Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
i/lS>

Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage
Dtt HtcndlitltlAc »tjutidpttl« beträgt für iioRobonntmtiilS M. II.—. filr tnS Ausland jujOflll» dr« Zufchlaqr« brr au«14nblfdieii foflunicnlliinfl. Rrtujbanbjufrilbuilä
Midi v°m Bnlvq für Inland und TeuIfNi-Öflrnd» !0!. i.\ nir dir Schirn, 8r. 7..v>. Hulland 81. sjo. Muern«». Schirrdrn. «lorraegen Sr. «.-. Spanien Prf. 7.-,
Oialicn l-irc Id.-. Bereinigte Sla.iltn von «merita XolL 1M. »raiilien JJIilr. 1.72. Japan ?)en .1. - Großbritannien und Rolonirii Sb. «rlgirn und Sran,reich gr. Id.-.
Brflrllungrn nrbnirn dir BoflanftnIIrn. °0r Buchhand,nngen. Zeitungdfpediiionen Ivwlr drr Birlaq de» Sladdrrndnlfch. Brr, in .sw-ih. W i I h e > ui ftr aße entgegen.

Alleinige Anzeigenannahme Annoncen-Expedition Rudoll Molle, Berlin 8^VI», und dessen Filialen.

Me üfrdjle für fämllldic «rillet und JUuilrationen Vorbehalten. «meritonilche» Lop,riii,i 2V d. IU20 by A. Ilolm.nn & Co. G. m. b. IL In BmIId.

Wochenkalender

Wontag, den 31. Mai

John Bull erscheint sich ruhmbckleckt
Wie der Franzos'. Und wenn lvcr
De» beiden Unbehagen weckt,

So ist's der böse Enver!

Dienstag, den 1. Juni
Der Löw' ist los, der Löw' ist los,
Der rasche Pascha Enver.

O hätte man den Kerl doch blaß!
Ja prost! Den Wacker» kenn' w'r!

Mittwoch, den 2. Juni
Er hat ja einmal schon aus neu
Seiir Vaterland gebügelt
Und nun in altbewährter Treu
Das Franzcnpack verprügelt.

Wochenkalender

Donnerstag, den 3. Juni

Er schmiß es ans dem Taurus raus;
Schon sicht man den Gesellen
In Tschausk Kale, dem scstcn Haus
Am Strand der Dardanellen.

Freitag, den 4. Juni
Man sieht ihn auch in Kurdistan,
Man spürt ihn auch in Persien;

Ter Russe rückt ans Teheran —
Macht cucht daraus ein Berschen!

Sonnabend, den 5. Juni
Wie mag es wohl um Indien stehn?
Ums Reich des Maharaj.t'ah?

Läßt dir etwas mit Grundeis gehn,
John Bull, der Enver Pascha?

„Gerechtigkeit"

Graunvolle Wochen! Rote Worden
verwüsteten mit Raub unü Brand,

Besudelten mit tausend Morden

7*m Ruhrgestaöe deutsches Land.

doch brach den Sturm mit wuchtigem Schlage

fluch deutscher Männer Tapferkeit,

Unü wägend mit des Rechtes Mage
Sprach strafend die Gerechtigkeit.

Oa zitterte wobl der Verbrecher
vor ihrem Worte, hart unü schwer?
flch, sei getrost, armseliger Schächer:

Sieh', die Regierung zittert mehr!

Sie mißt dein Tun mit wahrhaft großen,
Erhabenen Maßen, stolz und schlicht —

Oer Urteilsspruch ward umgestoßen,

Denn — „deine Schuld ist deine nicht!"

Und während so die Weisheit selber
Nach ihrer höchsten Einsicht mißt,

Erkennt das größte aller Kälber,

Oaß dieses Reich kein „Rechtsstaat" ist.

Oer Mörder links wird freigesprochen,

Oenn rechts ist bös' unü links ist gut,

Unü immer hat's — der Kapp verbrochen,
fließt irgendwo in Oeutschlanü Blut.

Mordbrenner! wie dein Los sich wendet
Lieblicher als dein Schädel denkt!

Ein Staatsanwalt ward ausgesendet,

Oaß er die Staatsanwälte lenkt.

Oer Bürger in geheimen (Dualen
Kragt wohl, wie solches möglich sei,-
Indes in Oeutschlanü die genialen
Staatslenker sind nun mal — so „frei"!

Nicht sehr bequem sind ihre Stühle,
wie reichlich das Gehalt auch fließt,

Und unbequem die Angstgefühle,

Orum streichelt man das rote Biest.

Und schmeichelnd gibt man Zuckerplähchen
Oem Untier, das so ziemlich toll.

„Sei ruhig," flüstert man, „mein Schätzchen!"
Unü hat dabei die Hosen voll.

Uns schwant aus hingeschwund'nen Tagen,
Die lang vergessen und verweht,

Oaß, wie die heil'gen Schriften sagen,
Gerechtigkeit ein Volk erhöht. —

Es naht die Wahl! Laßt sie uns nützen!
wählt wieder so ein Parlament!

Und um das Reich noch mehr zu stützen,

Sei Hölz des Reiches Präsident!
 
Annotationen