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bemerkt und durch Fachleute beseitigt worden
wäre/' Auch dieser Schnellbcrichterstatter
mußte sich der großen Gefahr bewußt werde»,
die die Hochspannleituug seines Stils für
Meigch und Bich mit sich bringt. — Nr. 123
der „Pillkaller Grenzzeitnng" meldet: „Goldap.
(Ertrunken) ist beim Pscrdcschwcmmcn der
123 Jahre alte, ledige Arbeiter Karl Klima-
schewski. Nach Angabe von Augenzeugen
scheint Kl. einen Herzschlag erlegen zu sei».
Trotzdem er sehr bald aus dem Wasser hcraus-
gczogen worden war, blieben Wiederbelebungs-
versuche erfolglos." Die Wiederbelebungsver-
suche bei einem so alten Herrn pjlegcn in der-
artigen Fällen meistens erfolglos zu bleiben.

Neustadt (Bcz. Liegnitz). E. M.: In den
„Blättern für die deutsche Hausfrau" (Num-
mer und Datum nicht erkennbar) lesen wir
folgende Auskunft: ,,[80. Wachsen der Hörner
bei Ziege» zu verhindern. Welches Mittel ist
anzuwenden?! (2.) Ich gebe Ihnen den Rat,
das doch sicher etwas grausame Mittel bei ge
hörnten Ziegen nicht zu versuchen, sondern sich
einfach die bekannten hornlosen Ziegen anzu-
schaffcn, Ivie z. B. auf dem Majoratsgut Mark
Bohrau in Schlesien früher gezüchtet wurden
und wo sie sicher, wen» nicht von dort beziehen,
doch durch Vermittlung des Oberinspektors zu
bekommen sind. Ich habe sic in früheren
Jahren, als meine Tante daselbst noch lebte,
immer mit großem Interesse gesehen. Sic hat
überhaupt keine Hörner. L. v. Bülow." Daß
Tanten keine — Hörner haben, braucht doch
aber den Lesern nicht mehr versichert zu
werden.

Pollnow. E. V.: In Nr. 92 der „Pollnowcr
Zeitung" lesen wir unter der Überschrift:
„Von der Schule": „Die Amtsbezeichnung
als Kanzler ist verliehen: Lehrer Hans

Kannenbcrg in Streitz, Kreis Köslin, Lehrer
Karl Reichow in Karvin, Kreis Kolberg-
Körlin." Was haben Sic denn daran aus-
zusctzen? Ebenso wie cs „Schulmonarchen"
gibt, gibt es auch „Schulkanzler".

Pyritz. M. M.: In Nr. 121 der Stettiner
„Pommcrschcn Tagespost" lesen wir unter
„Pasewolk": „Bei der Stettiner Hundeaus-
stellung sind auch viele hiesige Züchter prämi-
iert worden, besonders Schneidermeister
Müller." Was haben Sie denn daran auszu-
seyen? Warum soll Schneidermeister Müller,
wenn er gute Hunderassen züchtet, nicht
prämiiert werden?

Rastatt. R. O.: In Nr. 132 des „Rastalter
Tageblattes" beginnt eine Ankündigung der
„Freiwilligen Feuerwehr Rastatt" mit fol-
genden Worten: Freiwillige Feuerwehr Na

statt. Tic Freiwillige Feucrivchr Rastatt soll
unter Leitung des neuen Dirigenten, Herrn
Kapellmeister Kirsch, zu einer, Rastatts Be-
deutung entsprechenden Feuerwehr- u. Stadt-
kapelle ausgebaut werden." Hosscntlich spielt
die künftige „Feuerwehr- und Stadtkapelle"
unter Leitung des Kapellmeisters Kirsch eben-
so kräftig, wie sie spritzt; wir wünschen ihr vor
allem einen tüchtigen Baßschlauch.

Rostock. Dr. L. O.: In Nr. 116 des

„Rostocker Anzeigers" befindet sich folgendes
Gesuch: „Suche zum 1. od. 15. Juni ein ab-
schußsicheres älteres Fräulein als Vertreterin
für Postagcntur, Gruppe I, bei Famil.-Anschl.
Klappenschrank braucht nicht übernommen zu
werden. Bitte Zeugn. und Gchaltsford. cin-
scndcn. Postagent Rogcndorf in Mönchhagcn."
Rätselhaft! Wahrscheinlich aber will der Post-
Halter mit dem „älteren Fräulein" auf die
Revbockpirschc gehen.

Schwerin. S.: In Nr. 239 der „Kreuz-
Zeitung" lesen wir: „Diener, ledig, älter., per-

fekt Herrcndienst, Zentralheiz., sofort oder
später gesucht. Elektr. Lebenslauf, Photo usw.,
ivegcn Erkrankung. Desgl. Stubenmädchen,
(Welches Tlf. und Bahn?), ctiva 10 Nt. Major
und Frau v. Wolfsersdorf, Körchoiv b. Wit-
tcüburg i. M., Telephon 19." Diese Körchower
Herrschaften verlangen aber ein bißchen viel;
wie soll der Diener einen „elektrischen Lebens-
lauf" sertigstellen? Vielleicht könnte er ihn
aber durch Funkspruch dem Herrn Major mit-

Sao Paulo. E. F.: In Nr. 116 der „Deut-
schen Zeitung" (Sao Paulo) lese» wir:
„Paris, 21. Die .Libertv' erklärt heute zum
Tode Mangins, der General sei vergiftet wor-
den und nicht an einer Blinddarmentzündung
gestorben, wie es offiziell hieß. Der Verdacht
falle auf bolschewistische Agenten. Zwei Tage
vor seinem Tode sei Mangin, der völlig frisch
ausgegraben sei, mit starken Schmerzen im
Magen nach Hause gekommen und beim Ein-
tritt ins Zimmer ohnmächtig zu Boden ge-
fallen." Wenn General Mangin vor seineni
Tode schon einmal frisch ausgrgraben wurde,
muß er eine sehr starke Konstitution haben. —
Mit großem Interesse hat übrigens unser Mit-
arbeiter August Birrmörder aus Ihrer Zei-
tung ersehen, daß cs bei Fritz Krause in
Sao Paulo, Rua Libero Badero Nr. 59, ein
vorzügliches Getränk gibt, daß man „Brahma-
Bier" nennt. Er meint, daß das Braurezept
für diesen süffigen „Stoff" wohl schon sicher in
der indischen Mythologie enthalten ist.

St. Kilian, Thüringer Wald. H. M.: In

Nr. 128 des „Arnstädter Anzeigers" lesen wir:
„Um schneller nach Hause zu kommen, riß
ein 12jähriger verheirateter Schlosser aus Heck
lingen bei Ascherslebcn ein radelndes junges
Mädchen vom Rade, warf sie in den Straßen-
graben und würgte sie. Von hinzueilenden
Bergleuten wurde er kräftig verprügelt und
dann der Polizei übergeben." — O dieses ka-
pitale Rindvieh! Wenn der Schlosser sich zu
dem jungen Mädchen hinten aufs Rad gesetzt
hätte, wäre er ganz sicher noch viel schneller
nach Hause gekommen.

Saborwitz. F. v. F.: In Nr. 119 der ,,B. Z.
am Mittag" wird über einen Berkchrsunfall in
Berlin berichtet; unter anderem lesen wir:
„Der Anprall war so heftig, daß einer der In-
sassen, der 10 Jahre alte Sohn des Schanl-
wirts Walter Wude aus der Miillcrstraßc, dcr
sich mit Frau und zwei Kindern gerade auf
dem Heimtvcg befand, aus dem Auto auf den
Fahrdanim geschleudert wurde." Hoffentlich
hat der noch stark jugendliche Ehemann keinen
zu großen Schaden erlitten.

Stallnpönc». W. W.: In der „Deutschen
Zeitung" vom 18. Mai 1925 befindet sich ein
Aussatz „Aus Groß-Berlin"; darin heißt cs:
„Wie nichts anders zu erwarte», so ereigneten
sich auch viele lluglückssälle, die aber säst alle
leichter Natur waren. 11. a. ertrank beim
Baden im Stößcnscc ein 24 Jahre alter
Mechaniker." Wir wünschen diesem etwas
hartherzigen Berichterstatter, daß ihn niemals
Unfälle von der von ihm bezeichnet«« „leich-
teren Natur" treffen mögen.

Stettin. Or. V.: Im „General-Anzeiger für
Stettin und die Provinz Pommern" vom
31. Mai 1925 befindet sich ein Aussatz zum
150. Geburtstage von Goethes Frühlings-
hymnus „Ganymed" «von Gchcimrot Alfred
Biese); darin heißt cs: „Wie der .Prome-

theus' den tibetanischen Trotz höchsten mensch-
lichen Selbstgefühls offenbart, so der .Gany-

med' jene tiefsinnige Sehnsucht: ,Taß ich dich
fassen könnt'!'" „Es soll natürlich", meinte .
unser Karlchcn Mießnick, „hiudoslanifchcu
Trotz heißen".

Stuttgart, v. R.: In Nr. 260 des „Schwä-
bischen Merkurs" befindet sich ein Leitartikel
„Die Entwaffnung" (Eine Stimme aus dem
Volke); darin heißt es: „Es ist so, als ob ein
Feind in der Defensive, nervös geworden, aus
diesem Zustand heraus Gespenster sicht und
jede Bewegung des Gegners als schreckliche
Gefahr bewertet. Oder die Gesinnung ent-
springt dem einstigen Wort: ..Oelerum eonseo,
Lartlaginem esse elelecihim'“. Das klingt
am schönsten von Cato — bis dato!

Swinemündc. M. A.: Eine Bekannt-

machung des Amtsvorstehers im Seebad
Heringsdorf beginnt mit den Worten: „Mit
Rücksicht auf die von der Gemeindeverwaltung
angelegten und gepflegten Schmuck- und Dcnk-
malplätze, werden diese täglich von den herren-
los herumlaufenden Hunden durch Kratzen und
Wühlen in Unordnung gebracht. Ich fordere
daher alle Hundcbesitzer auf usw." — Der
Amtsvorstcher befindet sich in einem bedauer-
lichen Irrtum: .Diesen Heringsdorser Kötern
liegt jede Rücksicht fern.

Illm. A. H.: Das „Ulmcr Tageblatt" vom
2. Juni 1925 bringt einen Bericht über die
„Renovierung der Statuten der 12 Apostel
oberhalb des Hauptportals am Münster."
Diese „Renovierung der Statuten" Ivird wahr-
scheinlich in einer Generalversammlung, die die
12 Apostel einbcrufen haben, jtattfindcu; sicher
handelt cs sich um Dinge, die für die Apostel
von hohem Interesse sind.

Wcsermünde. 0r. R. B.: Nr. 132 der „Pro-
vinzial-Zeitung" (Leher Tageblatt) berichtet
unter „Wien" von einem „Raubmord im
Flugzeuge"; zum Schlüsse heißt cs: „Es ist
auch nicht unwahrscheinlich, daß das Flugzeug
irgendwo auf freiem Felde niedergcgangcn ist,
um den Juwelier zu ermorden." Wir vcr-
mögen uns dieser stilwidrigen Ansicht des Be-
richterstatters nicht anzuschließen.

Wittenburg i.Mecklbg. F.Sch.: In Nr. 118 „
des Hagenowcr „Öffentlichen Anzeigers" lesen
wir: „Die Wirtschafterin Marie Schnüdt ist
wegen Nebcnbetrieb aus meinem Dienst ent-
lasfcn. Hofbesitzer Bnchholz, Kuhstorf 9." Das
ist wohl so eine — Eiscrjuchtsschose von Buch-
holz ; vielleicht hat Mariechen ihre Gunst
einem andcrn geschenkt, und ihr Broigcber be- >
zeichnet dies mit dem gänzlich unpassenden
Wort „Nebenbetrieb".

Wodarg, Post Siedenbollenti». v. M.: Im
„Berliner Lokal-Anzeiger" vom 7. Juni 1925
lese» wir: „Sportmädel für Motorradfahrtcn,
national, bis 20, zwecks späterer Heirat gesucht,
schwere Maschine. Offerten unter Zch 825
Nebenstelle dieses Bl., Charlottcnburg, Ber-
liner Str. 80". Eine zu „schwere Maschine" er-
scheint aber schließlich auch nicht für die Ehe
geeignet; über 200 Pfund dürfte unseres Er-
achtens nie die Hcrzcnscrwähltc wiegen, sonst
nennt man diese „schwere Maschine" schon
„Kasten" oder Tonne.
 
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