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Müller: Nu steht also die Uffjabe des
Sicherheitspaktes bevor.
Schultze: Na, die wird nich so leicht zu
lösen sind.

Müller: Du Boomaffe hast mir wieder
nich bejriffen. Ick mecne,
unser Sicherheitspakt wird
uffjejeben.

Schultze: Hoffentlich nich. Ick wollte,
det wiv die Kerle endlich een-
mal mit Sicherheit Packten!

Schultze: Haste Worte, Müller — da
is'n Reichsbannerführer Wesen
Landfriedensbruch zu Jefäng-
nis verurteilt worden, und nu
hat det„ReichsbannerSchwarz-
Roi-Jelb" 'ne Denkmünze mit
sein Bild herjestellt, wodruff er
als Märtyrer verherrlicht wird.
Müller: 'ne Denkmünze? 'n Denk-
zettel wäre eher Wat for den!

Das Schuldenproblem

Auf vielfache Anfragen aus Leserkreisen
können wir nur erwidern: Nein, Schulden
zu tilgen ist nicht mehr zeitgemäß. Sind
Gläubiger und Schuldner ganze Staaten,
so bezahlt man nichts, erklärt sich aber
von Zeit zu Zeit bereit, „in Verhandlungen
einzutreten", aus denen man ja immer
wieder heraustreten kann. (Näheres
darüber zu erfragen bei Frl. Marianne und
Herrn Mussolini). — Sind die Gläubiger
Inländer, so wartet man eine Inflation
ab, die alles von selbst mit fortschwemmt.
„Denn", so sagt Reichsbankpräsident
Schacht, „solchen Ereignissen gegenüber
ist es abwegig, noch von Treu und
Glauben sprechen zu wollen." — Ob
wir das verstehen, fragt man uns? Nein,
dieser Schacht ist uns zu tief. Immerhin
verstehen wir so viel, daß er auf Staats-
papiere nichts herausrücken will. Er
empfiehlt aber, die durch die Inflation
Verarmten durch soziale Hilfsmaßnahmen
zu unterstützen. Na ja, schön — vielleicht
genügte es auch schon, die „technische
Nothilfe" einzusetzen. r. sch.

Völker Europas, wahrt eure
heiligsten „Güter"!

Der Polizeipräsident von Tokio hat
den Ausländern verboten, in öffentlichen
Lokalen zu tanzen. Das ist bei der
ständigen Erdbebengefahr in Japan ganz
verständlich: man soll eben auf keinem
Vulkan tanzen, und an: allerwenigsten
Ausländer im Fernen Osten, wo sie
zur Zeit ganz besonders Gefahr laufen,
von einem Vulkan verschlungen zu werden.

An den Völkerbund

Der Starke ist am mächtigsten allein!

Germania. e.

Der Prager Studenten Truhlied

!Di- denische» Sliidenten in Prag werden van den
Tschechen geradezu vergewaltigt.)

Allwo auf seiner Brucken
Sankt Nepomuk hersteht.

Ein gar gewaltig Zucken
Durch tausend Herzen geht.

Daö sind die Prager Studenten,

Das junge deutsche Blut,

Ach, wenn sie rufen könnten,

Wie's ihnen grad' zu Mut:

„O weh, mein deutscher Bruder!
Der Tscheche sitzt am Ruder
Et funditus insanus
Ad nos jam tendit manus.

Er hat uns gar geschworen
Den bitterschwersten Trunk.

Er lauert vor den Toren
Und treibet Spott genung.

Es stürmten seine Gilden
Gar unser Deutsches Haus —

Und dennoch klingt's im wilden
Und harten Sturmgebraus:

Hoiho in die Läng' und Breite!

Wir trutzen fest im Streite,

Nec odium, nec cura
Deterrent corda dura!“ —

Der Ruf, der ist erklungen,

Kein Sturmwind ihn verstört.

Wohlauf, ihr Prager Jungen,

.Wir haben's wohl gehört.

Und wahrlich, auch mit Taten
Soll reden unser Herz:

Springt, springet, ihr Dukaten
Und rollet böhmerwärts!

Die Brüder alle grüßet!

Die Leiden all versüßet!

Amicis sitis testis,

Sed inimicis pestis! P.


Glückliches Köln!

(Frei nach Chamisso).
m Observer- schreibt die außerordentliche
-,av, ,8,1. her — Haltung der englischen
ind sagt höhnisch hinzu: „Unter
>u stöhnen, hat sich für Köln

Es haben die gnädigen Briten
Einst Köln zu besetzten geruht.
Wir haben's geduldig gelitten,
Und — alles war schön und gut!

Sie halten's auf Frankreichs Werben
Auch heut noch in sorglicher Hut,

Es wird dran auch jetzt nicht gleich sterben,
Und — alles ist wieder gut!

Ja, mehr noch: durch englische Güte,
Durch englischen Edelmut
Gelangt's erst zu Wohlstand und Blüte,
Ward — alles noch einmal so gut!

Ihr törichten Kölner! Ihr glaubtet's
Wohl selbst nicht?! Wie leid ihr mir tut!
Ein — tücht'ger Reporter behauptet^,
Und — alles wird wieder gut! kiki.

Das schlechte Gewissen

(Eine Münchener illustrierie Wochenschrift brachte i

1.1,1.» 91„i,mit .in.mffh non «MnNollnl nn

Der tapfere d'Anuunzio scheint sich
auf seinem neuen Besitz vorm „Thode"
zu fürchten! a. „.

Deutsche Gründlichkeit

Der Hut Maximilians von Mexiko war
bei der WeüjMer Erstausführung von
Werfels „Juarez und Maximilian" in
"getreuer Kopie des Originals zu sehen,
das der Maler und Sänger Karl Hollitzei!
aus seiner Sammlung historischer Kostüme
zur Verfügung gestellt hatte.

Wir können der Wscncr Theaterdirektion
zu dieser peinlichen Genauigkeit nur
gratulieren und hören mit Freuden, daß
sie diese auch bei der Aufführung sonstiger
historischer Theaterstücke befolgen wird,
selbst wenn sie hierbei ab und zu auf
nicht unerhebliche Schwierigkeiten stoßen
wird, wie z. B. beim Mantel Fieskos,
der, wie Schiller berichtet, zusammen mit
dem Herzog im Meerbusen von Genua
ertrank. Man hofft aber, nach Trocken-
legung genannten Busens das verlorene
Garderobestück wiederzufinden und es
durch kräftiges Aufbügeln für obigen
Zweck verwendbar zu machen.

Z. Z. noch unüberwindlichen Hinder-
nissen begegnet die Beschaffung der zur
Ausführung von Wagners Nibelungen
erforderlichen Originalkleidungsstücke der
weiland germanischen Götter und
Göttinnen, da diese nach überstandener
Dämmerung — unbekannt wohin —
verzogen sind. Doch dürfte es unseren
Spiritisten gelingen, sie in der vierten
Dimension abzufassen und zur Rede zu
stellen. o. w.

Kluge Berechnung

Krieg überall: in Marokko lodert der
Brand, in China gärt es, in Indien usw.

Mars ist nicht nur ein gewaltiger
Held, er steckt auch voller List. Im
Zeitalter der Abrüstung würde kaum
ein Staat es wagen, Krieg anzufangen.
Nun sorgt Mars dafür, daß dieser
zwischen den Völkern niemals aufhört
— dann braucht niemand Krieg anzu-
fangen. i. 5.

Hundsiage

(„The New Jork Herald^bringt an hervorragender Stelle:

„Präsident von Hindenburg liebt die
sanften, friedensvollen Landschaftsbilder
nicht, die im Reichspräsidentenhause
hängen. Mit seinem ausgeprägten
teutonischen Temperament sollen sie
ersetzt werden durch Bilder aus dem
Militärmuseum mit Deutschlands glor-
reicher militärischer Vergangenheit!"

Wie wir des weiteren hören, soll der
Präsident der 11. S. A. die Direktion des
Metropolitanmuseums beauftragt haben,
alle dort befindlichen Gemälde mit Szenen
von Trinkgelagen, wie die „Zecher" von
Teniers und andere, Wein, Bier und
Schnaps verherrlichende Darstellungen
zur Ausschmückung des Weißen Hauses
nach Washington zu überführen.

Auch im Palast des Präsidenten in
den Champs Elysees findet z. Z. ein
ellail§sm6llt ds decoration statt, da
die Wände der Salons mit Städte-
ansichten und Landschaftsbildern von
den Rheinufern geschmückt werden sollen.

O du fröhliche, o du sc.ige, Enten
ausbrütende Gurkenzeit!
 
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