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Ar. 2/78. Iahrg.

Äerlin, den 15. Februar 1925

Dieses Blatt erscheint täglich mit.Ausnahme der Wochentage
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Wochenkalender

Wochenkalender

Montag, den 16. Februar
„Ach, lieber Himmel, sei so gut
Und Hab', o habe doch Erbarmen!

Ich bin doch so ein frommes Blut —
Wer hilft, wer hilft, wer hilft mir Armen!"

Dienstag, den 17. Februar
So rief und lief in Angst und Grau'n
Und wurde täglich trist und trister
Der herrliche, der große Braun,

In Preußen ehemals Minister.

Mittwoch, den 18. Februar

Ach ja, die Welt ist blöd und blind,

So blöd, man möchte beinah weinen.

„O sagt, wo ich Minister find'?"

Doch leider, leider fand er keinen!

Donnerstag, den lo. Februar
O Welt, ich muß vor Gram vergehn,

Wer ist, der je so blöd dich kennte:

Will keiner als Minister stehn,

Wo Braun Ministerpräsidente?

Freitag, den 20. Februar
Wo Braun Ministerpräsident,

Da kann man ohne Sorgen leben;

Wenn alles auch von dannen rennt,

Hier als Minister bleibt man kleben.

Sonnabend, den 21. Februar
Man nährt sich gut, ist froh zu schaun,
Wenn schon der letzte Mensch gestorben.
Und frisch ist das Gesicht und braun,

Als wär's mit Braunolin geforben!

Karneval

Sprecht mir nicht, geliebte Leute,

Won dem finsteren Ernst der Zeit:

Aller Dinge Kern ist heute
Angeheure Lustigkeit.

Die in Erz und Eisen starren,

Werden ihrer Ruh nicht froh,

And der König der Hansnarren
Ist der Monsieur Herriot.

Ach, sein hohes Amt ist schwierig.

And es macht den Armen toll:

Won den Lippen triefen schmierig
Reden ihm und salbungsvoll.

And es dünkt ihn ein Verbrechen,

Sin entsetzliches, zu sein,

Daß der Deutsche wagt zu sprechen
Immer noch vom „deutschen Rhein",

Armer Kerl, in deinem Hirne
Sieht es ziemlich duster aus:
Aschermittwochs auf die Stirne
Hockt sich dir des Katers Graus,

And es dämmert dir ein Schimmer,
And allmählich wird dir's klar,

Daß der Deutsche deutsch auch immer
Rennt das Elsaß und die Saar.

Ja, zu heiteren Fastnachtsspielen
Seh gewillt ich den und den:

Anter all den andern Vielen
Auch den edlen Ehamberlain.

Herr Kutisker führt den Reigen.
Barmat tanzt und Bauer mit:

Höfle seh' ich höflich neigen
Sich im Menuettenschritt.

Welch ein Fasching! Ohne jeden
Zweifel ist er obertoll.

Aber hört den Landsberg reden —
Landsberg redet wundervoll!

And es löst uns los von Qualen.

Daß im Herzen Ebert ruht
Ihm als Hort des Idealen,

Als des Volkes höchstes Gut!

Ja, ja, ja. das find so Sachen!

Auf dem Kops muh alles stehn.

Alles muh Vergnügen machen,

And die Erde muh sich drehn.

And wir wirbeln mit im Tanze,

Bis die letzte Mäht zerreißt.

And Herrn Landsberg preist das ganze
Deutsche Volk als großen Geist!
 
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