Müller: Du, bet letzte Jahr war also
bet beste Jutejahr seit lange.
Schultze: Nanu, warum steigert bet
Jahr sich benn rückwärts?
Müller: Ick meine, bet jute Jutejahr.
Schultze: Det jute, jute Jahr is jut!
Müller: Ick sage, et war jut for bie
Juteinbustrie.
Schultze: Haben wir benn ooch 'ne
schlechte Jnbustrie?
Müller: Schafskopp! Et war een jutes
Jahr for Jute-Fabrikate.
Schultze: Ja, wie bie Fabrikate, so bet
Jahr.
Müller: Ick meine Jute.
Schultze: Du meine Jüte! »>. i.
Breslauer Fernheizung
Grollen bes Unmuts im Gebärme,
Verlangt Herr Becker unbebingt.
Daß ber Professor Helfritz Wärme
Dem Staat von heut entgegenbringt.
Da hat benn Helsritz ihn auf rasche
Manier mit Wärme eingebeckt,
Wenn Becker sich bie Wärmeflasche
Auch nicht grab' hintern Spiegel steckt.
„Die Wärme von ber Ober Borben",
Sprach er, „kam kräftiger, als ich bacht'.
Mir ist ganz heiß babei geworben.
Verflixt, hat ber mir warm gemacht!"
Timon der Jüngere.
Der afghanische Gesanbte: Mit
biesem Orben, unserm zweithöchsten, ist
ber Herzogstitel verbunben. Sie werben
dadurch hoffähig. Von früher, vorge-
schriebenem Kriegsbienst als komman-
bierenber General, welchen Posten Ihre
neue Würbe eigentlich einschließt, befreit
Sie ber König, um Sie nicht in pazi-
fistische Gewissensnöte zu bringen.
Der Reichstagspräsibenl: Gott,
bas wäre am Enbe nicht bas Schlimmste.
Afghanistan ist noch keine Lanbesgruppe
ber Liga für Menschenrechte, unb in
Europa könnte ich ja meinen unkriege-
rischen Jbealen unerschütterlich treu
bleiben. Nur baß Sr. Majestät mir
gerabe ben Herzogstitel verleiht . . .
neibische Seelen nennen biese Standes-
erhöhung vielleicht bes Guten zu viel!
Der afghanischeGesanbte(schlicht):
Ist Bismarck nicht auch zum Herzog
von Lauenburg beförbert worben?
Der Reichstagspräsibent (befreit):
Allerbings! Unb eine Demokratisierung
bes Herzogsstanbes liegt gewissermaßen
Kleine Fabel
Es war einmal eine prächtig gesternte
unb gestreifte Hyäne. Die hatte im
Verein mit bem Geier unb bem Tiger,
ber Klapperschlange unb bem Wolfe,
bem Heere ber Wanzen unb ber Bremsen
unb sonstigem Ungeziefer, einen mäch-
tigen, wunbervollen Abler, nach bessen
Fleisch unb Febern all bics Viehzeug
lüstern war, so lange attackiert unb drang-
saliert, bis er gefällt unb ohnmächtig
am Boben lag. Dann war bas Gesinbel
mit Hallo auf ben Raub gestürzt! Der
eine hatte ihm bie Fänge ausgebrochen,
ber anbere hatte ihn schier geblenbet,
ber britte hatte ihm ben Schnabel poliert,
ber vierte unb fünfte hatten ihm hier
unb ba ein Stück Fleisch aus bem Leibe
gerissen, alle zusammen aber hatten sie
ihm eine bicke eiserne Kette um ben ver-
stümmelten Leib geschlungen. Die biebere
Hyäne aber hatte bem Gegner eine
Menge prächtiger Febern ausgerupft
unb war bamit kurzerhanb ausgekratzt.
diun war es aber so, baß bie ehren-
werte Hyäne, besonbers wenn sie recht
Wohl gesättigt war, bann unb wann
unter moralischen Blähungen litt. In
solchen Momenten tat sie so, als wenn
sie Wunber was für ein nobles Herz
habe. So lief sie in einem solchen An-
fall anch einmal zu bem gerupften
Abler, ber mübe unb höchst bekümmert
in seinem Käfig saß, unb sprach zu
ihm: „Höre mal, mein Lieber! Ich, bie
erleuchtete Zierbe ber Tierheit unb ber
Hort bes Tiergewissens, bin großmütig,
ich will bir beine ausgerissenen Febern
wiebergeben!" Unb mit einer groß-
artigen Geste streckte sie bem Abler bas
Erwähnte hin.
Der war ganz verwirrt barüber, benn
so etwas war ihm bis bato noch nicht
vorgekommen.
„Aber weißt du," fuhr bie Hyäne
bann fort, „Recht muß Recht bleiben!
Unb Gleiches muß mit Gleichem ver-
golten werben! Sieh mal, ich gebe bir
beine Febern zurück, aber nun mußt
bu bich auch revanchieren. By Jove,
es war eine furchtbare Mühe, sie bir
zu entreißen, unb es hat mich unsäg-
lichen Schweiß gekostet, sie vor ben
unb bem Klauen meiner lieben alli-
ierten unb assozierten Kumpane zu
retten. Darum ist es nicht mehr als
recht unb billig, wenn bu mir für jebe
Feber, bie ich bir repariere, zwei anbere
wiebergibst, bann hast bu bas Deine unb
ich bas Meine!"
„Aber um Himmels willen," krächzte
ber unglückselige Abler, „bann bin ich
ja erst recht ber Dumme!"
„Das ist gänzlich beine Sache," sagte
bie gesegnete Hyäne stirnrunzelnb, „ich
halte mich an bas Recht, so strikte wie
vordem an meine berühmten 14 Punkte,
punctum! Hier hast bu ein Dutzenb
Febern zurück, macht zwei Dutzenb
für mich, wenn sie bir wieber ge-
wachsen sinb."
Die Klapperschlange unb bie Bremse,
ber Wolf unb ber Tiger aber stanben
umher, sperrten bie Mäuler auf unb
schrien: „Nein, über biese Großmut!
Nein, über biese Gerechtigkeit!" Die
treffliche Hyäne aber blähte sich be-
ängstigenb auf unb sagte: „Ja, seht,
so bin ich! Das ist nun einmal
Hyänenart!!" . tcrs.
Herzog £of>e
im Zuge ber bemokratischen Zeit. Nur
auf biese Weise sinb bie lächerlichen
Stänbesvorurteile unb -Vorrechte zu be-
seitigen . . . Das sage ich Ihnen aber
gleich: Dotationen nehme ich nicht an!
Der afghanische Gesanbte: Keine
Sorge!
Der Reichstagspräsibent: Ebenso-
wenig eine Revenue, wenn ich in ben
herzoglichen Ruhestanb trete, was bei
Meinungsverschiebenheiten mit Sr. Ma-
jestät immerhin möglich wäre.
Der afghanische Gesanbte: Weit
entfernt bavon, unsere hochgeborenen
Herren burch schnöbes Gelb zu verbcrbcn,
erheben wir vielmehr für bie öffentliche
Ausübung ber Aristokratie bei uns eine
kleine Abgabe.
Der Reichstagspräsibent (unan-
genehm berührt): Zahlungsverpflichtung?
Der afghanische Gesanbte: Abel
verpflichtet! heißt es in Afghanistan.
Der Reichstagspräsibent: Nun
wüßt' ich noch gern: Ist ber mir ver-
liehene Herzogstitel erblich?
Der afghanische Gesanbte: Nein,
Sie sinb ber letzte Ihres Stammes.
Der Reichstagspräsibent: Kommt
gegebenenfalls eine Aberkennung bes
Abels in Frage?
Der afghanische Gesanbte: Das
schon. Sie würben bann eben wieber
einfacher Bürger werben.
Der Reichstagspräsibent (auf ben
Tob erschrocken): Bürger? Ich, ber
Genosse Löbe, Bürger? Unb bas sagen
Sie mir kurz vor ben Reichstagswahlen?
Als Mitglieb bes Bürgerblocks in Afgha-
nistan amtlich abgcstempelt — wo soll
ich ba hier ein Manbat herkriegen?
Die Kommunisten verbächtigen mich
ohnehin als Pseuboproletarier.
Der afghanische Gesanbte: Sie
lehnen also ab?
Der Reichstagspräsibent (groß):
Sagen Sie Ihren, Herrscher, baß mir
mein Seelenabel genügt! Männerstolz
vor Königsthronen! Mich kirrt kein
Despot, ich bin, weiß ber Himmel, kein
Bismarck — ein Sohn bes Volkes will
ich sein unb bleiben! Timon der Jüngere
bet beste Jutejahr seit lange.
Schultze: Nanu, warum steigert bet
Jahr sich benn rückwärts?
Müller: Ick meine, bet jute Jutejahr.
Schultze: Det jute, jute Jahr is jut!
Müller: Ick sage, et war jut for bie
Juteinbustrie.
Schultze: Haben wir benn ooch 'ne
schlechte Jnbustrie?
Müller: Schafskopp! Et war een jutes
Jahr for Jute-Fabrikate.
Schultze: Ja, wie bie Fabrikate, so bet
Jahr.
Müller: Ick meine Jute.
Schultze: Du meine Jüte! »>. i.
Breslauer Fernheizung
Grollen bes Unmuts im Gebärme,
Verlangt Herr Becker unbebingt.
Daß ber Professor Helfritz Wärme
Dem Staat von heut entgegenbringt.
Da hat benn Helsritz ihn auf rasche
Manier mit Wärme eingebeckt,
Wenn Becker sich bie Wärmeflasche
Auch nicht grab' hintern Spiegel steckt.
„Die Wärme von ber Ober Borben",
Sprach er, „kam kräftiger, als ich bacht'.
Mir ist ganz heiß babei geworben.
Verflixt, hat ber mir warm gemacht!"
Timon der Jüngere.
Der afghanische Gesanbte: Mit
biesem Orben, unserm zweithöchsten, ist
ber Herzogstitel verbunben. Sie werben
dadurch hoffähig. Von früher, vorge-
schriebenem Kriegsbienst als komman-
bierenber General, welchen Posten Ihre
neue Würbe eigentlich einschließt, befreit
Sie ber König, um Sie nicht in pazi-
fistische Gewissensnöte zu bringen.
Der Reichstagspräsibenl: Gott,
bas wäre am Enbe nicht bas Schlimmste.
Afghanistan ist noch keine Lanbesgruppe
ber Liga für Menschenrechte, unb in
Europa könnte ich ja meinen unkriege-
rischen Jbealen unerschütterlich treu
bleiben. Nur baß Sr. Majestät mir
gerabe ben Herzogstitel verleiht . . .
neibische Seelen nennen biese Standes-
erhöhung vielleicht bes Guten zu viel!
Der afghanischeGesanbte(schlicht):
Ist Bismarck nicht auch zum Herzog
von Lauenburg beförbert worben?
Der Reichstagspräsibent (befreit):
Allerbings! Unb eine Demokratisierung
bes Herzogsstanbes liegt gewissermaßen
Kleine Fabel
Es war einmal eine prächtig gesternte
unb gestreifte Hyäne. Die hatte im
Verein mit bem Geier unb bem Tiger,
ber Klapperschlange unb bem Wolfe,
bem Heere ber Wanzen unb ber Bremsen
unb sonstigem Ungeziefer, einen mäch-
tigen, wunbervollen Abler, nach bessen
Fleisch unb Febern all bics Viehzeug
lüstern war, so lange attackiert unb drang-
saliert, bis er gefällt unb ohnmächtig
am Boben lag. Dann war bas Gesinbel
mit Hallo auf ben Raub gestürzt! Der
eine hatte ihm bie Fänge ausgebrochen,
ber anbere hatte ihn schier geblenbet,
ber britte hatte ihm ben Schnabel poliert,
ber vierte unb fünfte hatten ihm hier
unb ba ein Stück Fleisch aus bem Leibe
gerissen, alle zusammen aber hatten sie
ihm eine bicke eiserne Kette um ben ver-
stümmelten Leib geschlungen. Die biebere
Hyäne aber hatte bem Gegner eine
Menge prächtiger Febern ausgerupft
unb war bamit kurzerhanb ausgekratzt.
diun war es aber so, baß bie ehren-
werte Hyäne, besonbers wenn sie recht
Wohl gesättigt war, bann unb wann
unter moralischen Blähungen litt. In
solchen Momenten tat sie so, als wenn
sie Wunber was für ein nobles Herz
habe. So lief sie in einem solchen An-
fall anch einmal zu bem gerupften
Abler, ber mübe unb höchst bekümmert
in seinem Käfig saß, unb sprach zu
ihm: „Höre mal, mein Lieber! Ich, bie
erleuchtete Zierbe ber Tierheit unb ber
Hort bes Tiergewissens, bin großmütig,
ich will bir beine ausgerissenen Febern
wiebergeben!" Unb mit einer groß-
artigen Geste streckte sie bem Abler bas
Erwähnte hin.
Der war ganz verwirrt barüber, benn
so etwas war ihm bis bato noch nicht
vorgekommen.
„Aber weißt du," fuhr bie Hyäne
bann fort, „Recht muß Recht bleiben!
Unb Gleiches muß mit Gleichem ver-
golten werben! Sieh mal, ich gebe bir
beine Febern zurück, aber nun mußt
bu bich auch revanchieren. By Jove,
es war eine furchtbare Mühe, sie bir
zu entreißen, unb es hat mich unsäg-
lichen Schweiß gekostet, sie vor ben
unb bem Klauen meiner lieben alli-
ierten unb assozierten Kumpane zu
retten. Darum ist es nicht mehr als
recht unb billig, wenn bu mir für jebe
Feber, bie ich bir repariere, zwei anbere
wiebergibst, bann hast bu bas Deine unb
ich bas Meine!"
„Aber um Himmels willen," krächzte
ber unglückselige Abler, „bann bin ich
ja erst recht ber Dumme!"
„Das ist gänzlich beine Sache," sagte
bie gesegnete Hyäne stirnrunzelnb, „ich
halte mich an bas Recht, so strikte wie
vordem an meine berühmten 14 Punkte,
punctum! Hier hast bu ein Dutzenb
Febern zurück, macht zwei Dutzenb
für mich, wenn sie bir wieber ge-
wachsen sinb."
Die Klapperschlange unb bie Bremse,
ber Wolf unb ber Tiger aber stanben
umher, sperrten bie Mäuler auf unb
schrien: „Nein, über biese Großmut!
Nein, über biese Gerechtigkeit!" Die
treffliche Hyäne aber blähte sich be-
ängstigenb auf unb sagte: „Ja, seht,
so bin ich! Das ist nun einmal
Hyänenart!!" . tcrs.
Herzog £of>e
im Zuge ber bemokratischen Zeit. Nur
auf biese Weise sinb bie lächerlichen
Stänbesvorurteile unb -Vorrechte zu be-
seitigen . . . Das sage ich Ihnen aber
gleich: Dotationen nehme ich nicht an!
Der afghanische Gesanbte: Keine
Sorge!
Der Reichstagspräsibent: Ebenso-
wenig eine Revenue, wenn ich in ben
herzoglichen Ruhestanb trete, was bei
Meinungsverschiebenheiten mit Sr. Ma-
jestät immerhin möglich wäre.
Der afghanische Gesanbte: Weit
entfernt bavon, unsere hochgeborenen
Herren burch schnöbes Gelb zu verbcrbcn,
erheben wir vielmehr für bie öffentliche
Ausübung ber Aristokratie bei uns eine
kleine Abgabe.
Der Reichstagspräsibent (unan-
genehm berührt): Zahlungsverpflichtung?
Der afghanische Gesanbte: Abel
verpflichtet! heißt es in Afghanistan.
Der Reichstagspräsibent: Nun
wüßt' ich noch gern: Ist ber mir ver-
liehene Herzogstitel erblich?
Der afghanische Gesanbte: Nein,
Sie sinb ber letzte Ihres Stammes.
Der Reichstagspräsibent: Kommt
gegebenenfalls eine Aberkennung bes
Abels in Frage?
Der afghanische Gesanbte: Das
schon. Sie würben bann eben wieber
einfacher Bürger werben.
Der Reichstagspräsibent (auf ben
Tob erschrocken): Bürger? Ich, ber
Genosse Löbe, Bürger? Unb bas sagen
Sie mir kurz vor ben Reichstagswahlen?
Als Mitglieb bes Bürgerblocks in Afgha-
nistan amtlich abgcstempelt — wo soll
ich ba hier ein Manbat herkriegen?
Die Kommunisten verbächtigen mich
ohnehin als Pseuboproletarier.
Der afghanische Gesanbte: Sie
lehnen also ab?
Der Reichstagspräsibent (groß):
Sagen Sie Ihren, Herrscher, baß mir
mein Seelenabel genügt! Männerstolz
vor Königsthronen! Mich kirrt kein
Despot, ich bin, weiß ber Himmel, kein
Bismarck — ein Sohn bes Volkes will
ich sein unb bleiben! Timon der Jüngere