Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Schultzc: Also dxr frühere Kommunisten-
führer Dörr is jeisteskrank?

Müller: Wenigstens hat dct Reichs-
jericht entschieden, det er viel-
leicht die Bedeutung von seine
Vorladung nich erkennen
konnte.

Schultzc: Mer seine Diäten hat er noch
erhoben, solange et jing.

Müller: Natürlich. Sonst müßte er ja
verrückt sind! ,.5.

Müller: Und wohin jehst du diesen

Sommer?

Schultzc: Ick bin for sozialen Ausgleich;
ick jeh' in' n Harz.

Müller: Wo steckt denn da der soziale
Ausgleich?

Schultzc: Im Harz jibt et ooch for die
reichsten Kapitalisten, die
haufenweise Geld ausjeben
können, man eenen eenzigen
Brocken. m. 1:

Oie Lozener Siegesfeier

Das re bambinolein
Grad wie zum Kino 'nein
Muß ihn nach Bozen
Die Feier lotsen.

So trabt er gar nicht faul
Auf einem Riesengaul,

Trotz allem Blähen
Kaum zu erspähen.

Der hohe Federhut,

Der steht dem Männlein gut.
Gibt dem Gesellen
Drei neue Ellen.

Und an den Füßchen Pang!
Die Sporen gar so lang,
Dazu ein Sabel
Bis an den Schnabel.

Herrgott, welch' Siegerbild
Sich hier dem Blick enthüllt,
Der Knirps notorisch
Wirkt allegorisch.

O du mein Land Tirol,

Du kennst das Bübchen wohl,
Verlach die Sache,

's ist eitel Mache!

Herrgott, wird das ein Ding,
Wenn dieser Däumeling
Erst mal vom Gaul fällt
Und stracks das Maul hält!
Ein Schatten, riesengroß,
Verheißt ihm schon sein Los,
Schon wird ihm doofer:
Andreas Hofer!

Das einigende Band

Der Reichsminister Severing führte
in seiner Reichstagsrede vom 10. Juli
d. J. aus: Beim Kapp-Putsch, bei den
Separatistenunruhen, bei den Volks-
abstimmungen im Osten, im Ruhr-
abwehrkampf und bei den oberschlesischen
Kämpfen, immer hat sich gezeigt, daß
auch die fernsten Söhne des Volkes treu
in gemeinsamer Front mit allen übrigen
Volksschichten standen. Das hätte nie-
mals ein Befehl von oben erreicht,

wenn nicht die werktätigen Massen sich
durch das einigende Band der Weimarer
Verfassung mit der Nation verbunden
fühlten.

Die Weimarer Verfassung datiert
vom 11. August 1919. Es wäre sehr
interessant, aus demselben Munde zu
hören, durch welches „einigende Band"
sich die werktätigen Massen im Jahre
1914 „der Nation verbunden fühlten"?

Oie Flaggennotverordnung

Denkste, daß de, da de doch
Volk und souverän bist,

Frei vom Obrigkeitenjoch
Tun kannst, was so schön ist.
Nämlich gänzlich ungetrübt
Und nach eigner Lust so
Flaggen, wie es dir beliebt
Und nach deinem Gusto?

Ach, da wird dir, wie mir scheint,
Bald der Marsch geblasen,

Denn so war das nicht gemeint
Mit den Freiheitsphrasen.

Nee, die rote Staatsraison
Droht ganz unverfroren:
„Nimmst du unsre Fahne — bon!
Bleibst du ungeschoren.

Aber freilich, andernfalls
Lehrt man dich Manieren,
Kriegste einen an den Hals
Und hast zu parieren!" —
Siehste, Freund, die Träumerei
Bleibt stets unverzeihlich;

Merk eS dir: auf jedes „frei"
Folgt auch stets ein „freilich"!

Gabriele auf dem Index!

«Durch eine com Dopst beflätigte Snlschcidunq hoben

?eft §eh?tnBom*8iU" Sarbini,e aDt

und fittenreibciflen Schrislwerte G-bri-l- b’Hr.nunjioS
au| ben Index der »erbotenen Bücher gesetzt!,

Nanu? Bist Du nicht ganz perplex?
Man setzt Dich Armen auf den . . . dex,
Poet d'Annunzio?

Das heißt, wenn ich im Bilde bin:

Die Kirche setzt Dich auf den In . . .,
Du selbst Dich auf den Po . . .! klki.

O Roma nobilis!

Im ersten punischen Kriege war der
römische Feldherr Regulus in Gefangen-
schaft geraten. Die Karthager ent-
sandten ihn nach Rom, um Friedens-
vorschläge zu machen. Regulus trat
auch vor den Senat, aber ec widerriet
selber die Annahme der Bedingungen.
So wurden sie abgelehnt. Als er sich
darauf anschickte, getreu seinem gege-
benen Worte wieder in die Gefangenschaft
zurückzukehren, bestürmte man ihn, doch
die Gelegenheit zu benutzen und in Rom
zu bleiben: den treulosen Puniern brauche
man das Wort nicht zu halten. Er
aber sah diese guten Ratgeber durch-
dringend an und sagte endlich: „Es ist
das nobile officium eines Römers,
niemals sein Wort zu brechen."

Aber die Freunde ließen noch nicht
locker. Man stellte ihm vor, wie wert-
voll seine Führerpersönlichkeit sei, wie
er die Pflicht habe, sich und seine Gaben
dem Staate zu erhalten. Er jedoch
gedachte seiner Kameraden, die er in
der Gefangenschaft zurückgelassen hatte
und die er durch seinen Treubruch
schweren Drangsalen aussetzen würde,
und sprach: „Nein und dreimal nein!
Es ist das nobile officium eines
Führers, die eigene Person zu vergessen
und die Kameraden nun und nimmer
zu verlassen." Und damit kehrte er in
den Kerker Karthagos zurück.

Das war damals, vor mehr als
2000 Jahren. Mittlerweile sind die
edlen Römer um ein Bedeutendes welt-
klüger geworden. Kam da so ein pa-
tentes, naseweises Romuluschen mit
seinem Luftschiff angegondelt und wollte

absolut das Imperium Romanum am
Nordpol wieder aufrichten, obwohl er
da rein gar nichts verloren hatte. An
dem Tage, da er die ruhmreiche Tri-
kolore den Eisbären auf die Köpfe zu
schmeißen gedachte, wurde ihm von allen
Seiten abgeraten: die Witterung sei un-
günstig, die Fahrt sei ein tollkühnes
Wagnis, sein Luftschiff sei den An-
forderungen nicht gewachsen, es werde
eine Katastrophe geben. Er aber hatte
sich gerade diesen Tag in den Kopf
gesetzt, weil an ihm Italien einst vor
13 Jahren in den Krieg eingetreten war,
und so sprach er mit stolzer Miene:
„Es ist das Nobile officium eines
Römers, niemals den Ehrentag des
glorreichen Wortbruchs zu vergessen."

Damit gondelte er denn los, und
prompt trat die Katastrophe ein. Der
alte ehrliche Nordpol entrüstete sich über
soviel Heuchelei und zerblies die römische
Aufgeblasenheit in Grund und Boden.
Die Besatzung ward aufs Eis geschleudert.
Hilfsbereite Flieger wagten den Versuch
der Rettung, einem gelang es, zu landen.
Und der Erste, der seine Kameraden
verließ, die doch sein Leichtsinn ins Ver-
derben gestürzt hatte, war der edle echte
Römersproß. Mit großer Geste warf
er sich in Positur und sprach: „Es ist
das Nobile officium eines Führers
und Generals, stets an den unschätzbaren
Wert der eigenen Persönlichkeit zu denken
und die Kameraden zu verlassen." Und
damit machte er es sich im Flugzeug
bequem. —

Ach ja, es ist ein kleiner Unterschied
zwischen nobile und Nobile!! p.
 
Annotationen