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Pressefreiheit, die ich meine oder Oer Weg zurück

Oie alten Deutschen hatten es gut, sie brauchten dann aber kam der Gutenberg

keine Zeitung zu lesen.

und später die Jlotationsmaschlne, aber die neuen Deutschen, die haben es wieder gut,

die brauchen auch keine Zeitung zu lesen.

Gefährliche Zeiten!

Mensch, laß keine Dokumente
Ruh'n in Schränken, schmeiß sie raus,
Denn sonst rückt dir die „Polente"

Eines Tages — bums — ins Haus!
Ob's vom Schuster, ob's vom Schneider,
Ob's von deiner lieben Braut,

Ach, das Schriftstück, leider, leider,

Wird voll Argwohn angeschaut.

Schreibt der Schneider, der auf Zahlung
Drängt mit jedem Stundenschlag,

Mit diskreter Untermalung:

„Bester Herr, wann kommt der ,Tag'?"

Gleich der Kriminale" schüttelt
Seinen Kopf; fragt, hart wie Stein,
Während er dich böse rüttelt:

„Welch ein ,Tag* soll das hier sein!?"
Oder — seine Augen funkeln —

Wenn er liest im Ulllet ckoux:

„Heute, lieber Fritz, im Dunkeln . . .!"
Er durchbohrt dich: „Ei — wozu?"

Willst du auf dem Erdcnballe
Ruhig leben voll Pläsier,

Rat ich dir in jedem Falle:

Meide jedes Stück Papier! br.

Gerd von Äülow

dem Mitarbeiter de« Kladderadatsch
zum 70. Geburtstag

Trauernd tief saß einstmals Diego,
Während Freude heut erfüllet mich:
Mancher hat wohl einen alter ogo,
Einen alten ego habe ich.

Und den alten ego will ich grüßen,
Meinen Freund, an diesem schönen Tag:
Möge lang mein Leben noch versüßen
Dieses treuen Vogel Bülows Schlag!
 
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