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Berlin. K. H.: In Nr. 5,49 des „Berliner
Tageblatts" befindet sich ein Aufsatz: „Wie man
Rcichsgcldcr verwendet"; darin heißt eS: „Es
war zunächst notwendig, die Fehlbeträge zu
decken, und um das zu erreiche», traf Ilr. Slrcsc-
mann mit dem damligcn Staatssekretär der
Neichskanzlci, 0r. Kempncr, eine Verein-
barung." Na aber — wenn ein Staatssekretär
auch nicht immer ein Geistcslicht zu sein braucht,
so sollte man doch nach Möglichkeit bei Zeitungs-
Polemiken derartige Ausdrücke zu vermeiden oder
milde zu umschreiben suchen.

Berlin-Lichtcrselde. H. W.: In Nr. 371 der
„Deutschen Allgemeinen Zeitung" lesen wir
unter der Rubrik: „Der Leser hat das Wort"
ein „Eingesandt", das mit folgenden Worte»
beginnt: „Empfänger verstorben." Einen an
mich gerichteten Brief hat der Absender stall
mit der Hausnummer 65 versehentlich mit
der Hausnummer 56 versehen. Tie Folge war,
daß der Brief nicht etwa nach Mommsen-
straßc 65 geleitet wurde, wo ich seit 20 Jahren
wohne und stets eine reichliche Kost erhalte,
sondern nach Nr. 39, wo vor Jahren einmal
ein Namensvetter von mir gewohnt hat." Daß
der freundliche Einsender bisher in seiner
Mommsenstraßc 65 gelegenen Wohnung «ine
reichliche Kost erhalten hat, vernehmen wir
mit aufrichtigem Vergnügen. Eine Angabe
seines Gewichts würde sicher weitere Kreise
interessieren.

Berlin, v. R.: In Nr. 313 der „B. Z. am
Mittag" beginnt der Bericht über die „Chopin-
Weltfcicr in Warschau" mit folgenden Worten:
„Um 1810 hatte der Zar aller Reußen einer
polnischen Sängerin nach hinreißender Leistung
gestattet, sich eine Gunst auszubitten. Sic bat
um die Erlaubnis, für Polen ein Chopin-
Denkmal in Warschau zu errichten." Welch
ein verrückter Plan, einem Babv von neun
Monaten schon ein Denkmal zu setzen!

Bremen, vr. K.: Nr. 200 der „Bremer Nach-
richten" verössentlicht die Fortsetzung des
Romans .Minder der Berge"; sie schließt mit
den Worten: „Der Bahnmeister lachte: das
Mädel hatte Temperament! Wenn die Mutter
ihm die Kinder nicht systematisch entsremdcl
hätte, an der Amely würde er seine Freude
gehabt haben. In der war etwas von seiner
eigenen Art. Sic schaute mit lachenden Auge»
in die Weit, stramm und stolz ans den kleinen
Füßen, als ob sie spräche: (Fortsetzung folgt.)"
— Wenn sich das Temperament Amclys nicht
geistvoller äußerte, dann verstehe» wir die
Vorliebe des Bahnmeisters nicht.

Charlotlenburg. vr. O.: In Nr. 270 des
„8 Uhr-Abendblattes" der „Rational.Zeitung"

bcsindcl sich der Bericht über einen Vortrag
Gcheimrat vr. Straßmanns über die Vorteile
der .Frühchc'; darin heißt cs:

„Vor einem knappen halben Jahrhundert be-
gann sich das Zwcikindersystcm in den wohl-
habenden Bürgcrschichtcn cinzunistcn; heute ist
es säst zur allgemeinen Richtlinie geworden,
gegen die der Arzt meist vergeblich ankämpst.
So habe Straßmann seinen Patientinnen wieder-
holt versprochen, das sechste Kind gratis zu
liefern." — Hofsentlich wird die Präzis nicht
so umfangreich, daß Herr Gcheimrat Straßmann
mit den Lieferungen im Rückstände bleibt.

Böttingen. H. W.: Auf einen uns ohne jede
nähere Angabe zugcsandtc» Zcitungsausschnill
lese» wir unter „Saltenhaujen": „Unser Ge
mciudcvorstchcr erhielt bei der diesjährigen
Körung der Eber eine Prämie von 20 Mark."
Glücklich der Ort, der einen so tüchtigen
Gemeindevorsteher sein eigen nennt!

Hamburg. A. L.: In Hcst 2, Jahrgang 1926
von Vclhagcn und KlasingS Monatsheften
befindet sich eine Geschichte: „Ter Gast aus
Juchhcc" (von Viktor von Kohlcncgg); darin
heißt cs: „Motten surrten und brummten und
fielen mit dumpscm Gepolter ans den Tisch."
Aber guter Viktor von Kohlcncgg
Uns ging vor Erstaunen die Puste weg:
Eine Motte ist doch nicht so gewichtig,
Daß sie poltert und banzt ans die Tisch-
platte richtig!

Das sind naturwissenschaftliche „Zicken",
Sie machen Elefanten aus Mücken!

Köln. E. M.: Zu Nr. 323 des „General-
Anzeigers für Krefeld" bcsindct sich eine Be-
sprcchung der „Apollo-Lichtspiele"; darin heißt
es: „Ter zweite Film „Wenn die Jugend
spricht" behandelt das alte oft behandelte, aber
ewig neue Thema von Jugend und Alter, die
nicht zusanimen pissen." Einsach unglaublich,
was heutzutage die „Fliinmcrkistc" bieten darf!

Köln. P-: In Nr. 314 des Kölner „Stadt-
Anzeigers" befindet sich folgendes Gesuch:
„Welche vielseitig gebildete und beseelte Dame
ohne Protensioncn w. sich der Gcscllschast weg.
einem kleinen Villcnhaushalt anschlicßcn.
(Ehepaar u. Sohn.) L Ang. u. A\V 3158
a. d. E." Aber da wäre doch eine „beseelte"
Dame ohne Dimensionen schon weit passender.

Königsberg i. Pr. R. E.: In Nr. 542 der
„Königsbcrgcr Allgemeinen Zeitung" wird
über die Aufführung von „Sanison und Talila"
im Stadtthealcr berichtet; darin heißt cs von
dem Gesang des Fräulein Ardcn: „Um so
mehr entzückte sic das Ohr im großen Licbcs-

ductl des 2. Aktes durch wundervolle klang
satte Töne in allen Lagen, und die berühmte
Edclschmalzaric sloß wie Honigseim von ihren
Lippen." Entzückend!

Leipzig. I>r. W.: In Nr. 147 des „Nessel
wangcr Anzeigers" befindet sich »ntcr „Mittel
bcrg" eine Herbslbelrachtung; dort lesen wir:
„Inzwischen ist auch der Unrbau im Cafu
Schall unter der Leitung der Firma Betz und
Co. in Kempten, beendet und dürfte, mit
seinem gemütlichen Lokale und der neuen
Abortanlagc mit Wasserspülung, den längst
gehegten Wunsch der Einheimischen und
Fremdengäste erfüllt haben und auch gerne das
Erholungsplätzchen und der Treffpunkt der
Besucher Milleibergs sein." Als „Erholungs-
Plätzchen" wird ja eine solche Lokalität ab und
zu benutzt, aber doch höchst selten, wenigstens
im üblichen Sinne, als — „Trcsfpiinkt"!

Magdeburg. P. F.: Im „Schkölcncr An-
zeiger" vom 30. Oktober 1926 bcsindct sich
folgende Anzeige: „Conditorci Casö Ruprecht,
Schkölen, erstes Weinrestaurant am Platze.
Sonntags Bubikopf-Bcdicnung." Zn verrückt!
Am Sonntag hat doch jeder sein Huhn im
Topf, aber doch keinen Bubikopf — als Be-
dienung!

Naumburg. G.: Im „Naumburgcr Tage-
blatt" (Nummer und Datum nicht erkennbar)
bcsindct sich folgende Anzeige: „Die glücklich-
Gcburt eines strammen Knaben, welches der
7. Jnngc ist, zeigen hocherfreut an: Wcndolin
Nimmersatt, Fr. Klotildc, gcb. Bäuchlc."
Mensch, was kommt Ihnen an dieser so hoch
crsrculichcn Anzeige scherzhaft vor?

WUrzburg. I>r. Z.: In Nr. 267 des „Würz-
bnrgcr General-Anzeigers" befindet sich unter
„Birkenfcld" eine Beschreibung des dort
üblichen „Hanimeltanzcs"; zum Schlüsse heißt
cs: „Siebzig Paare tanzten um zivci prächtige
Hammel, die bei der Verpachtung der gemeind-
lichen Winterschafwcide ausbcdnugcn wurden.
Johann Kcidcl und Emil Schreck waren die
Glücklichen." Tic beiden werden sich nicht wenig
gcbost haben, als 70 Paare um sic hcrum-
walzten.

Abschluß dieser Nummer: iv. Dezember IMG.

vie Schr>s»«!,ung M M-bder-d-Isch
 
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