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Allerlei Bemerkenswertes

Die englische Zeitung „Star" bittet
Frankreich, endlich einzusehen, daß man
„einer geschlagenen Nation nicht beständig
auf deni Kopfe sitzen könne", wie dies
die französische Politik seit der Unter-
zeichnung des Versailler Vertrages ge-
tan habe. — Gut gesungen, wackrer
Star! Könntest du ihn doch auch den
vielen Blinden stechen, die noch immer
Frankreichs wahres Gesicht nicht sehen
wollen — z. B- auch unseren deutschen
Pazifisten! —

Onkel Sam begreift allmählich, daß
er seine Forderungen an die Franzosen
und andere gleichwertige „Alliierte" Wohl
in den Rauchfang wird schreiben müssen.
Das ist ihm desto peinlicher, weil ja
den Ranchfängen — mindestens denen
der Backöfen — bekanntlich alkohol-
haltige Dämpfe entströmen, die ihm
als Abstinenzler ein Greuel sind und
seinen klaren rechnerischen Sinn um-
nebeln. Trotzdem scheut er vor einer
Prohibitionsbill, die jedes Schulden-
zahlen verbietet und mit sofortigem
Schulderlaß bestraft, einstweilen »och

Der Marokkokrieg ist in Frankreich
keineswegs so beliebt, wie es die Pariser
Zeitungen glauben machen möchten. Wer
als Soldat hinausgehen mußte, hält
sich fast für verloren und macht sein
Testament oder verübt gar — nach dem
bekannten Rezepte: „Stirb oder du bist des
Todes!" — bei lebendigem Leibe Selbst-
mord! Jeder Vormarsch ist ein ge-
fürchtetes Ereignis, da ein freies Durch-
niarschrecht dort den Franzosen noch
nicht zugestanden ist; nur die Einzelnen
haben manchmal Durchmarsch". Kurz,
den armen Piou-pious ist dort nicht
wohl; sie haben, um es volkstümlich
auszudrücken, „Dampf". — „Nun ja,
warum nicht?" meint hierzu Monsieur
Chauvin, „wo viel Dampf ist, ist auch
viel Feuer. Und gar beim Sturm-
angriff ist die Losung: .Volldampf

vorauf!'" — —

Die Belgier in Locarno wollen nicht
mehr „Alliierte" heißen. Sollten sie
etwa schon „Brouillierte" sein? reino.

Preist man heut mit wichtiger Miene
Kulturelle Siegestat,

Ei, da wär der Nähmaschine
Jubiläum grad parat.

Das Idyll von j

Ein Ungebetener.

Die Nähmaschine

(Zu ihrem 75. Geburtstage)

Hab als Kind auch gern am blanken
Rade Wohl den Griff gedreht
Und mit forschenden Gedanken
Gar das inn're Werk erspäht.

Wünsch ich, daß du all die Fetzen,
Drin das deutsche Land zerstückt,
Mögest klug zusammensetzen,

Fest und sicher und geschickt.

Und so will ich heute knattern
Ihr ein Liedchen, daß man's hört,
Die mit ihrem leisen Rattern
Manches liebe Bild beschwört.

Hat sie mir doch selbst gebunden,
Schön und reinlicher als Leim,
Jenes Heft, da ich gefunden
Meinen ersten Kinderreim.

Schnurre, schnurre, liebe Nadel,
Wohlgeführt von fester Hand!
Nähe wieder ohne Tadel
Deutschen Reiches Prachtgewand!

Hat sie doch in Kindertagen
Aus der Ferne, still und spat,

Oft mich in den Bann geschlagen,
Bis der Schlummer sich genaht.

Kinderträume fern Geläute,
Nähmaschine, habe Dank!

Aber freilich, heute, heute
Wünsch ich Höh'res deinem Gang.

Daß wir, endlich doch entfahren
All dem Jammer und der Pein,
Dir zu deinen hundert Jahren
Höchstes Jubelliedchen weihn! r
 
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