Auf der //Schönheitskonkurrenz für Oamenrücken"
(In dm illustrierten Zeitungen finde! man Abbildungen von .Schönhciiskonkurrenzen für Damenrücken")
Endlich war die „Schönheitskonkurrenz
für Damenrücken" in Berlin zustande
gekommen, die Presse war in ent-
sprechender Weise benachrichtigt und hatte
ihre für Damenrücken sachverständigen
Vertreter zur Stelle gesandt, und die
Wettbewerberinncn. die mit einem preis-
würdigen Rücken begabt zu sein glaub-
ten, hatten sich zu vielen Dutzenden im
Saale versammelt; die für die „Schön-
heitskonkurrenz" bestellte Kapelle stimmte
das Lied an: „Hier sind wir versammelt
zu löblichem Tun."
„Also — bitte, meine Damen!" er-
munterte der Vorsteher des „Damen-
rückenpreisrichterkollegiums" mit diskret
einladender Miene. Gleichzeitig faßten
sämtliche Photographen der illustrierten
Zeitungen Berlins Posto.
Nun ließen sich ungefähr ein Dutzend
Damen, in dem für den Preiswettbewerb
vorgeschriebenen „Dekollete bis zum
untersten Rückenwirbel" auf einer langen
Bank nieder. Es waren — dies sah man
auf den ersten Blick — Rücken aller-
erster Sorte darunter, und sie erstrahlten
in so leuchtend weißer Zartheit, daß ein
Preisrichter mit Recht bemerkte, so viele
schöne Damenrücken hätte er nur selten
versammelt gesehen! Und doch — und
doch stellte sich bei näherer Prüfung und
eingehender Besichtigung durch einen
theoretisch und praktisch gebildeten Da-
menrückenkenner heraus, daß die aller-
wenigsten Rücken in jeder Beziehung
allen gerechten und strengen Forderungen
einer Damenrücken-Schönheitskonkurrenz
entsprachen; der eine Rücken war oben,
der andere — unten zu dick; vor allem
aber wurde von vornherein die Gattin
eines „Schiebers" von dem engeren
Wettbewerb ausgeschaltet, weil ihr Rücken
zu große Ähnlichkeit mit einer Speck-
flunder aufwies.
Nun begann ein heftiger Meinungs-
austausch zwischen den Preisrichtern, der
aber zu keiner Einigung zu führen schien.
Da betrat eine Dame, die, wie sie
angab, sich etwas verspätet hatte, da sie
eine sehr weite Reise zu machen hatte,
das Lokal. Sie war in klassischem
„Dekollete vom Nacken bis zu den Hacken"
gekleidet und erregte daher großes Auf-
sehen. Jeder Rückenkundige sah sofort,
daß hier die Siegerin im Wettbewerb
cingetreten sei, denn ihr Rücken wies
einfach glänzende Formen auf, die zudem
noch durch einen geradezu prachtvollen
— Rückenabschluß gehoben wurden.
Bewunderndes Gemurmel, Rufe des
Entzückens, wie „tiptop", „erstklassig",
„Dunnerhagelwetter!" ringsherum im
Kreise. Zugleich aber machte sich beim
Nahen der gefährlichen Konkurrentin eine
heftige Opposition unter den anwesenden
Damen geltend.
„Nee, det jilt nich", brummte eine
der Berliner Bewerberinnen, die bereits
sicher auf einen Preis gerechnet hatte-
„Diese fremde Dame hat nicht das
vorgeschriehene Kostüm an!" ertönte es
von allen Seiten. Jene aber war, ob-
gleich sie das Deutsche nur gebrochen
sprach, auch nicht auf den Mund gefallen.
„Ich halte mein Dekollete für das einzig
und allein richtige für eine Rückenschön-
heitskonkurrenz!" rief sie den Angreife-
rinnen entgegen.
Nun näherte sich ihr einer der Preis-
richter. „Mit wem haben wir überhaupt
die Ehre, gnädiges Fräulein, und woher
kommen Sie?"
„Ich komme direktaus Griechenland und
bin die — Aphrodite Kallipygos!"
Le chanson des Camelots
Der Professor Basch wurde nach seiner
Rückkehr aus Deutschland in Paris von
den sogenannten „Camelots du Roy“
arg verprügelt, weil er in einer Ver-
sammlung der „Liga der Menschen-
rechte" von der Mitschuld Frankreichs
am Weltkriege gesprochen hatte. Zur
Feier dieses Ereignisses singen nun die
Camelots nach der Weise des „Postillons
von Longjumeau" nachfolgendes Lied:
»Ihr Freunde, kennt ihr die Geschichte,
Wie man den edlen Basch verdrosch?
Denn als man ihn besah beim Lichte,
Erwies der Basch sich als ein Bosch.
Mit Kriegsschuld wollt' er uns bepacken.
Sprach von Revanch' und Ländergier
Und log, daß alle Balken knacken —
Mer wart', ich komme btt ►
Ho- ho, ho — wie schön und froh —
Versohlt den Basch der Camelot —
Tout comme il kaut!“
Das Lied hat noch viele andere schöne
Verse — und jeder ein neuer Schlager!
Mit Begleitung von Pauken und Schlag-
instrumenten aller Art wirkt es er-
schütternd. Der Schluß lautet:
„Und wäscht er unsre schmutz'ge Wäsche
Vor dieser Pazifistenbrut,
Kriegt er von uns barbar'sche Dresche,
Prügel tun ihm immer gut.
Ho, ho, ho — auf den p. p. —
Haut dann den Basch der Camelot —
Bald wieder so!"
Das sind ja recht erfreuliche Aus-
sichten für einen Professor der Sor-
bonne. Vielleicht läßt er sich doch
lieber nach dem „potsdämlichen", aber
schupogepolsterten Potsdam versetzen —
propter posteriora! «h.
Aufsichtsrat Korfanty
Pan Korfanty, früherer radikal-demo-
kratischcr armer Schlucker, übernahm vor
einigen Jahren den Posten des Vize-
präsidenten im Aufsichtsrat der Hohen-
lohe-Werke. Nun wirft ihm das pol-
nische Arbeiterblatt „Polak" vor, daß
er dabei schwerreich geworden sei, aber
nicht das mindeste getan habe, die un-
geheuerlichen Steuerhinterziehungen seiner
Gesellschaft zu verhindern. Statt dessen
gehe sein ganzes Bemühen dahin, auch
noch den fetten Aufsichtsratsposten bei
den Oberschlesischen Cchleifsteinwerken zu
ergattern.
Hierin irrt sich „Polak". Daß ein
echter Pole wie Pan Korfanty nichts
gegen Steuerhinterziehungen tut, ist be-
rechtigte nationale Eigentümlichkeit; daß
er sich aber mit Schleissteinwerken ein*
läßt, ist unwahrscheinlich. Es wird sich
sicherlich uni Unterschleissteinwerke
handeln. Timon der Jüngere.
Scherzfrage
Welches ist der Unterschied zwischen
dem Geschick einer Warenlieferung und
dem einer herrschenden Partei bei
Neuwahlen?
Bei der Warenlieferung erfolgt Ab-
nahme bei Zufriedenheit, bei der Partei
bei Unzufriedenheit. m. L
Aach den englischen Wahlen
Rechts reibt man sich die Hände
Im Vollgefühl der Macht.
Links reibt man sich den Buckel
Nach der verlornen Schlacht.
Bald wird man aneinander
Sich reiben — und nicht leist —
Gerieben in jedem Falle
Sind alle gleicherweist. m.L
„Lynkeus, der Türmer" auf dem
Verkehrsturm auf dem Potsdamer Platz
(Aul dkm 2. Sei! bei Berliner „Faust".)
Zum Sehen geboren,
Zum Schauen verdammt.
Dem Turme geschworen.
Mißfällt mir mein Amt.
Ich dreh meinen Hals
Mit steifem Genick;
Ich seh' allenfalls
Bis zur Potsdamer Brück'.
Ich schaue wie'n Aff',
Bis die Sonne erlischt;
Bei Nebel und Regen
Da sehe ich nischt.
Es sausen die Autos
Vorbei, wie im Flug,
Ich Wink' mit den Lichtern,
Kein Mensch wird draus klug.
Tief unten nur Brüllen
Und Rasen und Schrei'n;
Warum ich hier stehe,
Das seh' ich nicht ein.
Ich kriege den Fimmel
Und Nervenschocks,
Dies wüste Gebimmel
Verträgt kein Ochs.
Ich seh' weiße Streifen
Am Pflasterstein;
Das scheint mir der „Irrsinn
Zu Pferde" zu sein.
Ich bin nicht entzückt
Von diesem Betrieb;
Ich wär' ja verrückt.
Wenn ich oben hier blieb'.
Mir wird von dem allen
So schwindeldumm,
Als ging' ein — „Verkehrsrat"
Im Kopf mir herum! m.br.
(In dm illustrierten Zeitungen finde! man Abbildungen von .Schönhciiskonkurrenzen für Damenrücken")
Endlich war die „Schönheitskonkurrenz
für Damenrücken" in Berlin zustande
gekommen, die Presse war in ent-
sprechender Weise benachrichtigt und hatte
ihre für Damenrücken sachverständigen
Vertreter zur Stelle gesandt, und die
Wettbewerberinncn. die mit einem preis-
würdigen Rücken begabt zu sein glaub-
ten, hatten sich zu vielen Dutzenden im
Saale versammelt; die für die „Schön-
heitskonkurrenz" bestellte Kapelle stimmte
das Lied an: „Hier sind wir versammelt
zu löblichem Tun."
„Also — bitte, meine Damen!" er-
munterte der Vorsteher des „Damen-
rückenpreisrichterkollegiums" mit diskret
einladender Miene. Gleichzeitig faßten
sämtliche Photographen der illustrierten
Zeitungen Berlins Posto.
Nun ließen sich ungefähr ein Dutzend
Damen, in dem für den Preiswettbewerb
vorgeschriebenen „Dekollete bis zum
untersten Rückenwirbel" auf einer langen
Bank nieder. Es waren — dies sah man
auf den ersten Blick — Rücken aller-
erster Sorte darunter, und sie erstrahlten
in so leuchtend weißer Zartheit, daß ein
Preisrichter mit Recht bemerkte, so viele
schöne Damenrücken hätte er nur selten
versammelt gesehen! Und doch — und
doch stellte sich bei näherer Prüfung und
eingehender Besichtigung durch einen
theoretisch und praktisch gebildeten Da-
menrückenkenner heraus, daß die aller-
wenigsten Rücken in jeder Beziehung
allen gerechten und strengen Forderungen
einer Damenrücken-Schönheitskonkurrenz
entsprachen; der eine Rücken war oben,
der andere — unten zu dick; vor allem
aber wurde von vornherein die Gattin
eines „Schiebers" von dem engeren
Wettbewerb ausgeschaltet, weil ihr Rücken
zu große Ähnlichkeit mit einer Speck-
flunder aufwies.
Nun begann ein heftiger Meinungs-
austausch zwischen den Preisrichtern, der
aber zu keiner Einigung zu führen schien.
Da betrat eine Dame, die, wie sie
angab, sich etwas verspätet hatte, da sie
eine sehr weite Reise zu machen hatte,
das Lokal. Sie war in klassischem
„Dekollete vom Nacken bis zu den Hacken"
gekleidet und erregte daher großes Auf-
sehen. Jeder Rückenkundige sah sofort,
daß hier die Siegerin im Wettbewerb
cingetreten sei, denn ihr Rücken wies
einfach glänzende Formen auf, die zudem
noch durch einen geradezu prachtvollen
— Rückenabschluß gehoben wurden.
Bewunderndes Gemurmel, Rufe des
Entzückens, wie „tiptop", „erstklassig",
„Dunnerhagelwetter!" ringsherum im
Kreise. Zugleich aber machte sich beim
Nahen der gefährlichen Konkurrentin eine
heftige Opposition unter den anwesenden
Damen geltend.
„Nee, det jilt nich", brummte eine
der Berliner Bewerberinnen, die bereits
sicher auf einen Preis gerechnet hatte-
„Diese fremde Dame hat nicht das
vorgeschriehene Kostüm an!" ertönte es
von allen Seiten. Jene aber war, ob-
gleich sie das Deutsche nur gebrochen
sprach, auch nicht auf den Mund gefallen.
„Ich halte mein Dekollete für das einzig
und allein richtige für eine Rückenschön-
heitskonkurrenz!" rief sie den Angreife-
rinnen entgegen.
Nun näherte sich ihr einer der Preis-
richter. „Mit wem haben wir überhaupt
die Ehre, gnädiges Fräulein, und woher
kommen Sie?"
„Ich komme direktaus Griechenland und
bin die — Aphrodite Kallipygos!"
Le chanson des Camelots
Der Professor Basch wurde nach seiner
Rückkehr aus Deutschland in Paris von
den sogenannten „Camelots du Roy“
arg verprügelt, weil er in einer Ver-
sammlung der „Liga der Menschen-
rechte" von der Mitschuld Frankreichs
am Weltkriege gesprochen hatte. Zur
Feier dieses Ereignisses singen nun die
Camelots nach der Weise des „Postillons
von Longjumeau" nachfolgendes Lied:
»Ihr Freunde, kennt ihr die Geschichte,
Wie man den edlen Basch verdrosch?
Denn als man ihn besah beim Lichte,
Erwies der Basch sich als ein Bosch.
Mit Kriegsschuld wollt' er uns bepacken.
Sprach von Revanch' und Ländergier
Und log, daß alle Balken knacken —
Mer wart', ich komme btt ►
Ho- ho, ho — wie schön und froh —
Versohlt den Basch der Camelot —
Tout comme il kaut!“
Das Lied hat noch viele andere schöne
Verse — und jeder ein neuer Schlager!
Mit Begleitung von Pauken und Schlag-
instrumenten aller Art wirkt es er-
schütternd. Der Schluß lautet:
„Und wäscht er unsre schmutz'ge Wäsche
Vor dieser Pazifistenbrut,
Kriegt er von uns barbar'sche Dresche,
Prügel tun ihm immer gut.
Ho, ho, ho — auf den p. p. —
Haut dann den Basch der Camelot —
Bald wieder so!"
Das sind ja recht erfreuliche Aus-
sichten für einen Professor der Sor-
bonne. Vielleicht läßt er sich doch
lieber nach dem „potsdämlichen", aber
schupogepolsterten Potsdam versetzen —
propter posteriora! «h.
Aufsichtsrat Korfanty
Pan Korfanty, früherer radikal-demo-
kratischcr armer Schlucker, übernahm vor
einigen Jahren den Posten des Vize-
präsidenten im Aufsichtsrat der Hohen-
lohe-Werke. Nun wirft ihm das pol-
nische Arbeiterblatt „Polak" vor, daß
er dabei schwerreich geworden sei, aber
nicht das mindeste getan habe, die un-
geheuerlichen Steuerhinterziehungen seiner
Gesellschaft zu verhindern. Statt dessen
gehe sein ganzes Bemühen dahin, auch
noch den fetten Aufsichtsratsposten bei
den Oberschlesischen Cchleifsteinwerken zu
ergattern.
Hierin irrt sich „Polak". Daß ein
echter Pole wie Pan Korfanty nichts
gegen Steuerhinterziehungen tut, ist be-
rechtigte nationale Eigentümlichkeit; daß
er sich aber mit Schleissteinwerken ein*
läßt, ist unwahrscheinlich. Es wird sich
sicherlich uni Unterschleissteinwerke
handeln. Timon der Jüngere.
Scherzfrage
Welches ist der Unterschied zwischen
dem Geschick einer Warenlieferung und
dem einer herrschenden Partei bei
Neuwahlen?
Bei der Warenlieferung erfolgt Ab-
nahme bei Zufriedenheit, bei der Partei
bei Unzufriedenheit. m. L
Aach den englischen Wahlen
Rechts reibt man sich die Hände
Im Vollgefühl der Macht.
Links reibt man sich den Buckel
Nach der verlornen Schlacht.
Bald wird man aneinander
Sich reiben — und nicht leist —
Gerieben in jedem Falle
Sind alle gleicherweist. m.L
„Lynkeus, der Türmer" auf dem
Verkehrsturm auf dem Potsdamer Platz
(Aul dkm 2. Sei! bei Berliner „Faust".)
Zum Sehen geboren,
Zum Schauen verdammt.
Dem Turme geschworen.
Mißfällt mir mein Amt.
Ich dreh meinen Hals
Mit steifem Genick;
Ich seh' allenfalls
Bis zur Potsdamer Brück'.
Ich schaue wie'n Aff',
Bis die Sonne erlischt;
Bei Nebel und Regen
Da sehe ich nischt.
Es sausen die Autos
Vorbei, wie im Flug,
Ich Wink' mit den Lichtern,
Kein Mensch wird draus klug.
Tief unten nur Brüllen
Und Rasen und Schrei'n;
Warum ich hier stehe,
Das seh' ich nicht ein.
Ich kriege den Fimmel
Und Nervenschocks,
Dies wüste Gebimmel
Verträgt kein Ochs.
Ich seh' weiße Streifen
Am Pflasterstein;
Das scheint mir der „Irrsinn
Zu Pferde" zu sein.
Ich bin nicht entzückt
Von diesem Betrieb;
Ich wär' ja verrückt.
Wenn ich oben hier blieb'.
Mir wird von dem allen
So schwindeldumm,
Als ging' ein — „Verkehrsrat"
Im Kopf mir herum! m.br.