DOI Heft:
Hefte 48-52, Dezember 1917
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.2297#0683
Müller.
Schultze.
Müller.
Kosten tut unse Rejierung ja wat,
ooch wat Ansehnlichet injebracht.
So — wat denn?
Die Wahlrechtsvorlage.
aber sie hat
L
Müller. Diesmal hat Lloyd George eklig uff seinem Platze
jewackelt, aber nu sitzt er wieder feste.
Schultze. Bis er und sein ganzet Kabinett mal jründlich
feste sitzen werden. L
Müller. Wat meenste, ob wir woll det Erzbergwerk in
Briey behalten?
Schultze. Wenn nich, denn erst recht, undin jesteigertemMaße!
Müller. Schultze, der delphinische Dreifuß is mir zu hoch.
Komm 'runter!
Schultze. Na, det is doch durchsichtig wie Haferjrütze: denn
is aus det Erzbergwerk eben 'n Erzberger-Werk
jeworden! _ st.
Müller. Dr. Frisch von die Z. E. G. is in die Leitung der
Levante-Linie übergetreten..
Schultze. Bei die Z. E. E. war er doch woll Verwaltungschef?
Müller. Freilich, Frisch war bei die Z. E. E. sozusagen
alles.
Schultze. Komisch, manchet, wat von die Z. E. E. kam, is
mir vorjekommen. als ob et jarnich frisch jewesen
2a da!
(Die .Frks. Zetlg.', die sich gegen alle Annexionen erklärt, hält Japan»
Beschlagnahme chinestlcher Erzgruben für eine zwingende Notwendigkeit.)
Dem Land tut Stahl und Eisen not —
Not, wie man weiß, kennt kein Gebot,
Es geht um Leben oder Tod
So wörtlich als figürlich.
Drum, ist's dem Nachbarn auch nicht lieb,
Nimmst du's von ihm, bist du kein Dieb,
Es ist nur Selbsterhaltungstrieb — —
In Japan, na natürlich!
Ein Volk muß haben, was es braucht,
Und wer da schlapp zu Kreuze kraucht
Und was von „zarter Rücksicht" haucht,
Benimmt sich ungebührlich.
Gefühle sind hier Duselei!
Ein wenig Erz und viel Geschrei!
Den Finger drauf! Wir sind so frei —
In Japan bloß, natürlich!
Und daß solch Tun im Grunde nicht
Nur Recht allein, nein, vielmehr Pflicht,
Darüber gibt ein Blatt Bericht
Ganz breit und ganz ausführlich.
Für Deutschland aber wird's verneint!
(Es ist tatsächlich so gemein — t!)
Und fragt man, wo dies Blatt erscheint?
In Japan, na natürlich! d. 5t.
Kleiner Briefkasten für jedermann
Referendar in N.: „In Polen", schreiben Sie uns,
„ist ein Kollege von mir, der Referendar Kuharzewski,
Ministerpräsident geworden, in Rußland ein Fähnrich —
Krylenko heißt er — Oberbefehlshaber; sollte ich da nicht
mit meinem Bruder, dem Fähnrich, nach dem Osten gehn?
Hier dauert es doch ein bißchen gar zu lange." — Hm, hm,
der „Referendar" dor twird auch erst noch seine „Staats-
prüfung" zu bestehen haben, und die Beförderung des
Fähnrichs, die freilich jeder „Ochsentour" spottet, war eben
Maximalistenleistung.
Ein Ungeduldiger: Also Sie können die geschwollenen
Reden der Entente-Machthaber beim besten Willen nicht
mehr vertragen? „Ich habe wahrhaftig Humor", so erklären
Sie, „Humor genug, um selbst einen Munitionsarbeiter bei
guter Laune zu erhalten! Aber bei diesem endlosen Gewäsch
vergeht er mir." — Merkwürdig! Uns kommt er gerade
dabei erst recht.
Karlchen Mießnick, Berlin: Wenn Ihr intimer Feind
Gottlieb Krawutschke mit dem Insassen der letzten Bank
Eeheimverträge geschlossen hat, um Sie zu überfallen und
sämtlicher Stahlfedern, Bleistifte, Bonbons und Schrippen
zu berauben, so kriegen Sie ihn, ehe es zu spät ist, plötzlich
beim Cchlafittich und versohlen Sie ihn in aller Öffentlichkeit
bis er um einen Verständigungsfrieden bittet. Wurst wider
Wurstersatz!
Enttäuschter Leser in O.: Nun ja, der Oberst House
ist allerdings sowenig ein richtiger Oberst, wie etwa Beelzebub,
der Oberste der Teufel, aber dafür ist er doch der Vertraute
Wilsons, des Obersten der Pankees; auch hat er, wie dieser,
feine „Generalideen", was ihn eigentlich sogar in die Klaffe
der Generale erhebt. Endlich spricht er zu Leuten, die ihn
ausforschen wollen, beständig vom Wetter, weshalb er häufig
mit Cadorna verwechselt wird. Ist Ihnen das alles noch
nicht militärisch genug?
Einberufener Landsturmmann: Ob man nicht, der
Kriegstrauung entsprechend, auch eine Kriegsscheidung ein-
führen könnte? — Wenden Sie sich an Scheidemann! «.
Was sind Hoffnungen, was find Entwürfe!
Nach den Deheimverträgen sollte Italien u. a. erhalten: Das Trentino. Südtirol bis
zum Brennerpah, Triest, das Hinterland von Görz. Gradiha. Istrien, Dalmatien ulw.
Der Löwe von San Marco schlägt mit dem Schweif einen
furchtbaren Reif, aber es wird nichts nützen.
L cranttrortlicher Schriftleiter Paul Warncke in Klein-Glienicke bei Potsdam. — Verlag von A. Hofmann Sr Comp., Berlin SW 68. — Druck von Hempel & Co. G. m. b. H., Berlin.
Hierzu drei Beilagen
Schultze.
Müller.
Kosten tut unse Rejierung ja wat,
ooch wat Ansehnlichet injebracht.
So — wat denn?
Die Wahlrechtsvorlage.
aber sie hat
L
Müller. Diesmal hat Lloyd George eklig uff seinem Platze
jewackelt, aber nu sitzt er wieder feste.
Schultze. Bis er und sein ganzet Kabinett mal jründlich
feste sitzen werden. L
Müller. Wat meenste, ob wir woll det Erzbergwerk in
Briey behalten?
Schultze. Wenn nich, denn erst recht, undin jesteigertemMaße!
Müller. Schultze, der delphinische Dreifuß is mir zu hoch.
Komm 'runter!
Schultze. Na, det is doch durchsichtig wie Haferjrütze: denn
is aus det Erzbergwerk eben 'n Erzberger-Werk
jeworden! _ st.
Müller. Dr. Frisch von die Z. E. G. is in die Leitung der
Levante-Linie übergetreten..
Schultze. Bei die Z. E. E. war er doch woll Verwaltungschef?
Müller. Freilich, Frisch war bei die Z. E. E. sozusagen
alles.
Schultze. Komisch, manchet, wat von die Z. E. E. kam, is
mir vorjekommen. als ob et jarnich frisch jewesen
2a da!
(Die .Frks. Zetlg.', die sich gegen alle Annexionen erklärt, hält Japan»
Beschlagnahme chinestlcher Erzgruben für eine zwingende Notwendigkeit.)
Dem Land tut Stahl und Eisen not —
Not, wie man weiß, kennt kein Gebot,
Es geht um Leben oder Tod
So wörtlich als figürlich.
Drum, ist's dem Nachbarn auch nicht lieb,
Nimmst du's von ihm, bist du kein Dieb,
Es ist nur Selbsterhaltungstrieb — —
In Japan, na natürlich!
Ein Volk muß haben, was es braucht,
Und wer da schlapp zu Kreuze kraucht
Und was von „zarter Rücksicht" haucht,
Benimmt sich ungebührlich.
Gefühle sind hier Duselei!
Ein wenig Erz und viel Geschrei!
Den Finger drauf! Wir sind so frei —
In Japan bloß, natürlich!
Und daß solch Tun im Grunde nicht
Nur Recht allein, nein, vielmehr Pflicht,
Darüber gibt ein Blatt Bericht
Ganz breit und ganz ausführlich.
Für Deutschland aber wird's verneint!
(Es ist tatsächlich so gemein — t!)
Und fragt man, wo dies Blatt erscheint?
In Japan, na natürlich! d. 5t.
Kleiner Briefkasten für jedermann
Referendar in N.: „In Polen", schreiben Sie uns,
„ist ein Kollege von mir, der Referendar Kuharzewski,
Ministerpräsident geworden, in Rußland ein Fähnrich —
Krylenko heißt er — Oberbefehlshaber; sollte ich da nicht
mit meinem Bruder, dem Fähnrich, nach dem Osten gehn?
Hier dauert es doch ein bißchen gar zu lange." — Hm, hm,
der „Referendar" dor twird auch erst noch seine „Staats-
prüfung" zu bestehen haben, und die Beförderung des
Fähnrichs, die freilich jeder „Ochsentour" spottet, war eben
Maximalistenleistung.
Ein Ungeduldiger: Also Sie können die geschwollenen
Reden der Entente-Machthaber beim besten Willen nicht
mehr vertragen? „Ich habe wahrhaftig Humor", so erklären
Sie, „Humor genug, um selbst einen Munitionsarbeiter bei
guter Laune zu erhalten! Aber bei diesem endlosen Gewäsch
vergeht er mir." — Merkwürdig! Uns kommt er gerade
dabei erst recht.
Karlchen Mießnick, Berlin: Wenn Ihr intimer Feind
Gottlieb Krawutschke mit dem Insassen der letzten Bank
Eeheimverträge geschlossen hat, um Sie zu überfallen und
sämtlicher Stahlfedern, Bleistifte, Bonbons und Schrippen
zu berauben, so kriegen Sie ihn, ehe es zu spät ist, plötzlich
beim Cchlafittich und versohlen Sie ihn in aller Öffentlichkeit
bis er um einen Verständigungsfrieden bittet. Wurst wider
Wurstersatz!
Enttäuschter Leser in O.: Nun ja, der Oberst House
ist allerdings sowenig ein richtiger Oberst, wie etwa Beelzebub,
der Oberste der Teufel, aber dafür ist er doch der Vertraute
Wilsons, des Obersten der Pankees; auch hat er, wie dieser,
feine „Generalideen", was ihn eigentlich sogar in die Klaffe
der Generale erhebt. Endlich spricht er zu Leuten, die ihn
ausforschen wollen, beständig vom Wetter, weshalb er häufig
mit Cadorna verwechselt wird. Ist Ihnen das alles noch
nicht militärisch genug?
Einberufener Landsturmmann: Ob man nicht, der
Kriegstrauung entsprechend, auch eine Kriegsscheidung ein-
führen könnte? — Wenden Sie sich an Scheidemann! «.
Was sind Hoffnungen, was find Entwürfe!
Nach den Deheimverträgen sollte Italien u. a. erhalten: Das Trentino. Südtirol bis
zum Brennerpah, Triest, das Hinterland von Görz. Gradiha. Istrien, Dalmatien ulw.
Der Löwe von San Marco schlägt mit dem Schweif einen
furchtbaren Reif, aber es wird nichts nützen.
L cranttrortlicher Schriftleiter Paul Warncke in Klein-Glienicke bei Potsdam. — Verlag von A. Hofmann Sr Comp., Berlin SW 68. — Druck von Hempel & Co. G. m. b. H., Berlin.
Hierzu drei Beilagen