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Berlin, den 7. Oktober 1928

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Wochensang


Kein Gehei mvcrtrag sei mehr


Und es tuschelt wunderbar

Hinter den Kulissen.

Sich so im Geheimen,

Dies Versprechen groß und schwer A

ffgk&Y

Läßt sich dies auch ganz und gar

Gibt's, so viel wir wissen.

Nicht auf jenes reimen.

Ach und doch, — wer kann dafür — I


Sehe jeder, wie er's treibt,

Kann man es nicht lassen.


Schändlich oder gütlich,

Hinter der verschlossenen Tür .


Aber wenn man Briefe schreibt,

So was zu verfassen.


Wird es ungemütlich.

PaMstendusel

Wir sehen alles gelassen an,

Wir machen in „Völkerversöhnung"

And tragen, was man nicht tragen kann:
Von andern freche Verhöhnung.

Wir glauben nicht, daß uns ein Mensch was tu':
And ob die andern auch rüsten,

Wir wollen ganz einfach „unsere Ruh'!"

Hoch leben die Pazifisten!

Wir wollen Frieden, und damit gut!

And wenn ihn die andern nicht wollen,

So haben wir den erhabenen Mut,

Zu wollen, was wir sollen.

And fordert einmal Stück um Stück
Der deutschen Erde die Bande,

Verschleudern wir — o seliges Glück! —
Lustig die deutschen Lande.

Sanft find wir, sanft bis dort hinaus,

And rühmen uns des. wir Schächer.

Sanft sind wir. Auch im eigenen Haus
Streicheln wir den Verbrecher.

In Mecklenburg bietet man Gnade an
Dem freundlichen Desperado,

So wird das Land für den mordenden Mann
Ein lockendes Dorado. —

Wieviele Menschen auch in den Tod
Ein Schurke munter beförder,

Heil! Keine Todesstrafe droht
Dem lieben raubenden Mörder.

Wie stimmt der holde Dusel froh!

Das Mörderchen darf nicht bangen.

Auch soll man weder so noch so
So was wie „Kopf" verlangen.

Dergleichen scheut man zu dieser Frist
Bei republikanischen Zöpfen.

Wer selbst schon lange kopflos ist,

Der mag nichts hören von — Köpfen!

Auf, aus! An sanfter Rührung reich,

Tapfer zu Kreuze gekrochen!

Das nennt man Würde, wenn flaumenweich
Seele und Muskel und Knochen!

Was deutschen Herzen heilig hieß.
Verhöhnen die Aeunmalweisen:

Den Gott, der Eisen wachsen ließ,
Warf man zum alten Eisen!
 
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