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Der Alsberg und der Helfferich
Die zieh» den „Frosch" ganz fürchterlich 0..1 "°» «u,»
Der glückliche Erbe
(Ein Märchen aus der neuesten Zeit)
rn.br. Ein Vater in Berlin, Ackerstraße, lag im Sterben.
„Karle," sprach er zu seinem Sohne, „ich kann dir
leider nichts hinterlassen, als eine Schachtel Streichhölzer,
die ich in einem Zigarrenladen am Alexanderplatz vor
acht Tagen geklaut habe. Aber wenn du pfiffig bist, wirst
du damit, denke ich, schon dein Glück machen".
Damit schloß er die Augen; der brave Sohn steckte
die Streichhölzer in die Tasche und machte einen Spazier-
gang durch die Friedrichstraßc.
„Könnten Sie mir vielleicht etwas Feuer geben?"
sprach ihn ein Herr in kostbarem Pelz an, der in augen-
scheinlicher Verlegenheit seine Zigarre rauchlos kaute. „Ick
bin janz verrückt druff," entgegnete Karle, „heut,
wo die Schachtel 90 Pfennig unter Brüdern kostet! Aber
jeden Sie mir zwce Pfennige von Kupfer, denn kriejen
Se ooch Feuer".
Der Herr im Pelz, der zu den Metallschiebern gehörte,
hatte alle Tasche» voll Kupfer- Nickel-, Gold- und Silber-
münzen, und so überreichte er gern dem Karle die ver-
langten 2 Kupserpfennige.
Karle wutzie aber, daß man, wie die Zeitungen be-
richteten, heute für 2 Kupserpfennige einen großen Hering
bekommen oder sich rasteren lasten kann; er kaufte sich also
einen Hering; mit diesem schloß er sich einen Tag lang in
dem Keller der elterlichen Wohnung ei» und bereitete mit
Zuhilfenahme erreichbarer Zutaten einen Zentner „Eardellen-
Dann telephonierte er an einen hervorragenden Staats-
würdenträger und Geschäftsmann: „Exzellenz, würden Sie sich
vielleicht an dem Ln-gros-Vertrieb meiner unübertrefflichen.
Sardellenbutter, Marke: ,Oho fein!' beteiligen?" „Bin
gerne bereit", tönte es zurück, „aber nur dann, wenn sich
Ihre Sardellenbutter ,Oho fein!' auch als Patentglanzwichse
für die von mir erfundenen .Anhydatlederschuhe', von denen
ich noch einen Posten übrigbehalten habe, verwenden läßt.
2m Falle ,Ja', bitte ich Sie, sofort zu meinem Stammtisch
in der Weinstube Hiller zu kommen."
Damit war Karies Glück gemacht; er besorgte sich
noch in aller Eile eine feine neue „Kluft", eine Aktenmappe
und ein Monokel, und wenn er nicht gestorben ist. lebt er
als Referent im Auswärtigen Amt, als Direktor einer
Reichsverwertungsgesellschaft oder als Geheimer Regierungs-
rat noch heute.
Infolge der Unterernährung sind unsere Kinder so
sehr im Wachstum zurückgeblieben, daß eine neutrale Ärzte-
kommission, die vor kurzem Deutschland bereiste, zwölfjährige
Kinder aus neun Jahre schätzte.
Seit Fräulein Lieschen Dünnefett das gelesen hat.
befleißigt sie sich äußerster Beschränkung in der Ernährung.
S e hofft, es in Kürze dahin zu bringen, daß sie mit ihre»
36 Jahren für eine sicbenundzwanztgjährige gehalten wird.
Mahnung an die Bewohner von Pissenheim
(Die Einwohner de» zum K,»»e Düren s-HS-iaen Doile, Pisienhein, haben
diesen Namen, weil er ihnen niel N-lk-r-i-n «inlrua. in Muldenau umgei-usl.)
Wo man das Wiegenlied dir sang,
Als du dem Tag geboren,
Ein Name dir auch traut erklang
An deine Kindesohren,
Der Name deines Heimatsorts!
Gedenkst du noch der Stunde,
Als dich der holde Ton des Worts
Erfreut vom Elternmunde?
Und als dann, nach des Lebens Hatz,
Des Alters Jahre kamen,
Ward der Erinn'rung liebster Schatz
Verknüpft mit diesem Namen.
Wer seiner Heimat, fest und treu,
Gedenkt zu seinem Segen,
Wird auch den Namen stets dabei
2m tiefsten Herzen hegen.
Wenn du ein Heimatglück erzielst,
Dann segnen dich die Götter;
Wo du dich — pissenheimisch fühlst,
Da pfeif' auf alle Spötter! m.dr.
Eine Parallele
p. In dem Prozeß Erzberger-Helffcrich sagte Gene-
ralmajor von Oldershausen: „Ich erinnere mich dieser
Sache (der Entziehung von Arbeiten der Firma Berger
wegen Unregelmäßigkeiten) auch nur, weil ich 1918 durch
ein Schreiben des Kriegsministers Scheüch an die Sache er-
innert worden bin. In diesem Schreiben des Kri gs-
ministers wurde betont, daß eine Reihe von Persönlichkeiten,
die sich um das Eisenbahnwesen verdient gemacht hät en,
dekoriert werden sollten, so Kommerzienrat Berger (Lachen
im Zuhörerraum). Es muß bereits im Jahre 1916 ein
Vorschlag des Kriegsministers gemacht word.n s in. Ich
habe dem Kriegsministerium geschrieben, daß doch eine ganze
Anzahl andererPersonen vorhandensei, die eher auszuzeichnen
wären, als gerade Kommerzienrat Berger. Im ^>ärz 1918
kam ein zweites Schreiben mit der Bitte, Kommerzienrat
Berger zu dekorieren. Diesem Schreiben des Generals
Scheüch lag ein.„Schreiben Erzbergcrs bei." — Erzberger:
„Meine Empfehlung ist durchaus nichts Ungewöhnliches.
Man ist während des Krieges aus verschiedenen Kreisen
der Industrie an mich herangetreten mit dem Ersuchen, her-
vorragenden Vertretern das Eiserne Kreuz zu verschaffen."
Ludendorff, Meine Kriegserinnerungen S.30:.
(Nach seiner Teilnahme an der Einnahme von Lüttich fuhr
Ludendorff mit einem belgischen Soldaten nach Aachen.) „Ich
wurde dort in dem Hotel Union wie ein vom Tode Auf-
erstandencr begrüßt. Hier fand ich auch unsere große Ba-
gage mit meinem Burschen Rudolf Peters, der mir Treue
während sechs langer Jahre bewahrt hat. Sein größter Wunsch
war das Eiserne Kreuz; er konnte es nicht erhalten, da die Ver-
leihung 'desselben an ihn meinen Anschauungen widersprach."
Der Alsberg und der Helfferich
Die zieh» den „Frosch" ganz fürchterlich 0..1 "°» «u,»
Der glückliche Erbe
(Ein Märchen aus der neuesten Zeit)
rn.br. Ein Vater in Berlin, Ackerstraße, lag im Sterben.
„Karle," sprach er zu seinem Sohne, „ich kann dir
leider nichts hinterlassen, als eine Schachtel Streichhölzer,
die ich in einem Zigarrenladen am Alexanderplatz vor
acht Tagen geklaut habe. Aber wenn du pfiffig bist, wirst
du damit, denke ich, schon dein Glück machen".
Damit schloß er die Augen; der brave Sohn steckte
die Streichhölzer in die Tasche und machte einen Spazier-
gang durch die Friedrichstraßc.
„Könnten Sie mir vielleicht etwas Feuer geben?"
sprach ihn ein Herr in kostbarem Pelz an, der in augen-
scheinlicher Verlegenheit seine Zigarre rauchlos kaute. „Ick
bin janz verrückt druff," entgegnete Karle, „heut,
wo die Schachtel 90 Pfennig unter Brüdern kostet! Aber
jeden Sie mir zwce Pfennige von Kupfer, denn kriejen
Se ooch Feuer".
Der Herr im Pelz, der zu den Metallschiebern gehörte,
hatte alle Tasche» voll Kupfer- Nickel-, Gold- und Silber-
münzen, und so überreichte er gern dem Karle die ver-
langten 2 Kupserpfennige.
Karle wutzie aber, daß man, wie die Zeitungen be-
richteten, heute für 2 Kupserpfennige einen großen Hering
bekommen oder sich rasteren lasten kann; er kaufte sich also
einen Hering; mit diesem schloß er sich einen Tag lang in
dem Keller der elterlichen Wohnung ei» und bereitete mit
Zuhilfenahme erreichbarer Zutaten einen Zentner „Eardellen-
Dann telephonierte er an einen hervorragenden Staats-
würdenträger und Geschäftsmann: „Exzellenz, würden Sie sich
vielleicht an dem Ln-gros-Vertrieb meiner unübertrefflichen.
Sardellenbutter, Marke: ,Oho fein!' beteiligen?" „Bin
gerne bereit", tönte es zurück, „aber nur dann, wenn sich
Ihre Sardellenbutter ,Oho fein!' auch als Patentglanzwichse
für die von mir erfundenen .Anhydatlederschuhe', von denen
ich noch einen Posten übrigbehalten habe, verwenden läßt.
2m Falle ,Ja', bitte ich Sie, sofort zu meinem Stammtisch
in der Weinstube Hiller zu kommen."
Damit war Karies Glück gemacht; er besorgte sich
noch in aller Eile eine feine neue „Kluft", eine Aktenmappe
und ein Monokel, und wenn er nicht gestorben ist. lebt er
als Referent im Auswärtigen Amt, als Direktor einer
Reichsverwertungsgesellschaft oder als Geheimer Regierungs-
rat noch heute.
Infolge der Unterernährung sind unsere Kinder so
sehr im Wachstum zurückgeblieben, daß eine neutrale Ärzte-
kommission, die vor kurzem Deutschland bereiste, zwölfjährige
Kinder aus neun Jahre schätzte.
Seit Fräulein Lieschen Dünnefett das gelesen hat.
befleißigt sie sich äußerster Beschränkung in der Ernährung.
S e hofft, es in Kürze dahin zu bringen, daß sie mit ihre»
36 Jahren für eine sicbenundzwanztgjährige gehalten wird.
Mahnung an die Bewohner von Pissenheim
(Die Einwohner de» zum K,»»e Düren s-HS-iaen Doile, Pisienhein, haben
diesen Namen, weil er ihnen niel N-lk-r-i-n «inlrua. in Muldenau umgei-usl.)
Wo man das Wiegenlied dir sang,
Als du dem Tag geboren,
Ein Name dir auch traut erklang
An deine Kindesohren,
Der Name deines Heimatsorts!
Gedenkst du noch der Stunde,
Als dich der holde Ton des Worts
Erfreut vom Elternmunde?
Und als dann, nach des Lebens Hatz,
Des Alters Jahre kamen,
Ward der Erinn'rung liebster Schatz
Verknüpft mit diesem Namen.
Wer seiner Heimat, fest und treu,
Gedenkt zu seinem Segen,
Wird auch den Namen stets dabei
2m tiefsten Herzen hegen.
Wenn du ein Heimatglück erzielst,
Dann segnen dich die Götter;
Wo du dich — pissenheimisch fühlst,
Da pfeif' auf alle Spötter! m.dr.
Eine Parallele
p. In dem Prozeß Erzberger-Helffcrich sagte Gene-
ralmajor von Oldershausen: „Ich erinnere mich dieser
Sache (der Entziehung von Arbeiten der Firma Berger
wegen Unregelmäßigkeiten) auch nur, weil ich 1918 durch
ein Schreiben des Kriegsministers Scheüch an die Sache er-
innert worden bin. In diesem Schreiben des Kri gs-
ministers wurde betont, daß eine Reihe von Persönlichkeiten,
die sich um das Eisenbahnwesen verdient gemacht hät en,
dekoriert werden sollten, so Kommerzienrat Berger (Lachen
im Zuhörerraum). Es muß bereits im Jahre 1916 ein
Vorschlag des Kriegsministers gemacht word.n s in. Ich
habe dem Kriegsministerium geschrieben, daß doch eine ganze
Anzahl andererPersonen vorhandensei, die eher auszuzeichnen
wären, als gerade Kommerzienrat Berger. Im ^>ärz 1918
kam ein zweites Schreiben mit der Bitte, Kommerzienrat
Berger zu dekorieren. Diesem Schreiben des Generals
Scheüch lag ein.„Schreiben Erzbergcrs bei." — Erzberger:
„Meine Empfehlung ist durchaus nichts Ungewöhnliches.
Man ist während des Krieges aus verschiedenen Kreisen
der Industrie an mich herangetreten mit dem Ersuchen, her-
vorragenden Vertretern das Eiserne Kreuz zu verschaffen."
Ludendorff, Meine Kriegserinnerungen S.30:.
(Nach seiner Teilnahme an der Einnahme von Lüttich fuhr
Ludendorff mit einem belgischen Soldaten nach Aachen.) „Ich
wurde dort in dem Hotel Union wie ein vom Tode Auf-
erstandencr begrüßt. Hier fand ich auch unsere große Ba-
gage mit meinem Burschen Rudolf Peters, der mir Treue
während sechs langer Jahre bewahrt hat. Sein größter Wunsch
war das Eiserne Kreuz; er konnte es nicht erhalten, da die Ver-
leihung 'desselben an ihn meinen Anschauungen widersprach."