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in nur feinem Hauses Herrschaftliche Diener
pflegen ja in ihrer Verwandlungsfähigkeit ge-
wandter als im — Stil zu feilt.

Jena. H.: In Nr. 42 der „Jenaischen
Zeitung" lesen wir: „Jung. Ehepaar ohne
Kinder sucht znm 15. 3. ein möbl. Zimmer
m. Kochgelegenheit. Eine Bettstelle genügt.
Wäsche u. Belten selbst. Ang. u. B 9976 a.
d. I. Z." Es gibt gewisse Zusätze bei Inse-
raten, die als durchaus überflüssig bezeichnet
werden dürfen.

Kassel. R. V.: In Nr. 22 der „Kasseler
Post" lesen wir unter „Persönliches — Ju-
biläen": 60. Geburtstag. Bei der Nach-

richt, daß der bekannte Schildermaler Bodart
sein 60. Wiegenfest beging, unterlief insofern
ein Fehler. als aus Emil B. Erich Bodart
wurde. d.ßr,5fOams—WEUtJNin rdenrden

rden rden rdnedrm" Na, das kann alles ein-
mal Vorkommen; und hier wird der Irrtum
durch den Nachsatz verständlich.

Koblenz. Dr. G.: In einer November-

nummer 1929 (nähere Angaben fehlen) der
Kölnischen Zeitung" lesen wir: „Aufgebot.
Die Ehe wollen miteinander eingehen: i. der
Horizontalbohrer Paul Rasch, wohnhaft zu
Düsseldorf, 2. und die Pflegerin Maria Schu-
macher, wohnhaft zu Düsseldorf. Etwaige auf
Ehehindernisse sich stützende Einsprachen sind
binnen zlvci Wochen bei dem. Unterzeichneten
jit erheben. Düsseldorf Nord, den 8. Novem-
ber 1929. Der Standesbeamte." Wir haben,
offen gesagt, nicht die blässeste Ahnung davon,
tvas ein „Horizontalbohrer" ist, glauben aber
trotzdem nicht, daß jemand gegen ihn, wenn
er mit so löblicher Absicht umgeht, Einspruch
erheben wird.

Königsbrück. F. W. W.: Auf einem uns
aus Königsbrück ohne jede nähere Angabe ein-
gesandten Zeitungsausschnitt lesen wir den
Bericht über 'das Schlachtfest beim' Männer-
Gesangverein 1852 Königsbrück. Darin heißt
es: „Man könnte nun der Meinung sein, daß
über einSchlachtsest nicht in der,Westlausitzer'
zu berichten wäre; dem ist aber nicht so, dem:
die Tötung und Berspeisung einer wohl-
beleibten Sau mit zwei Köpfen und zwei
Bäuchen war nur Mittel zum Ziveck: Zweck
der Veranstaltung war nämlich, im einfachsten
Rahmen, der Zeit angemessen, Stunden
frohen sangesbrüderlichen Zusammengehörig-
keitsgefühls zu erleben."

Wo man singt, da laß dich ruhig nieder,

Böse Menschen haben keine Lieder.

Doch wird eine Sau mit Doppelbäuchen
Noch verspeist, gilt's als das schönste Zeichen,
Daß in sangesbrüderlichen Stunden
Sich das Herz zum Herzen hat gefunden.

Lahr i. B. W. B.: Nr. 52 der „B. Z. am
Mittag" bringt eine längere Wetterbetrach-
tung; darin heißt es: „Strengere Kälte ist
nachts während der letzten Tage nur wieder
im äußersten Norden Deutschlands vor-
gekommen, wo es München bis auf 10 Grad
unter Null gebracht hat." Na, so ganz nörd-
lich liegt dock München eigentlich nicht, denn
sonst würde man dort an Stelle von Bier mehr
Grog trinken.

Leutersdorf (Oberlausitz). P. K.: In Nr. 39
der „Oberlaujitzer Dorszeitung" lesen wir:
,,-r. Seishennersdorf. (Stubenbrand.) In der
Bulnheimschen Klistieranstalt wurde am Frei-
tagmorgen M2 Uhr ein Feuerschein bemerkt.
Der zum Glück noch geringfügige Stuben-
brand wurde sofort gelöscht." Das ist bei der
Menge der dort doch wahrscheinlich vor-
handenen Klistierspritzen ja auch kein Wunder.
Im übrigen möchten wir in einer solchen
Klistieranstalt ungern leben; viel sympathischer
wäre uns schon eine — Plissieranstalt.

Ludwigslust. M.: Im „Ludwigsluster Tage-
blatt" vom 3. Februar 1930 befindet sich fol-
gende Anzeige: „Der Landwirtschaftliche Ver-
ein Ludwigslust hält am Donnerstag, dem
6. Februar, nachm. 2 Uhr, im Hotel „Fürst
Blücher" eine Schweine-Tagung ab, zu der
alle Mitglieder und Freunde des Vereins herz-
lichst eingeladen sind."

Der Mensch, er kann nicht alles wissen;

Er wird sich oft bescheiden müssen;

Auch wir, wir fragen, voll Entsagung:

„Was ist denn eine —„Schweine-Tagung"?"

Meuselwitz. F. E.: Im „Meuselwitzer
Tageblatt" vom 19. Februar 1930 lesen wir:
„Mumsdorf. Vom Gemeinderat. In seiner
letzten Sitzung faßte der Gemeinderat den
Beschluß, den: Verein zur Beschaffung der
Tuberkulose sich anzuschließen."

Bor dem Gemeinderat — Gott schütz'!

Dies Mumsdorf liegt bei Meusel—Witz.

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München. K. N.: In Nr. 48 der „Mül»
chener Neuesten Nachrichten" befindet sich fol-
gendes Heiratsgesuch: „Hotel- und Guts-
besitzerstochte r, -einz. Kind, 25 Jahre alt, auf-
fallend hübsche Erscheinung, Wert des Ob-
jektes M. 235 000, sucht sich zu verheiraten.
Zuschrift, mit voll. Adr. erb. unt. Meine
Neigungsehe' 105 156 an die „Münchn. Neuest.
Nachr." Na, na, sollte dieses Fräulein, selbst
wenn es eine ausfallend hübsche Erscheinung
ist, so — falbelhast hoch einzufchätzen sein?

' Northeim i. Hann. H. P.: In der „Göttin-
gen-Grubenhagenschen Zeitung" vom 8. Fe-
bruar 1930 lesen wir: „Goslar. Senator Otto
Alberti hat seine Farbenfabrik an die Firma
H. Reiß und Söhne verkauft, die dort eine
Gurkenfabrik einrichtet." Nanu! Diese Fabrik
ist doch ein Produkt der „Sauren-Gurken-
zeit", und wir haben eben erst den Fasching
hinter uns!

Osnabrück. H. L.: In der „Wirtschafts-
Zeitung" des „Tag" (Nummer und Datum
nicht erkennbar) lesen wir: „Polnische Mel-
dungen über die Unterzeichnung eines
Schweine-Abkommens Deutschlands mit Polen
wird von zuständiger Seite als in. vollem Um-
fange erfunden bezeichnet." Wir finden diese
Bezeichnung für unsere sogenannten „Ab-
kommen mit Polen" gar nicht so unzutreffend.

Pasewalk. I. R.: In Nr. 45 der „Pase-
walker Zeitung" beginnt unter „Stralsund"
der Bericht über eine Gerichtsverhandlung mit
folgenden Worten: „Das Schöffengericht ver-
urteilte das Ehepaar zu einem Tage Gefängnis
bei dreijähriger Bewährungsfrist wegen Zu-
widerhandlung gegen Z 173." Natürlich soll
cs hier heißen „zu drei Jahren Gefängnis bei
einem Tage Bewährungsfrist".

. Pieskow (Mark). G. H.: In der „B. Z.
am Mittag" vom 20. Januar 1930 lesen wir:

„Hohe Belohnung! erhält Wiederbringer oder
Nachrichtgeber von großem weißen Hund
(Dogge) mit schwarzen Flecken, blauen Augen,
zutraulich zu Frauen, „Bodo" hörend. Pfalz-
burg 3139." Du lieber Himmel, was kann
so ein — armer Hund schon für eine Be-
lohnung geben, selbst, wenn er zutraulich zu
Frauen ist!

Potsdam. H.: Neben den bisherigen Bio-
graphien von Bauer und Olden über den ver-
storbenen Neichsaußenminister I)r. Stresemann
gelangte soeben im Verlage von Rermar Hob-
bing in Berlin ein Buch ganz neuer Art zur
Ausgabe, vr. Stern-Rubarth, der Chef-
redakteur und Direktor des Wolfsschen Tele-
graphenbüvos, der im regelmäßigen geistigen
Gedankenaustausch mit Dr. Stwsemann stand,
gibt eine Darstellung unter dem Titel Strese-
m a n n der E u r o p ä e r. Sie ist eine Er-
gänzung zu den obengenannten Biographien
und wivd von den Freunden des verstorbenen
Parteiführers sicherlich mit Freuden ausge-
nommen toerden. Das Buch kostet in Ganz-
leineivband 5 M.

Nabenstcinseld. Sch.: In der „Deutschen
Landwirtschaftlichen Geslügelzeitung" vom
16. Februar 1930 beginnt ein Inserat mit
folgenden Worten: „Evangel., gebild. erfahr.
Brüter u. Züchter, gesund, nicht unt. 29 I.,
evtl. Kriegsinvalide, kann sich mit etlvas
Kapital am Weiterbau von Geflügels, be-
teiligen." Religiöse Fragen sollten eigentlich
bei der Qualifikation von Brütern keine
Rolle spielen.

Sterkrade. N.: In Nr. 7 der „Politischen
Nachrichten der Deutschen Volkspartei" (Duis-
burg) wird über ein Konzert des „Hinden-
burgbundes" berichtet; unter anderm lesen
wir: „Grete Heise sang nun, am Flügel fein-
sinnig begleitet von Hedwig Harms, ,Die
Forelle' von Schubert und die Arie der Ann-
chen aus dem zweiten Akt der Oper ,Der
Freischütz'. Stärkster Beifall klang auf, als
sie schwieg." Das ist ja unerhört! Wenn wir
Gretchen Heise wären, würden wir uns das
nicht gefallen lasten und uns gehörig auf die
Hinterbeine setzen.

Schneidemühl. P. M.: Nr. 289 des „Ge-
selligen" (Schneidemühl) veröffentlicht die Fort-
setzung des Romans „Um die Millionen des
Gustave Vermehren"; darin heißt es: „Christa,
rasch zwischen den Säulen hervortretend —
verlor den lachenden Anruf, da Admussen eben
der Mutter sehr ungestüm einen langen Kuß
in die Innenfläche der rechten Hand preßte,
wobei Frau Lola unwillkürlich die Augen
schloß, während er raunte: ,An diese Hände
habe ich die ganze Nacht denken müssen.'
Schmerz flammte in Christa, wie sie ihn beim
Tode des Vaters nicht empfand, hoffentlich
haben Sie sich auch meiner dabei ein wenig
erinnert', rief sie ihm, mit nur ihm verständ-
licher Schärfe zu." — „Selbstverständlich habe
ich auch an — Ihre Hände die ganze Nacht
gedacht", hätte Admussen, wenn er ein fixer
Junge wäre, sofort sagen müssen und dazu
das schöne Lied singen: „Ich küsse Ihre Hand,
Madame . . ."

i-

Alle für uns bestimmten Einsendungen sind kurzweg
an die Schriftleituna (Berlin SW 48, Wilhelmstr.9),
nicht an einzelne RedaktionSmitglieder persönlich zu
adressieren. Bei der großen Menge der unSzuaeben-
den Beiträge können wir diese nur zurücksLicken.
wenn ein mit den nötigen Briefmarken und mit
Aufschrift versehener Briefumschlag beigefügt ist.

Für Briefkasienbeiträge wird nichts vergütet.

Abschluß dieser Nummer: 6. Marz 1930.

vie Schriftleitung des Madderadatsch

Herausgeber: Rudolf Hoimann. Hauptickrirrleirer und für die -rbristleitung verantwortlich: Paul Warncke. Schriftleiter: l)r. phü. Wolfgang Hosinaun.

Verantwortlich für den Briefkasten: Mar Brinkmann. Künstlerischer Beirat: Artbur Jobnson. Verantwortlich für denAnzeigenteil: Paul Burg bardr. Sämtlich in
Berlin. Verlag von A. Hoimann & Co. G. m. b. H.. Berlin SW 48. Wilbelmstr. 9: Postscheck-Konro Berlin Nr. 26 527: Telegr.-Avr.: Kladderadat.ch. Berlin. - Druck: W. Buxrnst-iii. Berlin SW 48
 
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