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Berlin, den 2. September 1922

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Wochensang
Warnung vor Paris

Nach Paris, nach Paris, geh nicht nach Paris,
Mein Sohn, ich rat' dir nicht schlimm.
Denn, was man dir auch versprach

und verhieß,

Es ist doch alles Klimbim!

Siehst den Briand so sanft und den

Pängkara grob,

Als war' er so ganz nicht bei Trost;

Und der olleDoumergue, der sogt dir einLob,
Und der Cushendun lächelt dir: „Prost!"

Und Compiögne liegt nah, wo Matthias
den Herrn

Viel' Schiffe verhieß ohne Kauf;

Und das schöneVcrsaiNes liegt auch nichtfcrn,
Und Canaille reimt sich darauf.

Und man lügt und betrügt und behandelt
dich mies,

Und die Seinesucht scheint dir ein Graus.
Nun singst du nur immer: verfluchtes Paris!
O war' ich erst wieder zuhaus!

Sludderudalsch.

Sedan

Heute lausch ich nicht vergebens
In der Jugend fernes Weich —

Horch I Es klingt .Freut euch des Lebens'
Änd — der alte Zapfenstreich.

Keiner will dem andern wehren,

Der zur hohen Feier naht:

Alle, alle wollen ehren
Ihres großen Volkes Tat.

Jeder denkt der Starken, Treuen,

Die fürwahr getan genug:

Jeder will des'Tags sich freuen,

Wo das Recht das Anrecht schlug.

Denn durch tausendjährige Nächte
Leuchtete der stolze Tag,

Wo der Schänder fremder Wechte,
Frankreichs Volk, am Boden lag.

Wo zum Kranz sich Eichenreiser
Woben durch das deutsche Land,

Wo der mächtige Deutsche Kaiser
Im Kysihäuser auferstand.

.Laßt von Giebeln und von Türmen
Schwarzweihrot die Fahnen Wehn:

Laßt das Erz der Glocken stürmen,
Schickt zum Himmel Dank und Flehnl

Brüder, laßt die Kerzen flammen,
Wogen laßt des Lichtes Flut,

Da geschmiedet uns zusammen
Alle einer Liebe Gluti

Laßt den Tag mit Feuer taufen,
Das da lodert himmelwärts!'
Flammend stand der Scheiterhaufen.
Änd in Flammen stand das Herz.

And es ging von Seel' zu Seelen
Angesprochen hin das Wort;

Keiner, keiner wollte fehlen,

Durch das Volk hin klang es fort. -

Hohe Zeit! Du bist versunken,

Wo noch Größe uns geführt,

Wo wir noch begeisterungstrunken
Alles Ewigen Hauch verspürt,

Wo der Feuergeist des Großen
Alle Kleinen mit entflammt! —

Ach, wir sind hinabgestohen
And zu Niedrigkeit verdammt.

Arme Zeit! Die hohen Berge
Liegen fern, wo Nebel grau'n.

Arme Zeit, wo winzige Zwerge
Mühevoll Begeisterung brau'n!

Keine Tat und keine Saaten!

Arme, kranke, kleine Zeit! —

Wann erschlägst du, Tat der Taten,
Diese Tatenlosigkeit?!
 
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