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Berlin, den 6. November 1921

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Wochcnkalender

Montag, den 7. November
Und der Schlag ist gefallen! Es ist gescheht!!
Er sanfte herunter mit scharfem Gedröhn!
Nun wäre cs wahrlich doch wohl am Ort,
Man spräche ein scharfes, ein slammendes Wort!
Heran die deutschen Parteien!

Dienstag, den 8. November
Fürwahr, die Gemeinheit zum Himmel schreit!
Befeuert die Massen und macht sie bereit,
Daß ein machtvolles Veto nach drüben dringt —
N»r eine Sorge, mit der mau ringt:

Wie einigt man die Parteien?

Mittwoch, den 9. November
Ja, wer auch nur einen Tropfen Blut
Noch hat als Deutscher, den packe die Wut!
Fluch jenen, die cs ließen geschehn — —
Doch wer besorgt das Zusammcngehn
Für eine Aktion der Parteien?

Wochenkalender

Donnerstag, den 10. November
Schnell folge auf den Blitz der Schlag,

Denn verloren, verloren ist jeder Tag,

An dem wir zum Sturm nicht die Glocke zieh» —
Doch cs geht so schnell nicht in Berlin
Bon wegen der Parteien!

Freitag, den 11. November
Bon der Oder schalltJammer undHilfcgcschrci!
O, wir sind alle schon emsig dabei
Und feilschen und schachern von früh bis spät,
Ob's doch nicht endlich zu machen geht —

Ein geschlossener Schritt der Parteien?-

Sonnabend, den 12. November
Ein Säuseln ward aus dem Sturmgcbraus!
Der Vulkan gebar eine winzige Maus!

Sein Grollen erstarb, sciil Feuer erstarb.
Weil wieder einmal uns die Ehre verdarb
Der unselige Zank der Parteien!

„Köpft!"

Kaum dar das deutsche Volk einen Augenblick
Gehofft, man halte endlich den Nacken steif,

Da kriegt es - baaf! - ein Ding gepfeffert.
Daß aus dem Kopf ihm die Augen treten!

Schluß mit „Erfüllung"? Ohne das übliche
Zwinkern doch mal moralischer Widerstand?
bind Schluß mit Wirth und Wirthschem
Geiste?

I keine Ahnung - Herr Wirth verbeugt sich!

Verbeugt nach innen wieder als Kanzler sich,

So wie der Zauber aus dem Zylinderhut,
Verbeugt nach außen sich, das niedcr-
TMt'ge Diktat mit „Protest" ver-
schluckend.

So läßt der Grimm setzt, läßt auch die Scham
uns mcht

Die sonst gewohnte heitere Tonart frei.

Mag Ohnmacht auch in Worten schwelge» -
Schändlich verlieren wir Oberschlesien!

Und jene Halbheit, die uns noch stets bisher
Tiefer in Schande, tiefer ins Elend stieß,

Sie siegte wieder - munter werden
Weiter die Feinde die Schraube anziehn.

Uns aber bietet, röter noch als zuvor,

Das Kabinett der „Köpfe" zum Trost sich dar!
Und ein Gelächter, ungeheuer,

Donnert empor, aber ach! ein bittres.

Ein Kopf Herr Geßler? Herr Robert Schinidk
ein Kopf?

Herr Hermes? Brauns? und - haha! - Herr
Giesberts gar?

Und Wirth ein Kopf? Es liegt bis heute
Leider zu Tage nur, daß er - Stirn hat.

Ei» Opfer bring' er - schluchzend versicherts
Wirth -

Wenn noch einmal er trage die Kanzlerschaft -
Gewiß! Er opfert Oberschlesicn,

Opfert die Reste der deutschen Würde!
 
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