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Müller: Haste jchört, Schulze, bet se
dcmMinisteriumfürBildnngs-
wesen »och ein neuet Mini-
sterium anjliedern wollen?

Schultze: Nanu, wcsl,alb denn? Wir
habe» doch jrade jenug Mini-
sterien?

Müller: Nee, sc schaffens nich mehr

allecne.

Schnitze: 'Jla, und wat for eens soll cl
denn sein, und wie soll's heißen?

Müller: Ministerium für Rcjiernngs-
bildungswesen.

Schultze: Ach so! Ja, det haben wir
allerdings sehr nötig! *(,<>.

Müller: Severing, det is unser Mann,
der seht jejcn det Wohnungs-
elend mächtig los.

Schultze: Wie denn? Jibt er Bau-
darlehcn?

Müller: Nee, det nu jeradc nich, aber
er veranstaltet Haussuchungen.

Schultze: Also Breitensträter hat sich
von dem Franzosen Charles
besiejen lassen! Wie hat sich
denn det abjcspielt?

Müller: Na, der Franzose jab Brcitcn-
strätern eenen Linkshaken jcjen
'n Kopp und eenen Haken in
die Seite —

Schultze: Siehste woll! Na ja, wenn
Frankreich Deutschland zu
Boden wirft, denn is immer
een Haken dabei. m. u

Za, Lauer.. .

Verfassungstreue ist unser Fall,

Und Putschgercde macht uns wild,

Uns, denen der Kinderpistole Knall
Bereits als militaristisch gilt.

Ta klingt cs wie von ungefähr:

„In Polen schießt das Militär!"

Ter Präsident, vom Volke gewählt,
Flieht vor der Soldateska Wut:
Blutopfer sinken ungezählt,

Jawoll: in Strömen fließt Bürgerblut!
Ein General vergewaltigt das Land,
Riskiert den Staatsstreich mit frecher Hand.
Da schnaubt der deutsche Rote Mord?
Nicht doch! Er ist vor Vergnügen futsch.
In keinen, Blatte steht ein Wort
Von „Bluthund", „Hochverrat" oder

»Putsch":

Ganz seltsam einfach erklärt sich das
Pilsudski ist rot und schießt von links.

Frankreich und — Goethe

fr Sltrafhinglfonfcrrnj

Im Auslegen seid frisch und munter!
Legt ihr's nicht aus, so legt was unter!

„Nicht die Stärke macht das Heer,
Nicht von Säbel und Gewehr,

Nicht von seinen Bataillonen,

Batterien und Schwadronen,
Flugzcugstaffeln, Tanks, Kanonen,

Nicht von seinem Arsenal,

Nicht von seiner Friedenszahl
Hängt es ab — das sind verkehrte.
Höchstens relative Werte!"

„illein! In andren Dingen ruht
Macht und Sieg, die absolut:

Erstens mal in der Bewährung
Seiner und des Lands Ernährung
Nach erfolgter Kriegserklärung:
Zweitens, ob die Industrie
Produzieren kann und wie:

Drittens, ob und wo man Waffen
Zur Verstärkung kann beschaffen!"

Also daß sich klar erwies
(Sintemalen in Paris!)

'Nach dem Urteil der Strategen,

Daß Mariannes schwacher Degen
Michels Keule unterlegen
Und das Häuflein nicht genügt,

Uber welches Fach verfügt!

„D'rum", so schreit man, „frisch und
munter,

Unterlegne, legt was unter!"

Goit schütze mich vor meinen
Freunden!

Die englischen Grubenarbeiter: Wir

streiken und werden gewinnen, wenn
»ns niemand in den Rücken fällt.

Die englischen Grubenbesitzer: Wir

können's aushalten. Das einzige,
was wir fürchten, ist, daß die Kon-
kurrenz uns inzwischen unsere Kund-
schaft abfängt.

Die deutschen Grubenbesitzer: Endlich
ein günstiger Moment, neue Ab-
satzgebiete zu gewinnen.

Die deutschen Grubenarbeiter: Halt!

Keiner der Kunden Englands darf
von Deutschland beliefert werden!
— Genoffen, verlaßt euch auf unS.
Wir fallen euch nicht in den Rücken.

Die englischen Grubenbesitzer: Na, wenn
uns diese Sorge abgenommcn wird,
halten wir seelenruhig durch bis in
die Puppen!

Die englischen Grubenarbeiter: Ja, wenn
nnscrn Arbeitgebern von andrer
Seite so der Rücken gesteift wird!

Die englischen Grubenbesitzer senden
nach dem Streik ein Tanktelegramm
an die deutschen Grubenarbeiter.

Die englischen Grubenarbeiter: Ter

Teufel hole die verbohrten deutschen
Gcnoffen!

Die deutschen Grubenarbeiter (empfangen
das Danklelegramm mit sehr langen
Gesichtern) —. Nanu! m. i.

Speisekarte für Festmähler von
Studienkommissionen und Ab-
rüstungskonferenzen
Brasilianische Bettclsuppe
mit Trauerklößchen

Polnischer Karpfen (faul) in Dünnbier
(echtes Pilsudski-Bräu)

Gedämpfter Kalbskopf :i la Pacifiste
mit abgeschrccktem Kohl und kleinem
Mistbeetgemüse

Gebratene Friedenstauben »ach Schla-
raffcnart mit französischer Farce
Blaue Bohnen

Haifischflosse» garniert, in Mostrichtunke
Spanische Pfeffergurken

Neidhammel mit ausgelaffenem Speck
Gallapfelmus

Amerikanisches Dunstobst. Grundeis-
bombe. Saure Trauben

Knallbonbons, Fromage de Briand
Mokkaschale nach Abd cl Krim, mit Ab-
sinth und Knickebein. Krachmandeln

Hochschiebung

Der Reichskanzler a. D. Bauer war
am 14. Februar 1925 wegen der be-
kannten Barmat-Vorgänge aus der
sozialdemokratischen Partei ausgeschlossen
worden.

Ein Schiedsgericht beseitigte diesen
Beschluß, und dem Genoffen Bauer
wurde aus dem Heidelberger Parteitag
nur eine Rüge in schärfster Form erteilt.

Ein neues Schiedsgericht hat nun am
14. Mai d. I. sogar diese Rüge auf-
gehoben. Bauer ist also wieder auf
der Höhe.

Bergsteigerische Erfahrungen lehren
freilich, daß es damit allein nicht getan
ist. Es erreicht mit Führerhilfe mancher
den Gipfel und ist doch alles andere
als schwindelfrei. roderich.

Flaggenkrise

Wenn wir in argen Nöten sind,

Der Feind uns draußen Unheil spinnt
Und drinnen Armut herrscht und Darben,
Dann kämpft man um — des Reiches
sFarben.

Verräter ist, ruft man empört,

Wer nicht auf unsre Farben schwört,
Und der Regierung stellen alle
Von rechts und links 'ne Mausefalle.
Die Deutschen in Amerika,

Die stehen darob sprachlos da,

Und in Paris brummt Herr v. Hoesch:
„Ah, tant de bruit pour une ,Gösch1!“
Mit Achselzucken spricht Briand
Zu Paul-Boncour: „ljuereU'

d'AUemand!"

Die Hände reibt sich der Polack
Und grinst: „Prsia krew is dailsches

Soll das denn niemals anders sein?

O Gott im Himmel, sieh darein,

Und wenn du uns noch wohlgesinnt —
Mach alle Deutschen farbenblind!
 
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