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Der Einzug durch das Brandenburger Tor

((Sine Berliner Weihnachtsgeschichte aus dem Jahre 1918.)

mi. br. Der weißköpfige Atajor a. D. Sturmhelm schob
sich am frühen Weihnachtsabend durch die Menge, die
johlend und schreiend den Potsdamer Platz bevölkerte.
Überall Männer. Weiber und Kinder, die ihre auf Tages-
ereignisse zugespitzten Spielsachen mit mehr oder minder
kräftigen Begleitworten anpriesen und ausbrüllten, überall
dichtgedrängte Kreise von Menschen. Und darunter viele,
viele Feldgraue; diese mu'terte der alte Sturmhelm ganz
besonders mit scharfem, kritischem Auge; und jedesmal, wenn
er eine rote Kokarde oder Schleife erblickte, entfloh ein
kräftiger Fluch seinem Munde.

Sturmhelm steuerte mit verdrießlicher Miene auf
einen Zeitungskiosk zu; er beguckte die Wochenbilder einer
dort ausgehängten Zeitschrift. „Der Volksbeauftragte Haase
empfängt die aus dem Felde heimkehrende Schützendivision
am Brandenburger Tor." — Halt, da stand auch ein zuge-
höriger Text: „Haase betonte besonders, daß durch die be-
vorstehende Völkerverbrüderung. . . Der alte Major
platzte mit einem so dröhnenden Lachen heraus, daß die Um-
stehenden erstaunt aufhorchten. „Ja", knurrte er, „recht
so! Die Franzosen und der Lloyd George, die werden
euch schön verbrü . . . ." Gleich darauf nahm sein schnurr-
bärtiges Gesicht wieder eine ernste, ja tieftraurige Miene
an, und er schritt weiter in das Gewühl hinein. Ein ver-
kommener Kerl, der ein kleines, hölzernes Ningerpaar vor-
führte. hatte gewaltigen Zulauf; er brüllte: „Zwee ulkige
Dinger — Nich Bebel noch Singer — die Rosa haut
Haase — Eens uff die Nase — Vor Nosa Luxen — darf
keener mucksen!" Sturmhelm begab sich nach veränderen
Straßenseite; aber da heulte schon wieder ein Mensch mit
fürchterlicher Stimme: „Hier können Sie Willem in
Holland sehn! — Kinder, is det nich janz wund er sch een!"
Es durchzuckte den Alten wie ein elektrischer Schlag,
dann aber barg er tief sein Gesicht in den auf-
geklapvten Mantelkragen und eilte im Geschwindschritt
seiner Wohnung zu.

Schon schritt er die Steintreppe empor, da tönte
aus dem Hinterhause ein altes, aus allen Nähten

gegangenes Grammophon herüber, eine versoffene Männer-
stimme: „Sie sö—hen stolz und staatlich aus — Auf
ihrer steilen Hö—ö—öh! — Doch mä—ächt'ger ist mein
Kaiserschloß — Am grünen Strand der Spree." Der Alte
blieb, als ob ihn diese Töne in seltsamer Weise berührten,
einen Augenblick auf der Treppe stehn, dann aber stieg er,
schwer atmend, zur Wohnung empor. Schnell stellte er
seine Einkäufe auf den Weihnachtstisch; dann aber begab
er sich in sein Arbeitszimmer und öffnete mit zitternden
Händen ein Fach seines Schreibtisches, dem er einen alten,
ganz vergilbten Pappkarton entnahm; auf dem Deckel
las man: „Der Einzug durch das Brandenburger Tor",
damit schritt er nach dem Tische, auf welchem der Tannen-
baum bereits hergerichtet war, und öffnete den Deckel:
es waren Bleisoldaten, mit denen er als Junge am Weihnachts-
abend 1871 gespielt hatte! Da war der alte Kaiser auf einem
Rappen! Da der Kronprinz in Kürassieruniform! Nun
kamen Moltke, Noon und — Bismarck, der eiserne
Kanzler, im weißen Waffenrock der Panzerreiter! Hei, wie
wuchtig der zu Pferde saß! Dann stellte der Major die
Säulen des Tores auf den Tisch und setzte das Dach darauf
mit der Viktoria; auch ein paar Fähnchen lagen auf dem
Boden der Kiste. — Nun ordnete der alte Major den
Großen Generalstab von Anno 70/71 zum festlichen Einzug:
Voran der alte Kaiser, dicht neben ihm der eiserne Kanzler,
ihnen folgten die berühmten Heerführer, und hinter ihnen
her schritt die Garde! Jetzt sank der Alte in seinen Stuhl
zurück und betrachtete sinnenden Blicks das Stückchen Jugend-
zeit da vor ihm auf der Tischplatte; seine Augen wurden
immer leuchtender, und siehe da — die Säulen des Tores
dehnten sich und wuchsen ins Niesenhafte, die Reiter vor
ihm wurden immer größer und gewaltiger, sie gewannen
Leben und trabten, daß das Steinpflaster hallte! Und
dazu blaute ein sonniger Himmel, und überall grüßte der
junge Frühling von den Bäumen und Sträuchern; ringsum
aber brauste immer gewaltiger der nicht endenwollende
Jubel der Menge! —-

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