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Müller. For'n Jahreswechsel wern woll keene Zijaretten
abfallen.

Schultze. Woso?

Müller. Na, der steht nich mehr lange an! '•

Müller. Na, wenn Rocques mal jetzt, det wird een
Festessen!

Schultze. Woso denn?

Müller. Na, wejen dem Käse. Die Losung is denn doch
Rocques fort!

Schultze. Au! _ w.

Alpdrücken bei Königs in Rom

Elena: Vittorio, da hat ein Herr seine Karte abge-
geben, aber den empfangen wir nicht, der ist mir unheimlich!
Er hat seine Karte verändert; beim Abschiedsbesuch hieß er!

v. Äülow.

u. A. z. n.

und nun heißt er so:

v. Äeiow.

Am Silvester

Ich gehe durch den Winterwald.

Sonnig ist's und still und kalt.

Es knirscht der Schnee mir untern Füßen,
Da hör' ich seitwärts einen grüßen,

Und wie ich schaute, wer es wär',

Kommt durchs Gebüsch ein Jung' daher,
Ein Junge, stramm und kerzengrade
Und sauber, frisch wie aus der Lade.

Die Augen blitzen im Gesicht.

Er ruft: „Wie, Alter, kennst mich nicht'?
Sahst doch Silvester auf und nieder,

Schon mehr als meine siebzig Brüder."

Da Hab' ich ihn denn gleich erkannt
Und drückte ihm bewegt die Hand,

Sprach: „Heute muß dein Bruder sterben."
„Und ich, ich komm' ihn zu beerben."

„Und bringst?" Da sah der kleine Mann
Mich leuchtend mit den Augen an:

„Ich bringe, was euch der versprochen,
Wenn auch nicht in den nächsten Wochen;
Doch, eh' ich eingebuddelt werd',

Hab ich den Frieden euch beschert."

Ein Wille lag in seinen Zügen.

Das kurze Jahr, es kann nicht lügen. ,

Neujahrsnacht

Die dampfende Punschersatzbowle hatte mir wenigstens
die nötige Bettschwere gegeben. So überhörte ich denn
sogar die Neujahrsglocken — vielleicht waren sie auch alle
schon eingeschmolzen — und erwachte erst, als mir Herr
1918 in Person ein „Prosit Neujahr!" zurief.

„Prost, Sie!" erwiderte ich schlaftrunken, „Was bringen
Sie uns Gutes?" — „Hm, Hm", brummte 1918. „Mutz es
denn auch immer was Gutes sein? Ich bringe doch so
manches. Herrn Lloyd George z. B. bringe ich einen Kater,
einen russischen Kater! Das sind nämlich die größten,
so gigantisch wie diePlänedes langen Onkels Nikolajewitsch,
hochseligen Angedenkens."

„Nicht übel", gab ich zu. „Und was weiter?"

„Für Wilson habe ich noch einige große Explosionen,
besonders in Bethlehem. Er ist doch nun mal fürs Biblische.
Clemenceau kriegt einen Tiger als Bettvorleger und ein
Dia-Bolo - Spiel, Eonnino ein überzuckertes consilium
abeundi, Ferdinand von Rumänien einen Mostrichtopf. . ."

„Alles ganz gut", unterbrach ich ungeduldig, „aber
nun die Hauptsache: bringen Sie u s den Frieden?"

Herr 1918 zögerte. „Im Osten", begann er schließlich —

„Kunststück!", unterbrach ich wieder, „Frieden im
Westen, meine ich."

„Sie sind reichlich neugierig, mein Herr. Der Zug
nach dem Westen ist ja eine häufige Erscheinung, aber mit
dem Frieden geht das nicht so Zug um Zug. Ein Krieg
bricht einfach aus, ein Friede wird ausgebrütet wie ein Hühner-
ei, als es noch solche gab. Und wenn es ein Windei ist. . ."

„Ach, machen Sie doch nicht so allgemeine Redens-
arten wie Herr Drews bei der Wahlvorlage! Ausbrüten!
Sie sind doch lang genug, 365 ganze Tage, und wenn Sie
nur wollten. . ."

„Mensch, regen Sie sich nicht auf! Ich tue mein
möglichstes, und wenn Sie es denn durchaus wissen wollen:
ich bringe — oder ich hoffe wenigstens zu bringen . . ."

„Was? Frieden? Waffenstillstand?Vorverhandlungen?"

„Geduld! Ich bringe —dieBekanntgabeder Kriegsziele!"

Mit diesem Trost wachte ich auf.

Lloyd George, der Herold der Siege.

VeroniworUicher Schriftleiter PaulWarncke in Klein-Glienicke bei Potsdam. — Verlag von A. Hofmann & Comp., Berlin SW 68. — Druck von Hempel & Co. G. m. b. H., Berlin

Hierzu zwei Beilage
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