Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

lallich RM. 2.1

Dieses Staff erscheint fäglich mif Ausnahme der Wochentage
vrei« »ierlkljährlich 7 Reichsmark, direkt vom Verlag 7,50 Reichsmark. Bei Bezug durch die Postanstallen man
Bestellungen nebmen auch alle Buchbandlungen und ZeitungSexpeditionen entgegen
Verlag des Kladderadatsch, A. Hofmann S Co. <3. m. b. Sp„ Berlin SW 48, Wilhelmstr. 9
Alle Rechte für sämtliche Artikel und Illustrationen Vorbehalten. Rachdrulke au» dem Kladderadatsch sind nur mit auSdrü-Nich-r Genehmigung
der Verlagshandlung gestatte,.

Einst schien uns riesenhaft der Mücke,
Der unserer Feinde Schrecken war.

Wie manches seiner Heldenstücke
Erschien uns stolz und wunderbar!

Dann kam er heim. Und Wiannestugend
Und deutschen Stolz und deutsche Kraft
Pflanzt' in die Brust er unserer Jugend,
Daß s i e auch werde heldenhaft.

Wochensang

Es scheint uns keineswegs ergötzlich,
O nein, es scheint uns bittcrhart,
Wie aus dem Elefanten plötzlich
Ein ganz, ganz kleiner Mücke ward!

Wer kann des Helden Wirken messen,
Dem deutsch das Wort vom Munde floß,
Der mit dem Liede vom „Vergessen"
Begeistert jeden Vortrag schloß!

Und nun? Nun kommt er, seligtrunken,
Mit blöder Pazifistenschar. —
Verschwunden, ach, ist und versunken,
„Vergessen" ganz, was Mücke war! —

Kladderadatsch.

Wir schleppen die Kette —

And wieder ein Jahr! Das zwölfte schon,

Seit uns der Blitz getroffen

And seit wir stöhnen in harter Fron,

Müde vom Harren und Hoffen.

Die Wunde, die tiese, sie blutet noch
And läßt uns nimmer genesen —

Wir schleppen die Kette, wir tragen das Joch,
Als war es nie anders gewesen.

Kaum darf die Jugend von jener Zeit
Noch etwas hören und ahnen,

Da stolz sich wiegten weit und breit
Die schwarzweihroten Fahnen.

Was einst uns begeistert, besudelt der Hohn
Dem werdenden Geschlechts —

Wir schleppen die Kette, wir tragen die Fron
Wie schmachgeborene Knechte.

Wo ist die Zeit, da weit umher
Der deutsche Name geleuchtet,

Am fernen Eiland das brandende Meer
Deutsche Erde gefeuchtet?

Wir schweigen sie tot. Kaum hören wir noch
Won stolzen, herrlichen Tagen —

Wir schleppen die Kette, wir tragen das Joch,
Als hätten wir's immer getragen.

Kein ruhiger Friede! Mein, Haus und Herd
Von ewigen Wettern umwittert.

Geschleift die Wälle, zerbrochen das Schwert.
Vor dem die Erde gezittert:

So schweigen wir seufzend und lassen es doch
Stumpfbrütend gehen und treiben —

Wir schleppen die Kette, wir tragen das Joch,
Als mühte es immer so bleiben.

O Herr der Welt, lah uns nicht ruhn
And nicht im Schlamm versinken!

Lah uns in stumpfem Gleichmut nun
And nimmermehr ertrinken!

Nimm uns die Kraft, zu trotzen, nicht.
Bis daß sie uns errette,

Bis einst das Joch in Stücke bricht
And bis zerspringt die Kettel

Rlabbtiabatl*.
 
Annotationen