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Berlin, den I. Mm' 1921

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Wochenkalender

Montag, den 2. Mai
Herr Rollet hat den Kram erfaßt:

„Der Boche bleibt höchst gefährlich;

Ich sag's, obgleich er mir Verhaßt
Und ekelhaft, ganz ehrlich.

Dienstag, den 3. Mai
Statt Pulver macht er Celluloid,

Doch das ist toute-mßme-chose“ —

Du kannst uns celluloidtun, heut
Wie allezeit, Franzose!

Mittwoch, den 4. Mai
„Färb' fördert er und Dung zutag,"
Sagt Rollet, „statt der Gase.

Doch plant er schon den großen Schlag;
Mir sagt's die Schniisselnasc.

Wochenkalender

Donnerstag, den 5. Mai
Ja, die Entwaffnung hilft uns nichts,
Ich sag's mit freier Stirne,

Entwaffnen muß man," Rollet spricht's,
„In Deutschland die Gehirne." —
Freitag, den 6. Mai
Ach, armer Kerl! Du bist nebst Foche
Aufrichtig zu beklagen.

Schwer zu verdauen ist der Boche,

Und ihr habt ihn im Magen.

Sonnabend, den 7.Mai
Ihr feigen Hunde fühlt es dumpf,

Das Herz tief in den Hosen:
Entwaffnet ist und völlig stumpf
Das Hirn der Herrn Franzosen!

Abschicd und Willkommen!

Einsam stimm' ich meine Trauerharfe,

Und die Zähre rinnt die Wang' hinab;
Grinsend mit der sürchi lechen Larve
Gräbt der Knochenmann rin schaurig Grab.
Weh! Es ist bestimmt den armen Resten
Teurer Männer, die wir grün gesehn -
Weh'! Die Besten seh' ich von den Besten
Schlotternd i» den finstern Orkus gehn.

Eben hielten sie noch in den Händen
Die mit Recht beliebten Lorbeerkränz';
Unter sich - in ihres Hauses Wände» -
Nannten sie sich selig „Exzellenz".

Blendend funkelten die hohen Geister
Jedem einzelnen vom Denkerhaupt;

Täglich zeigten sie sich stolz als Meister,
soweit die Beschränktheit es erlaubt.

Harnisch lächelt nun nicht mehr die Sonne,
Rein, sie lächelt leider höhnisch nur.

Von der lieblichen Ministerwonne
Blieb ihm weder Kultus noch Kultur.

Jenes Wörtchen, das er strich so gerne,

Den so mancher batte auf dem Strich,
strahlt auS tausend Augen bell wie Sterne,
Denn die Menschheit freut sich - königlich!

Das ist roh, es läßt sich nicht bestreiten;
Aber ich, ihr Biedern, bin nicht so.

Klagend schlag' ich meiner Harfe Saiten,
Weil die Puste ihm so jäh entfloh.

Horch! Ich höre von empörter Lippe
Manche dumpfe Trauermelodei:

Andre sitzen an der Futterkrippe,

Und der severingkamps ist vorbei.

Seht, da sind auch sie am Scheidewege
Tiefbekümmert und bedrippt zu stbaun,

Die mit Inbrunst ich zu preisen pflege -
Fahret hin, o Lüdemann und Braun!
Schade, daß uns Nobis nicht beschützen,
Der vor Saemisch-gelb verschwinden muß?
Nobis, das verhieß uns süßen Frieden -
Denn: Nobisonm P3X Oomim-ous!
 
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