Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Äerlin, den 5. September 1926

Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage

I Bezug»»r«is vltilclijhrlich ? Rclchimaik. iJür «a« »uSlaud zuzüglich I Reichsmark »»u,bandpo,I°> Bestellungen nehme» alle «»»Handlungen. Zeitung«,
j ipeditionen. jowte der «erlag de» «ladderadalsch. Berlin SV ls. Silh-lmstraße 0. entgegen. Bezug durch die P-staust-Neu monallich 2,t» M.

j Alleinige Anzeigenannahme Annoncen-Expedition Rudolf Mosse, Berlin SW 19, und deren Filialen.

Alle Rechte füc limlllche «lrlikel und Illustratlonen Vorbehalten.

Wochenkalender

Montag, den 6. September
Handels-, Post- und Zollverträge
Bilden hent das Zeitgepräge!

Dienstag, den 7. September
Schutz- und Schicdsverträge schlosse»
Frankreich, England und Genosse»,

Mittwoch, den ü. September
Russen, Italiener, Dänen,

Schweden, Finnen und Rumänen,

Wochenkalender
Donnerstag, den 9. September
Niederländer, Letten, Polen,

Spanier, Tschechen und Mongolen,

Freitag, den io. September
Selbst die Deutschen gar nicht spärlich! —
Darum ist cs auch erklärlich,

Sonnabend, den 11. September
Daß sie sich in allen Lagen
Durch Verträge jetzt — vertragen!! — ??

Aus dem Genfer „Faust"

Welch tiefes Summen, welch ein heller Ton
Zieht mit Gewalt uns hin zum Völkerbünde?
Verkündiget ihr goldenen Reden schon
Des Völkerfrühlings erste Feierstunde'!

Seit Monden heult die süße Litanei
In allen Blattern, daß die Wände wackeln;
Dazwischen hör ich ein Gekläff non Dackeln,
Nur Mellochen ist diesmal nicht dabei.

Die ganze Welt zerbricht sich rings den
Kopf,

Ein Schauspiel ist's, ein herrliches, zum
Lachen!

Die ganze Welt sitzt sinnend auf dem Topf
Und kann bei alledem nichts machen.

Sehr viel verspricht sich Michel von den
Herrn,

Die allezeit auf Treu und Glauben pochen;
Auch sie versprechen immer viel und gern,
Doch meistens haben sie sich dann ver-
sprochen.

O glücklich, wer noch hoffen kann.

Aus diesem Meer des Irrtums aufzutanchen!
Was man nicht kriegt, das eben brauchte man,
Und was man kriegt, kann man nicht brauchen.
Allein wie inanche Hoffnung auch entweicht,
Auf Völkerbund und Genf hofft jeder wieder;
„Man kann nicht wissen", „immerhin",
„vielleicht",

Und „schließlich sind ja alle Menschen
Brüder"!

Was sucht ihr, mächtig und gclind,

Ihr Himmelstöne, mich im Staube?

Klingt dort umher, wo weiche Menschen sind,
Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt
der Glaube!

Und lächelt mir des Völkerbundes Glück,
Betracht' ich immer wieder es mit Kühle -
Erinnerung hält mich meist, mit kindlichem
Gefühle.

Dom letzten, ernsten Schritt zurück.

Tönt immer fort, ihr süßen HimmclSlieder!
Die Träne quillt, die Pleite hat »ns wieder!
 
Annotationen