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OB

Folgende uns zugegangcne Beiträge werden unter Hinweis auf die am Schluß des Briefkastens befindliche Mitteilung mit bestem Dank abgelehnt:
Aachen: I. M. — Bautzen: K. L. — Crimmitzschau: — Dresden: H. B. — Eisenach: G. L. — Magdeburg: F. K. —

llir

Book bei Löcknitz in Pommern. H. H.:
Für Ihre freundlichst eingesandte „jeden Tag
kalbende Kuh" aus dem „Generalanzeiger für
Stettin" vom 14. Dezember 1921 müssen wir
leider bestens danken, da wir mit ähnlichem
Viehzeug überreichlich versehen sind.

Erfurt. SB.: Das „Triumphirat" war uns
bereits bekannt; der in Nr. 334 der Erfurter
„Mitteldeutschen Zeitung" im Bericht über
den Kapp - Prozeß in Leipzig erwähnte
„Triumphrat Noske, Heine, Stcgcrwald" hat
aber für uns den Reiz einer angenehmen
Neuheit.

Hamburg. R. G.: In Nr. 540 der „Neuen
Hamburger Zeitung" lesen wir: „Husum,
1. Dezember. Dem letzten Magcrviehmrrkt
waren nur einige Stück Hornvieh zugeführt.
Die Preise stellten sich für 172 jährige Ochse»
auf 3808—1000 M. das Stück." Hoffentlich
gestaltet sich das neue Jahr nicht so hart wie
das Fleisch dieser Ochscngreise, an dem man
sich die Zähne ausbcißc» wird.

Kassel. Sch.: In Nr. 331 der „Kasseler
Allgemeinen Zeitung" lesen wir: „Fräulein
guter bürgerlicher Herkunft mit reich!. Erspar-
nissen, in sicherer ungckündigtcr Stell, bei der
Familie eines Fabrikanten seit 7 Jahren, sucht
einen Lebensgefährten. Alter: 35 I., pro-
testantisch, kerngesund, frisch und munter, musik.,
erprobte Haushälterin ». tüchtige Köchin <kocht
selbst). Sport: Radfahrerin, durch ganz Bay-
ern von Lindau bis Hof in einer Woche. Angeb.
erbeten usw." ?llle Achtung! Ob aber der
Zukünftige mit dieser Holdseligen ebenso gut
fahren wird?

Mazatenango (Guatemala). H. W. B.:
„Sonntagsblatt Staats-Zeitung und Herold"
(Neuyork) vom 6. November 1921 läßt sich aus
Paris folgende Neuigkeiten von der „Gut-
machungs-Kommission" melden: „Die Kom-
mission beabsichtigt, ztvei oder drei Wochen in
der deutschen Hauptstadt zu verbleiben, um aus
Grund eingehender Untersuchung fcstzustellen,
welche Maßnahmen erforderlich sind, um cs
Deutschland zu ermöglichen, die nötigen Fonds
zur Zahlung der am 15. Januar nächsten
Jahres an Gntmachung fällig werdenden
500 Goldmark ouszubringcn." Ach, die bis
über die Ohren in dicken Dollars schwimmen-
den ?)ankccs werden nimmermehr glauben,
daß wir noch 500 Goldniark ouszubringcn
vermögen. — Gruß aus der Heimat!

Maricnberg (Svesterwald). Th.: In Nr. 267
der „SBestcrwäldcr Zeitung" lesen wir unter
„Maricnberg"": „Der Aushäller K. aus Z.
hatte unbefugt aus der Wiese des M. aus Z.
Kühe geweidet und diesen mit Erstechen
bedroht. Er erhielt insges. 120 Mk. Geldstrafe.
161,6 Milliarden Mark Defizit im Rcichshaush.
Mittel." Den: armen Slushältcr K. scheint
man das ganze Defizit des Reichshaushalts-
Etats ausgebrummt zu haben; da täte er viel-
leicht klüger, wenn er sich noch rüstig fühlt, die
Strafe „abzusitzcn". Die Rcichsarithmctiker
des I)r. Radbruch werden ihm ja mit Leichtig-
keit ausrechncn können, wieviel Milliarden
Jahre er dann „abzubrummen" hätte.

Naumburg (Saale). F. R.: In Nr. 189 des.
„Naumburgcr Tageblattes" befindet sich folgende
Anzeige: „Der Plan über die Herstellung einer

O Idenburg: O. L.
unterirdischen Telcgraphen-Anlagc über den
Hauplbahnhos in Naumburg (Saale) hinweg
liegt von heute ab 4 Wochen bei dem Post-
amt in Naumburg (Saale) aus. Naumburg
(Saale), den 10. August 1921. Telegraphen-
Bauamt." Waruni nicht? Es wird bei uns
ja so viel unterirdisch über andere hinweg
gemacht!

Ncidenburg. F. P.: In Nr. 140 der
„Ncidcnburger Zeitung" lesen wir: „Warnung.
Vom Hauptzollamt wird uns geschrieben: In
letzter Zeit mehren sich die Diebstähle von
Tabakstcucrzcichcn. Es wird ersucht, diese
Zeichen bei Tabaklvarcuhändlcrn usw. ab-
zusetzen." Na, das wird schon auch ohne Auf-
forderung des Hauptzollamts geschehen.

Papitz b. Schkeuditz. O. H.: In Nr. 273
des „Schkeudiycr Tageblatts" lesen wir:
„Kriegsbeschädigte Kartoffel» sind sofort abzu-
holcn W. Döhler." Gerechter Himmel, für
diese Kartosscln, die wahrscheinlich noch aus
de» Granaltrichtcrn des Kampfgebiets an der
Somme stammen, wird man sich schönstens
bedanken.

Rathenow. I)r. B.: In Nr. 276 des „Sprem-
berger Anzeigers" bcsindet sich eine Anzeige,
die mit folgenden Worten beginnt: „Vor-
anzeige. Hcldcn-Gcdenk-Feicr im Gescllschasts-
haus am Totensonntag, ausgeführt vom
Gesangs-Quartett „Fidele Spatzen", Sprem-
bcrg." Diese Heldcn-Gcdenk-Feier wird viel-
leicht zum — Piepen gelvcscn sein.

Schlachtensec b. Berlin. Dr. SB. K.: In
ihrer Nr. 568 vcrösfcntlicht die „Tägliche
Rundschau" einen Aussatz ,^ko»scrcnzeindrücke"
(von ihrem Sonderberichterstatter in Washing-
ton); darin heißt cS in bezug auf Briand: „Und
er schrie mit der ganzen Leidenschaftlichkeit
seines Wesens. Unter dem buschigen Schnurr-
bart wölbten sich die Lippen für jene sonorcn
Laute, die in seinem Heimatlande die Hörer
berücken wie der Gesang der Sirenen Herkules
und seine Gefährten." „Griechische Mythologie
ganz ungenügend", sagte unser Karlchen
Micßnick empört, „zu den ztvölf Taten des
Herkules gehört nicht das Anhören des
Gesanges der Sirene»; wahrscheinlich hat der
Berichterstatter diese Dummheit aus einem
Buche des Gcschichtsprvscssors Woodrow Wilson
geschöpft, der überhaupt furchtbar dumm
ist." — Für de» ihm freundlichst übersandten
Aussatz „Der Gcnußwcrt des Bieres" (von
H. Kionka) läßt unser Mitarbeiter August
Biermördcr dem Kommilitonen herzlichst
danken; seine eigenen Forschungen aus diesem
Gebiete haben im große» ganzen zu den
gleichen Ergebnissen geführt; nur beanstandet
er diesen Satz: „Die Ausnahme der mit dem
Bier eingesührten Kalorien und auch die
Geschwindigkeit der Aufnahme des Alkohols
hänge» aber im wesentlichen ab von den
gleichzeitig im Bier vorhandenen Kolloiden."
Er meint, daß die Geschwindigkeit der Auf-
nahme deS SIlkvhols in erster Linie von dem
Grad des Durstes, zu einem Teil aber auch
vom Komment abhängig wäre; von den
Kolloiden hätte er sich nie in seinen, Kneip-
tempo beeinflussen lassen.

Waldenburg (Schlesien,. W. W.: Nr. 278
der „Waldcnburger Zeitung" bringt den Be-

richt über die Verhandlungen im Hauptaus-
schuß des Preußischen Landtages über die Not-
läge und Reform der Hochschulen; darin heißt
es: „Slus die Klage darüber, daß die Reform
der Hochschule nicht i» der erwarteten Ge-
schwindigkcit erfolge, verwies der Staatssekretär
daraus, daß mehrere der von ihm vor-
geschlagenen Reformen, z. V. die Schassung
von Fachvcrbändcn, vorläufig aus den ge-
schlossenen Widerstand der Universitäten ge-
stoßen seien, und daß er entschlossen wäre, nur
in engster Zusammenarbeit mit den Koch-
schulen zu reformieren." Wahrscheinlich sollen
in Preußen die Hochschulen, wie das leider so
heute Sitte ist, mit den Kochschulen „zu-
sanimcugclegt" werden.

Schloß Windischleuba b. Altenburg S.-A.
I)r. B. v. M.: Nr. 282 der „Altenburger Landes-
Zeitung" meldet: „Der Führer der Unab-
hängigen in Rudolstadt, August Ettling, der
vor einigen Monaten mit einem jungen Mäd-
chen, das nicht im Kloster erzogen wurde,
geflüchtet war, ist in Zürich in der Schweiz
verhaftet worden." Ja, ja, da sieht nran
wieder einmal, das kommt von einer mangel-
haften Erziehung; denn ein Mädchen, das im
Kloster erzogen ist, würde nicht einmal mit
einem so schönen Kerl wie Philipp Scheide-
mann durchgehen. — Herzl. Gruß v. P. W.

Wansried a. d. Werra, v. R.: In Nr. 251 des
„Eschweger Tageblatts" lesen wir: „Bischosse-
rode. Vor kurzem wurde hier, wie dos „Eichsf.
Tgbl." schreibt, ein Kind geboren, das nach de»
Feststellungen der Amme ein Junge war. Das
Kind wurde dann am Geburtstage als Junge
getauft. Wer beschreibt den Schreck der Betei-
ligten, als fcstgcstcllt wurde, daß der Junge
— ein Mädchen ist. Nun heißt das Mädchen
„Karl"." Traurig, ticstraurig! Aber besteht
denn wirklich gar keine Möglichkeit den ,^karl"
in eine „Karline" umzutaufen? — In
Nr. 284 derselben Zeitung lesen wir unter
„Gericht und Recht". „Eine Bestie zum Tode
verurteilt. Das Schwurgericht in Bochum ver-
urteilte nach mehrtägiger Verhandlung den
Bergmann Franz Owsianny aus Herten, der
am II. Juli v. I. die Lehrerin Gertrud Schu-
mann aus Eickel nach Begehung eines Sittlich-
keitsverbrcchcns in bestialischer Weise abgc-
schlachtct und ihr Uhr und Geldbörse geraubt
hat, zum Tode, außerdem wegen Raubes, ver-
suchten Totschlags und versuchter Notzucht,
verübt an einer älteren Frau, zu 10 Jahren
Zuchthaus und einem szenischen Rokokorahmcn
mit lebhaftem Beifall usw." Diese Bestie ist
noch viel zu gelinde angcsaßt, denn eine Zucht-
hauszcllc mit szenischem Rokokorahmcn stellt in
dieser Zeit der Wohnungsnot noch immer ein
sehr schätzenswertes Unterkommen dar.

Freundlichen Gruß von P. W.

Olt C4ri|ll>lfun« Cr» RldMtratatf«.

tot» Siat.mlof H.'cofmann & Io. G.'ni. b. H.

»• - Druck! SB. »ujmfttm Druck-rrig-IkHsch«». Berlin 8W18.
 
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