DOI issue:
Hefte 35-39, September 1917
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.2297#0492
Aus dem neuesten „Don Carlos"
Domingo: Die schönen Tage mit der Fleischzulage
Sind nun zu Ende. Sie erscheinen drob
Nicht heitrer, Prinz.
Carlos: Mich hungert nach 'ner Wurst!
Marquis Posa: Nach einer Wurst? Und ach — Ihr Vater,
Prinz!
Mir ahnt ein unglücksvoller Augenblick.
Carlos: Ein Augenblick, gelebt im Fleischerladen,
Wird nicht zu teuer mit dem Tod gebüßt.
Marquis: Ihr sprecht von Tagen, die vergangen sind.
Carlos: Und wirft man mich aufs Blutgerüst. ..
Philipp (Stirnrunzelnd): Der Knabe
Don Carl fängt an, mir heißhungrig zu werden.
Marquis: Doch braucht auch Ihr des Fleisches, Sire?
Philipp: Nur wenig.
Wenn ich einmal zu essen angefangen,
Hab' ich zu essen aufgehört.
Marquis: So ist's
Jetzt vieler Brauch. Ich sah mich um im Land —
Da stieß ich nur auf abgenagte Knochen.
Philipp: Seht euch noch einmal um! Ihr findet Ruhe
2m ganzen Land —
Marquis: Die Ruhe eines Schlachthofs
Von heute! Geben Sie, erhabner Herrscher,
Die unnatürliche Beschränkung auf,
Die uns vernichtet! Sire, o geben Sie
Uns Markenfreiheit!
Philipp: Sonderbarer Schwärmer!
Ich ließ Euch reden, doch ich rat' Euch: Flieht
Die Männer, die ich angestellt! Es sollte
Mir leid tun, wenn mein
Kriegsernährungsamt...
Marquis: O Gott, was hat man vor?
Philipp: Fleischlose Wochen!
Marquis: Das war es, was ich fürchtete. (Bricht vernichtet
in sich zusammen.)
Die Königin: Noch gibt es Rettung. Seht, ich Hab' gehamstert
Und eine Blutwurst...
Carlos: Ha, der Traum ist göttlich —
Doch wird er nicht verfliegen?
Königin: Seht sie hier!
(Carlos und Marquis, vor ihr niederkniend, beißen in die Wurst.)
Marquis: O Königin, das Leben ist doch schön!
Philipp (grimmig): Ich kann vor mir nicht Würste esien
sehen!
Hier ist die Stelle, wo ich sterblich bin.
Euch beiden geb' ich nun sechs Monat Zeit,
Fern von Madrid darüber nachzudenken,
WasKriegsnotheißt. Man nehmesieinSchutzhaft
Carlos: Und unsre Wurst?
Philipp (kalt und still): Beschlagnahmt!
(zum eintretenden Polizeibeamten):
Kommissar,
Ich tat das Meinige. Tun Sie das Ihre! ^
Das Wichtigste
„Ich habe schwere und leichte Geschütze und Gewehre
aller Gattung mitherübergebrachi", sagte der amerikanische
Befehlshaber in Paris zu den Entente-Vertretern. — „Was
für Schüsse werden wir wohl zuerst abgeben müssen?" —
„Vor allen Dingen Vorschüsse!" riefen die Herren wie aus
einem Munde.
Der Ehrendoktor
m. i. Unter der neulich verbotenen Schundliteratur befinden
sich auch die Rauhreiter-Eeschichten Theodor Roosevelts.
Ja, man kann nicht alle Leute unter einen Hut
bringen. Allein die Berliner Universität brachte es fertig,
die ernstesten Gelehrten und diesen großmäuligen Schund-
literaten unter einen Doktorhut zu bringen.
AUTOHOBILEUMFLUGriOTOREN
BENZ&CH SÄÄ MANNHEIM
Domingo: Die schönen Tage mit der Fleischzulage
Sind nun zu Ende. Sie erscheinen drob
Nicht heitrer, Prinz.
Carlos: Mich hungert nach 'ner Wurst!
Marquis Posa: Nach einer Wurst? Und ach — Ihr Vater,
Prinz!
Mir ahnt ein unglücksvoller Augenblick.
Carlos: Ein Augenblick, gelebt im Fleischerladen,
Wird nicht zu teuer mit dem Tod gebüßt.
Marquis: Ihr sprecht von Tagen, die vergangen sind.
Carlos: Und wirft man mich aufs Blutgerüst. ..
Philipp (Stirnrunzelnd): Der Knabe
Don Carl fängt an, mir heißhungrig zu werden.
Marquis: Doch braucht auch Ihr des Fleisches, Sire?
Philipp: Nur wenig.
Wenn ich einmal zu essen angefangen,
Hab' ich zu essen aufgehört.
Marquis: So ist's
Jetzt vieler Brauch. Ich sah mich um im Land —
Da stieß ich nur auf abgenagte Knochen.
Philipp: Seht euch noch einmal um! Ihr findet Ruhe
2m ganzen Land —
Marquis: Die Ruhe eines Schlachthofs
Von heute! Geben Sie, erhabner Herrscher,
Die unnatürliche Beschränkung auf,
Die uns vernichtet! Sire, o geben Sie
Uns Markenfreiheit!
Philipp: Sonderbarer Schwärmer!
Ich ließ Euch reden, doch ich rat' Euch: Flieht
Die Männer, die ich angestellt! Es sollte
Mir leid tun, wenn mein
Kriegsernährungsamt...
Marquis: O Gott, was hat man vor?
Philipp: Fleischlose Wochen!
Marquis: Das war es, was ich fürchtete. (Bricht vernichtet
in sich zusammen.)
Die Königin: Noch gibt es Rettung. Seht, ich Hab' gehamstert
Und eine Blutwurst...
Carlos: Ha, der Traum ist göttlich —
Doch wird er nicht verfliegen?
Königin: Seht sie hier!
(Carlos und Marquis, vor ihr niederkniend, beißen in die Wurst.)
Marquis: O Königin, das Leben ist doch schön!
Philipp (grimmig): Ich kann vor mir nicht Würste esien
sehen!
Hier ist die Stelle, wo ich sterblich bin.
Euch beiden geb' ich nun sechs Monat Zeit,
Fern von Madrid darüber nachzudenken,
WasKriegsnotheißt. Man nehmesieinSchutzhaft
Carlos: Und unsre Wurst?
Philipp (kalt und still): Beschlagnahmt!
(zum eintretenden Polizeibeamten):
Kommissar,
Ich tat das Meinige. Tun Sie das Ihre! ^
Das Wichtigste
„Ich habe schwere und leichte Geschütze und Gewehre
aller Gattung mitherübergebrachi", sagte der amerikanische
Befehlshaber in Paris zu den Entente-Vertretern. — „Was
für Schüsse werden wir wohl zuerst abgeben müssen?" —
„Vor allen Dingen Vorschüsse!" riefen die Herren wie aus
einem Munde.
Der Ehrendoktor
m. i. Unter der neulich verbotenen Schundliteratur befinden
sich auch die Rauhreiter-Eeschichten Theodor Roosevelts.
Ja, man kann nicht alle Leute unter einen Hut
bringen. Allein die Berliner Universität brachte es fertig,
die ernstesten Gelehrten und diesen großmäuligen Schund-
literaten unter einen Doktorhut zu bringen.
AUTOHOBILEUMFLUGriOTOREN
BENZ&CH SÄÄ MANNHEIM