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Müller.

Schultze.

Müller.

Schultze.

Müller.

Schultze.

Müller.

Schultze.

Müller.

Schultze.

Müller.

Schultze.

Müller.

Schultze.

Müller.

Schultze.

Müller.

Immer wieder det ew'je Gequatsche, als ob Deutsch-
land man bloß von 'n Militarismus lebte!

Na ja, det stimmt doch ooch.

Woso?

„Militarismus", det heeßt uff deutsch: „Krtegsmus"
— un davon leben wir doch jetzt mehrstenteels.
Nich?

Kannst du dir 'nen Vers machen uff die Geschichte
mit Amerika?

Na ob! „I)-Boot Sperre — deshalb das Geplärre
Vereinigte Staaten — wer kauft jetzt Granaten?"
Und die Mobilisation der Amerikanischen Miliz?
Der Vers ist schon lange fertig:

„Amerikanische Miliz —Eefang'nenlager Döberitz!"
Wat aber reimt sich uff Woodrow Wilson?
Tüchtige Senge!

Oho! Det reimt sich nich!

Keene Angst, mein Junge! Demnächst wird ftch's
schon reimen! »tr.

Wie John Bull det mit unsere Anleihe wohl
vorkommt?

Unjemietlich.

Ja. Et is ihm schon unanjenehm, det Deutschland
Hafen reich is. Nu sieht er, det et ooch steinreich is.
Ja, et is fojar haven steinreich! *

Au!

Müller. Det nu aber die neue Welt in Kriegszustand mit
uns is, is doch jejen die Naturjesetze!

Schultze. Woso? Ick finde et im Jejenteil janz folgerichtig:
Erst hat sie ihr Pulver jeschickt und nu kommt sie
mit ihre Flinten.

Müller. Ja, aber uff die Weise is sozusagen der Neue-
Welt-Krieg da, ehe der alte Weltkrieg aus is.

Aus Wilmersdorf

(Sn Wilmersdorf itt au! Antrag des Stadtrats Pudel
die Hundesteuer von 30 M. auf 50 M. erhöh! worden.)

Herr Pudel, der als Stadtrat lebt
In Wilmersdorf, war sehr bestrebt,

Die Steuer aufzuschlagen

Für jeden Hund, ob Spitz ob Box!

Herr Pudel tat's! Wie paradox!

Nun tönen laute Klagen.

Von dreißig Mark pro Kopf und Schwanz
Steigt nun der Hundesteuertanz
Auf fünfzig in die Höhe!

Wie da die Hundeseele murrt!

Es bellt und heult und kläfft und knurrt:

„O wehe, wehe, wehe!"

Das Hundevolk, das drunter litt,

Zog traurig, im Veschwerdeschritt,

Zum Magistrat des Ortes;

Und aus gequältem Herzen drang
Zu Stadtrat Pudels Ohr der Klang
Manch bitterbösen Wortes:

„Herr Rat, wie kommen Sie uns vor!

Sprecht: Nennt man das Esprit de corps,

Hier den Beschluß, den harten?

Wer konnte das, verehrter Rat —

Es bleibt ein Rätsel in der Tat —

Eerad' von Euch erwarten!" m. br.

Eine Sterbende

So leb' denn wohl, du altes Haus,

Ich merk', mir geht die Puste aus.

Ich hör' schon Scharren und Gewieh'r
Der Leichenpferde an der Tür.

Sie wollten mir, dem alten Weib,

Seit langer Zeit schon an den Leib.

Das Pack da unten nie vergibt,

Daß ich den Geldsack so geliebt.

Der dicke Geldsack war mein Pfühl.

Nie hielt ich viel von der Crapule,

Und wie das Geld gewonnen sei.

Das war mir gänzlich einerlei.

Und all die achtundsechzig Jahr,

Die ich hier Frau im Hause war,

Was ich geschafft, der blasse Neid
Läßt mir doch selbst Gerechtigkeit.

Ich beiß' jetzt auf den letzten Zahn,

Und meine Arbeit ist getan.

Der Erbe wartet schon da draus.

So leb' denn wohl, du altes Haus!

Und hat der Tod mich weggemäht,

Ob da ein Hahn noch nach mir kräht'.
Ihr Träger, kommt! Tragt aus dem Saal
Die preußische Dreiklassenwahl!

An Ihn

Was du tun willst, Theobald,
Tue bald!

Der wahre Wilson

„Wir führen nur Krieg mit der deutschen Regierung"

— erklärte Wilson — „Gegenüber dem deutschen Volke haben
wir stets Gefühle der Sympathie und Freundschaft gezeigt."

Hier ist leider in den amtlichen Veröffentlichungen ein
Teil der Rede ausgefallen, der gerade die humane und fast
übermenschlich neutrale Gesinnung Wilsons im hellsten Lichte
erstrahlen läßt. Er lautet:

„Deshalb haben wir auch von Anfang an die deutschen
Niederlagen so freudig begrüßt, als wären es unsere eigenen
Siege, und wenn sie sich dann meist als erfunden heraus-
stellten, bittere Enttäuschung empfunden. Denn wir hatten
uns auf die Heilung des deutschen Volkes vom Militarismus
gefreut. Aus demselben Grunde haben wir uns über die
belgischen Greuel so heftig entrüstet, als ob wir wirklich
daran glaubten, zu der Verwüstung Ostpreußens aber wohl-
wollend >gelächelt. Denn das war eine gute Lehre für die
Germans, und wir sind sehr fürs Lehrhafte. Darum haben
wir auch alle Schmähungen gegen sie gewissenhaft abgedruckt
und weiter verbreitet, damit sie sich besserten. Mit christlichem
Mitleid erfuhren wir aber durch Reuter, daß es ihnen
immer schlechter ging, und als England den Aushungerungs-
krieg ankündigte, seufzten wir erleichtert: „Gottlob, wenn sie
erst verhungert sind, dann hat alle ihre Not ein Ende!"
Natürlich mutzten wir von diesem Standpunkt aus jeder
ihrer Abwehrmaßregeln sofort in den Arm fallen, um ihre
Qualen nicht zu verlängern. Trotzdem waren sie undankbar
genug, nicht verhungern zu wollen. Wir sahen uns daher
genötigt, durch ungeheure Munitionslieferungen an ihre
Feinde — wer sollte auch das schöne Geld sonst verdienen
als wir? — sie dem Frieden näher zu bringen, ja, vielen
von ihnen schon jetzt zum ewigen Frieden zu verhelfen.
So mußten wir uns aus reiner Menschenliebe gewissermaßen
mit ihrem Blute vollsaugen bis zum Platzen. Wir platzten
aber nicht, sondern wollen nun erst recht an ihnen verdienen

— ich meine: uns um sie verdient machen, indem wir sie
von ihrer Regierung befreien. Sie werden es uns einst
Dank wiffen, soweit sie es nämlich erleben."

Also sprach Wilson, und es waren goldene Worte,
denn dort drüben wird alles zu Gold. 8.

Verantwortlicher Schriftleiter: Paul Warncke in Klein-EIienicke bei Potsdam. — Perlag von A. Hofmann öeComp^ Berlin SW. 68. — Druck von Hempel L Co. E. m. v. H. Berlin.

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