5. Dtjnnbn 1920
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Wochenkalender
Montag, den 6. Dezember
Der aus crivähltcii Richterkreis
Erwägt, so hört man sagen,
Lb Wilson nicht den Friedenspreis
Mit Würde werde tragen.
Dienstag, den 7. Dezember
Wie köstlich, wenn ihr diesen ziert
Als wie »nt Samt und Zobel!
Nicht einer, den man je gekürt,
War so wie Wilson nobel!
Mittwoch, de» 8. Dezember
Er drehte wild, er drehte heiß
Vier Jahr' Granatenhülsen —
Verdient da nicht den Friedenspreis
Herr Wilson?
Wochenkalender
Donnerstag, den 9. Dezember
Und als — drei Jahre ist cs her! —
Nah schien des .iirieges Ende,
Gab Wilson durch ein neues Heer
Nicht keck dem Ding 'ne Wende?
Freitag, den 10. Dezember
Noch nie verstand ein Mensch wie er
An Pulver, Tanks und Schienen,
An Blut und Tränen, Gut und Ehr'
So klotzig zu verdienen!
Sonnabend, den II. Dezember
Ihr edlen Herrn! Beschlossen sci's!
Man soll den Wein nicht wässern!
Gebt Wilson nur dc» Friedenspreis —
Ihr findet keinen Besser'»!
Genf
NureinsiVonDeutschlandschweigl! Denn dieses
Darf nimmer in de» „Völkerbund" -
Frankreichs Befinden wird ein mieses,
Das eben mühsam ward gesund.
Warum? Hat denn kein gut Gewissen
Die „ritterliche" Ration? -
Uns freilich schien es ja bescheiden
Seit alten Zeiten immer schon.
Nun tagt im stolzen Völkerbünde
Der Weisesten der Weisen Schar;
Das große Wort mit großem Munde
Führt dort ei» biederes Brüderpaar,
Manch holdes Wort ist schon erklungen,
Von Wohllaut triefend, mild und süß;
Man sieht die Völker eng umschlungen
Der Tommies und der Poilus,
Man sieht die Braven sorgend schwitzen:
Soll Lettland, Luxemburg herein?
Soll man Albanien unterstützen?
Und - ei verflucht ja?! - Liechtenstein?!
Die Dinge sind nicht durchzupeitschen,
Bedenklich wiegt sich manches Haupt;
Georgien fleht und Aserbeidschen,
Und Costa Rica hofft und glaubt.
Getrost, getrost, ihr wackcrn Stäätchen,
Die man als „Raubstaat" registriert:
Dies hohe Völkermagisträtche»
Ist für den „Raub" enthusiasmiert.
Es hat ja ganz besondre Kenntnis
Bezüglich dieses Gegenstands,
Und wirkte oft mit viel Verständnis
In diesem Fache und mit Glanz,
Genug! Bleibt nur auch fürder munter
Und haltet frisch euch und gesund
Und rutscht den Buckel uns herunter
Mit eurem frommen Völkerbund!
Und huldigt dem geliebten Wütrich,
Dem aus dem Brägen er gepufft -
Er war schon damals brägcnkliitrig
Der schändliche, verlogene Schuft!-
ES werden andre Zeiten kommen!
Inzwischen, bitte, tut uns leid!
Denn würden wir auch ausgenommen,
Uns würde nicht Gerechtigkeit. -
Fahrt fort im Lügen und Betrügen!
Eins nur erscheint nicht zweifelhaft:
Bald wird sich in den Haaren liegen
Die ganze Bundesbrüderschaft!