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Miefkastell

Folgende uns zugegangene Manuskripte werden unter Hinweis auf die am Ende des Briefkastens befindliche Mitteilung mit bestem Dank abgelehnt:
Berlin: K.-H. B. — Braunschweig: H. R. — Castrop: C. S. — Charlottenburg: H. H. — Dresden: A. R.
Hamburg: Z. — Kassel: R. I. — Lichtcrselde: F. S. — Mühlhausen i. Th.: L. — Münster: H. N.

Berlin. E. S.: In einer uns ohne jede
nähere Angabe eingesandten illustrierten Zei-
tungsbeilage „Bilder der Woche" befindet sich
ein Bild, das eine Anzahl von Männern dar-
stellt: darunter lesen wir: „Handwerk hat gol-
denen Boden! Kürzlich feierte der Fleischer-
meister Philipp Hecht in Erfurt sein 50jäh-
riges Meisterjubiläum, während zugleich seine
drei Söhne diesen Tag zum 25. Male festlich
begehen konnten." Das ist einfach — die ver-
ehrliche Redaktion dieses geschätzten Blattes
möge uns diesen Ausdruck freundlichst ver-
zeihen — Schwindel, denn es hat seit der Er-
schaffung der Welt nie einen Menschen auf der
Erde gegeben, der 1250 Jahre lang Fleischer
gewesen wäre.

Berlin-Neukölln. W. D.: Unser Bicrmörder
antwortet dem Neuköllner Kommilitonen, der
ein schönes Gedicht ans die von vr. Molden-
hauer projektierte „Ledigensteuer" freundlichst
eingesandt hat, folgendes: „Leider ist das
Gedicht in vollem Umfange für uns nicht ver-
wendbar; sehr wirkungsvoll jedoch sind die
Verse:

„Wenn's dein Gehalt gestattet hätt',

Wärst du ja längst verheiratet."

Diese prachtvollen Zeilen erinnern mich stark
an ein von mir bei der Ursidelitas oft ge-
lungenes „Ränberlied", in dem die Stelle vor-
kommt:

„Kommt 'ne Verheirate — te
Oder Faustens „Grete"

Oder auch 'ne andre Weibsgestalt..."

Ich komme dem hochbegabten Kommilitonen
einen aufrichtigen Hochachtungsschluck."

Beuthen a. d. Oder. I.: In Nr. 168 der
„Neuen Preußischen Kreuz-Zeitung" befindet
sich ein Aussatz über „Die innere Politik der
Woche"; darin lesen wir: „Ob diese Aufgabe
allerdings dem Kabinett Brüning noch Zu-
fällen wird, steht in den Steuern geschrieben."
Ei verflucht! „Nacht muß es sein, wo
Dietrichs Steuern strahlen!"

Freiburg, Bez. Hamburg. F. B.: In der
„Neuhaus-Ostener Zeitung" vom 18. Juni
1930 lesen wir unter „Cuxhaven": „Auf der
Elbe wurden von Küstenfischern 23 000 Pfund
gekochte und 17 000 Pfund rohe Krabben ge-
fangen und freihändig verkauft." Sachen, die
so „lügenhaft to vertellen" sind, sollte die
wegen ihrer ausgezeichneten Berichterstattung
mit Recht. weltbekannte „Neuhaus-Ostener
Zeitung" eigentlich nicht ihren Lesern vorsetzen.

Friesack (Kärnten). v. B.: In der „Ber-
liner Morgenpost" vom 15. Juni 1930 befindet
sich der Bericht über eine Gerichtsverhandlung
in Berlin-Schöneberg; darin heißt es: „Erst
nach Tränenausbrüchen und Weinkrämpsen ge-
lang es dem Vorsitzenden, einen Vergleich her-
beizusühren." Einen so „weinerlichen" und
tränenseligen Vorsitzenden stellen wir uns gar
nicht schön vor; besser ist's immer, wenn der
Vorsitzende nicht weint, sondern die anderen
weinen läßt.

Greifenhagen. G.: Im „Volks-Boten" vom
27. Mai 1930 befindet sich eine der „Gollnower
Zeitung" vom 21. Mai 1930 entnommene Be-
kanntmachung, die -mit folgenden Worten be-
ginnt: „In der „Gollnower Zeitung" vom
2 t. Mai 1930 veröffentlicht der Magistrat eine

Bekanntmachung des Vorsitzenden des Kreis-
ausschusses, von Goßler, die folgenden Wort-
laut hat: Bei der diesjährigen Frühjahrs-
körung der Privatdeckbullen im Kreise Nau-
gard sind nachstehend aufgeführte Bullen durch
die Körkommission angekört: Zillmer, Gotth.,
Landwirt, Gollnow; Tews, Joh., Landwirt,
Brandriege; Blaffcrt, O., Landwirt, Eichberg;
Knaak, Joh., Landwirt, Grünhorst; Straß-
burg, Rob., Landwirt, Gollnow-Langenhals.
Vorgenannte Bullen sind hiermit zum
Decken fremder Kühe und Färsen zugelasjcn."
O Goßler! Wenn Ihnen die „Bullen" man
nicht ans Magere kommen!

Kiel. M. Sch.: In dem Buche „Zwischen
zwei Männern" (von Herbert Eulenberg) be-
findet sich auf Seite 113 folgender Satz: „Und
leider hatte dann das einmal in ihr ent-
zündete Feuer ihr nicht Ruhe gelassen, a'lso,
daß sie ein um den anderen Monat immer
wieder zu ihrem sie stillenden Freund hin-
gezogen wurde. —" Ein sehr ungewöhnliches,
aber doch hin und wieder in Romanen vor-
kommendes Verhältnis. — Auf einem uns
ohne jede nähere Angabe eingesandten Zei-
tungsabschnitt lesen wir die Wiedergabe eines
Vortrages über Südwestafrika; er beginnt mit
den Worten: „Gleich bei der Ankunft in Süd-
west fallen einem große Felsbrocken ins
Auge. —" Das wäre noch nicht gar so
schlimm; viel böser erscheint die Tatsache, daß
einem bei der Ankunft in Südwest gleich
Löwen ins Gesicht springen.

Königsberg i. Pr. Sch.: In Nr. 274 der
„Königsberger Allgemeinen Zeitung" lesen
wir: „Bei uns ist ein kleiner Hochspringer
glücklich angekommen. Hellmuth Rosenthal und
Frau Erika, geb. Nordalm. Magisterstraße 11,
z. Zt. Privatklinik Mitteltragheim 47.
13. 6. 30."

Heil, dreimal Heil! Gegrüßt sei uns der Junge,
Der, wenn er erst das „Licht der Welt" erblickt,
Hineinsetzt gleich mit einem Meistersprunge
Und Vater Rosenthal dadurch entzückt.

Marienwerder (Westpr.). S.: In Nr. 142
der „Weichsel-Zeitung" (Marienwerder) lesen
wir: „Frauen zum Rübenkacken braucht Ma-
reese 31." Das ist natürlich ein dummer Witz,
der in Mareese 31 unter dem zu stark beleben-
den Einfluß eines jämmerlichen Grogs ge-
macht wurde.

Recklinghausen. Dr. F. B.: In der „Reck-
linghäuser Zeitung" vom 17. Juni 1930 be-
findet sich der Bericht über die Reichstags.
Verhandlungen; darin heißt es: „Abg. Schrei-
ber (Zentr.) bedauert, daß die Auseinander-
setzungen mit der thüringischen Regierung zu
einem Gorilla-Krieg geführt haben, der dem
Ansehen der Republik abträglich sei." WaS
heißt Gorillakrieg? Will der Abgeordnete
damit etwa sagen, daß es sich um eine Art
Affenschande handelt? Was er schreibt, das
weiß kein Schreiber!

Reichenbach (Vogtland). C. F. D.: In

Nr. 140 des „Reichenbacher Tageblatts und
Anzeigers" wird unter „Reichenbach" über das
Schützenfest der Bürgerschützengesellschaft be-
richtet; unter anderm lesen wir: „Von mit-
tags 12 Uhr ab erschießen die Schützen qn den
Scheiben den neuen König, dessen Krönung

am Abend erfolgen soll." „Hier handelt es sich
wahrscheinlich nur um einen humorvollen
Bierwitz und um kein Staatsverbrechen an
Sr. Majestät dem König", meinte unser Mit-
arbeiter Biermörder. „Wahrscheinlich besteht
der Ulk darin, daß der König mit einigen ihm
dargebrachten großen Kognaks ,erschossen' wird,
um dann, nach ausgeschlasenem Rausch, ge-
krönt zu werden."

Rudolstadt. F. R.: In der „Landeszeitung
Rudolstadt" vom 18. Juni 1930 schließt ein
Inserat mit folgenden Worten: „Gustav Reis-
land, Inh. Wilh. Enders, Wohnungstausch-
büro, Möbelspedition. Ich suche laufend freie
Wohnungen für solvente Mieter in allen
Größen." Da wird Enders manchmal ver-
flucht lange laufen können, wenn er sich auch
für „solvente Mieter in allen Größen" be-
müht.

Schalksmühle (Wests.). L. Sch.: In Nr. 135
des Hagener „Westfälischen Tageblatts" besin-
det sich folgendes Angebot: „Reitpferd ,Tünen-
bank' v. Dünaburg a. d. Stbst. Alaska, ca.
1,70 hoch, br. St. 11 jr. mit erstkl. Gebäude
u. eisernen Beinen, s. g. geritt., auch von Dame
mit enormen Spring- u. Galoppiervermögen
zu verkaufen. P. Funcke, Hagen, Höingstr. 18."
Merkwürdig! Warum will denn die Dame
mit dem „enormen Spring- und Galoppier-
vermögen" das Reitpferd mit den „eisernen
Beinen" verkaufen? Erkläret mir, Gras
Oerindur...!"

Staßsurt. F. A.: In der „Deutschen All-
gemeinen Zeitung" vom 24. Juni 1930 lesen
wir unter „Familiennachrichten": „Geburten.
Ein Sohn: Herrn vr. Robert Karo und Frau
Ruth geb. van der Wyk,. Berlin-Wilmersdorf.
— Herrn Stadtbaurat a. D. I. Schneider und
Frau Anni geb. Cropp, Esien-Bredcney. —
Herrn Willy Dickmann mit Frl. Else Kuhl-
meier, Böthkenwalde. — „Das hätte aber nicht
kommen sollen!" dürfte mancher an dieser
Stelle rufen, bis er endlich dahinter kommt,
daß der Setzertcufel wieder ein ruchloses Werk
verrichtet hat.

Weimar. „Stammtisch Fürstenkeller": In
Nr. 146 der „Weimarischen Zeitung" lesen wir
unter „Jenaer Nachrichten": „Zu erhängen
suchte sich ein hiesiger Einwohner, der sofort
noch lebend der Klinik zngesührt wurde. Ob
der dort eingetretene Tod die Ursache des
Selbstmordversuches sein kann, bedarf noch
näherer Feststellungen." Dieser Berichterstatter
berechtigt zu den allerschönsten Hoffnungen:
denn neben der ihm eigenen Vorsicht in Sachen
der eigenen Meinungsabgabe ziert ihn auch
eine unübertreffliche Gewissenhaftigkeit in der
Darstellung und Erklärung der Vorgänge, ins-
besondere in Beziehung auf Ursache und Wir-
kung.

Alle für un« bestimmten Einsendungen sind kurzweg
die Schrislleituna (Berlin SW 48, Wilhclmstr. 9).
einzelne Redaktionsmitglieder persönlich zu

.... -*»- ,e b)- —- c._ .

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«uffchrift versehener Lriefumschlac

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adressieren.

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iträge können wir diese nur zuruckschicken.

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Briefkaflenbeiträge wird nrcht« vergütet.
Abschluß dieser Nummer: 3. Juli 193a

vie Schrillleitung de, Mad-erodatsch

cder- Rudolf Hofmann (z. Zt. verreist). Hauvtschriftleiter und für dle Schriltleitung verantwortlich: Paul Warncke. Schristletter. l)r. pk". Wolsgang Hosmann.
.ntwortlich für den Briefkasten: Max Brinkmann. Künstlerischer Beirat: Arlbnr Johnson. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Paul Burgbardt. Sämtlich 'n

Verlag von A. Hofmann & (io. ®. m. b. H.. Berlin SW 48, Wtlbelmstr. 9: Postscheck.Konro Berlin Nr. 36 337: Tclegr.-Adr.: Kladderadatich. Berlin. - Druck: v). Biixenftern. Berlin SW 48.
 
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