!
Allenthalben hört m n klagen,
Vielen geht es an den Kragen,
Jeder hat - 5 on im Magen,
Diese „schlechte Konj >n etur!"
Hu — Zu.!
Aber nicht bloß in Europien,
Rein, auch unten in den Tropien,
Beispielsweis in Mexiko,
Wo Amerika so schmal ist,
Wo der Panamakanal ist,
Wo so häufig ein Skandal ist,
Scheint die Sache ebenso.
Der Herr Eeneralpostmeister
Sitzt besonders tief im Kleister;
So ein Posten ist kein Quark!
Täglich wird ihm flau und flauer,
Und das Zahlen wird ihm sauer,
Und er zahlt in stiller Trauer
Jetzt mit Marken statt mit Mark!
Hu — Huerta — es ist alle!
Ave - auch in diesem Falle
Z bieg, Edler, stark und fest!
Streu.' die Arme aus, die klammen,
Kratze, was du kriegst, zusammen,
Setzt es Püffe auch und Schrammen —
Und verdufte mit den Rest!
h. st.
—-—-------—
Ver itwortlicher Redakteur: ' ine in Charlottenburg. — Verlag von Hofmann & Comp., Berlin SW 68. — Druck von Hempel & Co E. m. b. H., Berlm.
Hierzu drei Beilagen
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Schultze. Na ob!
Müller. Un det der Dokter Rocke jesagt hat, er wolle nich
verlangen, det Elsaß-Lothringen der preuß'schen
Monarchie einverleibt werde?
Schultze. Jewiß doch!
Müller. Weeßte, den müßten se als Obermimen nach
Straßburg schicken!
Schultze. Woso denn?
Müller: Paß mal uff, wie bald die Elsässer denn det
kriegten, wodruff es ankommt: Respekt vor
dem Rocke! w.
Müller. Heere mal, det is doch ooch sone Sache mit den
Pechmann!
Schultze. Ick verstehe dir nich!
Müller. Ra, det Or. Rocke dem Herrn von Pechmann
jrade det Iejenteil von dem in den Mund jelegt
hat, wat er jesagt hat. —
Schultze. Stimmt! Aber nu hat sich Rocke doch janz zu
ihm bekehrt.
Müller. Woso denn?
Schultze. Ra, er is doch selbst der reene Pech-Mann
jeworden! v.
Müller. Ru heeßt et, Tirpitz soll Reichskanzler werden.
Komisch! wat soll een Mann for't Land, der bloß
uff't Wasser Bescheid weeß.
Schultze. Ra, vielleicht wird die janze Jeschichte zu Wasser.
- m. 1.
Rudolf Genee f
Rach weitem Wege fandest du,
Du rüstiger Wanderer, Ziel und Ruh,
Von lindem Schlaf bist du umfangen;
Längst lag das Leben hinter dir —
Und dennoch, heute fühlen wir:
Ein lieber Mensch ist fortgegangen!
Kladderadatsch
Die Abschaffung der Rangordnung
(Aus dem Tagebuche von Karlchen Mießnick.)
Indem der Revolver jetzt bei uns sehr locker sitzt und
der Primus von Sekunda, weil er Sekundus wurde, darüber
sehr geladen war, sein Revolver aber auch, und sich gleich
totgeschossen hat, was aber bei mir nicht Vorkommen könnte,
weil ich immer nur der Primus von unten bin und das
meinetwegen auch ein anderer werden könnte, so hat das
Schulkollegium, damit sich nicht auch die übrigen Sekundusse
totschießen, die Rangordnung überhaupt abgeschafft, und die
Letzten werden nun die Ersten sein, umgekehrt aber auch
Und wie ich das zu Hause erzähle, hat Onkel Fritz zu Papa
gesagt, „zum Himmeldonnerwetter!", hat er gesaotz weil er
nämlich reden kann wie ein Gras, und was das für eine
geniale Idee von den Paukern wäre, wie ja auch die Ärzte,
wenn einer Leibschmerzen hat, ihm gleich den ganzen Blind- g
darm wegschnitten und in dem neuen Strafgesetzbuch die 8
Urkunden abgeschafft werden sollten, womit die ewigen §
Urkundenfälschungen auf einmal aufhörten, weswegen H
Bethmann schon damit umginge, nächstens den Reichstag
abzuschaffen, und dieser ihm dann kein Mißtrauensvotum
mehr aufbrummen könnte, wozu aber Mama meinte, daß
doch die armen Jungens eigentlich gar nichts mehr lernen
sollten, damit sie auch nichts vergessen könnten, und Papa
sagte, der Bethmann hätte auch nichts gelernt und nichts
vergessen. Weil er aber doch der Oberste in der Rang-
ordnung geworden ist und man ihn nicht abschaffen kann,
so will ich, wenn ich zu Ostern nicht versetzt werde, auch
Reichskanzler werden und habe mir den kleinen Kant zu
Weihnachten schenken lassen, kann ihn aber noch nicht.
Ruhig Blut!
Der von Wrochem, der von Kracht,
Haben sich mal Luft gemacht;
Ebenso der Roesicke
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Die war eben auch nicht weit.
Keinem war so recht es klar,
Daß auch Bismarck Preuße war.
Keinem war das Lied zur Hand
Von dem Arndtschen Vaterland.
Bismarck, kämst du doch herbei,
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Denn vom Rhyn bis an den Rhein
Wollen wir nur Deutsche sein.
Doch, ihr Bayern, Sachsen, Schwaben,
Und die sonst gerungen haben
Einst in heißer blutiger Schlacht,
Tut das Reich nicht in die Acht!
Haltet fest, was unser, euer,
Was uns heilig ist und teuer.
Laßt sie schwatzen, laßt sie rasen.
Wenn es riecht nach Streit und Zank,
Haltet zu vor dem Gestank
Euch die Rasen!
Ja — und lacht!
Der von Wrochem, der von Kracht,
Haben sich mal Luft gemacht! w.
Schlimme feiten, schlimme Zeiten!
Hier ne Plerte. da zwei Pleiten,
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Allenthalben hört m n klagen,
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Rein, auch unten in den Tropien,
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Wo Amerika so schmal ist,
Wo der Panamakanal ist,
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Scheint die Sache ebenso.
Der Herr Eeneralpostmeister
Sitzt besonders tief im Kleister;
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Täglich wird ihm flau und flauer,
Und das Zahlen wird ihm sauer,
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Hu — Huerta — es ist alle!
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Z bieg, Edler, stark und fest!
Streu.' die Arme aus, die klammen,
Kratze, was du kriegst, zusammen,
Setzt es Püffe auch und Schrammen —
Und verdufte mit den Rest!
h. st.
—-—-------—
Ver itwortlicher Redakteur: ' ine in Charlottenburg. — Verlag von Hofmann & Comp., Berlin SW 68. — Druck von Hempel & Co E. m. b. H., Berlm.
Hierzu drei Beilagen
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