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Bad Frcienwalde (Ober). P. F.: In bem
uns reichlich spät zugesanbten „Oberbarnimer
Kreisblatt" vom 29. August 1928 lesen wir:
„Staatssekretär Dr. von Schubert verließ am
Dienstag abend 8.25 Uhr in Begleitung des
Ministerialdirektors vr. Gaus, des Gesandten
Freytag, des Geheimrats von Moltke und
einer Reihe heiterer Herren des Auswärtigen
Amts Berlin, um sich nach Genf zur Rats-
tagung zu begeben." Da hat sich leider, leider
seit jener Zeit wenig verändert; unsere Fahrten
nach Gens sind so — „heiter" geblieben, wie
sie damals waren.

Bautzen. SB. Sch.: Nr. 255 des „Bautzener
Tageblatts" berichtet einiges von der „Freien
Fleischer-Innung Bautzen"; unter andern,
lesen wir: „Einen warmen Nachruf widmete
der Obermeister dem verstorbenen Kollegen
Curt Peschke, zu dessen stillem Gedenken sich
die. Anwesenden von den Plätzen erhoben.
Wegen des Zusatzes zum Hackfleisch wird ein
diesbezügliches Schreiben verlesen." Der Leser
wird im ersten Augenblick bei der Durcysicht
dieser Zeilen ein. wenig befremdet, weiß aber
nicht recht, worauf diese Gefühlsanwandlung
zurückzuführen ist.

Berlin-Friedenau, vr. L. B.: In Nr. 299
des „Schöneberg-Friedenauer Lokal-Anzeigers"
lesen wir: „Elefant kauft Rheingau 2905."
Ungeheuerlich! Vielleicht handelt es sich indes
nur um ein Rhinozeros oder eine Giraffe.
Man sieht doch aber, daß per Telephon —
Riesengcschäfte „getätigt" werden.

Freital. vr. A.: In der „Dürrenberger
Zeitung" vom 8. Januar 1931 befindet sich
folgende Anzeige: „Dem bekannten Schand-
maul besten Dank für die Karte, womit sie
sich selber zeichnet. Franz Kaboth." „Den
Dank, Franz Kaboth, begehre ich nicht", wird
wohl nun das Schandmaul, frei nach Schiller,
lächelnd sprechen.

Gardelegen. E. B.: In Nr. 8 des „Kreis-
Anzeigers" (Gardelegen) lesen wir:

„Sprüche der Weisheit.

Es gibt wähl manchen Fall, wo zu viel
Offenheit

So lächerlich erscheint, daß niemand sie verzeiht,
Mitunter ist es gut, wie's uns auch widerstrebt,
Daß wir verbergen, was uns tief im Blusen lebt.

Molitzre."

Da diese Verse Molibres augenscheinlich gegen
übergeschwätzige Damen gerichtet sind, kann
die Erwähnung der Blusen, in denen doch das
weibliche Herz sitzt, nicht wundernehmen:
natürlich soll es „in den Blusen" heißen.

Goslar, vr. W.: In der „Goslarschen Zei-
tung" vom 10./11. Januar 1931 kündigt der
„Deutsche und Österreichische Alpenverein"
(Sektion Goslar) einen öffentlichen Vortrag
mit Lichtbildern: „Schiffahrt im Engadin" an.

Mein Guter, das darf Sie nicht verblüffen:

Im Engadin kann man herrlich schiffen;

Natürlich nicht so wie auf Schiffahrtstraßen,

Aber doch meistens einigermaßen.

Hamburg. G. M.: In der Zeitung „Der
Bote aus dem Riesengebirge" vom 11. Januar
1931 lesen wir: „Krummhübel — Neujahr«,
lag (1. 1. 31.) 16.30 (4.30) Uhr nachmittags.

Die zwei jungen Damen mit Rodelschlitten,
die nur (junger Mann) auf meinem Wege
zum Bahnhof (kurz vor diesem) in Krumm-
hübcl entgegenkamen, mich ansahen, rot wur-
den und stehenbleibend zurückschauten, werden
höflichst um Lebenszeichen gebeten. (Ich:
schlank, groß, geschulterte Rennhölz., Fell-
tornist., blaue Schnecschuhmützc, blauer An-
zug mit übergczogener grauer Windjacke),,
blaue Auge» und Locken. Carl jun., Görlitz,
Biesnitzer Str. 22, 1. Et." So gerne wir dem
holden Jüngling, genannt Carl jun., Görlitz,
auch schon in Anbetracht seiner gewiß sehr
schönen „blauen Augen und Locken", ein
klotziges Liebesglück wünschen, so scheint er
sich doch inbetreff der Ursache des Gebarens
der beiden jungen Damen in einem gröblichen
Irrtum zu befinden: Vielleicht war ihm an
einer äußerst kritischen, mehr hinterwärts be-
findlichen Stelle eine Hosennaht geplatzt.

Kulmbach. W. F.: In Nr. 221 des „Kulm-
bacher Tagblatts" lesen wir: „Errichtung einer
Funkstation für die Londoner Polizei. Lon-
don, 18. Sept. Eine Funkstation mit großem
Aktionsradius wurde im Hauptquartier der
Londoner Polizei errichtet. Damit verfügt sie
über eine neue Waffe zur Bekämpfung des
Hans Fischer, Betriebsassistentensohn, 1 Tag
alt." Ein Rausch in echtem „Kulmbacher", wie
ihn dieser Seher jedenfalls gehabt hat, gestaltet
die Welt, ja sogar die höchst ernsthafte Lon-
doner Polizei, zu einem närrischen Karnevals-

Leipzig. H. H.: Im „Hainichener Tage-
blatt" (Hainichen i. Sachsen) (Nummer und
Datum nicht erkennbar) beginnt eine Anzeige
der Firma „vr. Zinßer & Co." mit folgenden
Worten: „Verstopfung ist die Ursache vieler
Krankheiten. Zinßcr-Pillen (aus Kräutern
hergeftellt) sind ein natürliches Mittel zur
Förderung des Stuhlganges auch in veralteten
Fällen. Bitte senden Sie mir 2 Schachteln
Zinßer-Pillen. Schicken Sie sie aber sofort
ab, da mein Vater ohne Ihre Pillen nicht
fertig wird. E. Merten, Vogelsdorf, Ostbahn,
bei Berlin." Verflucht! Da ist allerdings
höchste Eile geboten.

Lüneburg. F. R.: In Nr. 10 der „Lüne-
burgschen Anzeigen" veröffentlicht das Landes-
kirchenamt für die Geistlichen der Hannover-
Landeskirche einige Richtlinien zur Formu-
lierung der Gebete am 18. Januar; zum
Schlüsse heißt es: „Bitte um den Geist wahrer
Bruderliebe, Wahrung der inneren Zwie-
tracht." Diesen Druckfehlerteufel, der vor
nichts mehr zurückschreckt, sollte aber wirklich
der Deubel holen.

Magdeburg, vr. P. K.: In Nr. 16 der
„Magdeburgischen Zeitung" lesen wir: „Der
Begründer des Harzer Bcrgtheaters in Thale,
vr. Karl Wachler, der am 18. Februar seinen
60. Geburtstag feiert, soll durch Anbringung
einer Gedenktafel geehrt werden." Ja, soll der
hochverdiente Herr vr. Ernst Wachler — so
heißt er — etwa diese Gedenktafel auf dem
Rücken tragen?

OelSnitz (Vogtland). R. Sl.: In Nr. 300
des „Vogtländischen Anzeigers und Tage-
blatts" beginnt eine Slnzeige von ,^öohra und
Sohn, Beso-Möbel", OelSnitz, mit folgenden
Worten: „Wir verschenken Krokodile! Hat

das Christkind die sehnlichst gewünschten
Schuhe, die reizende Handtasche aus echtem
Krokodil-Leder nicht gebracht? Nicht weinen..
Wir schenken Ihnen ein ganzes Krokodil —
ein echtes, lebendes, zahmes Krokodil aus dem
fernen Nord-Amerika —, wenn Sie das von
Ihnen gesuchte echt Eichen-Schlafzimmer" usw.
Au Backe! Das ist eine verflucht ungünstige
Reklame, die manchen abschrecken dürfte; denn
was fängt man, zum Deubel, mit einem
lebenden Krokodil im — Schlafzimmer an!
Ja, wenn es noch ein Stachelschwein wäre,
das man zum Zähneputzen oder Frottieren
des nackten Körpers benutzen könnte.

Schwerin i. M. G. B.-U. Im „Rostocker
Anzeiger" vom 8. Januar 1931 lesen wir:
„Unsere am 19. Dezember 1930 stattgefundene
Vermählung geben wir bekannt und danken
herzlich für liebevolle Aufmerksamkeiten.
Gleichzeitig zeigen wir die am 2. Januar 1931,
VA Uhr früh, erfolgte Geburt eines gesunden
Jungen hocherfreut an. Warnemünde. Fritz
Hoffmeister, Jda Hoffmeister, geb. Hinzpeter."
Ja, ja, „Geschwindigkeit ist kein Hexerei!"
— Herzl. Gruß v. P. W.

Walsrode (i. Hann.), vr. H. M.: In Nr. 1
der „Walsroder Zeitung" befindet sich folgende
Anzeige: „Reitverein Fallingbostel. Zur Be-
erdigung unseres Reitlehrers Herrn Hermann
Linnemann versammeln sich die Mitglieder am
Sonnabend, dem 3. Januar, 2.30 Uhr, im
Schlimmschen Gasthause in Fallingbostel. An-
zug: hoher Hut. Der Vorstand." Diese Art
der Bekleidung dürft« gerade bei einer solchen
Gelegenheit den Ansprüchen nicht genügen.

Waltershausen (Thüringen). Sch.: Nr. 287
der „Mitteldeutschen Zeitung" veröffentlicht
die Fortsetzung des Romans „Das Erbe";
darin heißt es: ,„Was hast du vor?' fragt sie,
und ihr Auge liegt bittend auf seiner Stirn
und trinkt die Klarheit seines Gesichtes und
den Glanz seiner Haare."

„Trinke Auge, was die Wimper hält,

Von dem goldncn Überfluß der Welt!"

Doch es darf zu diesem Zweck — ist zuzufügen —
Niemals bittend auf der Stirne liegen.

Wuppertal - Elberfeld. W. B.: Nr. 5 des
„Gencral-Anzeigers der Stadt Wuppertal" bc-
richtet von der Miniaturwclt des Planetoiden
„Eros"; unter anderm lesen wir: „Jhre Masie
ist demnach kaum größer als die einer großen
irdischen Gebirgskette, sie ist kaum mehr als
ein Wcltensplitter, ein im Raume wandelnder
Fclsblock, den vielleicht eine gewaltige kos-
metische Katastrophe in aschgrauer Vorzeit
aus dem Leib eines anderen Planeten gerissen
hat." Gerade „kosmetische Katastrophen" kön-
nen fürchterlich werden; wenn z. B. ein ver-
rückt gewordener Friseur seine Haarwasser-
slasiyen und Lockenbrennapparatc durch das
Schaufenster auf die Straße hinausschleuderl.

fmamt. Hauvllchriflletier und für dt« SHriftleituna «eraniworilich: Paul Warn»«. Ctrai
«rlbur J-dnsan. Berantw örtlich für den «n,ei,enteil: Sri» «hrndi. Sämllich in Berlin. Be
Wilhelnistr. 9; Postlcheck-Kanlo Berlin Rr. SOS« Telegr.-Adr.: «ladderadatsch, Berlin. — Druck: W. Bii

ies,asten: Mar Brinl
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»iikcustein. Berlin SW 48.
 
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