DOI Heft:
Hefte 40-43, Oktober 1914
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.2294#0632
Zieh, Kraetke! Zieh!
Kraetke: „Die Zigarre hat keinen Zug. Liegt dies nun
an der Zigarre oder an mir?"
Der Briefsturm
Nur immer langsam voran, nur immer langsam voran,
Daß die deutsche Feldpost auch Nachkommen kann!
Ach, seht nur die Briefe! Viel tausende Sack'!
Was hat nur das viele Schreiben für einen Zweck?
Da schreibt zu Hause jeder Esel einen Brief,
Ach Gott, ich seh' schon, die Sache geht schief.
Warum schreiben die Leute eigentlich so viel?
Das Schreiben ist doch wirklich kein Kinderspiel.
Die Phönizier haben mich zu Tode erschreckt,
Warum haben die Kerls denn das Schreiben entdeckt?
Wenn bloß der verdammte Doppelbrief nicht war'!
250 Gramm ist ja viel zu schwer.
Und die Heere, sie rücken voran gar geschwind.
So wartet doch, Kerls, bis wir fertig sind.
Was soll denn das ewige Sturm-Attakiern!
Wir müssen doch erst die Briefe sortiern.
Der Teufel, er suche den Kram da heraus,
Ach, war' ich doch erst bei Muttern zu Haus!
Nur immer langsam voran, nur immer langsam voran,
Daß die deutsche Feldpost auch Nachkommen kann!
Die „Daily Mail" feiert Rennenkampfs ostpreußi-
schen Feldzug als das größte Meisterwerk der Strategie,
würdig eines Hannibal und Napoleon, ja, eines — French.
Als der Gefeierte diesen Artikel las, wurde er so vergnügt,
daß er beständig „lüttiti, lüttiti!" vor sich hin trällerte
und sich mit dem Finger an die Stirn pickte.
Ein Dank
Es ist ein Wort von scharfem Klang,
Kurz, schlagend, hart und knapp,
Und doch erklingt es wie Gesang
Durchs Land wohl auf und ab;
Es dröhnt so dumpf und tief und voll
Wie Sturmgebraus und Donnergroll,
Und schmettert doch wie Lerchenschlag
An Deutschlands klarstem Frühlingstag:
Krupp!
Am Tiegel und am Ambos stand
Der Ahn so manchen Tag
Und führte mit der starken Hand
Wohl manchen wuchtigen Schlag.
Es schmiedete der Werkmann wert
Dem Vaterland ein gutes Schwert,
Und als die Zeit gekommen war,
Da fuhr es in der Feinde Schar —
Krupp!
Es rannen vierzig Jahr und mehr
Seit jener Zeit zu Tal,
Und wieder hallt vom Fels zum Meer
Das alte Wort von Stahl. —
Geschmiedet ward in Feuersglut
Ein Schlüssel uns so blank und gut;
Der Schlüssel, der da kam herfür,
Erschließt uns jeder Feste Tür —
Krupp!
O altes Wort, o neuer Klang!
Der Feind kommt auf den Schub —
Dir tönt des deutschen Volkes Dank,
Du alter, treuer Krupp!
O Heldenkraft, o große Zeit —
O Panama, o Liebknechtsleid!
Wie schmettert hell der Lerchenschlag
An Deutschlands goldnem Frühlingstag —
Krupp! p. w.
Eventuell
fr. Jetzt hat Japan Schritte zur Eroberung von Kiautschou
unternommen. Es hat hierbei wiederholt erklärt, Kiautschou
in Besitz nehmen zu wollen, um es eventuell an China
zurückzugeben.
Der Geldschrankknacker erklärt, er habe das Geld aus
dem Geldschrank an sich genommen, um eventuell die
Wehrsteuer des Besitzers zu bezahlen.
Das „Bureau Reuter" und die „Agence Haoas"
erklären, sie hätten das Monopol der internationalen
Zeitungsberichterstattung an sich gerissen, um eventuell
die Wahrheit zu sagen.
Die Kosaken erklären, sie hätten in Ostpreußen aus
den Wohnungen der Bürger alle Wertgegenstände nur
deshalb mitgenommen, um eventuell deren Erlös an die
deutschen Antialkoholvereine abzuführen.
Der russische Kriegsminister erklärt, warum und wieso
er dem deutschen Militärbevollmächtigten während der
russischen Mobilmachung sein Ehrenwort gegeben habe, daß
diese noch nicht begonnen habe. Es sei nur sein eventuelles
Ehrenwort gewesen. _
fr. Im Kriege kommt es hauptsächlich darauf an, die
Heeresbewegungen dem Gegner zu verheimlichen. Diesen
Zweck verfolgt die deutsche und die russische Heeresverwaltung
auf verschiedenen Wegen.
Der deutsche Eeneralstab verschweigt die Bewegungen
seines Heeres, so daß niemand, also auch nicht der Gegner,
sie erfährt.
Der russische Eeneralstab erzählt die Bewegungen des
russischen Heeres ganz offen und gibt dann fein Ehrenwort
darauf. So täuscht er seine FeinÄe, die nun seine Mit-
teilungen natürlich für erlogen halten müssen.
Kraetke: „Die Zigarre hat keinen Zug. Liegt dies nun
an der Zigarre oder an mir?"
Der Briefsturm
Nur immer langsam voran, nur immer langsam voran,
Daß die deutsche Feldpost auch Nachkommen kann!
Ach, seht nur die Briefe! Viel tausende Sack'!
Was hat nur das viele Schreiben für einen Zweck?
Da schreibt zu Hause jeder Esel einen Brief,
Ach Gott, ich seh' schon, die Sache geht schief.
Warum schreiben die Leute eigentlich so viel?
Das Schreiben ist doch wirklich kein Kinderspiel.
Die Phönizier haben mich zu Tode erschreckt,
Warum haben die Kerls denn das Schreiben entdeckt?
Wenn bloß der verdammte Doppelbrief nicht war'!
250 Gramm ist ja viel zu schwer.
Und die Heere, sie rücken voran gar geschwind.
So wartet doch, Kerls, bis wir fertig sind.
Was soll denn das ewige Sturm-Attakiern!
Wir müssen doch erst die Briefe sortiern.
Der Teufel, er suche den Kram da heraus,
Ach, war' ich doch erst bei Muttern zu Haus!
Nur immer langsam voran, nur immer langsam voran,
Daß die deutsche Feldpost auch Nachkommen kann!
Die „Daily Mail" feiert Rennenkampfs ostpreußi-
schen Feldzug als das größte Meisterwerk der Strategie,
würdig eines Hannibal und Napoleon, ja, eines — French.
Als der Gefeierte diesen Artikel las, wurde er so vergnügt,
daß er beständig „lüttiti, lüttiti!" vor sich hin trällerte
und sich mit dem Finger an die Stirn pickte.
Ein Dank
Es ist ein Wort von scharfem Klang,
Kurz, schlagend, hart und knapp,
Und doch erklingt es wie Gesang
Durchs Land wohl auf und ab;
Es dröhnt so dumpf und tief und voll
Wie Sturmgebraus und Donnergroll,
Und schmettert doch wie Lerchenschlag
An Deutschlands klarstem Frühlingstag:
Krupp!
Am Tiegel und am Ambos stand
Der Ahn so manchen Tag
Und führte mit der starken Hand
Wohl manchen wuchtigen Schlag.
Es schmiedete der Werkmann wert
Dem Vaterland ein gutes Schwert,
Und als die Zeit gekommen war,
Da fuhr es in der Feinde Schar —
Krupp!
Es rannen vierzig Jahr und mehr
Seit jener Zeit zu Tal,
Und wieder hallt vom Fels zum Meer
Das alte Wort von Stahl. —
Geschmiedet ward in Feuersglut
Ein Schlüssel uns so blank und gut;
Der Schlüssel, der da kam herfür,
Erschließt uns jeder Feste Tür —
Krupp!
O altes Wort, o neuer Klang!
Der Feind kommt auf den Schub —
Dir tönt des deutschen Volkes Dank,
Du alter, treuer Krupp!
O Heldenkraft, o große Zeit —
O Panama, o Liebknechtsleid!
Wie schmettert hell der Lerchenschlag
An Deutschlands goldnem Frühlingstag —
Krupp! p. w.
Eventuell
fr. Jetzt hat Japan Schritte zur Eroberung von Kiautschou
unternommen. Es hat hierbei wiederholt erklärt, Kiautschou
in Besitz nehmen zu wollen, um es eventuell an China
zurückzugeben.
Der Geldschrankknacker erklärt, er habe das Geld aus
dem Geldschrank an sich genommen, um eventuell die
Wehrsteuer des Besitzers zu bezahlen.
Das „Bureau Reuter" und die „Agence Haoas"
erklären, sie hätten das Monopol der internationalen
Zeitungsberichterstattung an sich gerissen, um eventuell
die Wahrheit zu sagen.
Die Kosaken erklären, sie hätten in Ostpreußen aus
den Wohnungen der Bürger alle Wertgegenstände nur
deshalb mitgenommen, um eventuell deren Erlös an die
deutschen Antialkoholvereine abzuführen.
Der russische Kriegsminister erklärt, warum und wieso
er dem deutschen Militärbevollmächtigten während der
russischen Mobilmachung sein Ehrenwort gegeben habe, daß
diese noch nicht begonnen habe. Es sei nur sein eventuelles
Ehrenwort gewesen. _
fr. Im Kriege kommt es hauptsächlich darauf an, die
Heeresbewegungen dem Gegner zu verheimlichen. Diesen
Zweck verfolgt die deutsche und die russische Heeresverwaltung
auf verschiedenen Wegen.
Der deutsche Eeneralstab verschweigt die Bewegungen
seines Heeres, so daß niemand, also auch nicht der Gegner,
sie erfährt.
Der russische Eeneralstab erzählt die Bewegungen des
russischen Heeres ganz offen und gibt dann fein Ehrenwort
darauf. So täuscht er seine FeinÄe, die nun seine Mit-
teilungen natürlich für erlogen halten müssen.