Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
")0

Schultze. Da kann eener jagen, Wat er will:
Für dct Jeschick eines Menschen
kommt doch ville us die Vcr-

Müller. Jewiß — besonders bei die
Steuer. >.

An Deutschland

Du bist wie eine Blume,

Die, jeden Lenz erneut,

In meinem kleinen Garten
Das alte Herz erfreut.

Doch ach! in diesem Sommer,

Die mich ergeht vordem,

Es machen des Machbars Läuse
Sich's heute in ihr bequem. *• »r-

„Fair play"

rb Hl jum Untt bafür (Inflfbcn.“ «loob Seorgt im Untcr$aul.)

(.üiit fair Play sicbl öngionb. Ich boffr, el rei

„Wir haben zehn I ahre mitWerben nndRciscn
Bemüht uns, den German cinzukreisen.

Er war uns zu fleißig, er war »ns zu glücklich,
Die Sache wurde uns unerquicklich.

Wir mischten ihm Gift, mit srommcrGcbärde,
Wir hoben die Augen empor von der Erde
Und beteten brünstig: -Do the day!“ —
Fair Play!

Wir haben geschürt undgehctzlund gerungen,
Bis wir ihn endlich zum Kvicgc gezwungen;
Dan» aber haben wir wacker gelogen,
Daß sich die Balken wie Rohrstöckchcn bogen,
Und haben mit Schwindeln und mit Heucheln
Gewirkt und mit richtiggehendem Meucheln,
Daß unserem Vetter sein Recht geschah' —

Wir haben geschrieen mit Angst und Bangen
£ seht doch, der German hat angesangen
Wir müssen seine Gelüste dämpfen,

Drum wollen wir ihn mit H u n g erbckämpfen.
Ja, ja, die Menschlichkeit muß man ehren,
Drum dars er sich nickt mitll-Booten wehre»,
Auf daß cs uns selber nicht schlecht ergeh' —

Tann haben wir ihm „Frieden" versprochen
Und haben hohnlachend das Wort gebrochen
Und haben den Wehrlosen niedergcsäbcl»
Und ihn beraubt, nachdem er geknebelt, -
Und haben giftiger Schurken Hassen
Aus den Geknebelten losgelassen —

Das war eine köstliche Idee —

Nun liegt er danieder uns allzu gänzlich,
Die Sache scheint uns nachgrade brenzlich.
Zwar liebe ich Frankreich überschwenglich,
Doch andrerseits scheint mir dieses bedenklich,
Denn Hund und Katze —" Ach, alter Junge,
Du redest wie immer mit großem Schwünge:
Ob ich wohl endlich Taten seh'?

Fair play? p. w.

Verkehrter Verkehr

m. I. Zeitungsnachrichten zufolge haben im
April Post und Eisenbahn über 2'/, Milliar-
den Mark Zuschuß beansprucht. Die beiden
machen es umgekehrt wie ein wohlgeratenes
Kind. Sic waren erst ihrer Mutter eine
Stütze, und nun saugen sie sie säst aus.
Ja, für sie ist die Zeit von Deutschlands
tiescrer Erniedrigung die Zeit größerer Er-
höhung geworden. Man möchte beiden
Staatskindern wieder mehr Selbsterhal-
tungstrieb wünsche».

(Vtt Dculsche Richterl,

Wie klingt doch in dieser hochherrlichen
Zeit,

In des Freistaats glorreichen Tagen
So stürmisch der Ruf nach der Weiblichkeit!
(Vielleicht, weil die Männer versagen?)

Auch wo man wohl sonst an gewichtiger

Noch wahrte das -inulier taceat!“.

Da rauschen die Kleider, es duften dazu
Die Haare und klappern die Stöckelschuh',
Und schon hört man Plärr'n:

„Meine Damen und Herrn!"

Drum währt's nicht mehr lang, bis die
zierliche Hand

Im dänischen Handschuh den Männern
entwandt,

Sobald's ihr genehm is,

Das Richlschwcrt der Themis
Mitsamt ihrer Wage —

Das ist keine Frage.

„Her Schwert und Wage!" so tönt es
schon grell,

„Weg Küchenmesscr und Wiegegestell!

Mag künftig Frau Themis, die altcMamsell,

Es führen! Auch lockt es uns, anzuprobe»
Statt Balltoilettcn die Richtcrroben." —

Neuestes

Auch aus der Eisenbahn nimmt die mittelbar nach durchgcführtcr Veranlagung
allgemeine Unsicherheit erschreckend zu. der Bourgeois zur diesjährigen Einkommen-
Massenausplünderungen von Fahrgästen stcuer, sämtlich als Gerichtsvollzieher Ver-
werden befürchtet. Wendung finden können.

Am I.Juni tritt der neue Tarif in Kraft. * * *

* * * Der einzige Deutsche, der seit dem

Dr. Adler hat in seinem üblichen Ideen- 9. November nicht irgendwie bestohlen worden
reichtum für die 2—3000 Straßenbahner, ist, hat sich, um keine peinliche Ausnahme
die er infolge des von ihm herbcigesührtcü zu bilden, als Selbstdieb aufgetan, in die
Verkchrsaufschwunges entlassen muß, bereits eigene Tasche gegriffen und heimlich sein
neue Brotstcllen besorgt. Sie werden, un« Portemonnaie herausgczogen.

Die Krau als Richterin

ug berat biejer Tage in Leipzig über bic Zulassung der Frar

Schön, nur nicht geniert!

Jetzt wird alles probiert. —
„Gehören Sie auch zu den Auscrkor'nen?"
Spricht stolz „Frau Schöffin" zur „Frau
Geschwor'nen",

Doch beide verstummen mit einem Mal,
Denn „Frau Direktorin" betritt den Saal
Und mit ihr die „Fräulein Beisitzerinnen".
(Sie täten der Beisitzer Plätze gewinnen.)
Da wird dann verhandelt in einem fort,
Denn alle haben auf einmal das Wort,
Und nachher erst gcht's durcheinander noch
schlimmer

Beim Damenkaffee im Bcratungszimmcr:
„Die Staatsanwältin hat heute kein Glück."
„Sic trägt ihre Robe auch gar nicht schick!
Und gar die Frisur" — „Wie ein Kakadu!
Das flüsterte mir die Gcrichtsschreib'rin zu."
„Auch die Verteid'gerin war diesmal
schwächer."

„Doch ihr Klient ist ein süßer Verbrecher,
Von dem ließ' ich selber mich gerne bestehlen,
Den spricht man auch frei, daraus können
Sie zählen."

„Und wissen Sie, Liebste, in nächster Zeit
Gibt'sSachcn,diesindnlchtfürMänncrohrcn"

„O weh, da halt' ich die meinen mir zu."
„I wo, dann gcht's bei vcrschloffenen Toren,
Weil ausgeschloffen die Öffentlichkeit."
„Nun ja, dann sind wir ja ganz entre aous."
So wird debattiert
Und zum Schluß judiziert.

Drum gib uns, o Freistaat, bald Richtennnen,
Damit wir das Zutrau'n des Volkes
gewinnen.

Wenn jegliche Kati
Kann wirken als Kadi
Und jegliches Klärchen
Als Rcserendärchcn.

Nur nimm nicht die alten, die sorgen-
bepackten.

Die trocken sind wie die Grundbuchakten,
Nein, lieber die Maid, die nicht lang' aus
der Schul' is,

Die ziert wohl weit bester die sella eurulis.
Die jungen, die hübschen,

Koketten und schnipp'schen.

Am besten wär' faktisch
Ein munterer Backfisch.

Am weiblichsten Wesen

Muß Themis genesen. — "•
 
Annotationen