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Folgende unS zugcgangenc Manuskripte werden unter Hinweis auf die am Ende dcS Briefkastens befindliche Mitteilung mit bestem Dank abgelchnt.
Berlin: K. H. — G. R. — Bremen: E. M. — Eisenach: v. C. — Hamburg: H. A. — Kiel: v. b. O. — Mülheim.Ruhr: Ehr. B.
Othmarschen: H. P. — Stralsund: &. H. — Zingst.auf.Darrs: K. K.

Bad Neundors. O. W.: In Nr. 858 des
„Berliner Lokal-Anzeigers" wird über eine
i„Jnngfcrnfahrt im" Freiballon" berichtet;
unter anderm lesen wir: „Der Baston heisst
,vr. Gradcnwitz' und hat 800 Kubikzentimeter
Inhalt." Das ist natürlich ein „Gradcnwitz"
allererster Sorte; natürlich muß es
„800 Kubikmillimeter Inhalt" heißen.

Berlin. H.: Im ,/Berliner Lokal-Anzeiger"
vom 29. Juli 1928 befindet sich folgendes
Gesuch: „Akadennker.sucht nettes, ungeniertes
Zimmer, Kniegegend. Preisofjerte Hls. 313,
Scherlfiliale Kurfürstendanim 106." Aber
Mcnschenskind, warum soll dieser Liebhaber
von netten, ungenierten Zimmern nicht
die freundliche Kniegegend bevorzugen?

Berlin. Z. M.: In Nr. 172 deS ^Mittag"
(nähere Bezeichnung fehlt) lesen >vir in dem
Bericht über das Turnfest in Köln: „Bon den
sonstigen Ereignissen sei noch das Eintreffen
der Sonderdampfer aus Süddcutschland ver-
merkt, die mit klingendem Spiel ihren Einzug
nehmen und sich dann in die Qnartierc be-
geben werden." Hoffentlich hat man für diese
Sondcrdampfer aus Süddeutschland, die wahr-
scheinlich nach ihrer Ankunft erst mal gründlich
kneipen, und dann natürlich mit gehöriger
„Bettschwere" ihre Quartiere aussuchen wer-
den, genügend lange Bcttgcstcstc bcrcitgestelli.

Berlin. vr. P. Pl.: In der „Danziger

Zeitung" vom 22. Juli 1928 lesen wir in
einem Bericht über den Juliband der „Deut-
schen Rundschau": „Uber „Stefan George und
seinen Komis" plaudert Dr. Conrad Wandrey."
Zwischen Stefan George und seinem ,Koin-
mis" wird ungefähr dasselbe Verhältnis be-
stehen wie zwischen Goethe und Eckermann. —
Freundliche Grüße von R. H.

Essen, vr. H. K.: Der „Socster An-
zeiger" vom 26. Juli 1928 meldet: „Balve,
21. Juli. Auch großes Fischstevben im Hönne-
tal. Auch hier kann nian jetzt die Beobach-
tung machen, daß plötzlich ein großes Fisch-
stcrbcn eingesetzt hat. Nanientlich auf oer
Hönnestrecke von hier bis zur Balvcr Höhle
findet nian nicht selten wohl 50 tot« Forellen
liegen, darunter Tiere bis zu 50 Pfund Ge-
wicht." Diese „Fünfzigpfünder" von Forellen
werden wohl Haifische jüngerer Semester sein,
die sich nach dorthin verirrt haben.

Finsterwaldc. Di. C. H.: Im Nieder-
lausitzer Anzeiger" vom 32. April 1928 lesen.
wir: „Eine Einladung Bad Kassingens an die
Ozeanflieger. ** Kifsingen, 21. April. Sofort
nach der amtlichen Landungsmeldung sandte
der Kurverein Pissingen den Ozeanfliegern
folgendes Telegramm:" usw. Welcher Name
nun eigentlich unter diesen dreien nach der
Meinung des betreffenden Finsterwaldcr
Setzers wohl der richtige fein mag, — das soll
der Deibel wissen.

Lauban. A. G.: In den „Neuesten Nach-
richten" (Lauban) von, 27. Juli 1928 lesen
wir: „Der Frrnsprechanschlnß des hiesigen

Amtsgerichts (Nr. 196) ist durch folgende lln-
tcranschlüsse erweitert: Ziinmer 1 (Kasse),

Zimmer 2 (Grundbuch), Zimmer 6 (Berival-
tungsabteilung), Zimmer 8 (Zivilprozeß, .
Zwangsvollstreckungsabteilung), Zimmer 9

(Strafsachen, HandelSrcgislersachcn), Zim-
mer 12 (AusjichtSrichtcr)." Der sogenannte
„Ausfichtsrichler" in Lauban ist wahrschein-
lich ein Richter, bei dem man di« meisten
Aussichten hat, seinen Prozeß zu gewinnen.

LandSbcrg (Warthe). F. A.: In Nr. 175
der „4lcumärkischcn Zeitung" lesen wir unter
„Appetitliches vom Wochcnmarkt": „Wenn

man so etwas sicht, kann man das Grauen
bekommen. Eigentlich ist cs ja ,ungalant',
so etwas zu kritisieren. Denn die, die da so
schmeckerisch in der Butter ,herumkleistern',
sind doch Vertreterinnen des zarten Geschlechts.
Und unser guter Goethe sagt: .Ehret die
Frauen, sic flechten und weben himmlische
Rosen ins irdische Leben!'"

Goethe verriet, als cr's las, das Bestreben,
Dem Verfasser der Zeilen eine zu „kleben";
Doch schrieb er dann schließlich an die „Neu-
mörkische Zeitung": „Oho! Ei ei!"

Marburg (Lahn). E. M.: In der Mar-
burger „Oberhessischen Zeitung" vom 15. Mai
1928 befindet sich folgende ,/Wahleinpsehlung":
,/Wähler und Wählcrimien von Marburg und
Umgebung! Warum Ivollt Ihr die fremden
Leute wählen? Wählt mich! vr. Rhode, Reichs-
partei des Deutschen Mittelstandes (Wirt-
schaftspartei) Liste 9." Diesen klugen und ge-
wichtigen Argumenten wird sich kein vernünf-
tiger Marburger entzogen haben.

Neustrelitz. O. R.: Die „Deutsche Tages-
zeitung" vom 23. Juli 1928 bringt eine Er-
zählung „Im Dienste des Herrschers"; sic
beginnt mit den Worten: „Prüfend blickten
die blauen Augen des hageren Mannes im
Lederkoffer auf den vor ihm knieendcn
Jüngling herab." Zu verrückt! We kommt
denn der hagere Mann mit den blauen
Augen gleich zu Beginn der Erzählung — in
den Lederkoffer hinein?

Neuwied. K. K.: In der „Neuwieder Zei-
tung" vom 6. Juli 1928 lesen wir: „Ein
Kraftfahrer von Düren war bei der Durch-
fahrt durch Engers zur Anzeige gebracht wor-
den, weil sein hinteres Kennzeichen so be-
schmutzt lixii, daß es trotz Beleuchtung bei
Dunkelheit nicht erkennbar war. Der Führer
legte gegen einen gerichtlichen Strafbefehl in
Höhe von 10 M. Einspruch ein; heute wurde
die Strafe auf 20 M. erhöht."

Wer sein „hinteres Kennzeichen" wenig putzt,
' Daß es scheußlich aussieht und arg beschmutzt,
Der darf sich, fährt er mal von Düren
Nach Engers, wirklich — „gratulieren",

Denn hier heißt's einfach: Strafe „klotzen!"
Oder das „Hintere Kennzeichen" potzen.

Obernitz b. Saalfcld. v. M.: In der „Deut-
schen Allgemeinen Zeitung" vom 18. Juli 1928
befindet sich eine Geschichte „Das Faktotum"
(von Frank Marann); darin heißt es: „In
der leicht hinplätschernden und unverpjlichten-
den Form, in der man sich nach einem guten
Essen, in wohlige Wolken der Verdauung und
des Rauches gehüllt, unterhält." Nachbarin,.
— ganz schnell euer Fläschchen!

Spandau. Dr. M.: Wir glossieren, wie Sie
wissen, mit eiserner Grundsätzlichkeit nicnrals
Traueranzeigen, selbst wenn sic, wie in
Rr. 178 des „Zehlendorfer Anzeigers", mit

1. H°upl,'chri,'!,-i!cr: Paul Säende- SLriiliei
-,1-n: Max Arinlmanu. Künstlerischer Beira!
4 Co. ©. m. d. H.. Berlin SW«. WIlbelmstr. 9: Soiliditd.

io Berlin Nr. 25157: T-legr.-Adr.::

folgenden Worten beginnen: „Es hat dem
Herr» gefallen, heute Montag, früh 5,40 Uhr,
unsere inniggeliebte, treusorgende Mutter,
Schwester, Schwägerin, Großtante und
Cousine, die Witwe Frau Martha S . . ., im
Alter von 65 Jahren in sein himmlisches
Reich heimzurufen.

Das Los ist mir gesallen aufs Lieblichste,

Mir ist ein schönes Erbteil geworden.

Dies zeigen an die im Herrn getrösteten
Töchter ((folgen die Namen)."

Stavcddcr b. Hasskrug (Lübecker Bucht). N.:
Im „Lübecker Generalanzeiger" vom 20. Juli
1928 lesen wir: „Ertrunken. 85. Trittau,
18. Juli. Der Großensee forderte bereits das
dritte Opfer in diesem Jahre. Gestern abend
badete dort der Steinsetzer Rönnau, beschäftigt
beim hiesigen Straßenbau, wohnhaft in
Wilster, mit feinem Bruder. Der Bruder ging
ans Ufer um sich anzukleiden. Der Ertrun-
kene wollte »och im Wasser bleiben, kam jedoch
nicht wieder zum Vorschein, sondern war in-
folge eines Herzschlages untergegangen." Dieser
Berichterstatter sollte nur für die Darstellung
heiterer Vorgänge verlvendet werden; das
Tragische liegt ihm nicht besonders.

Triberg (Schwarzwald). v. B.: In dem
Text zu der Wetterkarte der „Berliner Mor-
genpost" vom 26. Juli 1928 lesen wir: „Der
durch diesen Wärmevorstoß in Südsrankreich
bewirkte kräftige Durchfall dürfte sich
auch auf unser Wetter auswirkcu und während
der nächsten Tage den Hcrantransport wärme-
rer Luftmassen verursachen." Diesen verflix-
ten Durchfall könnten die Franzosen besser
für sich behalten, vielleicht würde er dort die
bevorstehende Unterzeichnung des famosen
„Kellogg-Paktes" «in wenig erleichtern.

Warnitz (Post Stargard). O. B.: In Nr. 153
der .Margardcr Zeitung" lesen wir: „Ein
schwerer Antounfall ereignete sich auf der
Straßenkreuzung von Melun—Fontainebleau
(Frankreich). Bütten bei dem Kreuzungspunkt
stießen zwei Kraftwagen zusammen und wirr-
den in bewußtlosem und schwer verletztem Zu-
stand in ein Krankenhaus gebracht." Hoffent-
lich wurden die dabei zu Schaden gekommenen
Personen ebenfalls repariert.

Weimar. V. W.: Der Wetterbericht der
„Leipziger Neuesten Nachrichten" vom 31. Juli
1928 beginnt mit folgender aktuellen An-
spielung auf die Rückreise Nobiles durch
Deutschland: ,Herr Nobile, der gestern still
und friedlich durch die sächsischen Auen süd-
wärts rollte, hinterließ uns nichts als auf-
geblasene Wolken und tiefgekühlte Winde."
An die „tiefgekühlten Winde", die General
Nobile bei der Durchquerung Sachsens hinter-
ließ, könnte man schon glauben.

Ilmorilicd: Dr. phll. Wolsgong Hosman
SIr.jcigcr.ttil: Paul Burghord!. 6ät
!,ch. Berlin. - Druck: D. Süfenflein. Berlir
 
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