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Berlin, den 6. Juni 1926

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81 jnjipret« »i-rlrljädrlich 7R«>ch-m-rk für In. und «nllnnd. ffijt 6a» Aulland zuzüglich 1 Reichsmark »r-uzbandporl» ln der Währung bei atlHmmungManbel.)
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Alleinige Anzeigenannahme Annoncen.Expedition Audolf Mosse, Berlin SW 19, und deren Filialen.

«Ile Rechte lür iämlliche «rlilel und Illustrationen u-rb-dall-n.

,,Volksentscheid"

Gemeinheit ruft zu feigem Raub die Massen,

Und die Erbärmlichkeit sitzt zu Gericht.

Ein Deutscher wird sich nicht verlocken lassen.
Sonst war' er wert des deusschen Namens nicht.

Es gilt, die Fürsten tückisch zu bestehlen,

O Deutscher, heißt denn Treue noch dein Kern?

Lei mancher Wahl sah ich dich ungern fehlen.

Doch diesmal, diesmal bleib' der ÜTne fern!
Oer Ehre wollen sie das Rückgrat brechen.

Die selbst der Ehre bar sind und der Scham,-
Doch müssen zwanzig Millionen sprechen!

Dem Rechte dient, wer nicht zur Urne kam.

Heut kannst du nur dem Pöbel dich verschreiben,

Bleib' fern, so sinkt der Schandplan in den Staub.

Hier hilft nur eines: Still zu Hause bleiben,

Denn auch, wer nein sagt, dient dem frechen Raub.

Bleib' fern! Heut' nimmt dem Fürsten man das Seine,
Gerechtigkeit verhöhnend dreist und Recht.

Und morgen nimmt die Räuberhand das Deine,
Die sich zu jedem Bubenstück erfrecht!

Kein Ia, kein Rein! Dann wird alsbald sich zeigen.
Daß Lug und Niedrigkeit zerbrochen liegt.

Wer nicht ein Bube werden will, muß schweigen.
Auf daß des Rechtes große Sache siegt! «ladd-rada,,»,.

Den Weltverbesserern!

O Wahn, der diese Zeit hält in den Klauen!
O Torheit, die auf keine Warnung hört!

Sie wollen einen Turm zu Babel bauen.

Als hält' ihn Gott nicht einmal schon zerstört!

Sie wollen über einen Leisten schlagen.

Was ewig wandert auf verschiedener Spur.
Als könnten Apfelbäume Birnen tragen,

Als könnten sie verbessern die Natur-,

Als ob sie änderten den Lauf der Erde,

Als ob sie löschten Blitz und Donnerschlag.
Datz ihr ein ewiger Sonnenfrühling werde,
And datz kein Wechsel sei von Nacht und Tag.

Sie wollen kühnlich aus den Angeln heben
Die Welt, in die der Schöpfer sie gehängt.
Statt Völkern soll ein Volk auf Erden leben —
O wirrer Wahn, der ihr Gehirn umfängt!

Es ist ein fiebernd Suchen und ein Tasten
In aller Welt und auch im Vaterland.

Es ist, als ob hier tausend Hände faßten
Das Ruder, das gehorcht nur einer Hand.

And jeder sucht den Weg aus Not und Fährden,
And stolz trägt er voran sein Lämpchen klein:
Denn jeder will ein Held und Meister werden.
And jeder möchte uns ein Führer sein.

O spielten Meister doch nicht die Gesellen!

O möchten sie ihr winzigkleines Licht
Doch zehnmal lieber untern Scheffel stellen —
O spielte nicht den Miesen jeder Wicht!

Denn gebet acht: es wird nicht besser werden,
Nein, alles, auch das Letzte, bricht entzwei.
Wenn ihr nicht ausreiht aus der deutschen Erden
Das wuchergeile Ankraut der Partei:

Wenn sich besinnen nicht auf sich die Kleinen.
Von denen jeder sich ein Großer meint —
Ach. es ist Nacht, wenn uns die Sterne scheinen.
Indes am Tag nur ein Gestirn uns scheint.

O daß zurück die eitle Selbstsucht stoße
Doch jeder vor des Vaterlandes Weh.

Ja, um das Ideal, das ewiggroße,

Die eine, ewigherrliche Idee —

Bis sich der Große, der Gewaltige findet,

Der nach der langen Nacht das Licht uns bringt.
Der eine Geist, der alle Geister bindet,

Die Sonne, die der Sterne Glanz verschlingt!
 
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