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Berlin, den 6. Dezember 1925

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Wochenkalender

Wochenkalender

Montag, den 7. Dezember
Sohn Frankfurts! Unglückseliger, großer
Goethe,

Der du iin Sarge ruhst seit Jahr und Tag
Und den erhabener Ruhm so sehr erhöhte,
Was traf dich heute für ein harter Schlag!

Dienstag, den ü. Dezember
Dir gab dereinst — ja, ja das sind so

Schosen —

Der Korsikaner, der Napoleon,

Derzeit erwählter Kaiser der Franzosen,
Das Kreuz der p. t. Ehrenlegion.

Mittwoch, den 9. Dezember
Der Ärmste glaubte dich dadurch zu ehren,
Vielleicht auch glaubtest dieses selber du.

- Allein, die Ehrung zehnmal zu vermehren,
Fiel einer anderen Zeit, der unfern, zu.

Donnerstag, den 10. Dezember

Bei Kriegsbeginn, da der Verstand gewichen
Dem Franzmann, der saus peur et sans
reproche,

Hat aus der Lrdensliste man gestrichen
Jedweden, der wie du, o Mensch, ein Boche.

Freitag, den 11. Dezember
Wie in den elysäischen Gefilden
Hat dies erfreuet wohl dein deutsches Herz!
Nun aber häufen diese blöden Wilden
Auf dich, nach Rache dürstend, schweren
Schmerz.

Sonnabend, den 12. Dezember
Man strichdieStreichung. Jeder hat zutragen
SeinKreuz. Doch,wie es eben manchmalgeht:
Wo du es trägst, das mag ich gar nicht sagen —
Denn du hast dich im Grabe umgedreht.

Kladderadatsch.

Vertrauet!

Gewiß: was wir erhofft, das liegt im Weiten!
So mögt ihr um das Ja denn oder Nein
Todfeinden gleich mit harten Worten streiten —
Eins aber, dacht' ich, sollte heilig sein.

And ob wie heiseres Gekrächz von Raben
Der Streit des Für und Wider uns umschwebt:
Doch vor der Größe sollt ihr Ehrfurcht haben.
Der einzigen, die uns lebt noch und erhebt!

And hält der Feind nicht, was er uns beschworen.
Daß wieder eine Hoffnung uns zerfiel,

O lasset, den zum Führer ihr erkoren,

Den Tausendmalbewährten, aus dem Spiel!

Er ragt gewaltig, wie der Sage Riesen,

And wägt mit weiser Seele Wort und Tat.
Er, der in schwerer Stunde oft bewiesen.

Daß er, wo alles zagte, wußte Rat. —

Er, der erhaben über dem Getriebe,

Roch hellen Auges in die Weite schaut,

Er. der sein ganzes Volk umfaßt mit Liebe,
Verdient fürwahr, daß ihm sein Volk vertraut!

DerMann tut nichts mit leichtem Sinn und Herzen,
Sein Haupt ragt über Wolken hoch und Wahn-,
So wagt es denn, den Zweifel auszumerzen!
Denn immer hat das Rechte er getan!

Laßt uns, die wir an tiefer Ohnmacht kranken
And denen das Geschick zerbrach die Kraft,
Laßt uns dem Himmel aus den Knien danken.
Daß dieser Große für uns finnt und schafft!
 
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