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Oer Kutisker-Seehandiungs-Prozeß

La dieser Sensationsprozeß, was seine Dimensionen anbetrifft, alles in den Schatten stellen dürfte, was jemals an Prozessen
in der neuen Deutschen Republik geführt wurde, so werden die Zurüstunge» demgemäß auch ganz außerordentliche sein.
Die Zeitspanne, die vorläufig für die Erledigung des ganze» Prozesses festgesetzt ist, beträgt acht Zähre, davon wird die
Zeit bis zum 1. Oktober 1925 auf die Vorarbeit der llntersuchungsrichter berechnet.

Für die Massenbeförderung der inhaftierten KutiSker-Genossen,
Geheimräte, Lankvorsteher und Generaldirektoren werben
Schwebebahnen von den einzelnen Stadtteilen Äerlins nach
dem Untersuchungsgefängnis gebaut.

Dreitausend Untersuchungsrichter arbeiten unausgesetzt in Tag.
und Nachtschichten- sie schlafen, um keine Zeit zu versäumen,
in Hängematten, die sich über den Arbeitstischen befinden.

In den pausen wird das Essen für die gewaltige Menschen-
menge durch eigens füf diese Zwecke gebaute „Kutisker-prozeß-
Küchenwagen" herangebrachi. Es besteht kein „Weinzwang",
außer für die beteiligten Generaldirektoren.

Zum Transport der ilntersuchungsakten des Kutlsker-Prozesses
wird eine -„Zustiz-Train.Kompagnie" gebildet, der auch eine
schwarz-rot-goldene Fahne, sowie ein „Kulisker-Prozeß-Mustk-
korps" beigegeben wirb, das den „Hanauer-Lager-Marsch" bläst.

Als Derhandlungsvrt wird das Stadion gewählt, das bei Regen-
weiter mit einer Riesenleinwand überspannt werden kann. Für
den Vorsitzenden ist ein „Verkehrsturm" in Aussicht genommen-
er regelt auch von seinem hohen Standpunkt aus den Aufmarsch
der Angeklagten, Zeugen usw. durch Hornflgnale.

Nach den Plädoyers, die durch Radiofunk übermittelt werben,
findet unter den Klängen des vom „Kutisker-Prozeß-Lläserchor"
geblasenen „Niederländischen Oankgebets" eine Riesenaufnahme
sämtlicher Prozeßbeteiligten statt, die der „Ruhmeshalle" der
Deutschen Republik einverleibt werden sost.
 
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