(Eie englische Regierung I
Sonboncc Berk-hrSvorlogc
„Wir sind neulich ohne Frage
Überstimmt im Oberhaus,
Doch zu einer Niederlage
Reicht solch Votum noch nicht aus!
llnbesieglich!
ch im UnIcrhauS be
Abstimmung über bic
, in der Minderheit.)
„Kam es wo zur Nachwahl, immer
War es gleich um uns gescheh'n.
Darin darf mau nun und nimmer
Eine Niederlage seh'n!
Scheidemann
soll, so wollen die Kasseler, seinem
Namen Ehre machen: die Stadtver-
ordneten haben beschlossen, ihm ihr
Mißtrauen auszudrücken: sie seien der
Überzeugung, daß sein weiteres Ver-
bleiben im Amte nicht im Interesse der
Äadt Kassel liege, und ersuchen ihn,
hieraus baldigst die entsprechenden Fol-
gerungen zu ziehen.
Was der rote Ober dazu sagen wird?
Nun, es steht ihm ein klassisches Zitat
zur Verfügung, das zwar noch nicht im
Büchmann steht, aber doch gerade ihm
sehr wohl bekannt ist. „Das Volk hat
auf der ganzen Linie gesiegt." Erinnert
ihr euch noch, Genosse Philipp? »>*-
„Auch im Unterhause blieben
Wir die Minderheit — — gemach!
Hier hat dito übertrieben,
Wer von Niederlage sprach!
„Immer kräft'ger holt zum Schlage
Wider uns die Presie aus,
Aber eine Niederlage
Wird noch lange nicht daraus!
„Unzufrieden führen Klage
Selbst die Freunde der Partei,
Doch an eine Niederlage
Denkt kein einz'ger Mensch dabei!"
Unbesicglich steht der Recke
MacDonald wie Erz und Stein.
Warum und zu welchem Zwecke
Soll's in Deutschland anders sein?
Oie alte Leier
Hör an, Welt, was der Herriot spricht!
Vor kurzem noch ein kleiner Sozi,
Jetzt von Versailles der genius loci,
Geht er mit uns scharf ins Gericht.
Er weiß, wir spinnen neue Ränke
Und machen allerlei Menkenke,
Weil wir mit innigstem Behagen
Stets der Entente Schnippchen schlagen
Und bei dem Schlagen solcher Schnippchen
Uns kochen ein Revanchesüppchen.
Er weiß das — ha, wer lacht denn da?—
Bon Rollet, der es selber sah.
Zwar brav sind unsre „Demokraten" —
(Lies: Pazifisten, Renegaten) —,
Die andern aber Höllenbraten!
Sie wollen sich, kauin ist's zu fasse»,
Nicht mehr mit Füßen treten lassen
Von jeglichem Eutenterich,
Den grad' die Lust dazu beschlich.
„Sie wagen's, national zu fühlen,
Als wären sie ein Volk wie wir!
Nun, dieses Feuer werd' ich kühlen:
Das Dcutschsein, das verbitt' ich mir!
Seid ihr die Internationalen,
Und eure Losung sei: Bezahlen!
Sonst nehmen wir euch nach wie vor,
So oft es angeht, scharf beim Ohr." —
Das ist Herrn Herriots Friedensgruß —
Merkt man noch nicht den Pferdefuß?
Er streichelt Breitscheid und Konsorten,
(Die mit den Händen, den verdorrten),
Und tritt die andern vor den Bauch.
Was sonst dran hängt, ist Schall und
Rauch:
Abgaben will heraus er schinden,
Doch selber sich zu nichts verbinden,
Bon Räumung frech geraubter Länder,
Da sagt er nichts, der rote Blender,
Obschon er salbungsvoll versichert.
Daß er — wer hat denn da gekichert? —
Fügsam der Sachvcrständ'gen Rat,
„Keine Hintergedanken" hat.
Kurzum, er spricht, wie's Gallierbrauch:
So ungefähr sagt's Raymond auch.
Nur mit ein bißchen schlaucrn Worten,
Im Grunde sind's zwei gleiche Sorten.
Ich hör' mir an die neue Mär
Und denke nur dabei mit Staunen:
Wenn ich einmal der Herriot wär'.
Ich würde nicht so laut posaunen. —
Mauserung
(Xtc Rrichspräsidkut b°t n-ucrding» nicht nur
d°» Grosilrcuz de» Ruten Kreuze» angelegt, so
ei auch anderweiUg verliehen.)
Der Schwarze Adler mausert sich
Und rüstet sich ganz neuzeitlich.
Zepter und Krön' legt er beiseite
Als unvereinbar mit der Pleite.
Symbolisiert den Bürgerblock
Im Schivarzen-Adler-Oberrock.
Er prangt auch nicht mehr selbstbewußt
Im Stern auf deutscher Mannesbrust.
Bei uns ist alles grau geworden —
Weimar kSnnt weder Stern noch Orden.
Bon Volkeswillen festgesetzt
Steht's in der Goldncn Bulle jetzt.
Doch setzt man kühn sich drüber fort
Am aller-allerhöchsten Ort.
Nicht nur die eigene Person,
Die steht, wo einstmals stand der Thron,
Erstrahlt im Ordensglanze nur.
Es findet die Investitur
Jetzt auch an fremden Höfen statt;
Der Botschafter vollzieht sie glatt.
Und stolz entzieht sich dem Verbot
Das neue Ehrenkreuz, das Rot! v. k.
Wien bleibt Wien
(Tie Selbsimordm-mlc In Wien dauert fort. Seit
dem l. Mai wurden wieder »oe Selbstmorde gemeldet.)
Na, das geht mir net ein!
.Ach, das kann doch net sein!
Der Weancr, das lustige Mistviech,
tut sich d'Gurgl abschneid'n,
springt in die Donau hinein,
vergiftet, ertränkt und derschießt sich?
Ja, was is denn das bloß?!
Js a Schraub'n bei ihm los?
Is er krank durch die Bank weg'n der Krisis ?
Hat er d'Stadt nimmer gern?
Will er weiter von Wean,
weilsso schiechaufderWölt undso mießis?
Was sagt denn dazua
Der Humor, „der Hamua"?
Und das drah'rische G'müat und das
San dö alle dahin? sGschPusi?
Giebts ka Freud' mehr in Wien?
Und kan Hcurig'n mehr bei der Musi?
Leutl, seids net so stier!
So a' Selbstmordmanier
is doch wirklich für Wien ka Manier net!
Allweil sterb'n, — ah, Graus! —
schauts, das zahlt sich net aus!
Da riskiert nian doch's Leben dafür net!
Londoner Gerechtigkeit
(An der Siaiue derGercchtigkeit InLondon wurde dicWagc,
dir Bekrönung de» ganzen Monumente», neu hergerichlet
und ausgeglichen, weil sie schwankend geworden war.)
Das ist ja ganz erschröcklich!
Justitia ward bröcklig
In dieser Stadt der echten
Selbstsicheren Gerechten.
Zum Teufel auch! Die Wage
Verlor die rechte Lage.
Hoch schoß die eine Schale,
Die andre sank zu Tale.
Ach, mögt ihr immer mauern!
Es wird nicht lauge dauern,
So schwankt sie doch gelinde
Aufs neu im Zeitcnwinde.
Das macht, weil die Gewichte
Von zu verschiedener Dichte:
Dort Recht, und hier viel runde
Und schwere Sterlingspfunde! p.
Und im Mai schon gleich gar!
In dem Monat vom Jahr,
wo der Prater in herrlichster Pracht steht!
Ihr habts doch a G'fühl
für ’n Stil —, sag' i z'viel:
Für Euch paßt so a traurige Tracht net!?
Oder halt! — oder halt! —
(weils mir nur noch einfallt!)
— wenn die Tracht net grad' höh'res
Sagts, Madln und Bub'n, sGebot is!
bringts euch etwa nur um,
weil—sich umbriugen grad in derMod' is??
Juni 24
Der Rosenmonat heißt er,
Daß er's auch ist, beweist er
Blühn doch als rote Rosen
In ihm selbst unsre Rosen, m. i.
Sonboncc Berk-hrSvorlogc
„Wir sind neulich ohne Frage
Überstimmt im Oberhaus,
Doch zu einer Niederlage
Reicht solch Votum noch nicht aus!
llnbesieglich!
ch im UnIcrhauS be
Abstimmung über bic
, in der Minderheit.)
„Kam es wo zur Nachwahl, immer
War es gleich um uns gescheh'n.
Darin darf mau nun und nimmer
Eine Niederlage seh'n!
Scheidemann
soll, so wollen die Kasseler, seinem
Namen Ehre machen: die Stadtver-
ordneten haben beschlossen, ihm ihr
Mißtrauen auszudrücken: sie seien der
Überzeugung, daß sein weiteres Ver-
bleiben im Amte nicht im Interesse der
Äadt Kassel liege, und ersuchen ihn,
hieraus baldigst die entsprechenden Fol-
gerungen zu ziehen.
Was der rote Ober dazu sagen wird?
Nun, es steht ihm ein klassisches Zitat
zur Verfügung, das zwar noch nicht im
Büchmann steht, aber doch gerade ihm
sehr wohl bekannt ist. „Das Volk hat
auf der ganzen Linie gesiegt." Erinnert
ihr euch noch, Genosse Philipp? »>*-
„Auch im Unterhause blieben
Wir die Minderheit — — gemach!
Hier hat dito übertrieben,
Wer von Niederlage sprach!
„Immer kräft'ger holt zum Schlage
Wider uns die Presie aus,
Aber eine Niederlage
Wird noch lange nicht daraus!
„Unzufrieden führen Klage
Selbst die Freunde der Partei,
Doch an eine Niederlage
Denkt kein einz'ger Mensch dabei!"
Unbesicglich steht der Recke
MacDonald wie Erz und Stein.
Warum und zu welchem Zwecke
Soll's in Deutschland anders sein?
Oie alte Leier
Hör an, Welt, was der Herriot spricht!
Vor kurzem noch ein kleiner Sozi,
Jetzt von Versailles der genius loci,
Geht er mit uns scharf ins Gericht.
Er weiß, wir spinnen neue Ränke
Und machen allerlei Menkenke,
Weil wir mit innigstem Behagen
Stets der Entente Schnippchen schlagen
Und bei dem Schlagen solcher Schnippchen
Uns kochen ein Revanchesüppchen.
Er weiß das — ha, wer lacht denn da?—
Bon Rollet, der es selber sah.
Zwar brav sind unsre „Demokraten" —
(Lies: Pazifisten, Renegaten) —,
Die andern aber Höllenbraten!
Sie wollen sich, kauin ist's zu fasse»,
Nicht mehr mit Füßen treten lassen
Von jeglichem Eutenterich,
Den grad' die Lust dazu beschlich.
„Sie wagen's, national zu fühlen,
Als wären sie ein Volk wie wir!
Nun, dieses Feuer werd' ich kühlen:
Das Dcutschsein, das verbitt' ich mir!
Seid ihr die Internationalen,
Und eure Losung sei: Bezahlen!
Sonst nehmen wir euch nach wie vor,
So oft es angeht, scharf beim Ohr." —
Das ist Herrn Herriots Friedensgruß —
Merkt man noch nicht den Pferdefuß?
Er streichelt Breitscheid und Konsorten,
(Die mit den Händen, den verdorrten),
Und tritt die andern vor den Bauch.
Was sonst dran hängt, ist Schall und
Rauch:
Abgaben will heraus er schinden,
Doch selber sich zu nichts verbinden,
Bon Räumung frech geraubter Länder,
Da sagt er nichts, der rote Blender,
Obschon er salbungsvoll versichert.
Daß er — wer hat denn da gekichert? —
Fügsam der Sachvcrständ'gen Rat,
„Keine Hintergedanken" hat.
Kurzum, er spricht, wie's Gallierbrauch:
So ungefähr sagt's Raymond auch.
Nur mit ein bißchen schlaucrn Worten,
Im Grunde sind's zwei gleiche Sorten.
Ich hör' mir an die neue Mär
Und denke nur dabei mit Staunen:
Wenn ich einmal der Herriot wär'.
Ich würde nicht so laut posaunen. —
Mauserung
(Xtc Rrichspräsidkut b°t n-ucrding» nicht nur
d°» Grosilrcuz de» Ruten Kreuze» angelegt, so
ei auch anderweiUg verliehen.)
Der Schwarze Adler mausert sich
Und rüstet sich ganz neuzeitlich.
Zepter und Krön' legt er beiseite
Als unvereinbar mit der Pleite.
Symbolisiert den Bürgerblock
Im Schivarzen-Adler-Oberrock.
Er prangt auch nicht mehr selbstbewußt
Im Stern auf deutscher Mannesbrust.
Bei uns ist alles grau geworden —
Weimar kSnnt weder Stern noch Orden.
Bon Volkeswillen festgesetzt
Steht's in der Goldncn Bulle jetzt.
Doch setzt man kühn sich drüber fort
Am aller-allerhöchsten Ort.
Nicht nur die eigene Person,
Die steht, wo einstmals stand der Thron,
Erstrahlt im Ordensglanze nur.
Es findet die Investitur
Jetzt auch an fremden Höfen statt;
Der Botschafter vollzieht sie glatt.
Und stolz entzieht sich dem Verbot
Das neue Ehrenkreuz, das Rot! v. k.
Wien bleibt Wien
(Tie Selbsimordm-mlc In Wien dauert fort. Seit
dem l. Mai wurden wieder »oe Selbstmorde gemeldet.)
Na, das geht mir net ein!
.Ach, das kann doch net sein!
Der Weancr, das lustige Mistviech,
tut sich d'Gurgl abschneid'n,
springt in die Donau hinein,
vergiftet, ertränkt und derschießt sich?
Ja, was is denn das bloß?!
Js a Schraub'n bei ihm los?
Is er krank durch die Bank weg'n der Krisis ?
Hat er d'Stadt nimmer gern?
Will er weiter von Wean,
weilsso schiechaufderWölt undso mießis?
Was sagt denn dazua
Der Humor, „der Hamua"?
Und das drah'rische G'müat und das
San dö alle dahin? sGschPusi?
Giebts ka Freud' mehr in Wien?
Und kan Hcurig'n mehr bei der Musi?
Leutl, seids net so stier!
So a' Selbstmordmanier
is doch wirklich für Wien ka Manier net!
Allweil sterb'n, — ah, Graus! —
schauts, das zahlt sich net aus!
Da riskiert nian doch's Leben dafür net!
Londoner Gerechtigkeit
(An der Siaiue derGercchtigkeit InLondon wurde dicWagc,
dir Bekrönung de» ganzen Monumente», neu hergerichlet
und ausgeglichen, weil sie schwankend geworden war.)
Das ist ja ganz erschröcklich!
Justitia ward bröcklig
In dieser Stadt der echten
Selbstsicheren Gerechten.
Zum Teufel auch! Die Wage
Verlor die rechte Lage.
Hoch schoß die eine Schale,
Die andre sank zu Tale.
Ach, mögt ihr immer mauern!
Es wird nicht lauge dauern,
So schwankt sie doch gelinde
Aufs neu im Zeitcnwinde.
Das macht, weil die Gewichte
Von zu verschiedener Dichte:
Dort Recht, und hier viel runde
Und schwere Sterlingspfunde! p.
Und im Mai schon gleich gar!
In dem Monat vom Jahr,
wo der Prater in herrlichster Pracht steht!
Ihr habts doch a G'fühl
für ’n Stil —, sag' i z'viel:
Für Euch paßt so a traurige Tracht net!?
Oder halt! — oder halt! —
(weils mir nur noch einfallt!)
— wenn die Tracht net grad' höh'res
Sagts, Madln und Bub'n, sGebot is!
bringts euch etwa nur um,
weil—sich umbriugen grad in derMod' is??
Juni 24
Der Rosenmonat heißt er,
Daß er's auch ist, beweist er
Blühn doch als rote Rosen
In ihm selbst unsre Rosen, m. i.